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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende der mit PROBO geführten Kriege.
ckern, die er überwunden, auch der Alemannen gedacht wird . Jmmassen die-
ses das erstemahl ist, daß wir diesen Namen in der Römischen Historie antreffen.
Es ist bereits oben + angemercket worden, wie diese Nation aus den Sveven, die+ L. III. §. 19.
nach Marobodui Abzuge zurücke geblieben; und allerhand fremden Ankömmlin-
gen, erwachsen. Caracalla nahm den Beynamen Germanicus an, den er seit
dieser Zeit in seinen Müntzen führet 3. Ausser selbigem hat er sich auch noch ab-
sonderlich Alemannicum nennen lassen 4.

XXVI. Es scheinet aber in den Kriegen, die Caracalla mit den TeutschenTractaten der
Teutschen mit
ihm. Händel
der Vandalen,
Marcomannen
und Quaden.

geführet, nicht viel Blut vergossen zu seyn. Er hatte zwar den Ehrgeitz, daß er
für einen andern Alexander gehalten werden wollte, aber nicht Muth und Lust, sich
in eben die Gefahr zu wagen. Er erkauffte lieber von den wilden Nationen die
Ruhe, als daß er sie durch die Waffen hätte erzwingen sollen. Die Teutschen
Völcker machten sich diese Vermischung von Furcht und Stoltz wohl zu Nutze,
und wir finden, daß so gar diejenigen, so um die Elbe herum, an der Nord-See
gewohnet, und durch Caperey die Schiffarth, und Küsten von Gallien, und Bri-
tannien, beunruhigen mochten, Geld von ihm, auf solche Art zu erlangen gewust 1.
Desto sorgfältiger war er, mit denen, so dem Norico u. Pannonien gegen über, an
der Donau gräntzeten, Friede zu unterhalten, und hat es selbst als einen grossen
Staats-Streich gerühmet, daß er die Marcomannen und Vandalen in einander
gehetzet, und dadurch die Gefahr, so dem Römischen Reich, aus ihrem guten Ver-
nehmen hätte erwachsen können, über ihren eigenen Kopf gedrehet. Daß die
Quaden seine Hoheit geruhig erkannt, läst sich daraus schliessen, weil wir finden,
daß er ihrem Könige, Gaiouomar, auf ihre Anklage den Proceß gemacht 2. Uber-
haupt aber hat er zu den Teutschen ein groß Vertrauen gehabt: sich eine Teut-
sche Leibwache zugeleget, und keine Gesandten mit mehrerer Vertraulichkeit unter-
halten, als die von Teutschen Völckern nach Hofe gekommen: in Hoffnung, er
würde desto sicherer seyn, wenn die Römer in Furcht geriethen, daß die Teutschen
bereit wären, alles, was wieder seine Person könnte fürgenommen werden, zu rä-
chen 3. Wie er denn auch entweder aus Zuneigung zur Nation, und um ihr Ehre

zu ma-
[Beginn Spaltensatz] weilen ins besondere denjenigen Teutschen Völckern ge-
geben, die zwischen dem Rhein und der Weser, oder
auch wohl bis an die Elbe gewohnet. Hingegen wird
er auch insgemein von allen Teutschen gebraucht,
und alsdenn finden wir, daß die Alemanni mit darun-
ter begriffen werden. conf. ez. spanhemivs
de usu & praest. numism. T. II. diss. XII. p.
505.
3 Auf den Müntzen, die TR. POT. XVI. &
seq.
geschlagen. Es finden sich von demselbigen Jahr
auch Müntzen mit dem Reuers: GER. VOTIVA.
vid. BIRAG.
293.
4 v. not. 2.
1 §. XXVI. 1. Excerpta e dione Valesiana p.
751. Multi quoque ex iis gentibus, quae ad ipsum
Oceanum, circa Albis ostia, sitae sunt, legatione ad
cum missa, pacem postularunt, ut aurum accipe-
[Spaltenumbruch] rent. Quando enim agere ita instituerat, innume-
ri eum adorti sunt bellum minantes: quibus ille
omnibus pecuniam dedit. Etsi enim quaedam ipsis
minus grata dicebat, tamen cum aureos uiderent,
mulcebantur, ac manus dabant.
2 Excerpta e dione Valesiana p. 756. Glo-
riabatur, quod Vandalos, & Marcomannos, ante hac
amicos & socios, inter se commisisset; quodque Qua-
dorum regem, Gaiouomarum, accusatum interemisset.
Cum uero unus ex Regis familiaribus, qui una cum
ipso accusatus fuerat, laqueo sibi gulam fregisset, hu-
ius cadauer Barbaris conuulnerandum dedit, ne uo-
luntaria morte, quod apud eos praeclarum habetur,
sed ut damnatorum exitu periisse crederetur.
3 herodianvs L. IV. c. 7. p. 192. Igitur
Italia decedens, ad ripas Danubii peruenit, ac par-

