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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende des Batavischen Krieges.
gewesen, die diesem tapfferen Arminio, oder Herrmann, zu Ehren gesetzet worden,
bey welcher sie ihn erstlich, als einen Held besungen, und hernach, wie es zu gesche-
hen pfleget, fast als einen GOtt verehret.

XXII. Die Cheruscer, und ihre Nachbarn, wurden nach Arminii TodeRuhe in
Teutschland.

in so viele Unruhe, und innerliche Kriege, verwickelt, als Marobodui Fall, im
Marcomannischen Königreiche, veranlasset hatte. Tiberius war also, von Sei-
ten der Teutschen, sicher, und hatte, seit Germanico, das Commando in Ger-
manien nicht mehr einem anvertrauet, sondern es unter zwey Stadthalter getheilet,
davon einer in Ober- und der andere in Nieder-Germanien seyn, und ein ieder
vier Legionen commandiren sollte: damit einer dem andern so wohl zu Hülffe
kommen, als ihn selbst, wenn er Neuerungen unternähme, im Zaume halten könn-
te. Es entstand zwar bald darauf+ eine Empörung in Gallien, da L. Florus,
der mächtigste unter den Treviris, und Iulius Sacrovir, ein vornehmer Aeduer,
beyde, ihre Landes-Leute aufgehetzet. Sie ward aber von den Legatis bald ge-
dämpffet1, ehe sie sich so weit ausgebreitet, daß die Teutschen daran Theil nehmen,
und in Gallien einfallen können. Es ist auch die gantze Zeit hernach, von der Sei-
ten, alles so ruhig geblieben, und Tiberius deswegen die letzteren zehen Jahre sei-
nes Regiments, in der Jnsel Caprea, so sicher gewesen, daß er auch nicht einmahl
seine Stadthalter in beyden Germanien verändert.

XXIII. Die eintzigen Friesen verursacheten im Jahre Christi 28.Glückliche
Empörung
der Friesen.
V. C. 781.

einige Unruhe. Drusus hatte dieses tapffere Volck mehr durch Glimpf,
als durch Gewalt, unter die Römische Bothmäßigkeit gebracht, und ihnen kei-
nen andern Zins, als jährlich eine gewisse Anzahl Ochsen-Häute, zum Gebrauch
des Römischen Krieges-Heers, abgefordert: man hatte auch bisher so genau
nicht darauf gesehen, wie groß, oder starck die Häute wären, wenn sie nur die ver-
glichene Anzahl gelieffert. Jetzo aber wollte einer von den primipilaribus, Na-
mens Olennius, der über Frießland gesetzet war, gerne bey seinem Amte reich wer-
den, und verlangete, daß die bedungenen Felle, die Grösse wilder Ochsen-Häute
haben sollten. Diese zu lieffern, fiel den Friesen fast unmöglich, die, zu der Zeit,
die Viehzucht noch nicht so hoch, als ihre Nachkommen, gebracht hatten, und wenn
bey der Liefferung etwas ausgeworffen ward, musten sie den Abgang mit ihrem
Viehe, und Aeckern, ja mit Weib, und Kindern, so leibeigen gemacht wurden, er-
setzen. Alle Vorstellungen, und Klagen, waren vergebens, bis die Noth, und
des Römers Härte, ihre Geduld, in Verzweiffelung verwandelte, da sie die Sol-
daten, so den Tribut einheben sollten, ans Creutz heffteten. Olennius entkam
ihrer Wuth durch die Flucht, und flohe an die See-Küste, in die Vestung Flevum,
wo eine gute Anzahl Truppen stunden, die aber dennoch die Friesen nicht
verhindern konnten, das Castel zu belägern. L. Apronius, der in Nieder-Ger-

manien
[Beginn Spaltensatz] potentiae expleuit: caniturque adhuc barbaras apud
gentes; Graecorum annalibus ignotus, qui sua tan-
tum mirantur.
Siehe das II. Buch §. 35.
+ [Spaltenumbruch] §. XXII. + a. v. c. 774. tib. avg. iv., drv-
so caesare
ii., coss.
1 tacitvs Annal. L. III. c. 40 & sqq.
[Ende Spaltensatz]
§. XXIII.

bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.
geweſen, die dieſem tapfferen Arminio, oder Herrmann, zu Ehren geſetzet worden,
bey welcher ſie ihn erſtlich, als einen Held beſungen, und hernach, wie es zu geſche-
hen pfleget, faſt als einen GOtt verehret.

