Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch. Geschichte der Teutschen
Römer bey Chalons an der Marne, und räumete nicht eher das Feld, als bis
sie nach tapferm Wiederstand 6000. Todte, und 4000. Gefangene zurück
gelassen 6. Ein Römischer Trup bekam im Nachsetzen den König selbst gefan-
gen, und die Soldaten knüpfften ihn in der Wuth an einen Galgen, welches
aber der General sehr übel nahm 7. Diese Siege erweckten in Paris um so
viel mehr Freude, weil eben um die Zeit auch der Kaiser Valens, Procopii
Kopff, als ein Zeichen der gedämpfften Empöhrung seinem Bruder über-
schickte.

III. Jndessen daß Valentinianus in Gallien wieder die Alemannen beschäff-
Valentis
Krieg gegen
die Gothen.
tiget war, bekriegte Valens die Gothen 1. Man siehet aber aus der Beschrei-
bung des Krieges, daß es nicht alle Gothen, sondern die West-Gothen, und
insonderheit diesenigen, so in Dacien wohneten, angegangen 2. Diese Gothen
hatten Procopio 3000. Mann zu Hülffe geschickt. Selbige waren nach des-
sen Niederlage abgeschnitten, und sich zu ergeben genöthiget worden, darauf
man sie hin und wieder im Lande zerstreuet. Es herrschete damals bey den
West-Gothen Athanaricus, dessen Vater bey Constantino dem Großen in
solchem Ansehen gestanden, daß er ihm eine Bild-Seule zu Ehren setzen lassen,
und der auch für seine Person, sowohl wegen seiner Tapferkeit und hohen Gei-
stes, als wegen seines Verstandes, unter die berühmtesten Gothischen Helden
zu zehlen ist. Dieser forderte beym Kaiser Valens die gefangenen Gothen ab,
und führte zur Entschuldigung an, daß die Gothen dergleichen Hülffe einer
Person von dem Constantinischen Hause, vermöge der Bündnisse mit den
vorigen Kaisern, nicht hätte versagen können; versprach aber, da das Glück
nunmehr den Streit entschieden, mit dem Uberwinder in eben so gutem Ver-
nehmen, als mit seinen Vorfahren, zu leben. Aber Valens, der damals sonst
keinen Krieg hatte, fand rathsam, an statt der Wiedergebung der Gefangenen,
die Gothen selbst zu bekriegen. Er lagerte sich im Frühlinge A. 367. bey

Daphne,
6 [Beginn Spaltensatz] ibidem Hoc prospero rerum effectu, quem
uirtus peregerat & fortuna, aucta fiducia Iouinus
militem ducens, diligenti speculatione praemissa,
in tertium cuneum qui restabat, propere castra
commouit: & maturato itinere omnem prope Ca-
telaunos inuenit ad congrediendum promptissimum.
Et uallo opportune metato, suisque pro tempore
copia cibo recreatis & somno, primo aurorae ex-
ortu in aperta planitie composuit aciem dilatatam
arte sollerti, ut spatiis amplioribus occupatis
aequiparare Romani bostium multitudiuem appa-
rerent, inferiores numero, licet uiribus pares.
Signo itaque per bucinas dato, cum pede collato
res agi coepisset, sueta vexillorum splendentium
facie territi stetere Germani, &c.
7 ibidem Exin progressus ulterius, reuer-
tens, ubi nullum repererat, didicit regem hostili-
um agminum cum paucis captum ab Ascariis,
[Spaltenumbruch] quos ipse per iter aliud ad diripienda tentoria mi-
serat Alamannica, suffixum patibulo. Ideoque
iratus in tribunum animaduertere statuit, ausum
hoc inconsulta potestate superiore fecisse: eumque
damnasset, ni militari impetu commissum facinus
atrox, documentis euidentibus constitisset.
1 §. III. 1. Wir finden einen besondern Umstand
beym theodoreto L. IV. cap. 11. von Valen-
tis
Zurüstung zu diesem Zuge. Valens potitus im-
perio, quanquam primae doctrinae apostolicae
ornamentis decoratus, cum Gothi Istrum traiecis-
sent, & Thraciam popularentur, consilio inito de
colligendo exercitu, & bello contra eos suscipiendo,
non putauit sibi consentaneum, ut nudus diuina
gratia expeditionem faceret, sed se perfecta sacro-
sancti baptismatis armatura tegeret, idque prae-
clare & sapienter admodum.

