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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Endes Batavischen Krieges.
davon kam. Sein gutes Pferd that ihm dabey die besten Dienste, und er hatte sich
das Gesichte mit Blut beschmieret, damit er nicht erkannt werden möchte. Wie-
wohl andere berichtet, es hätten ihn die Chaucen, so in Römischen Diensten stunden,
dennoch erkannt, und gutwillig durchgelassen. Jnguiomar brachte auch sein Le-
ben zur Beute davon. Hingegen währete bey dem übrigen Heere das Metzelen bis
in die Nacht, so daß man in die zehen Römische Meilen nichts, als Leichen erschla-
gener Teutschen, oder ihnen entfallene Waffen, sahe. Viele, so in die Weser sprun-
gen, und ihr Leben durch schwimmen retten wollen, wurden entweder von den
Römern mit Pfeilen erreichet, oder von der Menge der Flüchtigen, und dem nach-
fallenden Ufer zu Grunde gedrucket. Einige waren auf die höchsten Bäume ge-
klettert, nach denen übeten sich die Schützen, oder die Bäume wurden umgehauen,
und zerschmetterten ihre Gäste selbst. Unter der Beuten fand man viele Stricke, und
Ketten, die sie in Vorrathe mitgenommen hatten, die gefangenen Römer damit zu
binden. Die Römische Armee rieff auf der Wahlstadt Tiberium, zum Impera-
tor,
aus, und warff eine kleine Erhöhung auf, darauf, von den Waffen
der Uberwundenen, ein Sieges-Zeichen zusammen gesetzet, und darunter die Na-
men der Völcker, so sie überwunden, in Stein gehauen wurden.*

XIII. Dieses Sieges-Zeichen schmertzete die Teutschen mehr, als ihre er-Anderes Tref-
fen. Sieges-
Zeichen der
Römer.

littene Niederlage, und da bereits in Vorschlag war gebracht worden, insgesamt
über die Elbe zu entweichen, so entschlossen sie hingegen ietzund die Römer noch ein-
mahl anzugreiffen. Jnguiomar commandirete alleine, vermuthlich, weil Armini-
us,
wegen seiner Wunden, nicht wohl fort kommen konnte. Die Römer rühmen
selbst, wie tapffer die Teutschen gefochten. Weil aber das Treffen in einer Gegend
war, da die Römer ihr Gewehr besser brauchen konnten, als die Teutschen ihre
lange Spiesse, musten sie das Feld zum andernmahl räumen1. Germanicus
versammlete seine Soldaten, lobete ihre Tapfferkeit, und ließ wiederum ein Sie-
ges-Zeichen aufsetzen, mit der Aufschrifft: daß des Käisers Tiberii Krieges-Heer,
nachdem es alle zwischen dem Rheine und der Elbe wohnende Völcker, bezwungen,
solches Ehren-Mahl, Iovi, Marti, und Augusto geweyhet2. Er schickete darauf
Stertinium wiederum gegen die Angrivarier aus, die ihre Vertilgung nicht anders,
als durch eine unbedingete Ubergabe abwenden konnten.

XIV.
[Beginn Spaltensatz] avrelivs meynet, sie wären von der Art gewesen,
die in Latein pygargi, und in der Niederländischen
Sprachen, Aren hiessen. Allein, da die Römer gewohnet
waren, den Auguribus zu glauben, daß es blitze, wenn
es gleich niemand sahe, so werden sie auch ihrem Feld-
Herrn leichte geglaubet haben, daß er Adler fähe, wenn
er etwan Raub-Vögel, oder auch gar nichts gesehen,
insonderheit zu einer Zeit, da sie auf der Erden genug
um sich zu sehen hatten.
* tacitvs Annal. L. II. c. 12-18.
1 §. XIII. 1. tacitvs Annal. L. II. c. 21. Hostem a
tergo palus, Romanos flumen, aut montes, claudebant:
[Spaltenumbruch] utrisque necessitas in loco, spes in uirtute, salus ex
uictoria. Nec minor Germanis animus; sed gene-
re pugnae, & armorum, superabantur: cum ingens
multitudo, artis locis, praelongas hastas non proten-
deret, non colligeret, neque adsultibus & uelocitate
corporum uteretur, coacta stabile ad proelium: con-
tra miles, cui scutum pectori adpressum, & insidens
capulo manus, latos barbarorum artus, nuda ora fo-
deret, uiamque strage hostium aperiret.
2 tacitvs Annal. L. II. c. 22. Debellatis
inter Rhenum, Albimque nationibus, exercitum Ti-
berii Caesaris, ea monimenta Marti, Ioui, & Ax-
gusto consecrauisse.

