wurden dem Lande so grosse Aussichten gemacht auf eine ge- waltige Ausdehnung unsers Handels mit China, dass viele grosse Fabriken express für dies Geschäft gebaut wurden, um die im chinesischen Markt hauptsächlich gangbaren Baumwollengewebe an- zufertigen, und diese kamen zu allen unsern schon bestehenden Fabriken hinzu. -- 4874. Wie ist dieses Geschäft abgelaufen? -- Höchst ruinirend, sodass es fast jeder Beschreibung spottet; ich glaube nicht dass von den sämmtlichen Verschiffungen von 1844 und 45 nach China, mehr als 2/3 des Betrags je zurückgekommen sind; weil Thee der Hauptartikel des Rückexports ist und weil man uns so grosse Erwartungen gemacht hatte, rechneten wir Fabrikanten mit Sicherheit auf eine grosse Herabsetzung des Thee- zolls." Und nun kommt, naiv ausgedrückt, das charakteristische Credo des englischen Fabrikanten: "Unser Handel mit einem aus- wärtigen Markt ist nicht beschränkt durch dessen Fähigkeit die Waaren zu kaufen, aber er ist beschränkt hier im Lande, durch unsre Fähigkeit die Produkte zu konsumiren, die wir als Retouren für unsre Industrieerzeugnisse erhalten." (Die relativ armen Länder, womit England handelt, können natürlich jeden nur möglichen Belauf englischer Fabrikate zahlen und konsumiren, leider aber kann das reiche England die Retourprodukte nicht verdauen.) "4876. Ich schickte anfangs einige Waaren hinaus, und diese wurden zu etwa 15 % Verlust verkauft, in der vollen Ueber- zeugung, dass der Preis, zu dem meine Agenten Thee kaufen konnten, beim Wiederverkauf hier einen so grossen Profit ergeben würde, dass dieser Verlust gedeckt wäre; aber statt Profit zu machen, verlor ich manchmal 25 und bis zu 50 %. -- 4877. Exportirten die Fabrikanten für eigne Rechnung? -- Hauptsäch- lich; die Kaufleute, scheint es, sahn sehr bald, dass nichts bei der Sache herauskam, und sie ermunterten die Fabrikanten mehr zu Konsignationen, als dass sie sich selbst dabei betheiligten." -- 1857 dagegen fielen Verluste und Bankrotte vorzugsweise auf die Kaufleute, da diesmal die Fabrikanten ihnen die Ueberführung der fremden Märkte "auf eigne Rechnung" überliessen.
Eine Expansion des Geldkapitals, die daraus entsteht, dass in Folge der Ausbreitung des Bankwesens (siehe das Beispiel von Ipswich weiter unten, wo im Lauf weniger Jahre unmittelbar vor 1857 die Depositen der Pächter sich vervierfachten) das was früher Privatschatz oder Münzreserve war, sich für bestimmte Zeit immer in leihbares Kapital verwandelt, drückt ebensowenig ein
wurden dem Lande so grosse Aussichten gemacht auf eine ge- waltige Ausdehnung unsers Handels mit China, dass viele grosse Fabriken express für dies Geschäft gebaut wurden, um die im chinesischen Markt hauptsächlich gangbaren Baumwollengewebe an- zufertigen, und diese kamen zu allen unsern schon bestehenden Fabriken hinzu. — 4874. Wie ist dieses Geschäft abgelaufen? — Höchst ruinirend, sodass es fast jeder Beschreibung spottet; ich glaube nicht dass von den sämmtlichen Verschiffungen von 1844 und 45 nach China, mehr als ⅔ des Betrags je zurückgekommen sind; weil Thee der Hauptartikel des Rückexports ist und weil man uns so grosse Erwartungen gemacht hatte, rechneten wir Fabrikanten mit Sicherheit auf eine grosse Herabsetzung des Thee- zolls.“ Und nun kommt, naiv ausgedrückt, das charakteristische Credo des englischen Fabrikanten: „Unser Handel mit einem aus- wärtigen Markt ist nicht beschränkt durch dessen Fähigkeit die Waaren zu kaufen, aber er ist beschränkt hier im Lande, durch unsre Fähigkeit die Produkte zu konsumiren, die wir als Retouren für unsre Industrieerzeugnisse erhalten.