[Ende Spaltensatz]
2. Daher
2

Siebendes Buch. Geſchichte der Teutſchen
Roͤmer bey Chalons an der Marne, und raͤumete nicht eher das Feld, als bis
ſie nach tapferm Wiederſtand 6000. Todte, und 4000. Gefangene zuruͤck
gelaſſen 6. Ein Roͤmiſcher Trup bekam im Nachſetzen den Koͤnig ſelbſt gefan-
gen, und die Soldaten knuͤpfften ihn in der Wuth an einen Galgen, welches
aber der General ſehr uͤbel nahm 7. Dieſe Siege erweckten in Paris um ſo
viel mehr Freude, weil eben um die Zeit auch der Kaiſer Valens, Procopii
Kopff, als ein Zeichen der gedaͤmpfften Empoͤhrung ſeinem Bruder uͤber-
ſchickte.

III. Jndeſſen daß Valentinianus in Gallien wieder die Alemannen beſchaͤff-
Valentis
Krieg gegen
die Gothen.
tiget war, bekriegte Valens die Gothen 1. Man ſiehet aber aus der Beſchrei-
bung des Krieges, daß es nicht alle Gothen, ſondern die Weſt-Gothen, und
inſonderheit dieſenigen, ſo in Dacien wohneten, angegangen 2. Dieſe Gothen
hatten Procopio 3000. Mann zu Huͤlffe geſchickt. Selbige waren nach deſ-
ſen Niederlage abgeſchnitten, und ſich zu ergeben genoͤthiget worden, darauf
man ſie hin und wieder im Lande zerſtreuet. Es herrſchete damals bey den
Weſt-Gothen Athanaricus, deſſen Vater bey Conſtantino dem Großen in
ſolchem Anſehen geſtanden, daß er ihm eine Bild-Seule zu Ehren ſetzen laſſen,
und der auch fuͤr ſeine Perſon, ſowohl wegen ſeiner Tapferkeit und hohen Gei-
ſtes, als wegen ſeines Verſtandes, unter die beruͤhmteſten Gothiſchen Helden
zu zehlen iſt. Dieſer forderte beym Kaiſer Valens die gefangenen Gothen ab,
und fuͤhrte zur Entſchuldigung an, daß die Gothen dergleichen Huͤlffe einer
Perſon von dem Conſtantiniſchen Hauſe, vermoͤge der Buͤndniſſe mit den
vorigen Kaiſern, nicht haͤtte verſagen koͤnnen; verſprach aber, da das Gluͤck
nunmehr den Streit entſchieden, mit dem Uberwinder in eben ſo gutem Ver-
nehmen, als mit ſeinen Vorfahren, zu leben. Aber Valens, der damals ſonſt
keinen Krieg hatte, fand rathſam, an ſtatt der Wiedergebung der Gefangenen,
die Gothen ſelbſt zu bekriegen. Er lagerte ſich im Fruͤhlinge A. 367. bey

Daphne,
6 [Beginn Spaltensatz] ibidem Hoc proſpero rerum effectu, quem
uirtus peregerat & fortuna, aucta fiducia Iouinus
militem ducens, diligenti ſpeculatione praemiſſa,
in tertium cuneum qui reſtabat, propere caſtra
commouit: & maturato itinere omnem prope Ca-
telaunos inuenit ad congrediendum promptiſſimum.
Et uallo opportune metato, ſuisque pro tempore
copia cibo recreatis & ſomno, primo aurorae ex-
ortu in aperta planitie compoſuit aciem dilatatam
arte ſollerti, ut ſpatiis amplioribus occupatis
aequiparare Romani boſtium multitudiuem appa-
rerent, inferiores numero, licet uiribus pares.
Signo itaque per bucinas dato, cum pede collato
res agi coepiſſet, ſueta vexillorum ſplendentium
facie territi ſtetere Germani, &c.
7 ibidem Exin progreſſus ulterius, reuer-
tens, ubi nullum repererat, didicit regem hoſtili-
um agminum cum paucis captum ab Aſcariis,
[Spaltenumbruch] quos ipſe per iter aliud ad diripienda tentoria mi-
ſerat Alamannica, ſuffixum patibulo. Ideoque
iratus in tribunum animaduertere ſtatuit, auſum
hoc inconſulta poteſtate ſuperiore feciſſe: eumque
damnaſſet, ni militari impetu commiſſum facinus
atrox, documentis euidentibus conſtitiſſet.
