Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

der normalen Form des Mehrwerths und der Mehrarbeit hat sich
die Rente jetzt also verwandelt in einen dieser besondern Produk-
tionssphäre, der agrikolen, eigenthümlichen Ueberschuss über den
Theil der Mehrarbeit, der von dem Kapital als ihm vorweg und
normaliter zukommend in Anspruch genommen wird. Statt der
Rente ist jetzt der Profit die normale Form des Mehrwerths ge-
worden, und die Rente gilt nur noch als eine unter besondern Um-
ständen verselbständigte Form, nicht des Mehrwerths überhaupt,
sondern eines bestimmten Ablegers desselben, des Surplusprofits.
Es ist nicht nöthig weiter darauf einzugehn, wie dieser Verwand-
lung eine allmälige Verwandlung in der Produktionsweise selbst
entspricht. Dies geht schon daraus hervor, dass das Normale für
diesen kapitalistischen Pächter ist, das Bodenprodukt als Waare zu
produciren, und dass, während sonst nur der Ueberschuss über
seine Subsistenzmittel sich in Waare verwandelt, jetzt nur ein
relativ verschwindender Theil dieser Waaren sich unmittelbar in
Subsistenzmittel für ihn verwandelt. Es ist nicht mehr das Land,
sondern es ist das Kapital, welches sich und seiner Produktivität
jetzt selbst die Landarbeit unmittelbar subsumirt hat.

Der Durchschnittsprofit und der durch ihn geregelte Produktions-
preis bildet sich ausserhalb der Verhältnisse des flachen Landes im
Kreise des städtischen Handels und der Manufaktur. Der Profit
des rentpflichtigen Bauern geht nicht ausgleichend in ihn ein, denn
sein Verhältniss zum Grundeigenthümer ist kein kapitalistisches.
Soweit er Profit macht, d. h. einen Ueberschuss über seine noth-
wendigen Subsistenzmittel realisirt, sei es durch eigne Arbeit, sei
es durch Ausbeutung fremder Arbeit, geschieht es hinter dem Rücken
des normalen Verhältnisses, und ist, bei sonst gleichen Umständen,
die Höhe dieses Profits nicht die Rente bestimmend, sondern um-
gekehrt durch sie als seine Grenze bestimmt. Die hohe Profitrate
im Mittelalter ist nicht nur geschuldet der niedrigen Zusammen-
setzung des Kapitals, worin das variable, in Arbeitslohn ausgelegte
Element vorherrscht. Sie ist geschuldet der am flachen Land ver-
übten Prellerei, der Aneignung eines Theils der Rente des Grund-
eigenthümers und des Einkommens seiner Untersassen. Wenn das
Land im Mittelalter die Stadt politisch ausbeutet, überall da wo
der Feudalismus nicht durch ausnahmsweise städtische Entwicklung
gebrochen ist, wie in Italien, so exploitirt die Stadt überall und
ohne Ausnahme das Land ökonomisch durch ihre Monopolpreise,
ihr Steuersystem, ihr Zunftwesen, ihren direkten kaufmännischen
Betrug und ihren Wucher.


der normalen Form des Mehrwerths und der Mehrarbeit hat sich
die Rente jetzt also verwandelt in einen dieser besondern Produk-
tionssphäre, der agrikolen, eigenthümlichen Ueberschuss über den
Theil der Mehrarbeit, der von dem Kapital als ihm vorweg und
normaliter zukommend in Anspruch genommen wird. Statt der
Rente ist jetzt der Profit die normale Form des Mehrwerths ge-
worden, und die Rente gilt nur noch als eine unter besondern Um-
ständen verselbständigte Form, nicht des Mehrwerths überhaupt,
sondern eines bestimmten Ablegers desselben, des Surplusprofits.
Es ist nicht nöthig weiter darauf einzugehn, wie dieser Verwand-
lung eine allmälige Verwandlung in der Produktionsweise selbst
entspricht. Dies geht schon daraus hervor, dass das Normale für
diesen kapitalistischen Pächter ist, das Bodenprodukt als Waare zu
produciren, und dass, während sonst nur der Ueberschuss über
seine Subsistenzmittel sich in Waare verwandelt, jetzt nur ein
relativ verschwindender Theil dieser Waaren sich unmittelbar in
Subsistenzmittel für ihn verwandelt. Es ist nicht mehr das Land,
sondern es ist das Kapital, welches sich und seiner Produktivität
jetzt selbst die Landarbeit unmittelbar subsumirt hat.

