gewöhnlichen Produktionspreis, also die relative Theuerkeit des Ackerbauprodukts aus dem Ueberschuss der naturwüchsigen Produk- tivität der agrikolen Industrie über die Produktivität der andern Industriezweige zu erklären; da umgekehrt, je produktiver die Arbeit, desto wohlfeiler jeder aliquote Theil ihres Produkts, weil desto grösser die Masse der Gebrauchswerthe, worin dasselbe Quantum Arbeit, also derselbe Werth sich darstellt.
Die ganze Schwierigkeit in der Analyse der Rente bestand also darin, den Ueberschuss des agrikolen Profits über den Durchschnitts- profit zu erklären, nicht den Mehrwerth, sondern den dieser Pro- duktionssphäre eigenthümlichen überschüssigen Mehrwerth, also auch nicht das "Nettoprodukt", sondern den Ueberschuss dieses Netto- produkts über das Nettoprodukt der andren Industriezweige. Der Durchschnittsprofit selbst ist ein Produkt, eine Bildung des unter ganz bestimmten historischen Produktionsverhältnissen vor sich gehenden socialen Lebensprocesses, ein Produkt, das wie wir gesehn haben, sehr weitläuftige Vermittlung voraussetzt. Um überhaupt von einem Ueberschuss über den Durchschnittsprofit sprechen zu können, muss dieser Durchschnittsprofit selbst als Maßstab und, wie es in der kapitalistischen Produktionsweise der Fall ist, als Regulator der Produktion überhaupt hergestellt sein. In Gesell- schaftsformen also, wo es noch nicht das Kapital ist, das die Funktion vollzieht, alle Mehrarbeit zu erzwingen und allen Mehr- werth in erster Hand sich selbst anzueignen, wo also das Kapital sich die gesellschaftliche Arbeit noch nicht, oder nur sporadisch subsumirt hat, kann von der Rente im modernen Sinn, von der Rente als einem Ueberschuss über den Durchschnittsprofit, d. h. über den proportionellen Antheil jedes Einzelkapitals an dem vom gesellschaftlichen Gesammtkapital producirten Mehrwerth, überhaupt nicht die Rede sein. Es zeigt die Naivetät z. B. des Herrn Passy (siehe weiter unten) wenn er schon im Urzustand von Rente spricht als von Ueberschuss über den Profit -- über eine historisch be- stimmte gesellschaftliche Form des Mehrwerths, die also nach Herrn Passy so ziemlich auch ohne Gesellschaft existiren kann.
Für die ältern Oekonomen, die überhaupt mit der Analyse der, zu ihrer Zeit noch unentwickelten, kapitalistischen Produktionsweise erst beginnen, bot die Analyse der Rente entweder überhaupt keine Schwierigkeit oder doch Schwierigkeit ganz andrer Art. Petty, Cantillon, überhaupt die der Feudalzeit näher stehenden Schrift- steller nehmen die Grundrente als die normale Form des Mehr- werths überhaupt an, während der Profit ihnen noch unbestimmt
gewöhnlichen Produktionspreis, also die relative Theuerkeit des Ackerbauprodukts aus dem Ueberschuss der naturwüchsigen Produk- tivität der agrikolen Industrie über die Produktivität der andern Industriezweige zu erklären; da umgekehrt, je produktiver die Arbeit, desto wohlfeiler jeder aliquote Theil ihres Produkts, weil desto grösser die Masse der Gebrauchswerthe, worin dasselbe Quantum Arbeit, also derselbe Werth sich darstellt.
Die ganze Schwierigkeit in der Analyse der Rente bestand also darin, den Ueberschuss des agrikolen Profits über den Durchschnitts- profit zu erklären, nicht den Mehrwerth, sondern den dieser Pro- duktionssphäre eigenthümlichen überschüssigen Mehrwerth, also auch nicht das „Nettoprodukt“, sondern den Ueberschuss dieses Netto- produkts über das Nettoprodukt der andren Industriezweige. Der Durchschnittsprofit selbst ist ein Produkt, eine Bildung des unter ganz bestimmten historischen Produktionsverhältnissen vor sich gehenden socialen Lebensprocesses, ein Produkt, das wie wir gesehn haben, sehr weitläuftige Vermittlung voraussetzt. Um überhaupt von einem Ueberschuss über den Durchschnittsprofit sprechen zu können, muss dieser Durchschnittsprofit selbst als Maßstab und, wie es in der kapitalistischen Produktionsweise der Fall ist, als Regulator der Produktion überhaupt hergestellt sein. In Gesell- schaftsformen also, wo es noch nicht das Kapital ist, das die Funktion vollzieht, alle Mehrarbeit zu erzwingen und allen Mehr- werth in erster Hand sich selbst anzueignen, wo also das Kapital sich die gesellschaftliche Arbeit noch nicht, oder nur sporadisch subsumirt hat, kann von der Rente im modernen Sinn, von der Rente als einem Ueberschuss über den Durchschnittsprofit, d. h. über den proportionellen Antheil jedes Einzelkapitals an dem vom gesellschaftlichen Gesammtkapital producirten Mehrwerth, überhaupt nicht die Rede sein. Es zeigt die Naivetät z. B. des Herrn Passy (siehe weiter unten) wenn er schon im Urzustand von Rente spricht als von Ueberschuss über den Profit — über eine historisch be- stimmte gesellschaftliche Form des Mehrwerths, die also nach Herrn Passy so ziemlich auch ohne Gesellschaft existiren kann.