1 §. III. 1. Wir finden einen beſondern Umſtand
beym theodoreto L. IV. cap. 11. von Valen-
tis
Zuruͤſtung zu dieſem Zuge. Valens potitus im-
perio, quanquam primae doctrinae apoſtolicae
ornamentis decoratus, cum Gothi Iſtrum traieciſ-
ſent, & Thraciam popularentur, conſilio inito de
colligendo exercitu, & bello contra eos ſuſcipiendo,
non putauit ſibi conſentaneum, ut nudus diuina
gratia expeditionem faceret, ſed ſe perfecta ſacro-
ſancti baptiſmatis armatura tegeret, idque prae-
clare & ſapienter admodum.

[Ende Spaltensatz]
2. Daher
2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0302" n="268"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch. Ge&#x017F;chichte der Teut&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
Ro&#x0364;mer bey <hi rendition="#aq">Chalons</hi> an der <hi rendition="#aq">Marne,</hi> und ra&#x0364;umete nicht eher das Feld, als bis<lb/>
&#x017F;ie nach tapferm Wieder&#x017F;tand 6000. Todte, und 4000. Gefangene zuru&#x0364;<hi rendition="#fr">ck</hi><lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="6"><cb type="start"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ibidem</hi></hi><hi rendition="#i">Hoc pro&#x017F;pero rerum effectu, quem<lb/>
uirtus peregerat &amp; fortuna, aucta fiducia Iouinus<lb/>
militem ducens, diligenti &#x017F;peculatione praemi&#x017F;&#x017F;a,<lb/>
in tertium cuneum qui re&#x017F;tabat, propere ca&#x017F;tra<lb/>
commouit: &amp; maturato itinere omnem prope Ca-<lb/>
telaunos inuenit ad congrediendum prompti&#x017F;&#x017F;imum.<lb/>
Et uallo opportune metato, &#x017F;uisque pro tempore<lb/>
copia cibo recreatis &amp; &#x017F;omno, primo aurorae ex-<lb/>
ortu in aperta planitie compo&#x017F;uit aciem dilatatam<lb/>
arte &#x017F;ollerti, ut &#x017F;patiis amplioribus occupatis<lb/>
aequiparare Romani bo&#x017F;tium multitudiuem appa-<lb/>
rerent, inferiores numero, licet uiribus pares.<lb/>
Signo itaque per bucinas dato, cum pede collato<lb/>
res agi coepi&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;ueta vexillorum &#x017F;plendentium<lb/>
facie territi &#x017F;tetere Germani, &amp;c.</hi></hi></note>. Ein Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Trup bekam im Nach&#x017F;etzen den Ko&#x0364;nig &#x017F;elb&#x017F;t gefan-<lb/>
gen, und die Soldaten knu&#x0364;pfften ihn in der Wuth an einen Galgen, welches<lb/>
aber der General &#x017F;ehr u&#x0364;bel nahm <note place="foot" n="7"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ibidem</hi></hi><hi rendition="#i">Exin progre&#x017F;&#x017F;us ulterius, reuer-<lb/>
tens, ubi nullum repererat, didicit regem ho&#x017F;tili-<lb/>
um agminum cum paucis captum ab A&#x017F;cariis,<lb/><cb/>
quos ip&#x017F;e per iter aliud ad diripienda tentoria mi-<lb/>
&#x017F;erat Alamannica, &#x017F;uffixum patibulo. Ideoque<lb/>
iratus in tribunum animaduertere &#x017F;tatuit, au&#x017F;um<lb/>
hoc incon&#x017F;ulta pote&#x017F;tate &#x017F;uperiore feci&#x017F;&#x017F;e: eumque<lb/>
damna&#x017F;&#x017F;et, ni militari impetu commi&#x017F;&#x017F;um facinus<lb/>
atrox, documentis euidentibus con&#x017F;titi&#x017F;&#x017F;et.</hi></hi></note>. Die&#x017F;e Siege erweckten in Paris um &#x017F;o<lb/>
viel mehr Freude, weil eben um die Zeit auch der Kai&#x017F;er <hi rendition="#aq">Valens, Procopii</hi><lb/>
Kopff, als ein Zeichen der geda&#x0364;mpfften Empo&#x0364;hrung &#x017F;einem Bruder u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;chickte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">III.</hi> Jnde&#x017F;&#x017F;en daß <hi rendition="#aq">Valentinianus</hi> in Gallien wieder die Alemannen be&#x017F;cha&#x0364;ff-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Valentis</hi></hi><lb/>
