Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

bis zur großen Wanderung der Völcker.
schencken etwas abgebrochen hatte, und der Minister + den Gesanden, als sie+ Magister
officiorum.

sich deßhalben beklaget, sehr schnöde begegnet war. Die Alemannen glaubten
dannenher, sie wären an den Frieden auch nicht weiter gebunden, und fielen in
Gallien ein. Valentinianus bekam auf seiner Reise kurtz vor Paris die Nach-
richt, daß Procopius, einer von Iuliani Verwandten, im Orient sich zum
Kaiser aufgeworffen, und war Anfangs fast Sinnes seinen Weg zu ändern,
und ins Illyricum zu gehen, um zu verhindern, daß die Empörung sich nicht
bis in Pannonien ausbreiten möchte. Man stellte ihm aber die Gefahr, da-
rinnen er Gallien verlassen würde, so lebhafft vor, daß er seine Meynung
änderte, und vollend nach Rheims gieng, um den Anstalten gegen die Teutschen
desto näher zu seyn.

II. Gleich zu Anfang des folgenden Jahrs +, giengen sie in verschiedenenWerden aber
von Iouino
geschlagen.
+ 366.

Hauffen über den Rhein, der hart gefrohren war, und streifften tief in Gallien
hinein . Charietto, der damals das Commando in beyden Germanien hatte,
zog Seuerianum, welcher zu Chalons an der Saonne lag, an sich, und traf
auf das eine Heer; aber so unglücklich, daß die seinigen geschlagen wurden, und
er selbst das Leben dabey einbüßete. Seuerianus kam hart verwundet davon.
Die Heruler, und Batavier, so bey der Römischen Armee dieneten, hatten
ihre Fahne verlohren, und aller ihrer Tapferkeit nöthig gehabt, sie wieder zu
erobern . Valentinianus schickte darauf Iouianum, General ++ über die++ Magister
equitum.

Reuterey wieder sie, der überfiel, und schlug sie bey Scarponna 3, welches
heutiges Tages ein geringes Dorf, etwas oberhalb Pont a Mousson ist. Er
suchte ferner den andern Hauffen auf, den er gantz ruhig an einem Fluße
antraf, (wodurch den Umständen nach die Mosel zu verstehen 4). Ein Theil
badete, ein Theil putzte sich die Haare, und andere waren beym Trunck zu-
sammen lustig. Also wurden sie nieder gehauen, oder in die Flucht geschlagen,
ehe sie zu den Waffen greiffen konten 5. Der dritte Hauffen erwartete die

Römer
[Beginn Spaltensatz] uexillum direptum, quod insultando tripudiantes
barbari crebro sublatum altius ostendebant, post
certamina receptum est magna.
Die Eru-
li,
derer hier gedacht wird, scheinen seit
Gallieni Zeiten, bey der Römischen Armee unter
den Hülffs-Völckern ein absonderlich Heer ausge-
macht zu haben. S. oben L. V. §. XLIII. not. 4.
3 idem l. c. c. 11. Iouinus equitum magister
accingitur: & instructus paratusque, cautissime
obseruans utrumque sui agminis latus uenit prope
locum Scarponna
; ubi inopinus maiorem barbaro-
rum plebem, antequam armaretur, temporis breui
puncto praeuentam, ad internecionem exstinxit.
4 vid. bvcherivs Belg. p. 346. §. 4. til-
lemont
T. V. P. I. p. 52. not.
2.
5 [Spaltenumbruch] marcellinvs L. XXVII. c. 2. Exsul-
tantes innoxii proelii gloria milites ad alterius
globi perniciem ducens, sensimque incedens rector
eximius, speculatione didieit fida, direptis propius
uillis uastatoriam manum quiescere prope flumen
:
iamque aduentans, abditusque in ualle densitate
arbustorum obscura, uidebat lauantes alios, quos-
dam comas rutilantes ex more, potantesque non-
nullos. Et nactus horam impendio tempestiuam,
signo repente per lituos dato latrocinalia castra
perrupit: contraque Germani nihil praeter ineffi-
caces minas iactanter sonantes, & fremitum, nec
expedire arma dispersa, nec componere aciem,
nec resurgere in uires permittebantur, urgente in-
stanter uictore. Quo circa forati pilis & gladiis
cecidere complures, absque iis, quos uersos in pedes
texere flexuosi tramites, & angusti.

