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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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bringen. Wenn hier die plötzliche und kurzlebige Verwohlfeile-
rung nicht Zeit bekommt, ihre volle Wirkung auf Ausdehnung der
Konsumtion auszuüben, so ist das Gegentheil der Fall, wo die Ver-
wohlfeilerung aus dem Sinken des regulirenden Produktionspreises
selbst hervorgeht, also von Dauer ist. Drittens: Ein Theil des
Getreides kann als Branntwein oder Bier verzehrt werden. Und
der steigende Konsum dieser beiden Artikel ist keineswegs in enge
Grenzen gebunden. Viertens hängt die Sache theils vom Wachs-
thum der Bevölkerung ab, theils kann das Land ein Korn-Export-
land sein, wie England bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts
hinaus noch war, sodass der Bedarf nicht durch die Grenzen der
bloss nationalen Konsumtion regulirt ist. Endlich kann Ver-
mehrung und Verwohlfeilerung der Produktion von Weizen die
Folge haben, dass statt Roggen oder Hafer Weizen Hauptnahrungs-
mittel der Volksmasse wird, also schon dadurch der Markt dafür
wächst, wie bei abnehmendem Produkt und zunehmendem Preis
der umgekehrte Fall eintreten kann. -- Unter diesen Voraus-
setzungen also und bei den angenommenen Zahlenverhältnissen
gibt die Reihe III das Resultat, dass der Preis per qr. fällt von
60 auf 30 sh., also um 50 %, dass die Produktion, verglichen mit
Reihe I, wächst von 10 auf 23 qrs., also um 130 %; dass die
Rente auf Boden B stationär bleibt, auf C sich verdoppelt, und
auf D sich mehr als verdoppelt, und dass das Gesammtrental steigt
von 18 auf 22 £, also um 22 %.

Es ergibt sich aus der Vergleichung der drei Tabellen (wovon
Reihe I doppelt zu nehmen ist, von A zu D aufsteigend und von
D zu A herabsteigend), die entweder als gegebne Abstufungen in
einem gegebnen Zustand der Gesellschaft aufgefasst werden können
-- z. B. neben einander in drei verschiednen Ländern -- oder als
aufeinander folgend in verschiednen Zeitabschnitten der Entwick-
lung desselben Landes, es ergibt sich:

1) Dass die Reihe, wenn fertig -- welches immer der Gang ihres
Bildungsprocesses gewesen sein mag -- immer so erscheint, dass
sie absteigend ist; denn bei Betrachtung der Rente wird man
immer zuerst ausgehn von dem Boden, der das Maximum von
Rente trägt, und erst zuletzt zu dem kommen, der keine Rente trägt.

2) Der Produktionspreis des schlechtesten, keine Rente tragen-
den Bodens ist stets der regulirende Marktpreis, obgleich letztrer
bei Tabelle I, wenn sie sich in aufsteigender Reihe bildete, nur
dadurch stationär bliebe, dass immer besserer Boden bebaut würde.
In diesem Falle ist der Preis des auf dem besten Boden produ-

bringen. Wenn hier die plötzliche und kurzlebige Verwohlfeile-
rung nicht Zeit bekommt, ihre volle Wirkung auf Ausdehnung der
Konsumtion auszuüben, so ist das Gegentheil der Fall, wo die Ver-
wohlfeilerung aus dem Sinken des regulirenden Produktionspreises
selbst hervorgeht, also von Dauer ist. Drittens: Ein Theil des
Getreides kann als Branntwein oder Bier verzehrt werden. Und
der steigende Konsum dieser beiden Artikel ist keineswegs in enge
Grenzen gebunden. Viertens hängt die Sache theils vom Wachs-
thum der Bevölkerung ab, theils kann das Land ein Korn-Export-
land sein, wie England bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts
hinaus noch war, sodass der Bedarf nicht durch die Grenzen der
bloss nationalen Konsumtion regulirt ist. Endlich kann Ver-
mehrung und Verwohlfeilerung der Produktion von Weizen die
Folge haben, dass statt Roggen oder Hafer Weizen Hauptnahrungs-
mittel der Volksmasse wird, also schon dadurch der Markt dafür
wächst, wie bei abnehmendem Produkt und zunehmendem Preis
der umgekehrte Fall eintreten kann. — Unter diesen Voraus-
setzungen also und bei den angenommenen Zahlenverhältnissen
gibt die Reihe III das Resultat, dass der Preis per qr. fällt von
60 auf 30 sh., also um 50 %, dass die Produktion, verglichen mit
Reihe I, wächst von 10 auf 23 qrs., also um 130 %; dass die
Rente auf Boden B stationär bleibt, auf C sich verdoppelt, und
auf D sich mehr als verdoppelt, und dass das Gesammtrental steigt
von 18 auf 22 £, also um 22 %.

