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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ausgang des Cimbrischen Krieges.
indessen die Cimbren nach Spanien giengen, ward ihm diese Würde auch das an-
dere Jahr zum drittenmal gelassen. Ja, da währender dieser Zeit die Cimbren
aus Spanien zurücke gekommen waren, und Jtalien in Gefahr stund, nöthigte man
ihn, noch das folgende Jahr Bürgermeister zu bleiben, 2 daß er also zum vier-
tenmal Consul war, als er den bis dahin sieghafften Feinden entgegenA. V. 651.
zog. Er lagerte sich in der Provintz, an der Rhone 3, und sein College, Luctatius
Catulus,
solte indessen die Norischen Alpen bedecken. 4 Marius wolte den Feind
erwarten, und ließ währender Zeit, die Schiffart aus der See in die Rhone, der Zu-
fuhr wegen, zu erleichtern, seine Soldaten den berühmten Canal bey Marseille
graben, der unter dem Namen Fossa Mariana in der Historie bekannt ist. 5 Die
Teutonen lagerten sich fast gegen über, und suchten ihn verschiedene mahle zum Tref-
fen zu bringen; aber Marius hielt seine Soldaten, so viel Begierde sie auch zum
schlagen bezeigeten, immer zurücke, unter dem Vorwand, die Götter hätten ihm noch
nicht das dazu erwartete Zeichen gegeben. 6 Jn der That aber war seine Absicht,
sich und den Soldaten, die der Waffen und Kriegs-Manieren der Teutonen un-
gewohnt waren, dieselbe zuförderst bekannt zu machen, insonderheit da er hoffte, diese
Ungeduld würde sie desto muthiger machen.

XII. Die Zeit ward endlich den Teutonen zu lang, so daß sie nach Jtalien auf-Die Ambro-
nen und Teu-
tonen werden
von Mario
aufs Haupt er-
leget.

brechen, und Marium vorbey ziehen wollten. Einige unter ihnen waren so frech, daß
sie zum Lager ritten, und die Römer mit grossem Geschrey fragten, ob sie was an die
ihrigen nach Rom zu bestellen hätten? 1 Marius folgte ihnen, und hohlte sie endlich
bey Aix, welches damahls eine neue Römische Colonie war, ein. Die Teuto-
nen, und Ambronen, so in besondern Hauffen zogen, setzten sich, ihn zu erwarten.
Marius grieff die Ambronen, so in die 30000 Mann starck waren 2
, zuerst an,

und
[Beginn Spaltensatz] urbis suae perniciem, sed Carthaginem cuperent euer-
tere. Haec sententia obtinuit.
2 idem p. 413. D. Id Romam nuntiatum inpri-
mis Mario tertium Consulatum confecit: simul etiam,
quia ineunte uere aduentus barbarorum in expecta-
tione erat, nolebant, ullo alio duce aleam Martis cum
illis iacere. Non tam cito tamen
(ut ferebat opinio)
aduenerunt, sed Consulatus tempus iterum Mario
circumactum est. Vrgentibus comitiis, quum de-
functus collega ejus esset, relicto ad exercitum M.
Aquilio, contendit Romam. Ibi multis & insigni-
bus uiris consulatum ambientibus, L. Saturninus,
qui praecipue inter tribunos impellere ualebat plebem,
quem circumegerat in se Marius, monuit eam pro
concione, ut Consulem illum crearent. Quum Ma-
rius, in speciem detrectare se Consulatum, nec cupere,
iactaret, proditorem eum patriae Saturninus appella-
uit, qui, periculo impendente tanto, bellum suscipere
gerendum abnueret. Haud clam erat eum simulatio-
ni Marii inscitum histrionem servire, uerum quod
tempus uideret populus requirere illius uirtutem &
fortunam, Consulem eum quartum designauerunt,
collegamque ei Luctatium Catulum addiderunt, ma-
gnae uirum inter primores autoritatis, nec plebi in-
[Spaltenumbruch] gratum.
3 idem l. c. p. 413. E. Vbi hostes prope esse in-
tellexit, raptim superauit Alpes, ac castris ad amnem
Rhodanum communitis, conuexit affatim eo com-
meatum, ne unquam, nisi postulante usu, ex neces-
sariorum inopia dimicare cogeretur.
4 idem. l. c. p. 414. A.
5 Vid. mela L. II. c. 5. plinivs L. III. c. 4.
& plvtarchvs l. c. p. 414. H.
Diesen Ca-
nal schenckte Marius, nach erhaltenem Sieg über die
Teutonen, der Stadt Marseille. strabo L. IV.
p. 183. Posterioribus temporibus Marius uidens, ad-
gestione limi ostium Rhodani obturari, intratu-
que reddi difficile, nouam egit fossam, qua maio-
rem amnis partem exciperet: eamque Massiliensi-
bus, ob nauatam praeclaram in bello contra Ambro-
nes & Toygenos operam, praemii loco donauit.
6 plvtarchvs p. 414. E. Woselbst er auch
einer Syrischen Wahrsagerin, Namens Martha, ge-
dencket, die Marius im Lager herum geführet, um sich
ihre abgeredete Prophezeyungen bey dem Volcke zu Nu-
tze zu machen.
1 §. XII. 1. plvtarchvs l. c. p. 415. E.
2 idem l. c. p. 416. B.
[Ende Spaltensatz]
3. plv-
B 2