XXII. Die Cheruſcer, und ihre Nachbarn, wurden nach Arminii TodeRuhe in
Teutſchland.

in ſo viele Unruhe, und innerliche Kriege, verwickelt, als Marobodui Fall, im
Marcomanniſchen Koͤnigreiche, veranlaſſet hatte. Tiberius war alſo, von Sei-
ten der Teutſchen, ſicher, und hatte, ſeit Germanico, das Commando in Ger-
manien nicht mehr einem anvertrauet, ſondern es unter zwey Stadthalter getheilet,
davon einer in Ober- und der andere in Nieder-Germanien ſeyn, und ein ieder
vier Legionen commandiren ſollte: damit einer dem andern ſo wohl zu Huͤlffe
kommen, als ihn ſelbſt, wenn er Neuerungen unternaͤhme, im Zaume halten koͤnn-
te. Es entſtand zwar bald darauf eine Empoͤrung in Gallien, da L. Florus,
der maͤchtigſte unter den Treviris, und Iulius Sacrovir, ein vornehmer Aeduer,
beyde, ihre Landes-Leute aufgehetzet. Sie ward aber von den Legatis bald ge-
daͤmpffet1, ehe ſie ſich ſo weit ausgebreitet, daß die Teutſchen daran Theil nehmen,
und in Gallien einfallen koͤnnen. Es iſt auch die gantze Zeit hernach, von der Sei-
ten, alles ſo ruhig geblieben, und Tiberius deswegen die letzteren zehen Jahre ſei-
nes Regiments, in der Jnſel Caprea, ſo ſicher geweſen, daß er auch nicht einmahl
ſeine Stadthalter in beyden Germanien veraͤndert.

XXIII. Die eintzigen Frieſen verurſacheten im Jahre Chriſti 28.Gluͤckliche
Empoͤrung
der Frieſen.
V. C. 781.

einige Unruhe. Druſus hatte dieſes tapffere Volck mehr durch Glimpf,
als durch Gewalt, unter die Roͤmiſche Bothmaͤßigkeit gebracht, und ihnen kei-
nen andern Zins, als jaͤhrlich eine gewiſſe Anzahl Ochſen-Haͤute, zum Gebrauch
des Roͤmiſchen Krieges-Heers, abgefordert: man hatte auch bisher ſo genau
nicht darauf geſehen, wie groß, oder ſtarck die Haͤute waͤren, wenn ſie nur die ver-
glichene Anzahl gelieffert. Jetzo aber wollte einer von den primipilaribus, Na-
mens Olennius, der uͤber Frießland geſetzet war, gerne bey ſeinem Amte reich wer-
den, und verlangete, daß die bedungenen Felle, die Groͤſſe wilder Ochſen-Haͤute
haben ſollten. Dieſe zu lieffern, fiel den Frieſen faſt unmoͤglich, die, zu der Zeit,
die Viehzucht noch nicht ſo hoch, als ihre Nachkommen, gebracht hatten, und wenn
bey der Liefferung etwas ausgeworffen ward, muſten ſie den Abgang mit ihrem
Viehe, und Aeckern, ja mit Weib, und Kindern, ſo leibeigen gemacht wurden, er-
ſetzen. Alle Vorſtellungen, und Klagen, waren vergebens, bis die Noth, und
des Roͤmers Haͤrte, ihre Geduld, in Verzweiffelung verwandelte, da ſie die Sol-
daten, ſo den Tribut einheben ſollten, ans Creutz heffteten. Olennius entkam
ihrer Wuth durch die Flucht, und flohe an die See-Kuͤſte, in die Veſtung Flevum,
wo eine gute Anzahl Truppen ſtunden, die aber dennoch die Frieſen nicht
verhindern konnten, das Caſtel zu belaͤgern. L. Apronius, der in Nieder-Ger-

