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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zur grossen Wanderung der Völcker.
tion, dem Käiser getreu und gewärtig zu seyn versprach, wenn er ihnen erlau-
ben wolte, sich in Thracien niederzulassen. Man machte aber nicht viel Achtung
auf diesen Antrag, und der Käiser brach dessen ungeachtet den 9 Augusti auf,
ließ den Schatz, und die vornehmsten Hof-Bedienten zu Hadrianopel, das Ge-
räthe und Proviant aber mit einer genugsamen Besatzung vor der Stadt, zurü-
cke. Als er noch acht Römische Meilen von gedachtem Orte war, hörten die Rö-
mer schon das Geschrey der Gothen, und stellten sich in Schlacht-Ordnung.
Fritigern, der das Treffen vermeyden, oder zum wenigsten Zeit gewinnen wolte,
die Greuthinger an sich zu ziehen, ließ nochmals um güttlichen Vergleich ansu-
chen. Die letzten Gesandten müssen bessere Vorschläge gethan haben als die er-
sten, indem sich Valens so weit eingelassen, daß er verlanget, die Häupter der
Gothen möchten selbst zu ihm kommen, mit denen man sicherer handeln, und
wenn man einig würde, sogleich schließen könte. Fritigern schickte abermal einen
Herold, mit dem Erbiethen, daß die Gothen auch hierzu willig wären, wenn
nur dagegen gewisse Geissel, damit die Personen sicher wären, gestellet würden.
Richomeres erboth sich bereits selbst einen Geissel abzugeben, als mitten unter die-
ser Handlung ein Theil Römischer Schützen mit den Gothen Handgemenge
ward, die ihres Orts, weil eben die erwartete Reuterey unter Alathei und Safra-
cis
Anführung, zusamt einer Anzahl Alanen, wie ein Blitz von den Bergen her-
unter schossen, sich ohne Bedencken einliessen. amm. marcellinvs be-
schreibet das Treffen, so daraus erfolget; in welchem die Römer eine solche
Niederlage erlitten, als sie, nach seinem Urtheil, seit dem Unglück ad Cannas,
nicht gehabt 4. Der Käiser Valens ist selbst dabey umgekommen, ohne daß man
die eigentlichen Umstände von seinem Ende für gewiß erfahren.

XXV. Die
[Beginn Spaltensatz] Hadrianopoleos uenit: ubi uallo sudibus fossaque
firmato, Gratianum impatienter opperiens, Richo-
merem comitem domesticorum suscepit, ab eodem im-
peratore praemissum cum litteris, ipsum quoque
uenturum mox indicantibus.
4 ibid. Wir sehen aus selbiger Beschreibung
unter andern, daß Batavische Truppen mit beym
Treffen gewesen, und wie Richomeres und Saturni-
nus
entkommen. Es heißt l. c. cap. 13. Cumque ar-
ma ex latere omni concuterentur & tela, lituosque
Bellona luctuosos inflaret, in clades Romanas solito
immanius furens
; cedentes nostri multis intercla-
mantibus restiterunt: & proelium flammarum ri-
tu crescens terrebat militum animos, confixis qui-
busdam rotatis ictibus iaculorum & sagittarum.
Deinde collisae in modum rostrorum nauium acies,
trudentesque se uicissim, undarum specie motibus
sunt reciprocis iactitatae. Et quia sinistrum cornu
adusque plaustra ipsa accessit, ultra
(si qui tulissent
suppetias
) processurum: a reliquo equitatu deser-
tum, multitudine bostili urgente, sicut ruina ag-
[Spaltenumbruch] geris magni oppressum atque deiectum est
: steterunt
improtecti pedites, ita concateruatis manipulis, ut
uix mucronem exerere, aut manus reducere quis-
quam posset. Nec iam obiectu pulueris coelum pate-
re potuit ad prospectum, clamoribus resultans hor-
risicis. Qua causa tela undique mortem uibrantia,
destinata cadebant & noxia, quod nec praeuideri
poterant nec caueri. Verum ubi effusi immensis
agminibus barbari iumenta conterebant & uiros, &
neque ad receptum confertis ordinibus laxari us-
quam poterat locus, & euadendi copiam constipatio
densior adimebat: nostri quoque ultimo cadendi
contemptu occursantes receptis gladiis obtruncabant,
& mutuis securium ictibus galeae perfringebantur
atque loricae. Videreque licebat celsum ferocia
barbarum, genis stridore constrictis, succiso po-
plite aut abscissa ferro dextera, uel confosso latere,
inter ipsa quoque mortis confinia minaciter circum-
ferentem oculos truces: ruinaque confligentium
mutua, ac humo corporibus stratis, campi perem-
ptis impleti sunt: & morientium gemitus, profun-
disque uulneribus transfixorum, cum timore audie-