[Ende Spaltensatz]
6. ibi-
L l 2

bis zur großen Wanderung der Voͤlcker.
ſchencken etwas abgebrochen hatte, und der Miniſter † den Geſanden, als ſieMagiſter
officiorum.

ſich deßhalben beklaget, ſehr ſchnoͤde begegnet war. Die Alemannen glaubten
dannenher, ſie waͤren an den Frieden auch nicht weiter gebunden, und fielen in
Gallien ein. Valentinianus bekam auf ſeiner Reiſe kurtz vor Paris die Nach-
richt, daß Procopius, einer von Iuliani Verwandten, im Orient ſich zum
Kaiſer aufgeworffen, und war Anfangs faſt Sinnes ſeinen Weg zu aͤndern,
und ins Illyricum zu gehen, um zu verhindern, daß die Empoͤrung ſich nicht
bis in Pannonien ausbreiten moͤchte. Man ſtellte ihm aber die Gefahr, da-
rinnen er Gallien verlaſſen wuͤrde, ſo lebhafft vor, daß er ſeine Meynung
aͤnderte, und vollend nach Rheims gieng, um den Anſtalten gegen die Teutſchen
deſto naͤher zu ſeyn.

II. Gleich zu Anfang des folgenden Jahrs †, giengen ſie in verſchiedenenWerden aber
von Iouino
geſchlagen.
† 366.

Hauffen uͤber den Rhein, der hart gefrohren war, und ſtreifften tief in Gallien
hinein . Charietto, der damals das Commando in beyden Germanien hatte,
zog Seuerianum, welcher zu Chalons an der Saonne lag, an ſich, und traf
auf das eine Heer; aber ſo ungluͤcklich, daß die ſeinigen geſchlagen wurden, und
er ſelbſt das Leben dabey einbuͤßete. Seuerianus kam hart verwundet davon.
Die Heruler, und Batavier, ſo bey der Roͤmiſchen Armee dieneten, hatten
ihre Fahne verlohren, und aller ihrer Tapferkeit noͤthig gehabt, ſie wieder zu
erobern . Valentinianus ſchickte darauf Iouianum, General †† uͤber die†† Magiſter
equitum.

Reuterey wieder ſie, der uͤberfiel, und ſchlug ſie bey Scarponna 3, welches
heutiges Tages ein geringes Dorf, etwas oberhalb Pont a Mouſſon iſt. Er
ſuchte ferner den andern Hauffen auf, den er gantz ruhig an einem Fluße
antraf, (wodurch den Umſtaͤnden nach die Moſel zu verſtehen 4). Ein Theil
badete, ein Theil putzte ſich die Haare, und andere waren beym Trunck zu-
ſammen luſtig. Alſo wurden ſie nieder gehauen, oder in die Flucht geſchlagen,
ehe ſie zu den Waffen greiffen konten 5. Der dritte Hauffen erwartete die

Roͤmer
[Beginn Spaltensatz] uexillum direptum, quod inſultando tripudiantes
barbari crebro ſublatum altius oſtendebant, poſt
certamina receptum eſt magna.
Die Eru-
li,
derer hier gedacht wird, ſcheinen ſeit
Gallieni Zeiten, bey der Roͤmiſchen Armee unter
den Huͤlffs-Voͤlckern ein abſonderlich Heer ausge-
macht zu haben. S. oben L. V. §. XLIII. not. 4.
3 idem l. c. c. 11. Iouinus equitum magiſter
accingitur: & inſtructus paratusque, cautiſſime
obſeruans utrumque ſui agminis latus uenit prope
locum Scarponna
; ubi inopinus maiorem barbaro-
rum plebem, antequam armaretur, temporis breui
puncto praeuentam, ad internecionem exſtinxit.
4 vid. bvcherivs Belg. p. 346. §. 4. til-
lemont
T. V. P. I. p. 52. not.
2.
5 [Spaltenumbruch] marcellinvs L. XXVII. c. 2. Exſul-
tantes innoxii proelii gloria milites ad alterius
globi perniciem ducens, ſenſimque incedens rector
eximius, ſpeculatione didieit fida, direptis propius
uillis uaſtatoriam manum quieſcere prope flumen
:
iamque aduentans, abditusque in ualle denſitate
arbuſtorum obſcura, uidebat lauantes alios, quos-
dam comas rutilantes ex more, potantesque non-
nullos. Et nactus horam impendio tempeſtiuam,
ſigno repente per lituos dato latrocinalia caſtra
perrupit: contraque Germani nihil praeter ineffi-
caces minas iactanter ſonantes, & fremitum, nec
expedire arma diſperſa, nec componere aciem,
nec reſurgere in uires permittebantur, urgente in-
ſtanter uictore. Quo circa forati pilis & gladiis
cecidere complures, absque iis, quos uerſos in pedes
texere flexuoſi tramites, & anguſti.