Krieg gegen<lb/>
die Gothen.</note>tiget war, bekriegte <hi rendition="#aq">Valens</hi> die Gothen <note place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">III</hi>. 1. Wir finden einen be&#x017F;ondern Um&#x017F;tand<lb/>
beym <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">theodoreto</hi></hi> L. IV. cap.</hi> 11. von <hi rendition="#aq">Valen-<lb/>
tis</hi> Zuru&#x0364;&#x017F;tung zu die&#x017F;em Zuge. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Valens potitus im-<lb/>
perio, quanquam primae doctrinae apo&#x017F;tolicae<lb/>
ornamentis decoratus, cum Gothi I&#x017F;trum traieci&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ent, &amp; Thraciam popularentur, con&#x017F;ilio inito de<lb/>
colligendo exercitu, &amp; bello contra eos &#x017F;u&#x017F;cipiendo,<lb/>
non putauit &#x017F;ibi con&#x017F;entaneum, ut nudus diuina<lb/>
gratia expeditionem faceret, &#x017F;ed &#x017F;e perfecta &#x017F;acro-<lb/>
&#x017F;ancti bapti&#x017F;matis armatura tegeret, idque prae-<lb/>
clare &amp; &#x017F;apienter admodum.</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">2. Daher</fw><cb type="end"/>
</note>. Man &#x017F;iehet aber aus der Be&#x017F;chrei-<lb/>
bung des Krieges, daß es nicht alle Gothen, &#x017F;ondern die We&#x017F;t-Gothen, und<lb/>
in&#x017F;onderheit die&#x017F;enigen, &#x017F;o in Dacien wohneten, angegangen <note xml:id="FN302_02_01" next="#FN302_02_02" place="foot" n="2"/><note type="editorial">Der Fußnotentext befindet sich auf der nächsten Seite.</note>. Die&#x017F;e Gothen<lb/>
hatten <hi rendition="#aq">Procopio</hi> 3000. Mann zu Hu&#x0364;lffe ge&#x017F;chickt. Selbige waren nach de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Niederlage abge&#x017F;chnitten, und &#x017F;ich zu ergeben geno&#x0364;thiget worden, darauf<lb/>
man &#x017F;ie hin und wieder im Lande zer&#x017F;treuet. Es herr&#x017F;chete damals bey den<lb/>
We&#x017F;t-Gothen <hi rendition="#aq">Athanaricus,</hi> de&#x017F;&#x017F;en Vater bey <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantino</hi> dem Großen in<lb/>
&#x017F;olchem An&#x017F;ehen ge&#x017F;tanden, daß er ihm eine Bild-Seule zu Ehren &#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und der auch fu&#x0364;r &#x017F;eine Per&#x017F;on, &#x017F;owohl wegen &#x017F;einer Tapferkeit und hohen Gei-<lb/>
&#x017F;tes, als wegen &#x017F;eines Ver&#x017F;tandes, unter die beru&#x0364;hmte&#x017F;ten Gothi&#x017F;chen Helden<lb/>
zu zehlen i&#x017F;t. Die&#x017F;er forderte beym Kai&#x017F;er <hi rendition="#aq">Valens</hi> die gefangenen Gothen ab,<lb/>
und fu&#x0364;hrte zur Ent&#x017F;chuldigung an, daß die Gothen dergleichen Hu&#x0364;lffe einer<lb/>
Per&#x017F;on von dem Con&#x017F;tantini&#x017F;chen Hau&#x017F;e, vermo&#x0364;ge der Bu&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e mit den<lb/>
vorigen Kai&#x017F;ern, nicht ha&#x0364;tte ver&#x017F;agen ko&#x0364;nnen; ver&#x017F;prach aber, da das Glu&#x0364;ck<lb/>
nunmehr den Streit ent&#x017F;chieden, mit dem Uberwinder in eben &#x017F;o gutem Ver-<lb/>
nehmen, als mit &#x017F;einen Vorfahren, zu leben. Aber <hi rendition="#aq">Valens,</hi> der damals &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
keinen Krieg hatte, fand rath&#x017F;am, an &#x017F;tatt der Wiedergebung der Gefangenen,<lb/>
