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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende des Batavischen Krieges.
in offenen Feld-Schlachten litten. Er versuchete also einen Weg zur See zu finden:Statilio Si-
senna Tauro
L. Libone.
Coss.
V. C. 769.
AE. Ch.
16.

Silius, Anteius, und Caecina, musten am Rheine, an der Maas, Schelde, und
andern Flüssen, so sich in den Rhein ergiessen, tausend Schiffe bauen2, und sie an
der Jnsel Batavien zusammen bringen lassen. Währender Zeit sollte Silius den
Catten ins Land fallen. Germanicus selbst aber führete sechs, Legionen der
Vestung Alison, so die Teutschen belagert hielten, zum Entsatze. Aber Silius
konnte wegen des vielen hefftigen Regens nichts unternehmen, und muste mit weni-
ger Beute umkehren. Doch hatte damahls, des Fürsten der Catten, Arpi, Gemah-
lin, das Unglück, nebst ihrer Tochter den Römern in die Hände zu fallen. Die
Teutschen, so das Schloß Alison belägerten, erwarteten Germanici Ankunfft
nicht: zerstöreten aber zuvor den Hügel, so Germanicus vormahls über die Gebei-
ne der erschlagenen Römer von Vari Armee, aufwerffen lassen, und den Altar, der
Druso zu Ehren war aufgerichtet worden. Germanicus ließ den Altar wieder an-
richten, u. hielt um denselben, seinem Vater zu Ehren, nebst den Legionen ein Wett-
Rennen. Das Grabmahl ließ er, wie es war, vermuthlich, weil er wuste, wie übel ihm
der Käiser das erstemahl diese Ceremonie ausgeleget3. Der gantze Strich Landes
aber, vom Rheine bis an das Schloß Alison, wurde aufs neue mit guten Linien,
und Wällen, versehen4.

IX. Was diese Linien anbetrifft, so ist nicht undienlich hier anzumercken,Von den Lini-
en der Römer.

daß die Römer zu Bedeckung ihrer Gräntzen, Wälle und Gräben aufzuwerffen
pflegeten1. Eine auf solche Art bezirckte Marck nennen die Römischen Geschicht-
Schreiber limitem. Es sind auf den heutigen Tag ansehnliche Uberbleibsel von
dergleichen Linien übrig. Von denen an der Donau soll unten Meldung gesche-
hen2. Von denen so längst dem Rheine gewesen, ist noch der Wall, und Graben,
übrig, der in der Nieder-Graffschafft Catzen-Ellenbogen, in der Wetterau, und
in Ober-Hessen fortläufft; da man in der herumliegenden Gegend, viele Stei-
ne, Müntzen, und andere Römische Denckmahle, antrifft. Man nennet ihn ins-
gemein den Pfahl-Graben3. Ob es aber eben die Linien seyn, so Germanicus

aufwerffen
[Beginn Spaltensatz] praematura hieme, suum militem haud perinde uul-
neribus, quam spatiis itinerum, damno armorum
adfici: fessas Gallias ministrandis equis: longum
impedimentorum agmen, opportunum ad insidias, de-
fensantibus iniquum. at si mare intretur, promtam
ipsis possessionem, & hostibus ignotam; simul bellum
maturius incipi, legionesque, & commeatus pariter
uehi, integrum equitem, equosque, per ora & alueos
fluminum, media in Germania fore.
2 Die Flotte beschreibet tacitvs L. C. c. 6.
Mille naues sufficere uisae, properataeque aliae bre-
ues, angusta puppi, proraque, & lato utero, quo fa-
cilius fluctus tolerarent: quaedam planae carinis,
ut sine noxa sederent: plures appositis utrimque gu-
bernaculis, conuerso ut repente remigio, hinc uel
illinc, adpellerent. Multae pontibus stratae, super
quas tormenta ueherentur, simul aptae ferendis
[Spaltenumbruch] equis, aut commeatui, uelis habiles, citae remis, au-
gebantur alacritate militum in speciem, ac terrorem.
3 tacitvs L. C. c. 7. Restituit aram, hono-
rique patris princeps ipse, cum legionibus, decucur-
rit: tumulum iterare haud uisum.
conf. ad h. l. no-
ta avrelii.
4 tacitvs An.L.II. c. 5. 6. 7. Cuncta inter Ca-
stellum Alisonem ac Rhenum, nouis limitibus, ag-
geribusque permunita.
1 §. IX. 1. Siehe hyginvm und polybivm de ca-
stris Romanorum.
2 Siehe Lib. V. §. 10.
3 Den Pfahl-Graben beschreibet Winckelmann in
Beschreibung des Hosen-Bandes p. 129. und nico-
lavs persona
hat ihn in eine Carte gebracht,
unter dem Titel: Locorum Rheno adiacentium pars
inferior.

[Ende Spaltensatz]
4. l. XI.
M 2

bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.
in offenen Feld-Schlachten litten. Er verſuchete alſo einen Weg zur See zu finden:Statilio Si-
ſenna Tauro
L. Libone.
Coſſ.
V. C. 769.
Æ. Ch.
16.