“ (Die relativ armen Länder, womit England handelt, können natürlich jeden nur möglichen Belauf englischer Fabrikate zahlen und konsumiren, leider aber kann das reiche England die Retourprodukte nicht verdauen.) „4876. Ich schickte anfangs einige Waaren hinaus, und diese wurden zu etwa 15 % Verlust verkauft, in der vollen Ueber- zeugung, dass der Preis, zu dem meine Agenten Thee kaufen konnten, beim Wiederverkauf hier einen so grossen Profit ergeben würde, dass dieser Verlust gedeckt wäre; aber statt Profit zu machen, verlor ich manchmal 25 und bis zu 50 %. — 4877. Exportirten die Fabrikanten für eigne Rechnung? — Hauptsäch- lich; die Kaufleute, scheint es, sahn sehr bald, dass nichts bei der Sache herauskam, und sie ermunterten die Fabrikanten mehr zu Konsignationen, als dass sie sich selbst dabei betheiligten.“ — 1857 dagegen fielen Verluste und Bankrotte vorzugsweise auf die Kaufleute, da diesmal die Fabrikanten ihnen die Ueberführung der fremden Märkte „auf eigne Rechnung“ überliessen.
Eine Expansion des Geldkapitals, die daraus entsteht, dass in Folge der Ausbreitung des Bankwesens (siehe das Beispiel von Ipswich weiter unten, wo im Lauf weniger Jahre unmittelbar vor 1857 die Depositen der Pächter sich vervierfachten) das was früher Privatschatz oder Münzreserve war, sich für bestimmte Zeit immer in leihbares Kapital verwandelt, drückt ebensowenig ein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0034"n="25"/>
wurden dem Lande so grosse Aussichten gemacht auf eine ge-<lb/>
waltige Ausdehnung unsers Handels mit China, dass viele grosse<lb/>
Fabriken express für dies Geschäft gebaut wurden, um die im<lb/>
chinesischen Markt hauptsächlich gangbaren Baumwollengewebe an-<lb/>
zufertigen, und diese kamen zu allen unsern schon bestehenden<lb/>
Fabriken hinzu. — 4874. Wie ist dieses Geschäft abgelaufen? —<lb/>
Höchst ruinirend, sodass es fast jeder Beschreibung spottet; ich<lb/>
glaube nicht dass von den sämmtlichen Verschiffungen von 1844<lb/>
und 45 nach China, mehr als ⅔ des Betrags je zurückgekommen<lb/>
sind; weil Thee der Hauptartikel des Rückexports ist und weil<lb/>
man uns so grosse Erwartungen gemacht hatte, rechneten wir<lb/>
Fabrikanten mit Sicherheit auf eine grosse Herabsetzung des Thee-<lb/>
zolls.“ Und nun kommt, naiv ausgedrückt, das charakteristische<lb/>
Credo des englischen Fabrikanten: „Unser Handel mit einem aus-<lb/>
wärtigen Markt ist nicht beschränkt durch dessen Fähigkeit die<lb/>
Waaren zu kaufen, aber er ist beschränkt hier im Lande, durch<lb/>
unsre Fähigkeit die Produkte zu konsumiren, die wir als Retouren<lb/>
für unsre Industrieerzeugnisse erhalten.“ (Die relativ armen Länder,<lb/>
womit England handelt, können natürlich jeden nur möglichen<lb/>
Belauf englischer Fabrikate zahlen und konsumiren, leider aber<lb/>
kann das reiche England die Retourprodukte nicht verdauen.)<lb/>„4876. Ich schickte anfangs einige Waaren hinaus, und diese<lb/>
wurden zu etwa 15 % Verlust verkauft, in der vollen Ueber-<lb/>
zeugung, dass der Preis, zu dem meine Agenten Thee kaufen<lb/>
konnten, beim Wiederverkauf hier einen so grossen Profit ergeben<lb/>
würde, dass dieser Verlust gedeckt wäre; aber statt Profit zu<lb/>
machen, verlor ich manchmal 25 und bis zu 50 %. — 4877.<lb/>
Exportirten die Fabrikanten für eigne Rechnung? — Hauptsäch-<lb/>