[Ende Spaltensatz]
bantus
P p

bis zur groſſen Wanderung der Voͤlcker.
tion, dem Kaͤiſer getreu und gewaͤrtig zu ſeyn verſprach, wenn er ihnen erlau-
ben wolte, ſich in Thracien niederzulaſſen. Man machte aber nicht viel Achtung
auf dieſen Antrag, und der Kaͤiſer brach deſſen ungeachtet den 9 Auguſti auf,
ließ den Schatz, und die vornehmſten Hof-Bedienten zu Hadrianopel, das Ge-
raͤthe und Proviant aber mit einer genugſamen Beſatzung vor der Stadt, zuruͤ-
cke. Als er noch acht Roͤmiſche Meilen von gedachtem Orte war, hoͤrten die Roͤ-
mer ſchon das Geſchrey der Gothen, und ſtellten ſich in Schlacht-Ordnung.
Fritigern, der das Treffen vermeyden, oder zum wenigſten Zeit gewinnen wolte,
die Greuthinger an ſich zu ziehen, ließ nochmals um guͤttlichen Vergleich anſu-
chen. Die letzten Geſandten muͤſſen beſſere Vorſchlaͤge gethan haben als die er-
ſten, indem ſich Valens ſo weit eingelaſſen, daß er verlanget, die Haͤupter der
Gothen moͤchten ſelbſt zu ihm kommen, mit denen man ſicherer handeln, und
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Herold, mit dem Erbiethen, daß die Gothen auch hierzu willig waͤren, wenn
nur dagegen gewiſſe Geiſſel, damit die Perſonen ſicher waͤren, geſtellet wuͤrden.
Richomeres erboth ſich bereits ſelbſt einen Geiſſel abzugeben, als mitten unter die-
ſer Handlung ein Theil Roͤmiſcher Schuͤtzen mit den Gothen Handgemenge
ward, die ihres Orts, weil eben die erwartete Reuterey unter Alathei und Safra-
cis
Anfuͤhrung, zuſamt einer Anzahl Alanen, wie ein Blitz von den Bergen her-
unter ſchoſſen, ſich ohne Bedencken einlieſſen. amm. marcellinvs be-
ſchreibet das Treffen, ſo daraus erfolget; in welchem die Roͤmer eine ſolche
Niederlage erlitten, als ſie, nach ſeinem Urtheil, ſeit dem Ungluͤck ad Cannas,
nicht gehabt 4. Der Kaͤiſer Valens iſt ſelbſt dabey umgekommen, ohne daß man
die eigentlichen Umſtaͤnde von ſeinem Ende fuͤr gewiß erfahren.