die Gothen &#x017F;elb&#x017F;t zu bekriegen. Er lagerte &#x017F;ich im Fru&#x0364;hlinge <hi rendition="#aq">A.</hi> 367. bey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Daphne,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0302] Siebendes Buch. Geſchichte der Teutſchen Roͤmer bey Chalons an der Marne, und raͤumete nicht eher das Feld, als bis ſie nach tapferm Wiederſtand 6000. Todte, und 4000. Gefangene zuruͤck gelaſſen 6. Ein Roͤmiſcher Trup bekam im Nachſetzen den Koͤnig ſelbſt gefan- gen, und die Soldaten knuͤpfften ihn in der Wuth an einen Galgen, welches aber der General ſehr uͤbel nahm 7. Dieſe Siege erweckten in Paris um ſo viel mehr Freude, weil eben um die Zeit auch der Kaiſer Valens, Procopii Kopff, als ein Zeichen der gedaͤmpfften Empoͤhrung ſeinem Bruder uͤber- ſchickte. III. Jndeſſen daß Valentinianus in Gallien wieder die Alemannen beſchaͤff- tiget war, bekriegte Valens die Gothen 1. Man ſiehet aber aus der Beſchrei- bung des Krieges, daß es nicht alle Gothen, ſondern die Weſt-Gothen, und inſonderheit dieſenigen, ſo in Dacien wohneten, angegangen 2. Dieſe Gothen hatten Procopio 3000. Mann zu Huͤlffe geſchickt. Selbige waren nach deſ- ſen Niederlage abgeſchnitten, und ſich zu ergeben genoͤthiget worden, darauf man ſie hin und wieder im Lande zerſtreuet. Es herrſchete damals bey den Weſt-Gothen Athanaricus, deſſen Vater bey Conſtantino dem Großen in ſolchem Anſehen geſtanden, daß er ihm eine Bild-Seule zu Ehren ſetzen laſſen, und der auch fuͤr ſeine Perſon, ſowohl wegen ſeiner Tapferkeit und hohen Gei- ſtes, als wegen ſeines Verſtandes, unter die beruͤhmteſten Gothiſchen Helden zu zehlen iſt. Dieſer forderte beym Kaiſer Valens die gefangenen Gothen ab, und fuͤhrte zur Entſchuldigung an, daß die Gothen dergleichen Huͤlffe einer Perſon von dem Conſtantiniſchen Hauſe, vermoͤge der Buͤndniſſe mit den vorigen Kaiſern, nicht haͤtte verſagen koͤnnen; verſprach aber, da das Gluͤck nunmehr den Streit entſchieden, mit dem Uberwinder in eben ſo gutem Ver- nehmen, als mit ſeinen Vorfahren, zu leben. Aber Valens, der damals ſonſt keinen Krieg hatte, fand rathſam, an ſtatt der Wiedergebung der Gefangenen, die Gothen ſelbſt zu bekriegen. Er lagerte ſich im Fruͤhlinge A. 367. bey Daphne, Valentis Krieg gegen die Gothen. 6 ibidem Hoc proſpero rerum effectu, quem uirtus peregerat & fortuna, aucta fiducia Iouinus militem ducens, diligenti ſpeculatione praemiſſa, in tertium cuneum qui reſtabat, propere caſtra commouit: & maturato itinere omnem prope Ca- telaunos inuenit ad congrediendum promptiſſimum. Et uallo opportune metato, ſuisque pro tempore copia cibo recreatis & ſomno, primo aurorae ex- ortu in aperta planitie compoſuit aciem dilatatam arte ſollerti, ut ſpatiis amplioribus occupatis aequiparare Romani boſtium multitudiuem appa- rerent, inferiores numero, licet uiribus pares. Signo itaque per bucinas dato, cum pede collato res agi coepiſſet, ſueta vexillorum ſplendentium facie territi ſtetere Germani, &c. 7 ibidem Exin progreſſus ulterius, reuer- tens, ubi nullum repererat, didicit regem hoſtili- um agminum cum paucis captum ab Aſcariis, quos ipſe per iter aliud ad diripienda tentoria mi- ſerat Alamannica, ſuffixum patibulo. Ideoque iratus in tribunum animaduertere ſtatuit, auſum hoc inconſulta poteſtate ſuperiore feciſſe: eumque damnaſſet, ni militari impetu commiſſum facinus atrox, documentis euidentibus conſtitiſſet. 1 §. III. 1. Wir finden einen beſondern Umſtand beym theodoreto L. IV. cap. 11. von Valen- tis Zuruͤſtung zu dieſem Zuge. Valens potitus im- perio, quanquam primae doctrinae apoſtolicae ornamentis decoratus, cum Gothi Iſtrum traieciſ- ſent, & Thraciam popularentur, conſilio inito de colligendo exercitu, & bello contra eos ſuſcipiendo, non putauit ſibi conſentaneum, ut nudus diuina gratia expeditionem faceret, ſed ſe perfecta ſacro- ſancti baptiſmatis armatura tegeret, idque prae- clare & ſapienter admodum. 2. Daher 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/302
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/302>, abgerufen am 22.11.2024.