[Ende Spaltensatz]
* taci-

bis zu Endes Bataviſchen Krieges.
davon kam. Sein gutes Pferd that ihm dabey die beſten Dienſte, und er hatte ſich
das Geſichte mit Blut beſchmieret, damit er nicht erkannt werden moͤchte. Wie-
wohl andere berichtet, es haͤtten ihn die Chaucen, ſo in Roͤmiſchen Dienſten ſtunden,
dennoch erkannt, und gutwillig durchgelaſſen. Jnguiomar brachte auch ſein Le-
ben zur Beute davon. Hingegen waͤhrete bey dem uͤbrigen Heere das Metzelen bis
in die Nacht, ſo daß man in die zehen Roͤmiſche Meilen nichts, als Leichen erſchla-
gener Teutſchen, oder ihnen entfallene Waffen, ſahe. Viele, ſo in die Weſer ſprun-
gen, und ihr Leben durch ſchwimmen retten wollen, wurden entweder von den
Roͤmern mit Pfeilen erreichet, oder von der Menge der Fluͤchtigen, und dem nach-
fallenden Ufer zu Grunde gedrucket. Einige waren auf die hoͤchſten Baͤume ge-
klettert, nach denen uͤbeten ſich die Schuͤtzen, oder die Baͤume wurden umgehauen,
und zerſchmetterten ihre Gaͤſte ſelbſt. Unter der Beuten fand man viele Stricke, und
Ketten, die ſie in Vorrathe mitgenommen hatten, die gefangenen Roͤmer damit zu
binden. Die Roͤmiſche Armee rieff auf der Wahlſtadt Tiberium, zum Impera-
tor,
aus, und warff eine kleine Erhoͤhung auf, darauf, von den Waffen
der Uberwundenen, ein Sieges-Zeichen zuſammen geſetzet, und darunter die Na-
men der Voͤlcker, ſo ſie uͤberwunden, in Stein gehauen wurden.*

XIII. Dieſes Sieges-Zeichen ſchmertzete die Teutſchen mehr, als ihre er-Anderes Tref-
fen. Sieges-
Zeichen der
Roͤmer.

littene Niederlage, und da bereits in Vorſchlag war gebracht worden, insgeſamt
uͤber die Elbe zu entweichen, ſo entſchloſſen ſie hingegen ietzund die Roͤmer noch ein-
mahl anzugreiffen. Jnguiomar commandirete alleine, vermuthlich, weil Armini-
us,
wegen ſeiner Wunden, nicht wohl fort kommen konnte. Die Roͤmer ruͤhmen
ſelbſt, wie tapffer die Teutſchen gefochten. Weil aber das Treffen in einer Gegend
war, da die Roͤmer ihr Gewehr beſſer brauchen konnten, als die Teutſchen ihre
lange Spieſſe, muſten ſie das Feld zum andernmahl raͤumen1. Germanicus
verſammlete ſeine Soldaten, lobete ihre Tapfferkeit, und ließ wiederum ein Sie-
ges-Zeichen aufſetzen, mit der Aufſchrifft: daß des Kaͤiſers Tiberii Krieges-Heer,
nachdem es alle zwiſchen dem Rheine und der Elbe wohnende Voͤlcker, bezwungen,
ſolches Ehren-Mahl, Iovi, Marti, und Auguſto geweyhet2. Er ſchickete darauf
Stertinium wiederum gegen die Angrivarier aus, die ihre Vertilgung nicht anders,
als durch eine unbedingete Ubergabe abwenden konnten.

XIV.
[Beginn Spaltensatz] avrelivs meynet, ſie waͤren von der Art geweſen,
die in Latein pygargi, und in der Niederlaͤndiſchen
Sprachen, Aren hieſſen. Allein, da die Roͤmer gewohnet
waren, den Auguribus zu glauben, daß es blitze, wenn
es gleich niemand ſahe, ſo werden ſie auch ihrem Feld-
Herrn leichte geglaubet haben, daß er Adler faͤhe, wenn
er etwan Raub-Voͤgel, oder auch gar nichts geſehen,
inſonderheit zu einer Zeit, da ſie auf der Erden genug
um ſich zu ſehen hatten.
* tacitvs Annal. L. II. c. 12-18.
1 §. XIII. 1. tacitvs Annal. L. II. c. 21. Hoſtem a
tergo palus, Romanos flumen, aut montes, claudebant:
[Spaltenumbruch] utrisque neceſſitas in loco, ſpes in uirtute, ſalus ex
uictoria. Nec minor Germanis animus; ſed gene-
re pugnae, & armorum, ſuperabantur: cum ingens
multitudo, artis locis, praelongas haſtas non proten-
deret, non colligeret, neque adſultibus & uelocitate
corporum uteretur, coacta ſtabile ad proelium: con-
tra miles, cui ſcutum pectori adpreſſum, & inſidens
capulo manus, latos barbarorum artus, nuda ora fo-
deret, uiamque ſtrage hoſtium aperiret.
2 tacitvs Annal. L. II. c. 22. Debellatis
inter Rhenum, Albimque nationibus, exercitum Ti-
berii Caeſaris, ea monimenta Marti, Ioui, & Ax-
guſto conſecrauiſſe.