XXV. Die
[Beginn Spaltensatz] Hadrianopoleos uenit: ubi uallo ſudibus foſſaque
firmato, Gratianum impatienter opperiens, Richo-
merem comitem domeſticorum ſuſcepit, ab eodem im-
peratore praemiſſum cum litteris, ipſum quoque
uenturum mox indicantibus.
4 ibid. Wir ſehen aus ſelbiger Beſchreibung
unter andern, daß Bataviſche Truppen mit beym
Treffen geweſen, und wie Richomeres und Saturni-
nus
entkommen. Es heißt l. c. cap. 13. Cumque ar-
ma ex latere omni concuterentur & tela, lituosque
Bellona luctuoſos inflaret, in clades Romanas ſolito
immanius furens
; cedentes noſtri multis intercla-
mantibus reſtiterunt: & proelium flammarum ri-
tu creſcens terrebat militum animos, confixis qui-
busdam rotatis ictibus iaculorum & ſagittarum.
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trudentesque ſe uiciſſim, undarum ſpecie motibus
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(ſi qui tuliſſent
ſuppetias
) proceſſurum: a reliquo equitatu deſer-
tum, multitudine boſtili urgente, ſicut ruina ag-
[Spaltenumbruch] geris magni oppreſſum atque deiectum eſt
: ſteterunt
improtecti pedites, ita concateruatis manipulis, ut
uix mucronem exerere, aut manus reducere quis-
quam poſſet. Nec iam obiectu pulueris coelum pate-
re potuit ad proſpectum, clamoribus reſultans hor-
riſicis. Qua cauſa tela undique mortem uibrantia,
deſtinata cadebant & noxia, quod nec praeuideri
poterant nec caueri. Verum ubi effuſi immenſis
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neque ad receptum confertis ordinibus laxari us-
quam poterat locus, & euadendi copiam conſtipatio
denſior adimebat: noſtri quoque ultimo cadendi
contemptu occurſantes receptis gladiis obtruncabant,
& mutuis ſecurium ictibus galeae perfringebantur
atque loricae. Videreque licebat celſum ferocia
barbarum, genis ſtridore conſtrictis, ſucciſo po-
plite aut abſciſſa ferro dextera, uel confoſſo latere,
inter ipſa quoque mortis confinia minaciter circum-
ferentem oculos truces: ruinaque confligentium
mutua, ac humo corporibus ſtratis, campi perem-
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[297/0331] bis zur groſſen Wanderung der Voͤlcker. tion, dem Kaͤiſer getreu und gewaͤrtig zu ſeyn verſprach, wenn er ihnen erlau- ben wolte, ſich in Thracien niederzulaſſen. Man machte aber nicht viel Achtung auf dieſen Antrag, und der Kaͤiſer brach deſſen ungeachtet den 9 Auguſti auf, ließ den Schatz, und die vornehmſten Hof-Bedienten zu Hadrianopel, das Ge- raͤthe und Proviant aber mit einer genugſamen Beſatzung vor der Stadt, zuruͤ- cke. Als er noch acht Roͤmiſche Meilen von gedachtem Orte war, hoͤrten die Roͤ- mer ſchon das Geſchrey der Gothen, und ſtellten ſich in Schlacht-Ordnung. Fritigern, der das Treffen vermeyden, oder zum wenigſten Zeit gewinnen wolte, die Greuthinger an ſich zu ziehen, ließ nochmals um guͤttlichen Vergleich anſu- chen. Die letzten Geſandten muͤſſen beſſere Vorſchlaͤge gethan haben als die er- ſten, indem ſich Valens ſo weit eingelaſſen, daß er verlanget, die Haͤupter der Gothen moͤchten ſelbſt zu ihm kommen, mit denen man ſicherer handeln, und wenn man einig wuͤrde, ſogleich ſchließen koͤnte. Fritigern ſchickte abermal einen Herold, mit dem Erbiethen, daß die Gothen auch hierzu willig waͤren, wenn nur dagegen gewiſſe Geiſſel, damit die Perſonen ſicher waͤren, geſtellet wuͤrden. Richomeres erboth ſich bereits ſelbſt einen Geiſſel abzugeben, als mitten unter die- ſer Handlung ein Theil Roͤmiſcher Schuͤtzen mit den Gothen Handgemenge ward, die ihres Orts, weil eben die erwartete Reuterey unter Alathei und Safra- cis Anfuͤhrung, zuſamt einer Anzahl Alanen, wie ein Blitz von den Bergen her- unter ſchoſſen, ſich ohne Bedencken einlieſſen. amm. marcellinvs be- ſchreibet das Treffen, ſo daraus erfolget; in welchem die Roͤmer eine ſolche Niederlage erlitten, als ſie, nach ſeinem Urtheil, ſeit dem Ungluͤck ad Cannas, nicht gehabt 4. Der Kaͤiſer Valens iſt ſelbſt dabey umgekommen, ohne daß man die eigentlichen Umſtaͤnde von ſeinem Ende fuͤr gewiß erfahren. XXV. Die 3 4 ibid. Wir ſehen aus ſelbiger Beſchreibung unter andern, daß Bataviſche Truppen mit beym Treffen geweſen, und wie Richomeres und Saturni- nus entkommen. Es heißt l. c. cap. 13. Cumque ar- ma ex latere omni concuterentur & tela, lituosque Bellona luctuoſos inflaret, in clades Romanas ſolito immanius furens; cedentes noſtri multis intercla- mantibus reſtiterunt: & proelium flammarum ri- tu creſcens terrebat militum animos, confixis qui- busdam rotatis ictibus iaculorum & ſagittarum. Deinde colliſae in modum roſtrorum nauium acies, trudentesque ſe uiciſſim, undarum ſpecie motibus ſunt reciprocis iactitatae. Et quia ſiniſtrum cornu adusque plauſtra ipſa acceſſit, ultra (ſi qui tuliſſent ſuppetias) proceſſurum: a reliquo equitatu deſer- tum, multitudine boſtili urgente, ſicut ruina ag- geris magni oppreſſum atque deiectum eſt: ſteterunt improtecti pedites, ita concateruatis manipulis, ut uix mucronem exerere, aut manus reducere quis- quam poſſet. Nec iam obiectu pulueris coelum pate- re potuit ad proſpectum, clamoribus reſultans hor- riſicis. Qua cauſa tela undique mortem uibrantia, deſtinata cadebant & noxia, quod nec praeuideri poterant nec caueri. Verum ubi effuſi immenſis agminibus barbari iumenta conterebant & uiros, & neque ad receptum confertis ordinibus laxari us- quam poterat locus, & euadendi copiam conſtipatio denſior adimebat: noſtri quoque ultimo cadendi contemptu occurſantes receptis gladiis obtruncabant, & mutuis ſecurium ictibus galeae perfringebantur atque loricae. Videreque licebat celſum ferocia barbarum, genis ſtridore conſtrictis, ſucciſo po- plite aut abſciſſa ferro dextera, uel confoſſo latere, inter ipſa quoque mortis confinia minaciter circum- ferentem oculos truces: ruinaque confligentium mutua, ac humo corporibus ſtratis, campi perem- ptis impleti ſunt: & morientium gemitus, profun- disque uulneribus transfixorum, cum timore audie- bantus 3 Hadrianopoleos uenit: ubi uallo ſudibus foſſaque firmato, Gratianum impatienter opperiens, Richo- merem comitem domeſticorum ſuſcepit, ab eodem im- peratore praemiſſum cum litteris, ipſum quoque uenturum mox indicantibus. P p

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/331>, abgerufen am 24.11.2024.