bis zu Ausgang des Cimbriſchen Krieges.
indeſſen die Cimbren nach Spanien giengen, ward ihm dieſe Wuͤrde auch das an-
dere Jahr zum drittenmal gelaſſen. Ja, da waͤhrender dieſer Zeit die Cimbren
aus Spanien zuruͤcke gekommen waren, und Jtalien in Gefahr ſtund, noͤthigte man
ihn, noch das folgende Jahr Buͤrgermeiſter zu bleiben, 2 daß er alſo zum vier-
tenmal Conſul war, als er den bis dahin ſieghafften Feinden entgegenA. V. 651.
zog. Er lagerte ſich in der Provintz, an der Rhone 3, und ſein College, Luctatius
Catulus,
ſolte indeſſen die Noriſchen Alpen bedecken. 4 Marius wolte den Feind
erwarten, und ließ waͤhrender Zeit, die Schiffart aus der See in die Rhone, der Zu-
fuhr wegen, zu erleichtern, ſeine Soldaten den beruͤhmten Canal bey Marſeille
graben, der unter dem Namen Foſſa Mariana in der Hiſtorie bekannt iſt. 5 Die
Teutonen lagerten ſich faſt gegen uͤber, und ſuchten ihn verſchiedene mahle zum Tref-
fen zu bringen; aber Marius hielt ſeine Soldaten, ſo viel Begierde ſie auch zum
ſchlagen bezeigeten, im̃er zuruͤcke, unter dem Vorwand, die Goͤtter haͤtten ihm noch
nicht das dazu erwartete Zeichen gegeben. 6 Jn der That aber war ſeine Abſicht,
ſich und den Soldaten, die der Waffen und Kriegs-Manieren der Teutonen un-
gewohnt waren, dieſelbe zufoͤrderſt bekannt zu machen, inſonderheit da er hoffte, dieſe
Ungeduld wuͤrde ſie deſto muthiger machen.

XII. Die Zeit ward endlich den Teutonen zu lang, ſo daß ſie nach Jtalien auf-Die Ambro-
nen und Teu-
tonen werden
von Mario
aufs Haupt er-
leget.

brechen, und Marium vorbey ziehen wollten. Einige unter ihnen waren ſo frech, daß
ſie zum Lager ritten, und die Roͤmer mit groſſem Geſchrey fragten, ob ſie was an die
ihrigen nach Rom zu beſtellen haͤtten? 1 Marius folgte ihnen, und hohlte ſie endlich
bey Aix, welches damahls eine neue Roͤmiſche Colonie war, ein. Die Teuto-
nen, und Ambronen, ſo in beſondern Hauffen zogen, ſetzten ſich, ihn zu erwarten.
Marius grieff die Ambronen, ſo in die 30000 Mann ſtarck waren 2
, zuerſt an,