Silius, Anteius, und Caecina, muſten am Rheine, an der Maas, Schelde, und
andern Fluͤſſen, ſo ſich in den Rhein ergieſſen, tauſend Schiffe bauen2, und ſie an
der Jnſel Batavien zuſammen bringen laſſen. Waͤhrender Zeit ſollte Silius den
Catten ins Land fallen. Germanicus ſelbſt aber fuͤhrete ſechs, Legionen der
Veſtung Aliſon, ſo die Teutſchen belagert hielten, zum Entſatze. Aber Silius
konnte wegen des vielen hefftigen Regens nichts unternehmen, und muſte mit weni-
ger Beute umkehren. Doch hatte damahls, des Fuͤrſten der Catten, Arpi, Gemah-
lin, das Ungluͤck, nebſt ihrer Tochter den Roͤmern in die Haͤnde zu fallen. Die
Teutſchen, ſo das Schloß Aliſon belaͤgerten, erwarteten Germanici Ankunfft
nicht: zerſtoͤreten aber zuvor den Huͤgel, ſo Germanicus vormahls uͤber die Gebei-
ne der erſchlagenen Roͤmer von Vari Armee, aufwerffen laſſen, und den Altar, der
Druſo zu Ehren war aufgerichtet worden. Germanicus ließ den Altar wieder an-
richten, u. hielt um denſelben, ſeinem Vater zu Ehren, nebſt den Legionen ein Wett-
Rennen. Das Grabmahl ließ er, wie es war, vermuthlich, weil er wuſte, wie uͤbel ihm
der Kaͤiſer das erſtemahl dieſe Ceremonie ausgeleget3. Der gantze Strich Landes
aber, vom Rheine bis an das Schloß Aliſon, wurde aufs neue mit guten Linien,
und Waͤllen, verſehen4.

IX. Was dieſe Linien anbetrifft, ſo iſt nicht undienlich hier anzumercken,Von den Lini-
en der Roͤmer.

daß die Roͤmer zu Bedeckung ihrer Graͤntzen, Waͤlle und Graͤben aufzuwerffen
pflegeten1. Eine auf ſolche Art bezirckte Marck nennen die Roͤmiſchen Geſchicht-
Schreiber limitem. Es ſind auf den heutigen Tag anſehnliche Uberbleibſel von
dergleichen Linien uͤbrig. Von denen an der Donau ſoll unten Meldung geſche-
hen2. Von denen ſo laͤngſt dem Rheine geweſen, iſt noch der Wall, und Graben,
uͤbrig, der in der Nieder-Graffſchafft Catzen-Ellenbogen, in der Wetterau, und
in Ober-Heſſen fortlaͤufft; da man in der herumliegenden Gegend, viele Stei-
ne, Muͤntzen, und andere Roͤmiſche Denckmahle, antrifft. Man nennet ihn ins-
gemein den Pfahl-Graben3. Ob es aber eben die Linien ſeyn, ſo Germanicus

aufwerffen
[Beginn Spaltensatz] praematura hieme, ſuum militem haud perinde uul-
neribus, quam ſpatiis itinerum, damno armorum
adfici: feſſas Gallias miniſtrandis equis: longum
impedimentorum agmen, opportunum ad inſidias, de-
fenſantibus iniquum. at ſi mare intretur, promtam
ipſis poſſeſſionem, & hoſtibus ignotam; ſimul bellum
maturius incipi, legionesque, & commeatus pariter
uehi, integrum equitem, equosque, per ora & alueos
fluminum, media in Germania fore.
2 Die Flotte beſchreibet tacitvs L. C. c. 6.
Mille naues ſufficere uiſae, properataeque aliae bre-
ues, anguſta puppi, proraque, & lato utero, quo fa-
cilius fluctus tolerarent: quaedam planae carinis,
ut ſine noxa ſederent: plures appoſitis utrimque gu-
bernaculis, conuerſo ut repente remigio, hinc uel
illinc, adpellerent. Multae pontibus ſtratae, ſuper
quas tormenta ueherentur, ſimul aptae ferendis
[Spaltenumbruch] equis, aut commeatui, uelis habiles, citae remis, au-
gebantur alacritate militum in ſpeciem, ac terrorem.
3 tacitvs L. C. c. 7. Reſtituit aram, hono-
rique patris princeps ipſe, cum legionibus, decucur-
rit: tumulum iterare haud uiſum.
conf. ad h. l. no-
ta avrelii.
4 tacitvs An.L.II. c. 5. 6. 7. Cuncta inter Ca-
ſtellum Aliſonem ac Rhenum, nouis limitibus, ag-
geribusque permunita.
1 §. IX. 1. Siehe hyginvm und polybivm de ca-
ſtris Romanorum.
2 Siehe Lib. V. §. 10.
3 Den Pfahl-Graben beſchreibet Winckelmann in
Beſchreibung des Hoſen-Bandes p. 129. und nico-
lavs persona
hat ihn in eine Carte gebracht,
unter dem Titel: Locorum Rheno adiacentium pars
inferior.

