aus gesellschaftlichen Verhältnissen, sondern aus der Erde. Wir haben schon früher gezeigt, dass, obgleich der Mehrwerth sich in einem Surplusprodukt darstellt, nicht umgekehrt ein Surplusprodukt im Sinn einer blossen Zunahme der Masse des Produkts, einen Mehrwerth darstellt. Es kann ein Minus von Werth darstellen. Die Baumwollindustrie müsste sonst 1860, verglichen mit 1840, einen enormen Mehrwerth darstellen, während im Gegentheil der Preis des Garns gefallen ist. Die Rente kann in Folge einer Reihe von Missjahren enorm wachsen, weil der Preis des Getreides steigt, obgleich dieser Surpluswerth sich in einer absolut abnehmenden Masse von theurerem Weizen darstellt. Umgekehrt, in Folge einer Reihe fruchtbarer Jahre kann die Rente sinken, weil der Preis sinkt, obgleich die gesunkene Rente sich in einer grössern Masse wohlfeilern Weizens darstellt. Zunächst ist nun zu bemerken über die Produktenrente, dass sie blosse, aus einer verlebten Produk- tionsweise herübergeschleppte und als Ruine ihr Dasein fristende Tradition ist, deren Widerspruch mit der kapitalistischen Produk- tionsweise sich darin zeigt, dass sie aus den Privatkontrakten von selbst verschwand, und dass sie da, wo die Gesetzgebung eingreifen konnte; wie bei den Kirchenzehnten in England, gewaltsam als Inkongruität abgeschüttelt wurde. Zweitens aber, wo sie auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise fortexistirte, war sie nichts und konnte nichts andres sein als ein mittelalterlich verkleideter Ausdruck der Geldrente. Das qr. Weizen steht z. B. auf 40 sh. Von diesem qr. muss ein Theil den in ihm enthaltnen Arbeitslohn ersetzen, und verkauft werden, um ihn von neuem auslegen zu können; ein andrer Theil muss verkauft werden, um den auf ihn fallenden Theil der Steuern zu zahlen. Aussaat und ein Theil des Düngers selbst gehn da, wo die kapitalistische Produktionsweise und mit ihr die Theilung der gesellschaftlichen Arbeit entwickelt ist, als Waaren in die Reproduktion ein, müssen also zum Ersatz gekauft werden; und es muss wieder ein Theil des qr. verkauft werden, um das Geld hierfür zu liefern. Soweit sie nicht wirklich als Waare gekauft werden müssen, sondern aus dem Produkt selbst in natura entnommen werden, um von neuem als Produktionsbe- dingungen in seine Reproduktion einzugehn -- wie dies nicht nur im Ackerbau, sondern in vielen Produktionszweigen geschieht, die konstantes Kapital produciren -- gehn sie in die Rechnung, in Rechengeld ausgedrückt, ein und kommen als Bestandtheile des Kostpreises in Abzug. Der Verschleiss der Maschinerie und des fixen Kapitals überhaupt muss in Geld ersetzt werden. Endlich
Marx, Kapital III. 2. 21
aus gesellschaftlichen Verhältnissen, sondern aus der Erde. Wir haben schon früher gezeigt, dass, obgleich der Mehrwerth sich in einem Surplusprodukt darstellt, nicht umgekehrt ein Surplusprodukt im Sinn einer blossen Zunahme der Masse des Produkts, einen Mehrwerth darstellt. Es kann ein Minus von Werth darstellen. Die Baumwollindustrie müsste sonst 1860, verglichen mit 1840, einen enormen Mehrwerth darstellen, während im Gegentheil der Preis des Garns gefallen ist. Die Rente kann in Folge einer Reihe von Missjahren enorm wachsen, weil der Preis des Getreides steigt, obgleich dieser Surpluswerth sich in einer absolut abnehmenden Masse von theurerem Weizen darstellt. Umgekehrt, in Folge einer Reihe fruchtbarer Jahre kann die Rente sinken, weil der Preis sinkt, obgleich die gesunkene Rente sich in einer grössern Masse wohlfeilern Weizens darstellt. Zunächst ist nun zu bemerken über die Produktenrente, dass sie blosse, aus einer verlebten Produk- tionsweise herübergeschleppte und als Ruine ihr Dasein fristende Tradition ist, deren Widerspruch mit der kapitalistischen Produk- tionsweise sich darin zeigt, dass sie aus den Privatkontrakten von selbst verschwand, und dass sie da, wo die Gesetzgebung eingreifen konnte; wie bei den Kirchenzehnten in England, gewaltsam als Inkongruität abgeschüttelt wurde. Zweitens aber, wo sie auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise fortexistirte, war sie nichts und konnte nichts andres sein als ein mittelalterlich verkleideter Ausdruck der Geldrente. Das qr. Weizen steht z. B. auf 40 sh. Von diesem qr. muss ein Theil den in ihm enthaltnen Arbeitslohn ersetzen, und verkauft werden, um ihn von neuem auslegen zu können; ein andrer Theil muss verkauft werden, um den auf ihn fallenden Theil der Steuern zu zahlen. Aussaat und ein Theil des Düngers selbst gehn da, wo die kapitalistische Produktionsweise und mit ihr die Theilung der gesellschaftlichen Arbeit entwickelt ist, als Waaren in die Reproduktion ein, müssen also zum Ersatz gekauft werden; und es muss wieder ein Theil des qr. verkauft werden, um das Geld hierfür zu liefern. Soweit sie nicht wirklich als Waare gekauft werden müssen, sondern aus dem Produkt selbst in natura entnommen werden, um von neuem als Produktionsbe- dingungen in seine Reproduktion einzugehn — wie dies nicht nur im Ackerbau, sondern in vielen Produktionszweigen geschieht, die konstantes Kapital produciren — gehn sie in die Rechnung, in Rechengeld ausgedrückt, ein und kommen als Bestandtheile des Kostpreises in Abzug. Der Verschleiss der Maschinerie und des fixen Kapitals überhaupt muss in Geld ersetzt werden. Endlich
Marx, Kapital III. 2. 21
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aus gesellschaftlichen Verhältnissen, sondern aus der Erde. Wir
haben schon früher gezeigt, dass, obgleich der Mehrwerth sich in
einem Surplusprodukt darstellt, nicht umgekehrt ein Surplusprodukt
im Sinn einer blossen Zunahme der Masse des Produkts, einen
Mehrwerth darstellt. Es kann ein Minus von Werth darstellen.
Die Baumwollindustrie müsste sonst 1860, verglichen mit 1840,
einen enormen Mehrwerth darstellen, während im Gegentheil der
Preis des Garns gefallen ist. Die Rente kann in Folge einer Reihe
von Missjahren enorm wachsen, weil der Preis des Getreides steigt,
obgleich dieser Surpluswerth sich in einer absolut abnehmenden
Masse von theurerem Weizen darstellt. Umgekehrt, in Folge einer
Reihe fruchtbarer Jahre kann die Rente sinken, weil der Preis
sinkt, obgleich die gesunkene Rente sich in einer grössern Masse
wohlfeilern Weizens darstellt. Zunächst ist nun zu bemerken über
die Produktenrente, dass sie blosse, aus einer verlebten Produk-
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selbst verschwand, und dass sie da, wo die Gesetzgebung eingreifen
konnte; wie bei den Kirchenzehnten in England, gewaltsam als
Inkongruität abgeschüttelt wurde. Zweitens aber, wo sie auf Basis
der kapitalistischen Produktionsweise fortexistirte, war sie nichts
und konnte nichts andres sein als ein mittelalterlich verkleideter
Ausdruck der Geldrente. Das qr. Weizen steht z. B. auf 40 sh.
Von diesem qr. muss ein Theil den in ihm enthaltnen Arbeitslohn
ersetzen, und verkauft werden, um ihn von neuem auslegen zu
können; ein andrer Theil muss verkauft werden, um den auf ihn
fallenden Theil der Steuern zu zahlen. Aussaat und ein Theil des
Düngers selbst gehn da, wo die kapitalistische Produktionsweise
und mit ihr die Theilung der gesellschaftlichen Arbeit entwickelt
ist, als Waaren in die Reproduktion ein, müssen also zum Ersatz
gekauft werden; und es muss wieder ein Theil des qr. verkauft
werden, um das Geld hierfür zu liefern. Soweit sie nicht wirklich
als Waare gekauft werden müssen, sondern aus dem Produkt selbst
in natura entnommen werden, um von neuem als Produktionsbe-
dingungen in seine Reproduktion einzugehn — wie dies nicht nur
im Ackerbau, sondern in vielen Produktionszweigen geschieht, die
konstantes Kapital produciren — gehn sie in die Rechnung, in
Rechengeld ausgedrückt, ein und kommen als Bestandtheile des
Kostpreises in Abzug. Der Verschleiss der Maschinerie und des
fixen Kapitals überhaupt muss in Geld ersetzt werden. Endlich
Marx, Kapital III. 2. 21
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/330>, abgerufen am 21.11.2024.
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