und
[Beginn Spaltensatz] urbis ſuae perniciem, ſed Carthaginem cuperent euer-
tere. Haec ſententia obtinuit.
2 idem p. 413. D. Id Romam nuntiatum inpri-
mis Mario tertium Conſulatum confecit: ſimul etiam,
quia ineunte uere aduentus barbarorum in expecta-
tione erat, nolebant, ullo alio duce aleam Martis cum
illis iacere. Non tam cito tamen
(ut ferebat opinio)
aduenerunt, ſed Conſulatus tempus iterum Mario
circumactum eſt. Vrgentibus comitiis, quum de-
functus collega ejus eſſet, relicto ad exercitum M.
Aquilio, contendit Romam. Ibi multis & inſigni-
bus uiris conſulatum ambientibus, L. Saturninus,
qui praecipue inter tribunos impellere ualebat plebem,
quem circumegerat in ſe Marius, monuit eam pro
concione, ut Conſulem illum crearent. Quum Ma-
rius, in ſpeciem detrectare ſe Conſulatum, nec cupere,
iactaret, proditorem eum patriæ Saturninus appella-
uit, qui, periculo impendente tanto, bellum ſuſcipere
gerendum abnueret. Haud clam erat eum ſimulatio-
ni Marii inſcitum hiſtrionem ſervire, uerum quod
tempus uideret populus requirere illius uirtutem &
fortunam, Conſulem eum quartum deſignauerunt,
collegamque ei Lúctatium Catulum addiderunt, ma-
gnae uirum inter primores autoritatis, nec plebi in-
[Spaltenumbruch] gratum.
3 idem l. c. p. 413. E. Vbi hoſtes prope eſſe in-
tellexit, raptim ſuperauit Alpes, ac caſtris ad amnem
Rhodanum communitis, conuexit affatim eo com-
meatum, ne unquam, niſi poſtulante uſu, ex neceſ-
ſariorum inopia dimicare cogeretur.
4 idem. l. c. p. 414. A.
5 Vid. mela L. II. c. 5. plinivs L. III. c. 4.
& plvtarchvs l. c. p. 414. H.
Dieſen Ca-
nal ſchenckte Marius, nach erhaltenem Sieg uͤber die
Teutonen, der Stadt Marſeille. strabo L. IV.
p. 183. Poſterioribus temporibus Marius uidens, ad-
geſtione limi oſtium Rhodani obturari, intratu-
que reddi difficile, nouam egit foſſam, qua maio-
rem amnis partem exciperet: eamque Maſſilienſi-
bus, ob nauatam praeclaram in bello contra Ambro-
nes & Toygenos operam, praemii loco donauit.
6 plvtarchvs p. 414. E. Woſelbſt er auch
einer Syriſchen Wahrſagerin, Namens Martha, ge-
dencket, die Marius im Lager herum gefuͤhret, um ſich
ihre abgeredete Prophezeyungen bey dem Volcke zu Nu-
tze zu machen.
1 §. XII. 1. plvtarchvs l. c. p. 415. E.
2 idem l. c. p. 416. B.
[Ende Spaltensatz]
3. plv-
B 2
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[11/0045] bis zu Ausgang des Cimbriſchen Krieges. indeſſen die Cimbren nach Spanien giengen, ward ihm dieſe Wuͤrde auch das an- dere Jahr zum drittenmal gelaſſen. Ja, da waͤhrender dieſer Zeit die Cimbren aus Spanien zuruͤcke gekommen waren, und Jtalien in Gefahr ſtund, noͤthigte man ihn, noch das folgende Jahr Buͤrgermeiſter zu bleiben, 2 daß er alſo zum vier- tenmal Conſul war, als er den bis dahin ſieghafften Feinden entgegen zog. Er lagerte ſich in der Provintz, an der Rhone 3, und ſein College, Luctatius Catulus, ſolte indeſſen die Noriſchen Alpen bedecken. 4 Marius wolte den Feind erwarten, und ließ waͤhrender Zeit, die Schiffart aus der See in die Rhone, der Zu- fuhr wegen, zu erleichtern, ſeine Soldaten den beruͤhmten Canal bey Marſeille graben, der unter dem Namen Foſſa Mariana in der Hiſtorie bekannt iſt. 5 Die Teutonen lagerten ſich faſt gegen uͤber, und ſuchten ihn verſchiedene mahle zum Tref- fen zu bringen; aber Marius hielt ſeine Soldaten, ſo viel Begierde ſie auch zum ſchlagen bezeigeten, im̃er zuruͤcke, unter dem Vorwand, die Goͤtter haͤtten ihm noch nicht das dazu erwartete Zeichen gegeben. 