[Ende Spaltensatz]
tes
u 3

bis zu Ende der mit PROBO gefuͤhrten Kriege.
ckern, die er uͤberwunden, auch der Alemannen gedacht wird . Jmmaſſen die-
ſes das erſtemahl iſt, daß wir dieſen Namen in der Roͤmiſchen Hiſtorie antreffen.
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nach Marobodui Abzuge zuruͤcke geblieben; und allerhand fremden Ankoͤmmlin-
gen, erwachſen. Caracalla nahm den Beynamen Germanicus an, den er ſeit
dieſer Zeit in ſeinen Muͤntzen fuͤhret 3. Auſſer ſelbigem hat er ſich auch noch ab-
ſonderlich Alemannicum nennen laſſen 4.

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Teutſchẽ mit
ihm. Haͤndel
der Vandalen,
Marcomañen
und Quaden.

gefuͤhret, nicht viel Blut vergoſſen zu ſeyn. Er hatte zwar den Ehrgeitz, daß er
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in eben die Gefahr zu wagen. Er erkauffte lieber von den wilden Nationen die
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und wir finden, daß ſo gar diejenigen, ſo um die Elbe herum, an der Nord-See
gewohnet, und durch Caperey die Schiffarth, und Kuͤſten von Gallien, und Bri-
tannien, beunruhigen mochten, Geld von ihm, auf ſolche Art zu erlangen gewuſt 1.
Deſto ſorgfaͤltiger war er, mit denen, ſo dem Norico u. Pannonien gegen uͤber, an
der Donau graͤntzeten, Friede zu unterhalten, und hat es ſelbſt als einen groſſen
Staats-Streich geruͤhmet, daß er die Marcomannen und Vandalen in einander
gehetzet, und dadurch die Gefahr, ſo dem Roͤmiſchen Reich, aus ihrem guten Ver-
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daß er ihrem Koͤnige, Gaiouomar, auf ihre Anklage den Proceß gemacht 2. Uber-
haupt aber hat er zu den Teutſchen ein groß Vertrauen gehabt: ſich eine Teut-
ſche Leibwache zugeleget, und keine Geſandten mit mehrerer Vertraulichkeit unter-
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chen 3. Wie er denn auch entweder aus Zuneigung zur Nation, und um ihr Ehre

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[Beginn Spaltensatz] weilen ins beſondere denjenigen Teutſchen Voͤlckern ge-
geben, die zwiſchen dem Rhein und der Weſer, oder
auch wohl bis an die Elbe gewohnet. Hingegen wird
er auch insgemein von allen Teutſchen gebraucht,
und alsdenn finden wir, daß die Alemanni mit darun-
ter begriffen werden. conf. ez. spanhemivs
de uſu & praeſt. numiſm. T. II. diſſ. XII. p.
505.
3 Auf den Muͤntzen, die TR. POT. XVI. &
ſeq.
geſchlagen. Es finden ſich von demſelbigen Jahr
auch Muͤntzen mit dem Reuers: GER. VOTIVA.
vid. BIRAG.
293.
4 v. not. 2.
1 §. XXVI. 1. Excerpta e dione Valeſiana p.
751. Multi quoque ex iis gentibus, quae ad ipſum
Oceanum, circa Albis oſtia, ſitae ſunt, legatione ad
cum miſſa, pacem poſtularunt, ut aurum accipe-
[Spaltenumbruch] rent. Quando enim agere ita inſtituerat, innume-
ri eum adorti ſunt bellum minantes: quibus ille
omnibus pecuniam dedit. Etſi enim quaedam ipſis
minus grata dicebat, tamen cum aureos uiderent,
mulcebantur, ac manus dabant.
2 Excerpta e dione Valeſiana p. 756. Glo-
riabatur, quod Vandalos, & Marcomannos, ante hac
amicos & ſocios, inter ſe commiſiſſet; quodque Qua-
dorum regem, Gaiouomarum, accuſatum interemiſſet.
Cum uero unus ex Regis familiaribus, qui una cum
ipſo accuſatus fuerat, laqueo ſibi gulam fregiſſet, hu-
ius cadauer Barbaris conuulnerandum dedit, ne uo-
luntaria morte, quod apud eos praeclarum habetur,
ſed ut damnatorum exitu periiſſe crederetur.
3 herodianvs L. IV. c. 7. p. 192. Igitur
Italia decedens, ad ripas Danubii peruenit, ac par-