Der Durchschnittsprofit und der durch ihn geregelte Produktions-
preis bildet sich ausserhalb der Verhältnisse des flachen Landes im
Kreise des städtischen Handels und der Manufaktur. Der Profit
des rentpflichtigen Bauern geht nicht ausgleichend in ihn ein, denn
sein Verhältniss zum Grundeigenthümer ist kein kapitalistisches.
Soweit er Profit macht, d. h. einen Ueberschuss über seine noth-
wendigen Subsistenzmittel realisirt, sei es durch eigne Arbeit, sei
es durch Ausbeutung fremder Arbeit, geschieht es hinter dem Rücken
des normalen Verhältnisses, und ist, bei sonst gleichen Umständen,
die Höhe dieses Profits nicht die Rente bestimmend, sondern um-
gekehrt durch sie als seine Grenze bestimmt. Die hohe Profitrate
im Mittelalter ist nicht nur geschuldet der niedrigen Zusammen-
setzung des Kapitals, worin das variable, in Arbeitslohn ausgelegte
Element vorherrscht. Sie ist geschuldet der am flachen Land ver-
übten Prellerei, der Aneignung eines Theils der Rente des Grund-
eigenthümers und des Einkommens seiner Untersassen. Wenn das
Land im Mittelalter die Stadt politisch ausbeutet, überall da wo
der Feudalismus nicht durch ausnahmsweise städtische Entwicklung
gebrochen ist, wie in Italien, so exploitirt die Stadt überall und
ohne Ausnahme das Land ökonomisch durch ihre Monopolpreise,
ihr Steuersystem, ihr Zunftwesen, ihren direkten kaufmännischen
Betrug und ihren Wucher.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0343" n="334"/>
der normalen Form des Mehrwerths und der Mehrarbeit hat sich<lb/>
die Rente jetzt also verwandelt in einen dieser besondern Produk-<lb/>
tionssphäre, der agrikolen, eigenthümlichen Ueberschuss über den<lb/>
Theil der Mehrarbeit, der von dem Kapital als ihm vorweg und<lb/>
normaliter zukommend in Anspruch genommen wird. Statt der<lb/>
Rente ist jetzt der Profit die normale Form des Mehrwerths ge-<lb/>
worden, und die Rente gilt nur noch als eine unter besondern Um-<lb/>
ständen verselbständigte Form, nicht des Mehrwerths überhaupt,<lb/>
sondern eines bestimmten Ablegers desselben, des Surplusprofits.<lb/>
Es ist nicht nöthig weiter darauf einzugehn, wie dieser Verwand-<lb/>
lung eine allmälige Verwandlung in der Produktionsweise selbst<lb/>
entspricht. Dies geht schon daraus hervor, dass das Normale für<lb/>
diesen kapitalistischen Pächter ist, das Bodenprodukt als Waare zu<lb/>
produciren, und dass, während sonst nur der Ueberschuss über<lb/>
seine Subsistenzmittel sich in Waare verwandelt, jetzt nur ein<lb/>
relativ verschwindender Theil dieser Waaren sich unmittelbar in<lb/>
Subsistenzmittel für ihn verwandelt. Es ist nicht mehr das Land,<lb/>
sondern es ist das Kapital, welches sich und seiner Produktivität<lb/>
jetzt selbst die Landarbeit unmittelbar subsumirt hat.</p><lb/>
              <p>Der Durchschnittsprofit und der durch ihn geregelte Produktions-<lb/>
preis bildet sich ausserhalb der Verhältnisse des flachen Landes im<lb/>
Kreise des städtischen Handels und der Manufaktur. Der Profit<lb/>
des rentpflichtigen Bauern geht nicht ausgleichend in ihn ein, denn<lb/>
sein Verhältniss zum Grundeigenthümer ist kein kapitalistisches.<lb/>
Soweit er Profit macht, d. h. einen Ueberschuss über seine noth-<lb/>
wendigen Subsistenzmittel realisirt, sei es durch eigne Arbeit, sei<lb/>
es durch Ausbeutung fremder Arbeit, geschieht es hinter dem Rücken<lb/>
des normalen Verhältnisses, und ist, bei sonst gleichen Umständen,<lb/>
die Höhe dieses Profits nicht die Rente bestimmend, sondern um-<lb/>
gekehrt durch sie als seine Grenze bestimmt. Die hohe Profitrate<lb/>