lich; die Kaufleute, scheint es, sahn sehr bald, dass nichts bei der<lb/>
Sache herauskam, und sie ermunterten die Fabrikanten mehr zu<lb/>
Konsignationen, als dass sie sich selbst dabei betheiligten.“—<lb/>
1857 dagegen fielen Verluste und Bankrotte vorzugsweise auf die<lb/>
Kaufleute, da diesmal die Fabrikanten ihnen die Ueberführung<lb/>
der fremden Märkte „auf eigne Rechnung“ überliessen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Eine Expansion des Geldkapitals, die daraus entsteht, dass in<lb/>
Folge der Ausbreitung des Bankwesens (siehe das Beispiel von<lb/>
Ipswich weiter unten, wo im Lauf weniger Jahre unmittelbar<lb/>
vor 1857 die Depositen der Pächter sich vervierfachten) das was<lb/>
früher Privatschatz oder Münzreserve war, sich für bestimmte Zeit<lb/>
immer in leihbares Kapital verwandelt, drückt ebensowenig ein<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[25/0034]
wurden dem Lande so grosse Aussichten gemacht auf eine ge-
waltige Ausdehnung unsers Handels mit China, dass viele grosse
Fabriken express für dies Geschäft gebaut wurden, um die im
chinesischen Markt hauptsächlich gangbaren Baumwollengewebe an-
zufertigen, und diese kamen zu allen unsern schon bestehenden
Fabriken hinzu. — 4874. Wie ist dieses Geschäft abgelaufen? —
Höchst ruinirend, sodass es fast jeder Beschreibung spottet; ich
glaube nicht dass von den sämmtlichen Verschiffungen von 1844
und 45 nach China, mehr als ⅔ des Betrags je zurückgekommen
sind; weil Thee der Hauptartikel des Rückexports ist und weil
man uns so grosse Erwartungen gemacht hatte, rechneten wir
Fabrikanten mit Sicherheit auf eine grosse Herabsetzung des Thee-
zolls.“ Und nun kommt, naiv ausgedrückt, das charakteristische
Credo des englischen Fabrikanten: „Unser Handel mit einem aus-
wärtigen Markt ist nicht beschränkt durch dessen Fähigkeit die
Waaren zu kaufen, aber er ist beschränkt hier im Lande, durch
unsre Fähigkeit die Produkte zu konsumiren, die wir als Retouren
für unsre Industrieerzeugnisse erhalten.“ (Die relativ armen Länder,
womit England handelt, können natürlich jeden nur möglichen
Belauf englischer Fabrikate zahlen und konsumiren, leider aber
kann das reiche England die Retourprodukte nicht verdauen.)
„4876. Ich schickte anfangs einige Waaren hinaus, und diese
wurden zu etwa 15 % Verlust verkauft, in der vollen Ueber-
zeugung, dass der Preis, zu dem meine Agenten Thee kaufen
konnten, beim Wiederverkauf hier einen so grossen Profit ergeben
würde, dass dieser Verlust gedeckt wäre; aber statt Profit zu
machen, verlor ich manchmal 25 und bis zu 50 %. — 4877.
Exportirten die Fabrikanten für eigne Rechnung? — Hauptsäch-
lich; die Kaufleute, scheint es, sahn sehr bald, dass nichts bei der
Sache herauskam, und sie ermunterten die Fabrikanten mehr zu
Konsignationen, als dass sie sich selbst dabei betheiligten.“ —
1857 dagegen fielen Verluste und Bankrotte vorzugsweise auf die
Kaufleute, da diesmal die Fabrikanten ihnen die Ueberführung
der fremden Märkte „auf eigne Rechnung“ überliessen.
Eine Expansion des Geldkapitals, die daraus entsteht, dass in
Folge der Ausbreitung des Bankwesens (siehe das Beispiel von
Ipswich weiter unten, wo im Lauf weniger Jahre unmittelbar
vor 1857 die Depositen der Pächter sich vervierfachten) das was
früher Privatschatz oder Münzreserve war, sich für bestimmte Zeit
immer in leihbares Kapital verwandelt, drückt ebensowenig ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/34>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.