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[157/0191] bis zu Ende der mit PROBO gefuͤhrten Kriege. ckern, die er uͤberwunden, auch der Alemannen gedacht wird 2. Jmmaſſen die- ſes das erſtemahl iſt, daß wir dieſen Namen in der Roͤmiſchen Hiſtorie antreffen. Es iſt bereits oben † angemercket worden, wie dieſe Nation aus den Sveven, die nach Marobodui Abzuge zuruͤcke geblieben; und allerhand fremden Ankoͤmmlin- gen, erwachſen. Caracalla nahm den Beynamen Germanicus an, den er ſeit dieſer Zeit in ſeinen Muͤntzen fuͤhret 3. Auſſer ſelbigem hat er ſich auch noch ab- ſonderlich Alemannicum nennen laſſen 4. † L. III. §. 19. XXVI. Es ſcheinet aber in den Kriegen, die Caracalla mit den Teutſchen gefuͤhret, nicht viel Blut vergoſſen zu ſeyn. Er hatte zwar den Ehrgeitz, daß er fuͤr einen andern Alexander gehalten werden wollte, aber nicht Muth und Luſt, ſich in eben die Gefahr zu wagen. Er erkauffte lieber von den wilden Nationen die Ruhe, als daß er ſie durch die Waffen haͤtte erzwingen ſollen. Die Teutſchen Voͤlcker machten ſich dieſe Vermiſchung von Furcht und Stoltz wohl zu Nutze, und wir finden, daß ſo gar diejenigen, ſo um die Elbe herum, an der Nord-See gewohnet, und durch Caperey die Schiffarth, und Kuͤſten von Gallien, und Bri- tannien, beunruhigen mochten, Geld von ihm, auf ſolche Art zu erlangen gewuſt 1. Deſto ſorgfaͤltiger war er, mit denen, ſo dem Norico u. Pannonien gegen uͤber, an der Donau graͤntzeten, Friede zu unterhalten, und hat es ſelbſt als einen groſſen Staats-Streich geruͤhmet, daß er die Marcomannen und Vandalen in einander gehetzet, und dadurch die Gefahr, ſo dem Roͤmiſchen Reich, aus ihrem guten Ver- nehmen haͤtte erwachſen koͤnnen, uͤber ihren eigenen Kopf gedrehet. Daß die Quaden ſeine Hoheit geruhig erkannt, laͤſt ſich daraus ſchlieſſen, weil wir finden, daß er ihrem Koͤnige, Gaiouomar, auf ihre Anklage den Proceß gemacht 2. Uber- haupt aber hat er zu den Teutſchen ein groß Vertrauen gehabt: ſich eine Teut- ſche Leibwache zugeleget, und keine Geſandten mit mehrerer Vertraulichkeit unter- halten, als die von Teutſchen Voͤlckern nach Hofe gekommen: in Hoffnung, er wuͤrde deſto ſicherer ſeyn, wenn die Roͤmer in Furcht geriethen, daß die Teutſchen bereit waͤren, alles, was wieder ſeine Perſon koͤnnte fuͤrgenommen werden, zu raͤ- chen 3. Wie er denn auch entweder aus Zuneigung zur Nation, und um ihr Ehre zu ma- Tractaten der Teutſchẽ mit ihm. Haͤndel der Vandalen, Marcomañen und Quaden. 2 weilen ins beſondere denjenigen Teutſchen Voͤlckern ge- geben, die zwiſchen dem Rhein und der Weſer, oder auch wohl bis an die Elbe gewohnet. Hingegen wird er auch insgemein von allen Teutſchen gebraucht, und alsdenn finden wir, daß die Alemanni mit darun- ter begriffen werden. conf. ez. spanhemivs de uſu & praeſt. numiſm. T. II. diſſ. XII. p. 505. 3 Auf den Muͤntzen, die TR. POT. XVI. & ſeq. geſchlagen. Es finden ſich von demſelbigen Jahr auch Muͤntzen mit dem Reuers: GER. VOTIVA. vid. BIRAG. 293. 4 v. not. 2. 1 §. XXVI. 1. Excerpta e dione Valeſiana p. 751. Multi quoque ex iis gentibus, quae ad ipſum Oceanum, circa Albis oſtia, ſitae ſunt, legatione ad cum miſſa, pacem poſtularunt, ut aurum accipe- rent. Quando enim agere ita inſtituerat, innume- ri eum adorti ſunt bellum minantes: quibus ille omnibus pecuniam dedit. Etſi enim quaedam ipſis minus grata dicebat, tamen cum aureos uiderent, mulcebantur, ac manus dabant. 2 Excerpta e dione Valeſiana p. 756. Glo- riabatur, quod Vandalos, & Marcomannos, ante hac amicos & ſocios, inter ſe commiſiſſet; quodque Qua- dorum regem, Gaiouomarum, accuſatum interemiſſet. Cum uero unus ex Regis familiaribus, qui una cum ipſo accuſatus fuerat, laqueo ſibi gulam fregiſſet, hu- ius cadauer Barbaris conuulnerandum dedit, ne uo- luntaria morte, quod apud eos praeclarum habetur, ſed ut damnatorum exitu periiſſe crederetur. 3 herodianvs L. IV. c. 7. p. 192. Igitur Italia decedens, ad ripas Danubii peruenit, ac par- tes u 3

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/191>, abgerufen am 22.11.2024.