[Ende Spaltensatz]
4. l. XI.
M 2
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[91/0125] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. in offenen Feld-Schlachten litten. Er verſuchete alſo einen Weg zur See zu finden 1: Silius, Anteius, und Caecina, muſten am Rheine, an der Maas, Schelde, und andern Fluͤſſen, ſo ſich in den Rhein ergieſſen, tauſend Schiffe bauen 2, und ſie an der Jnſel Batavien zuſammen bringen laſſen. Waͤhrender Zeit ſollte Silius den Catten ins Land fallen. Germanicus ſelbſt aber fuͤhrete ſechs, Legionen der Veſtung Aliſon, ſo die Teutſchen belagert hielten, zum Entſatze. Aber Silius konnte wegen des vielen hefftigen Regens nichts unternehmen, und muſte mit weni- ger Beute umkehren. Doch hatte damahls, des Fuͤrſten der Catten, Arpi, Gemah- lin, das Ungluͤck, nebſt ihrer Tochter den Roͤmern in die Haͤnde zu fallen. Die Teutſchen, ſo das Schloß Aliſon belaͤgerten, erwarteten Germanici Ankunfft nicht: zerſtoͤreten aber zuvor den Huͤgel, ſo Germanicus vormahls uͤber die Gebei- ne der erſchlagenen Roͤmer von Vari Armee, aufwerffen laſſen, und den Altar, der Druſo zu Ehren war aufgerichtet worden. Germanicus ließ den Altar wieder an- richten, u. hielt um denſelben, ſeinem Vater zu Ehren, nebſt den Legionen ein Wett- Rennen. Das Grabmahl ließ er, wie es war, vermuthlich, weil er wuſte, wie uͤbel ihm der Kaͤiſer das erſtemahl dieſe Ceremonie ausgeleget 3. Der gantze Strich Landes aber, vom Rheine bis an das Schloß Aliſon, wurde aufs neue mit guten Linien, und Waͤllen, verſehen 4. Statilio Si- ſenna Tauro L. Libone. Coſſ. V. C. 769. Æ. Ch. 16. IX. Was dieſe Linien anbetrifft, ſo iſt nicht undienlich hier anzumercken, daß die Roͤmer zu Bedeckung ihrer Graͤntzen, Waͤlle und Graͤben aufzuwerffen pflegeten 1. Eine auf ſolche Art bezirckte Marck nennen die Roͤmiſchen Geſchicht- Schreiber limitem. Es ſind auf den heutigen Tag anſehnliche Uberbleibſel von dergleichen Linien uͤbrig. Von denen an der Donau ſoll unten Meldung geſche- hen 2. Von denen ſo laͤngſt dem Rheine geweſen, iſt noch der Wall, und Graben, uͤbrig, der in der Nieder-Graffſchafft Catzen-Ellenbogen, in der Wetterau, und in Ober-Heſſen fortlaͤufft; da man in der herumliegenden Gegend, viele Stei- ne, Muͤntzen, und andere Roͤmiſche Denckmahle, antrifft. Man nennet ihn ins- gemein den Pfahl-Graben 3. Ob es aber eben die Linien ſeyn, ſo Germanicus aufwerffen Von den Lini- en der Roͤmer. 1 praematura hieme, ſuum militem haud perinde uul- neribus, quam ſpatiis itinerum, damno armorum adfici: feſſas Gallias miniſtrandis equis: longum impedimentorum agmen, opportunum ad inſidias, de- fenſantibus iniquum. at ſi mare intretur, promtam ipſis poſſeſſionem, & hoſtibus ignotam; ſimul bellum maturius incipi, legionesque, & commeatus pariter uehi, integrum equitem, equosque, per ora & alueos fluminum, media in Germania fore. 2 Die Flotte beſchreibet tacitvs L. C. c. 6. Mille naues ſufficere uiſae, properataeque aliae bre- ues, anguſta puppi, proraque, & lato utero, quo fa- cilius fluctus tolerarent: quaedam planae carinis, ut ſine noxa ſederent: plures appoſitis utrimque gu- bernaculis, conuerſo ut repente remigio, hinc uel illinc, adpellerent. Multae pontibus ſtratae, ſuper quas tormenta ueherentur, ſimul aptae ferendis equis, aut commeatui, uelis habiles, citae remis, au- gebantur alacritate militum in ſpeciem, ac terrorem. 3 tacitvs L. C. c. 7. Reſtituit aram, hono- rique patris princeps ipſe, cum legionibus, decucur- rit: tumulum iterare haud uiſum. conf. ad h. l. no- ta avrelii. 4 tacitvs An.L.II. c. 5. 6. 7. Cuncta inter Ca- ſtellum Aliſonem ac Rhenum, nouis limitibus, ag- geribusque permunita. 1 §. IX. 1. Siehe hyginvm und polybivm de ca- ſtris Romanorum. 2 Siehe Lib. V. §. 10. 3 Den Pfahl-Graben beſchreibet Winckelmann in Beſchreibung des Hoſen-Bandes p. 129. und nico- lavs persona hat ihn in eine Carte gebracht, unter dem Titel: Locorum Rheno adiacentium pars inferior. 4. l. XI. M 2

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/125>, abgerufen am 23.11.2024.