manien
[Beginn Spaltensatz] potentiae expleuit: caniturque adhuc barbaras apud
gentes; Graecorum annalibus ignotus, qui ſua tan-
tum mirantur.
Siehe das II. Buch §. 35.
[Spaltenumbruch] §. XXII. † a. v. c. 774. tib. avg. iv., drv-
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ii., coss.
1 tacitvs Annal. L. III. c. 40 & ſqq.
[Ende Spaltensatz]
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[103/0137] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. geweſen, die dieſem tapfferen Arminio, oder Herrmann, zu Ehren geſetzet worden, bey welcher ſie ihn erſtlich, als einen Held beſungen, und hernach, wie es zu geſche- hen pfleget, faſt als einen GOtt verehret. XXII. Die Cheruſcer, und ihre Nachbarn, wurden nach Arminii Tode in ſo viele Unruhe, und innerliche Kriege, verwickelt, als Marobodui Fall, im Marcomanniſchen Koͤnigreiche, veranlaſſet hatte. Tiberius war alſo, von Sei- ten der Teutſchen, ſicher, und hatte, ſeit Germanico, das Commando in Ger- manien nicht mehr einem anvertrauet, ſondern es unter zwey Stadthalter getheilet, davon einer in Ober- und der andere in Nieder-Germanien ſeyn, und ein ieder vier Legionen commandiren ſollte: damit einer dem andern ſo wohl zu Huͤlffe kommen, als ihn ſelbſt, wenn er Neuerungen unternaͤhme, im Zaume halten koͤnn- te. Es entſtand zwar bald darauf † eine Empoͤrung in Gallien, da L. Florus, der maͤchtigſte unter den Treviris, und Iulius Sacrovir, ein vornehmer Aeduer, beyde, ihre Landes-Leute aufgehetzet. Sie ward aber von den Legatis bald ge- daͤmpffet 1, ehe ſie ſich ſo weit ausgebreitet, daß die Teutſchen daran Theil nehmen, und in Gallien einfallen koͤnnen. Es iſt auch die gantze Zeit hernach, von der Sei- ten, alles ſo ruhig geblieben, und Tiberius deswegen die letzteren zehen Jahre ſei- nes Regiments, in der Jnſel Caprea, ſo ſicher geweſen, daß er auch nicht einmahl ſeine Stadthalter in beyden Germanien veraͤndert. Ruhe in Teutſchland. XXIII. Die eintzigen Frieſen verurſacheten im Jahre Chriſti 28. einige Unruhe. Druſus hatte dieſes tapffere Volck mehr durch Glimpf, als durch Gewalt, unter die Roͤmiſche Bothmaͤßigkeit gebracht, und ihnen kei- nen andern Zins, als jaͤhrlich eine gewiſſe Anzahl Ochſen-Haͤute, zum Gebrauch des Roͤmiſchen Krieges-Heers, abgefordert: man hatte auch bisher ſo genau nicht darauf geſehen, wie groß, oder ſtarck die Haͤute waͤren, wenn ſie nur die ver- glichene Anzahl gelieffert. Jetzo aber wollte einer von den primipilaribus, Na- mens Olennius, der uͤber Frießland geſetzet war, gerne bey ſeinem Amte reich wer- den, und verlangete, daß die bedungenen Felle, die Groͤſſe wilder Ochſen-Haͤute haben ſollten. Dieſe zu lieffern, fiel den Frieſen faſt unmoͤglich, die, zu der Zeit, die Viehzucht noch nicht ſo hoch, als ihre Nachkommen, gebracht hatten, und wenn bey der Liefferung etwas ausgeworffen ward, muſten ſie den Abgang mit ihrem Viehe, und Aeckern, ja mit Weib, und Kindern, ſo leibeigen gemacht wurden, er- ſetzen. Alle Vorſtellungen, und Klagen, waren vergebens, bis die Noth, und des Roͤmers Haͤrte, ihre Geduld, in Verzweiffelung verwandelte, da ſie die Sol- daten, ſo den Tribut einheben ſollten, ans Creutz heffteten. Olennius entkam ihrer Wuth durch die Flucht, und flohe an die See-Kuͤſte, in die Veſtung Flevum, wo eine gute Anzahl Truppen ſtunden, die aber dennoch die Frieſen nicht verhindern konnten, das Caſtel zu belaͤgern. L. Apronius, der in Nieder-Ger- manien 2 3 Gluͤckliche Empoͤrung der Frieſen. V. C. 781. † §. XXII. † a. v. c. 774. tib. avg. iv., drv- so caesare ii., coss. 1 tacitvs Annal. L. III. c. 40 & ſqq. §. XXIII. 2 potentiae expleuit: caniturque adhuc barbaras apud gentes; Graecorum annalibus ignotus, qui ſua tan- tum mirantur. 3 Siehe das II. Buch §. 35.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/137>, abgerufen am 28.11.2024.