im Mittelalter ist nicht nur geschuldet der niedrigen Zusammen-<lb/>
setzung des Kapitals, worin das variable, in Arbeitslohn ausgelegte<lb/>
Element vorherrscht. Sie ist geschuldet der am flachen Land ver-<lb/>
übten Prellerei, der Aneignung eines Theils der Rente des Grund-<lb/>
eigenthümers und des Einkommens seiner Untersassen. Wenn das<lb/>
Land im Mittelalter die Stadt politisch ausbeutet, überall da wo<lb/>
der Feudalismus nicht durch ausnahmsweise städtische Entwicklung<lb/>
gebrochen ist, wie in Italien, so exploitirt die Stadt überall und<lb/>
ohne Ausnahme das Land ökonomisch durch ihre Monopolpreise,<lb/>
ihr Steuersystem, ihr Zunftwesen, ihren direkten kaufmännischen<lb/>
Betrug und ihren Wucher.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0343] der normalen Form des Mehrwerths und der Mehrarbeit hat sich die Rente jetzt also verwandelt in einen dieser besondern Produk- tionssphäre, der agrikolen, eigenthümlichen Ueberschuss über den Theil der Mehrarbeit, der von dem Kapital als ihm vorweg und normaliter zukommend in Anspruch genommen wird. Statt der Rente ist jetzt der Profit die normale Form des Mehrwerths ge- worden, und die Rente gilt nur noch als eine unter besondern Um- ständen verselbständigte Form, nicht des Mehrwerths überhaupt, sondern eines bestimmten Ablegers desselben, des Surplusprofits. Es ist nicht nöthig weiter darauf einzugehn, wie dieser Verwand- lung eine allmälige Verwandlung in der Produktionsweise selbst entspricht. Dies geht schon daraus hervor, dass das Normale für diesen kapitalistischen Pächter ist, das Bodenprodukt als Waare zu produciren, und dass, während sonst nur der Ueberschuss über seine Subsistenzmittel sich in Waare verwandelt, jetzt nur ein relativ verschwindender Theil dieser Waaren sich unmittelbar in Subsistenzmittel für ihn verwandelt. Es ist nicht mehr das Land, sondern es ist das Kapital, welches sich und seiner Produktivität jetzt selbst die Landarbeit unmittelbar subsumirt hat. Der Durchschnittsprofit und der durch ihn geregelte Produktions- preis bildet sich ausserhalb der Verhältnisse des flachen Landes im Kreise des städtischen Handels und der Manufaktur. Der Profit des rentpflichtigen Bauern geht nicht ausgleichend in ihn ein, denn sein Verhältniss zum Grundeigenthümer ist kein kapitalistisches. Soweit er Profit macht, d. h. einen Ueberschuss über seine noth- wendigen Subsistenzmittel realisirt, sei es durch eigne Arbeit, sei es durch Ausbeutung fremder Arbeit, geschieht es hinter dem Rücken des normalen Verhältnisses, und ist, bei sonst gleichen Umständen, die Höhe dieses Profits nicht die Rente bestimmend, sondern um- gekehrt durch sie als seine Grenze bestimmt. Die hohe Profitrate im Mittelalter ist nicht nur geschuldet der niedrigen Zusammen- setzung des Kapitals, worin das variable, in Arbeitslohn ausgelegte Element vorherrscht. Sie ist geschuldet der am flachen Land ver- übten Prellerei, der Aneignung eines Theils der Rente des Grund- eigenthümers und des Einkommens seiner Untersassen. Wenn das Land im Mittelalter die Stadt politisch ausbeutet, überall da wo der Feudalismus nicht durch ausnahmsweise städtische Entwicklung gebrochen ist, wie in Italien, so exploitirt die Stadt überall und ohne Ausnahme das Land ökonomisch durch ihre Monopolpreise, ihr Steuersystem, ihr Zunftwesen, ihren direkten kaufmännischen Betrug und ihren Wucher.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/343
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/343>, abgerufen am 27.11.2024.