[Ende Spaltensatz]
* taci-
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[95/0129] bis zu Endes Bataviſchen Krieges. davon kam. Sein gutes Pferd that ihm dabey die beſten Dienſte, und er hatte ſich das Geſichte mit Blut beſchmieret, damit er nicht erkannt werden moͤchte. Wie- wohl andere berichtet, es haͤtten ihn die Chaucen, ſo in Roͤmiſchen Dienſten ſtunden, dennoch erkannt, und gutwillig durchgelaſſen. Jnguiomar brachte auch ſein Le- ben zur Beute davon. Hingegen waͤhrete bey dem uͤbrigen Heere das Metzelen bis in die Nacht, ſo daß man in die zehen Roͤmiſche Meilen nichts, als Leichen erſchla- gener Teutſchen, oder ihnen entfallene Waffen, ſahe. Viele, ſo in die Weſer ſprun- gen, und ihr Leben durch ſchwimmen retten wollen, wurden entweder von den Roͤmern mit Pfeilen erreichet, oder von der Menge der Fluͤchtigen, und dem nach- fallenden Ufer zu Grunde gedrucket. Einige waren auf die hoͤchſten Baͤume ge- klettert, nach denen uͤbeten ſich die Schuͤtzen, oder die Baͤume wurden umgehauen, und zerſchmetterten ihre Gaͤſte ſelbſt. Unter der Beuten fand man viele Stricke, und Ketten, die ſie in Vorrathe mitgenommen hatten, die gefangenen Roͤmer damit zu binden. Die Roͤmiſche Armee rieff auf der Wahlſtadt Tiberium, zum Impera- tor, aus, und warff eine kleine Erhoͤhung auf, darauf, von den Waffen der Uberwundenen, ein Sieges-Zeichen zuſammen geſetzet, und darunter die Na- men der Voͤlcker, ſo ſie uͤberwunden, in Stein gehauen wurden. * XIII. Dieſes Sieges-Zeichen ſchmertzete die Teutſchen mehr, als ihre er- littene Niederlage, und da bereits in Vorſchlag war gebracht worden, insgeſamt uͤber die Elbe zu entweichen, ſo entſchloſſen ſie hingegen ietzund die Roͤmer noch ein- mahl anzugreiffen. Jnguiomar commandirete alleine, vermuthlich, weil Armini- us, wegen ſeiner Wunden, nicht wohl fort kommen konnte. Die Roͤmer ruͤhmen ſelbſt, wie tapffer die Teutſchen gefochten. Weil aber das Treffen in einer Gegend war, da die Roͤmer ihr Gewehr beſſer brauchen konnten, als die Teutſchen ihre lange Spieſſe, muſten ſie das Feld zum andernmahl raͤumen 1. Germanicus verſammlete ſeine Soldaten, lobete ihre Tapfferkeit, und ließ wiederum ein Sie- ges-Zeichen aufſetzen, mit der Aufſchrifft: daß des Kaͤiſers Tiberii Krieges-Heer, nachdem es alle zwiſchen dem Rheine und der Elbe wohnende Voͤlcker, bezwungen, ſolches Ehren-Mahl, Iovi, Marti, und Auguſto geweyhet 2. Er ſchickete darauf Stertinium wiederum gegen die Angrivarier aus, die ihre Vertilgung nicht anders, als durch eine unbedingete Ubergabe abwenden konnten. Anderes Tref- fen. Sieges- Zeichen der Roͤmer. XIV. 5 * tacitvs Annal. L. II. c. 12-18. 1 §. XIII. 1. tacitvs Annal. L. II. c. 21. Hoſtem a tergo palus, Romanos flumen, aut montes, claudebant: utrisque neceſſitas in loco, ſpes in uirtute, ſalus ex uictoria. Nec minor Germanis animus; ſed gene- re pugnae, & armorum, ſuperabantur: cum ingens multitudo, artis locis, praelongas haſtas non proten- deret, non colligeret, neque adſultibus & uelocitate corporum uteretur, coacta ſtabile ad proelium: con- tra miles, cui ſcutum pectori adpreſſum, & inſidens capulo manus, latos barbarorum artus, nuda ora fo- deret, uiamque ſtrage hoſtium aperiret. 2 tacitvs Annal. L. II. c. 22. Debellatis inter Rhenum, Albimque nationibus, exercitum Ti- berii Caeſaris, ea monimenta Marti, Ioui, & Ax- guſto conſecrauiſſe. * taci- 5 avrelivs meynet, ſie waͤren von der Art geweſen, die in Latein pygargi, und in der Niederlaͤndiſchen Sprachen, Aren hieſſen. Allein, da die Roͤmer gewohnet waren, den Auguribus zu glauben, daß es blitze, wenn es gleich niemand ſahe, ſo werden ſie auch ihrem Feld- Herrn leichte geglaubet haben, daß er Adler faͤhe, wenn er etwan Raub-Voͤgel, oder auch gar nichts geſehen, inſonderheit zu einer Zeit, da ſie auf der Erden genug um ſich zu ſehen hatten.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/129>, abgerufen am 22.11.2024.