Für die ältern Oekonomen, die überhaupt mit der Analyse der, zu ihrer Zeit noch unentwickelten, kapitalistischen Produktionsweise erst beginnen, bot die Analyse der Rente entweder überhaupt keine Schwierigkeit oder doch Schwierigkeit ganz andrer Art. Petty, Cantillon, überhaupt die der Feudalzeit näher stehenden Schrift- steller nehmen die Grundrente als die normale Form des Mehr- werths überhaupt an, während der Profit ihnen noch unbestimmt
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gewöhnlichen Produktionspreis, also die relative Theuerkeit des
Ackerbauprodukts aus dem Ueberschuss der naturwüchsigen Produk-
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Industriezweige zu erklären; da umgekehrt, je produktiver die
Arbeit, desto wohlfeiler jeder aliquote Theil ihres Produkts, weil
desto grösser die Masse der Gebrauchswerthe, worin dasselbe Quantum
Arbeit, also derselbe Werth sich darstellt.
Die ganze Schwierigkeit in der Analyse der Rente bestand also
darin, den Ueberschuss des agrikolen Profits über den Durchschnitts-
profit zu erklären, nicht den Mehrwerth, sondern den dieser Pro-
duktionssphäre eigenthümlichen überschüssigen Mehrwerth, also auch
nicht das „Nettoprodukt“, sondern den Ueberschuss dieses Netto-
produkts über das Nettoprodukt der andren Industriezweige. Der
Durchschnittsprofit selbst ist ein Produkt, eine Bildung des unter
ganz bestimmten historischen Produktionsverhältnissen vor sich
gehenden socialen Lebensprocesses, ein Produkt, das wie wir gesehn
haben, sehr weitläuftige Vermittlung voraussetzt. Um überhaupt
von einem Ueberschuss über den Durchschnittsprofit sprechen zu
können, muss dieser Durchschnittsprofit selbst als Maßstab und,
wie es in der kapitalistischen Produktionsweise der Fall ist, als
Regulator der Produktion überhaupt hergestellt sein. In Gesell-
schaftsformen also, wo es noch nicht das Kapital ist, das die
Funktion vollzieht, alle Mehrarbeit zu erzwingen und allen Mehr-
werth in erster Hand sich selbst anzueignen, wo also das Kapital
sich die gesellschaftliche Arbeit noch nicht, oder nur sporadisch
subsumirt hat, kann von der Rente im modernen Sinn, von der
Rente als einem Ueberschuss über den Durchschnittsprofit, d. h.
über den proportionellen Antheil jedes Einzelkapitals an dem vom
gesellschaftlichen Gesammtkapital producirten Mehrwerth, überhaupt
nicht die Rede sein. Es zeigt die Naivetät z. B. des Herrn Passy
(siehe weiter unten) wenn er schon im Urzustand von Rente spricht
als von Ueberschuss über den Profit — über eine historisch be-
stimmte gesellschaftliche Form des Mehrwerths, die also nach
Herrn Passy so ziemlich auch ohne Gesellschaft existiren kann.
Für die ältern Oekonomen, die überhaupt mit der Analyse der,
zu ihrer Zeit noch unentwickelten, kapitalistischen Produktionsweise
erst beginnen, bot die Analyse der Rente entweder überhaupt keine
Schwierigkeit oder doch Schwierigkeit ganz andrer Art. Petty,
Cantillon, überhaupt die der Feudalzeit näher stehenden Schrift-
steller nehmen die Grundrente als die normale Form des Mehr-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/325>, abgerufen am 23.11.2024.
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