Es ergibt sich aus der Vergleichung der drei Tabellen (wovon
Reihe I doppelt zu nehmen ist, von A zu D aufsteigend und von
D zu A herabsteigend), die entweder als gegebne Abstufungen in
einem gegebnen Zustand der Gesellschaft aufgefasst werden können
— z. B. neben einander in drei verschiednen Ländern — oder als
aufeinander folgend in verschiednen Zeitabschnitten der Entwick-
lung desselben Landes, es ergibt sich:

1) Dass die Reihe, wenn fertig — welches immer der Gang ihres
Bildungsprocesses gewesen sein mag — immer so erscheint, dass
sie absteigend ist; denn bei Betrachtung der Rente wird man
immer zuerst ausgehn von dem Boden, der das Maximum von
Rente trägt, und erst zuletzt zu dem kommen, der keine Rente trägt.

2) Der Produktionspreis des schlechtesten, keine Rente tragen-
den Bodens ist stets der regulirende Marktpreis, obgleich letztrer
bei Tabelle I, wenn sie sich in aufsteigender Reihe bildete, nur
dadurch stationär bliebe, dass immer besserer Boden bebaut würde.
In diesem Falle ist der Preis des auf dem besten Boden produ-

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[197/0206] bringen. Wenn hier die plötzliche und kurzlebige Verwohlfeile- rung nicht Zeit bekommt, ihre volle Wirkung auf Ausdehnung der Konsumtion auszuüben, so ist das Gegentheil der Fall, wo die Ver- wohlfeilerung aus dem Sinken des regulirenden Produktionspreises selbst hervorgeht, also von Dauer ist. Drittens: Ein Theil des Getreides kann als Branntwein oder Bier verzehrt werden. Und der steigende Konsum dieser beiden Artikel ist keineswegs in enge Grenzen gebunden. Viertens hängt die Sache theils vom Wachs- thum der Bevölkerung ab, theils kann das Land ein Korn-Export- land sein, wie England bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts hinaus noch war, sodass der Bedarf nicht durch die Grenzen der bloss nationalen Konsumtion regulirt ist. Endlich kann Ver- mehrung und Verwohlfeilerung der Produktion von Weizen die Folge haben, dass statt Roggen oder Hafer Weizen Hauptnahrungs- mittel der Volksmasse wird, also schon dadurch der Markt dafür wächst, wie bei abnehmendem Produkt und zunehmendem Preis der umgekehrte Fall eintreten kann. — Unter diesen Voraus- setzungen also und bei den angenommenen Zahlenverhältnissen gibt die Reihe III das Resultat, dass der Preis per qr. fällt von 60 auf 30 sh., also um 50 %, dass die Produktion, verglichen mit Reihe I, wächst von 10 auf 23 qrs., also um 130 %; dass die Rente auf Boden B stationär bleibt, auf C sich verdoppelt, und auf D sich mehr als verdoppelt, und dass das Gesammtrental steigt von 18 auf 22 £, also um 22[FORMEL] %. Es ergibt sich aus der Vergleichung der drei Tabellen (wovon Reihe I doppelt zu nehmen ist, von A zu D aufsteigend und von D zu A herabsteigend), die entweder als gegebne Abstufungen in einem gegebnen Zustand der Gesellschaft aufgefasst werden können — z. B. neben einander in drei verschiednen Ländern — oder als aufeinander folgend in verschiednen Zeitabschnitten der Entwick- lung desselben Landes, es ergibt sich: 1) Dass die Reihe, wenn fertig — welches immer der Gang ihres Bildungsprocesses gewesen sein mag — immer so erscheint, dass sie absteigend ist; denn bei Betrachtung der Rente wird man immer zuerst ausgehn von dem Boden, der das Maximum von Rente trägt, und erst zuletzt zu dem kommen, der keine Rente trägt. 2) Der Produktionspreis des schlechtesten, keine Rente tragen- den Bodens ist stets der regulirende Marktpreis, obgleich letztrer bei Tabelle I, wenn sie sich in aufsteigender Reihe bildete, nur dadurch stationär bliebe, dass immer besserer Boden bebaut würde. In diesem Falle ist der Preis des auf dem besten Boden produ-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/206>, abgerufen am 08.05.2024.