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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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Schwankung findet statt in dem Theil der Depositen, den die
Bankiers nicht wieder verliehen haben, sondern der als ihre Reserve,
grossentheils aber auch als die Reserve der Bank von England
figurirt, bei der sie deponirt sind. Zuletzt sagt derselbe Herr:
floating capital sei -- bullion, d. h. Barren und Hartgeld. (503).
Es ist überhaupt wundervoll, wie in diesem Kreditkauderwelsch
des Geldmarkts alle Kategorien der politischen Oekonomie einen
andern Sinn und eine andre Form erhalten. Floating capital ist
dort der Ausdruck für circulating capital, was natürlich etwas
ganz andres ist, und money ist capital und bullion ist capital und
Banknoten sind circulation, und Kapital ist a commodity und
Schulden sind commodities und fixed capital ist Geld, das in schwer
verkäuflichen Papieren angelegt ist!

"Die Aktienbanken von London ... haben ihre Depositen ver-
mehrt von 8850774 £ in 1847 auf 43100724 £ in 1857 ...
Die dem Ausschuss vorgelegten Nachweise und Aussagen lassen
schliessen, dass von diesem ungeheuren Betrage ein grosser Theil
aus Quellen abgeleitet ist, die früher für diesen Zweck nicht be-
nutzbar waren; und dass die Gewohnheit eine Rechnung beim
Bankier zu eröffnen und Geld bei ihm zu deponiren, sich aus-
gedehnt hat auf zahlreiche Quellen, die früher für diesen Zweck
nicht benutzbar waren; und dass die Gewohnheit Rechnung beim
Bankier zu eröffnen und Geld bei ihm zu deponiren sich ausge-
breitet hat auf zahlreiche Klassen, die früher ihr Kapital (!) nicht
in dieser Weise anlegten, Herr Rodwell, Präsident der Association
der Provinzial-Privatbanken" [im Unterschied von Aktienbanken]
"und delegirt von ihr, um vor dem Ausschuss auszusagen, gibt
an, dass in der Gegend von Ipswich diese Gewohnheit neuerdings
sich um's vierfache vermehrt hat unter den Pächtern und Klein-
händlern jenes Bezirks; dass fast alle Pächter, selbst die nur 50 £
jährliche Pacht zahlen, jetzt bei Banken Depositen halten. Die
Masse dieser Depositen findet natürlich ihren Weg zur Verwendung
im Geschäft, und gravitirt namentlich nach London, dem Centrum
der kommerciellen Thätigkeit, wo sie zunächst Verwendung findet
im Wechseldiskonto und in andren Vorschüssen an die Kunden
der Londoner Bankiers. Ein grosser Theil jedoch, wofür die
Bankiers selbst keine unmittelbare Nachfrage haben, geht in die
Hände der billbrokers, die den Bankiers dagegen Handelswechsel
geben, welche sie schon einmal für Leute in London und in den
Provinzen diskontirt haben." (B. C. 1858, p. 8.)

Indem der Bankier auf die Wechsel, die der billbroker bereits

Schwankung findet statt in dem Theil der Depositen, den die
Bankiers nicht wieder verliehen haben, sondern der als ihre Reserve,
grossentheils aber auch als die Reserve der Bank von England
figurirt, bei der sie deponirt sind. Zuletzt sagt derselbe Herr:
floating capital sei — bullion, d. h. Barren und Hartgeld. (503).
Es ist überhaupt wundervoll, wie in diesem Kreditkauderwelsch
des Geldmarkts alle Kategorien der politischen Oekonomie einen
andern Sinn und eine andre Form erhalten. Floating capital ist
dort der Ausdruck für circulating capital, was natürlich etwas
ganz andres ist, und money ist capital und bullion ist capital und
Banknoten sind circulation, und Kapital ist a commodity und
Schulden sind commodities und fixed capital ist Geld, das in schwer
verkäuflichen Papieren angelegt ist!