[Ende Spaltensatz]
6. ibi-
L l 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0301" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis zur großen Wanderung der Vo&#x0364;lcker.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chencken etwas abgebrochen hatte, und der Mini&#x017F;ter &#x2020; den Ge&#x017F;anden, als &#x017F;ie<note place="right">&#x2020; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Magi&#x017F;ter</hi><lb/>
officiorum.</hi></note><lb/>
&#x017F;ich deßhalben beklaget, &#x017F;ehr &#x017F;chno&#x0364;de begegnet war. Die Alemannen glaubten<lb/>
dannenher, &#x017F;ie wa&#x0364;ren an den Frieden auch nicht weiter gebunden, und fielen in<lb/>
Gallien ein. <hi rendition="#aq">Valentinianus</hi> bekam auf &#x017F;einer Rei&#x017F;e kurtz vor Paris die Nach-<lb/>
richt, daß <hi rendition="#aq">Procopius,</hi> einer von <hi rendition="#aq">Iuliani</hi> Verwandten, im Orient &#x017F;ich zum<lb/>
Kai&#x017F;er aufgeworffen, und war Anfangs fa&#x017F;t Sinnes &#x017F;einen Weg zu a&#x0364;ndern,<lb/>
und ins <hi rendition="#aq">Illyricum</hi> zu gehen, um zu verhindern, daß die Empo&#x0364;rung &#x017F;ich nicht<lb/>
bis in Pannonien ausbreiten mo&#x0364;chte. Man &#x017F;tellte ihm aber die Gefahr, da-<lb/>
rinnen er Gallien verla&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde, &#x017F;o lebhafft vor, daß er &#x017F;eine Meynung<lb/>
a&#x0364;nderte, und vollend nach <hi rendition="#fr">Rheims</hi> gieng, um den An&#x017F;talten gegen die Teut&#x017F;chen<lb/>
de&#x017F;to na&#x0364;her zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Gleich zu Anfang des folgenden Jahrs &#x2020;, giengen &#x017F;ie in ver&#x017F;chiedenen<note place="right">Werden aber<lb/><hi rendition="#g">von</hi> <hi rendition="#aq">Iouino</hi><lb/>
ge&#x017F;chlagen.<lb/>
&#x2020; 366.</note><lb/>
Hauffen u&#x0364;ber den Rhein, der hart gefrohren war, und &#x017F;treifften tief in Gallien<lb/>
hinein <note xml:id="FN300_01_02" prev="#FN300_01_01" place="foot" n="1"/><note type="editorial">Der Fußnotentext befindet sich auf der vorherigen Seite.</note>. <hi rendition="#aq">Charietto,</hi> der damals das Commando in beyden Germanien hatte,<lb/>
zog <hi rendition="#aq">Seuerianum,</hi> welcher zu <hi rendition="#aq">Chalons</hi> an der <hi rendition="#aq">Saonne</hi> lag, an &#x017F;ich, und traf<lb/>
auf das eine Heer; aber &#x017F;o unglu&#x0364;cklich, daß die &#x017F;einigen ge&#x017F;chlagen wurden, und<lb/>
er &#x017F;elb&#x017F;t das Leben dabey einbu&#x0364;ßete. <hi rendition="#aq">Seuerianus</hi> kam hart verwundet davon.<lb/>
Die Heruler, und Batavier, &#x017F;o bey der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Armee dieneten, hatten<lb/>
ihre Fahne verlohren, und aller ihrer Tapferkeit no&#x0364;thig gehabt, &#x017F;ie wieder zu<lb/>
erobern <note xml:id="FN300_02_02" prev="#FN300_02_01" place="foot" n="2"><cb type="start"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">uexillum direptum, quod in&#x017F;ultando tripudiantes<lb/>
barbari crebro &#x017F;ublatum altius o&#x017F;tendebant, po&#x017F;t<lb/>
certamina receptum e&#x017F;t magna.</hi></hi> Die <hi rendition="#aq">Eru-<lb/>
li,</hi> derer hier gedacht wird, &#x017F;cheinen &#x017F;eit<lb/><hi rendition="#aq">Gallieni</hi> Zeiten, bey der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Armee unter<lb/>
den Hu&#x0364;lffs-Vo&#x0364;lckern ein ab&#x017F;onderlich Heer ausge-<lb/>