6 Jn der That aber war ſeine Abſicht, ſich und den Soldaten, die der Waffen und Kriegs-Manieren der Teutonen un- gewohnt waren, dieſelbe zufoͤrderſt bekannt zu machen, inſonderheit da er hoffte, dieſe Ungeduld wuͤrde ſie deſto muthiger machen. A. V. 651. XII. Die Zeit ward endlich den Teutonen zu lang, ſo daß ſie nach Jtalien auf- brechen, und Marium vorbey ziehen wollten. Einige unter ihnen waren ſo frech, daß ſie zum Lager ritten, und die Roͤmer mit groſſem Geſchrey fragten, ob ſie was an die ihrigen nach Rom zu beſtellen haͤtten? 1 Marius folgte ihnen, und hohlte ſie endlich bey Aix, welches damahls eine neue Roͤmiſche Colonie war, ein. Die Teuto- nen, und Ambronen, ſo in beſondern Hauffen zogen, ſetzten ſich, ihn zu erwarten. Marius grieff die Ambronen, ſo in die 30000 Mann ſtarck waren 2 1, zuerſt an, und Die Ambro- nen und Teu- tonen werden von Mario aufs Haupt er- leget. 2 idem p. 413. D. Id Romam nuntiatum inpri- mis Mario tertium Conſulatum confecit: ſimul etiam, quia ineunte uere aduentus barbarorum in expecta- tione erat, nolebant, ullo alio duce aleam Martis cum illis iacere. Non tam cito tamen (ut ferebat opinio) aduenerunt, ſed Conſulatus tempus iterum Mario circumactum eſt. Vrgentibus comitiis, quum de- functus collega ejus eſſet, relicto ad exercitum M. Aquilio, contendit Romam. Ibi multis & inſigni- bus uiris conſulatum ambientibus, L. Saturninus, qui praecipue inter tribunos impellere ualebat plebem, quem circumegerat in ſe Marius, monuit eam pro concione, ut Conſulem illum crearent. Quum Ma- rius, in ſpeciem detrectare ſe Conſulatum, nec cupere, iactaret, proditorem eum patriæ Saturninus appella- uit, qui, periculo impendente tanto, bellum ſuſcipere gerendum abnueret. Haud clam erat eum ſimulatio- ni Marii inſcitum hiſtrionem ſervire, uerum quod tempus uideret populus requirere illius uirtutem & fortunam, Conſulem eum quartum deſignauerunt, collegamque ei Lúctatium Catulum addiderunt, ma- gnae uirum inter primores autoritatis, nec plebi in- gratum. 3 idem l. c. p. 413. E. Vbi hoſtes prope eſſe in- tellexit, raptim ſuperauit Alpes, ac caſtris ad amnem Rhodanum communitis, conuexit affatim eo com- meatum, ne unquam, niſi poſtulante uſu, ex neceſ- ſariorum inopia dimicare cogeretur. 4 idem. l. c. p. 414. A. 5 Vid. mela L. II. c. 5. plinivs L. III. c. 4. & plvtarchvs l. c. p. 414. H. Dieſen Ca- nal ſchenckte Marius, nach erhaltenem Sieg uͤber die Teutonen, der Stadt Marſeille. strabo L. IV. p. 183. Poſterioribus temporibus Marius uidens, ad- geſtione limi oſtium Rhodani obturari, intratu- que reddi difficile, nouam egit foſſam, qua maio- rem amnis partem exciperet: eamque Maſſilienſi- bus, ob nauatam praeclaram in bello contra Ambro- nes & Toygenos operam, praemii loco donauit. 6 plvtarchvs p. 414. E. Woſelbſt er auch einer Syriſchen Wahrſagerin, Namens Martha, ge- dencket, die Marius im Lager herum gefuͤhret, um ſich ihre abgeredete Prophezeyungen bey dem Volcke zu Nu- tze zu machen. 1 §. XII. 1. plvtarchvs l. c. p. 415. E. 2 idem l. c. p. 416. B. 3. plv- 1 urbis ſuae perniciem, ſed Carthaginem cuperent euer- tere. Haec ſententia obtinuit. B 2

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/45>, abgerufen am 24.11.2024.