„Die Aktienbanken von London … haben ihre Depositen ver-
mehrt von 8850774 £ in 1847 auf 43100724 £ in 1857 …
Die dem Ausschuss vorgelegten Nachweise und Aussagen lassen
schliessen, dass von diesem ungeheuren Betrage ein grosser Theil
aus Quellen abgeleitet ist, die früher für diesen Zweck nicht be-
nutzbar waren; und dass die Gewohnheit eine Rechnung beim
Bankier zu eröffnen und Geld bei ihm zu deponiren, sich aus-
gedehnt hat auf zahlreiche Quellen, die früher für diesen Zweck
nicht benutzbar waren; und dass die Gewohnheit Rechnung beim
Bankier zu eröffnen und Geld bei ihm zu deponiren sich ausge-
breitet hat auf zahlreiche Klassen, die früher ihr Kapital (!) nicht
in dieser Weise anlegten, Herr Rodwell, Präsident der Association
der Provinzial-Privatbanken“ [im Unterschied von Aktienbanken]
„und delegirt von ihr, um vor dem Ausschuss auszusagen, gibt
an, dass in der Gegend von Ipswich diese Gewohnheit neuerdings
sich um’s vierfache vermehrt hat unter den Pächtern und Klein-
händlern jenes Bezirks; dass fast alle Pächter, selbst die nur 50 £
jährliche Pacht zahlen, jetzt bei Banken Depositen halten. Die
Masse dieser Depositen findet natürlich ihren Weg zur Verwendung
im Geschäft, und gravitirt namentlich nach London, dem Centrum
der kommerciellen Thätigkeit, wo sie zunächst Verwendung findet
im Wechseldiskonto und in andren Vorschüssen an die Kunden
der Londoner Bankiers. Ein grosser Theil jedoch, wofür die
Bankiers selbst keine unmittelbare Nachfrage haben, geht in die
Hände der billbrokers, die den Bankiers dagegen Handelswechsel
geben, welche sie schon einmal für Leute in London und in den
Provinzen diskontirt haben.“ (B. C. 1858, p. 8.)

Indem der Bankier auf die Wechsel, die der billbroker bereits

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[34/0043] Schwankung findet statt in dem Theil der Depositen, den die Bankiers nicht wieder verliehen haben, sondern der als ihre Reserve, grossentheils aber auch als die Reserve der Bank von England figurirt, bei der sie deponirt sind. Zuletzt sagt derselbe Herr: floating capital sei — bullion, d. h. Barren und Hartgeld. (503). Es ist überhaupt wundervoll, wie in diesem Kreditkauderwelsch des Geldmarkts alle Kategorien der politischen Oekonomie einen andern Sinn und eine andre Form erhalten. Floating capital ist dort der Ausdruck für circulating capital, was natürlich etwas ganz andres ist, und money ist capital und bullion ist capital und Banknoten sind circulation, und Kapital ist a commodity und Schulden sind commodities und fixed capital ist Geld, das in schwer verkäuflichen Papieren angelegt ist! „Die Aktienbanken von London … haben ihre Depositen ver- mehrt von 8850774 £ in 1847 auf 43100724 £ in 1857 … Die dem Ausschuss vorgelegten Nachweise und Aussagen lassen schliessen, dass von diesem ungeheuren Betrage ein grosser Theil aus Quellen abgeleitet ist, die früher für diesen Zweck nicht be- nutzbar waren; und dass die Gewohnheit eine Rechnung beim Bankier zu eröffnen und Geld bei ihm zu deponiren, sich aus- gedehnt hat auf zahlreiche Quellen, die früher für diesen Zweck nicht benutzbar waren; und dass die Gewohnheit Rechnung beim Bankier zu eröffnen und Geld bei ihm zu deponiren sich ausge- breitet hat auf zahlreiche Klassen, die früher ihr Kapital (!) nicht in dieser Weise anlegten, Herr Rodwell, Präsident der Association der Provinzial-Privatbanken“ [im Unterschied von Aktienbanken] „und delegirt von ihr, um vor dem Ausschuss auszusagen, gibt an, dass in der Gegend von Ipswich diese Gewohnheit neuerdings sich um’s vierfache vermehrt hat unter den Pächtern und Klein- händlern jenes Bezirks; dass fast alle Pächter, selbst die nur 50 £ jährliche Pacht zahlen, jetzt bei Banken Depositen halten. Die Masse dieser Depositen findet natürlich ihren Weg zur Verwendung im Geschäft, und gravitirt namentlich nach London, dem Centrum der kommerciellen Thätigkeit, wo sie zunächst Verwendung findet im Wechseldiskonto und in andren Vorschüssen an die Kunden der Londoner Bankiers. Ein grosser Theil jedoch, wofür die Bankiers selbst keine unmittelbare Nachfrage haben, geht in die Hände der billbrokers, die den Bankiers dagegen Handelswechsel geben, welche sie schon einmal für Leute in London und in den Provinzen diskontirt haben.“ (B. C. 1858, p. 8.) Indem der Bankier auf die Wechsel, die der billbroker bereits

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/43>, abgerufen am 29.03.2024.