macht zu haben. S. oben <hi rendition="#aq">L. V. §. XLIII. not.</hi> 4.<note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt.</note></note>. <hi rendition="#aq">Valentinianus</hi> &#x017F;chickte darauf <hi rendition="#aq">Iouianum,</hi> General &#x2020;&#x2020; u&#x0364;ber die<note place="right">&#x2020;&#x2020; <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;ter<lb/>
equitum.</hi></note><lb/>
Reuterey wieder &#x017F;ie, der u&#x0364;berfiel, und &#x017F;chlug &#x017F;ie bey <hi rendition="#aq">Scarponna</hi> <note place="foot" n="3"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">idem</hi></hi> l. c. c. 11. <hi rendition="#i">Iouinus equitum magi&#x017F;ter<lb/>
accingitur: &amp; in&#x017F;tructus paratusque, cauti&#x017F;&#x017F;ime<lb/>
ob&#x017F;eruans utrumque &#x017F;ui agminis latus uenit prope<lb/>
locum Scarponna</hi>; <hi rendition="#i">ubi inopinus maiorem barbaro-<lb/>
rum plebem, antequam armaretur, temporis breui<lb/>
puncto praeuentam, ad internecionem ex&#x017F;tinxit.</hi></hi></note>, welches<lb/>
heutiges Tages ein geringes Dorf, etwas oberhalb <hi rendition="#aq">Pont a Mou&#x017F;&#x017F;on</hi> i&#x017F;t. Er<lb/>
&#x017F;uchte ferner den andern Hauffen auf, den er gantz ruhig an einem Fluße<lb/>
antraf, (wodurch den Um&#x017F;ta&#x0364;nden nach die Mo&#x017F;el zu ver&#x017F;tehen <note place="foot" n="4"><hi rendition="#aq">vid. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">bvcherivs</hi></hi> Belg. p. 346. §. 4. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">til-<lb/>
lemont</hi></hi> T. V. P. I. p. 52. not.</hi> 2.</note>). Ein Theil<lb/>
badete, ein Theil putzte &#x017F;ich die Haare, und andere waren beym Trunck zu-<lb/>
&#x017F;ammen lu&#x017F;tig. Al&#x017F;o wurden &#x017F;ie nieder gehauen, oder in die Flucht ge&#x017F;chlagen,<lb/>
ehe &#x017F;ie zu den Waffen greiffen konten <note place="foot" n="5"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">marcellinvs</hi></hi> L. XXVII. c. 2. <hi rendition="#i">Ex&#x017F;ul-<lb/>
tantes innoxii proelii gloria milites ad alterius<lb/>
globi perniciem ducens, &#x017F;en&#x017F;imque incedens rector<lb/>
eximius, &#x017F;peculatione didieit fida, direptis propius<lb/>
uillis ua&#x017F;tatoriam manum quie&#x017F;cere prope flumen</hi>:<lb/><hi rendition="#i">iamque aduentans, abditusque in ualle den&#x017F;itate<lb/>
arbu&#x017F;torum ob&#x017F;cura, uidebat lauantes alios, quos-<lb/>
dam comas rutilantes ex more, potantesque non-<lb/>
nullos. Et nactus horam impendio tempe&#x017F;tiuam,<lb/>
&#x017F;igno repente per lituos dato latrocinalia ca&#x017F;tra<lb/>
perrupit: contraque Germani nihil praeter ineffi-<lb/>
caces minas iactanter &#x017F;onantes, &amp; fremitum, nec<lb/>
expedire arma di&#x017F;per&#x017F;a, nec componere aciem,<lb/>
nec re&#x017F;urgere in uires permittebantur, urgente in-<lb/>
&#x017F;tanter uictore. Quo circa forati pilis &amp; gladiis<lb/>
cecidere complures, absque iis, quos uer&#x017F;os in pedes<lb/>
texere flexuo&#x017F;i tramites, &amp; angu&#x017F;ti.</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">6. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">ibi-</hi></hi></hi></fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l 2</fw><cb type="end"/><lb/></note>. Der dritte Hauffen erwartete die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ro&#x0364;mer</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0301] bis zur großen Wanderung der Voͤlcker. ſchencken etwas abgebrochen hatte, und der Miniſter † den Geſanden, als ſie ſich deßhalben beklaget, ſehr ſchnoͤde begegnet war. Die Alemannen glaubten dannenher, ſie waͤren an den Frieden auch nicht weiter gebunden, und fielen in Gallien ein. Valentinianus bekam auf ſeiner Reiſe kurtz vor Paris die Nach- richt, daß Procopius, einer von Iuliani Verwandten, im Orient ſich zum Kaiſer aufgeworffen, und war Anfangs faſt Sinnes ſeinen Weg zu aͤndern, und ins Illyricum zu gehen, um zu verhindern, daß die Empoͤrung ſich nicht bis in Pannonien ausbreiten moͤchte. Man ſtellte ihm aber die Gefahr, da- rinnen er Gallien verlaſſen wuͤrde, ſo lebhafft vor, daß er ſeine Meynung aͤnderte, und vollend nach Rheims gieng, um den Anſtalten gegen die Teutſchen deſto naͤher zu ſeyn. † Magiſter officiorum. II. Gleich zu Anfang des folgenden Jahrs †, giengen ſie in verſchiedenen Hauffen uͤber den Rhein, der hart gefrohren war, und ſtreifften tief in Gallien hinein 1. Charietto, der damals das Commando in beyden Germanien hatte, zog Seuerianum, welcher zu Chalons an der Saonne lag, an ſich, und traf auf das eine Heer; aber ſo ungluͤcklich, daß die ſeinigen geſchlagen wurden, und er ſelbſt das Leben dabey einbuͤßete. Seuerianus kam hart verwundet davon. Die Heruler, und Batavier, ſo bey der Roͤmiſchen Armee dieneten, hatten ihre Fahne verlohren, und aller ihrer Tapferkeit noͤthig gehabt, ſie wieder zu erobern 2. Valentinianus ſchickte darauf Iouianum, General †† uͤber die Reuterey wieder ſie, der uͤberfiel, und ſchlug ſie bey Scarponna 3, welches heutiges Tages ein geringes Dorf, etwas oberhalb Pont a Mouſſon iſt. Er ſuchte ferner den andern Hauffen auf, den er gantz ruhig an einem Fluße antraf, (wodurch den Umſtaͤnden nach die Moſel zu verſtehen 4). Ein Theil badete, ein Theil putzte ſich die Haare, und andere waren beym Trunck zu- ſammen luſtig. Alſo wurden ſie nieder gehauen, oder in die Flucht geſchlagen, ehe ſie zu den Waffen greiffen konten 5. Der dritte Hauffen erwartete die Roͤmer Werden aber von Iouino geſchlagen. † 366. †† Magiſter equitum. 1 2 uexillum direptum, quod inſultando tripudiantes barbari crebro ſublatum altius oſtendebant, poſt certamina receptum eſt magna. Die Eru- li, derer hier gedacht wird, ſcheinen ſeit Gallieni Zeiten, bey der Roͤmiſchen Armee unter den Huͤlffs-Voͤlckern ein abſonderlich Heer ausge- macht zu haben. S. oben L. V. §. XLIII. not. 4. 3 idem l. c. c. 11. Iouinus equitum magiſter accingitur: & inſtructus paratusque, cautiſſime obſeruans utrumque ſui agminis latus uenit prope locum Scarponna; ubi inopinus maiorem barbaro- rum plebem, antequam armaretur, temporis breui puncto praeuentam, ad internecionem exſtinxit. 4 vid. bvcherivs Belg. p. 346. §. 4. til- lemont T. V. P. I. p. 52. not. 2. 5 marcellinvs L. XXVII. c. 2. Exſul- tantes innoxii proelii gloria milites ad alterius globi perniciem ducens, ſenſimque incedens rector eximius, ſpeculatione didieit fida, direptis propius uillis uaſtatoriam manum quieſcere prope flumen: iamque aduentans, abditusque in ualle denſitate arbuſtorum obſcura, uidebat lauantes alios, quos- dam comas rutilantes ex more, potantesque non- nullos. Et nactus horam impendio tempeſtiuam, ſigno repente per lituos dato latrocinalia caſtra perrupit: contraque Germani nihil praeter ineffi- caces minas iactanter ſonantes, & fremitum, nec expedire arma diſperſa, nec componere aciem, nec reſurgere in uires permittebantur, urgente in- ſtanter uictore. Quo circa forati pilis & gladiis cecidere complures, absque iis, quos uerſos in pedes texere flexuoſi tramites, & anguſti. 6. ibi- L l 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/301
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/301>, abgerufen am 22.11.2024.