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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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ihre Mattigkeit -- denn auch unter ihnen ist Mattigkeit, aber es
ist die Mattigkeit des Ueberdrusses -- und sehn Sie, wie sie von
Ort zu Ort eilen, als ob es nur gelte neue Vergnügen zu ent-
decken." (Morning Star, 15. December 1865.)

Es ist im Nachfolgenden gezeigt, wie Mehrarbeit und daher
Mehrprodukt überhaupt mit Grundrente, diesem wenigstens auf
Basis der kapitalistischen Produktionsweise, quantitativ und quali-
tativ specifisch bestimmten Theil des Mehrprodukts verwechselt
wird. Die natürwüchsige Basis der Mehrarbeit überhaupt, d. h.
eine Naturbedingung, ohne welche sie nicht möglich ist, ist die,
dass die Natur, -- sei es in Produkten des Landes, pflanzlichen
oder thierischen, sei es in Fischereien etc. -- die nöthigen Unter-
naltsmittel gewährt bei Anwendung einer Arbeitszeit, die nicht den
ganzen Arbeitstag verschlingt. Diese naturwüchsigc Produktivität
der agrikolen Arbeit (worin hier einfach sammelnde, jagende,
fischende, Vieh züchtende eingeschlossen) ist die Basis aller Mehr-
arbeit; wie alle Arbeit zunächst und ursprünglich auf Aneignung
und Produktion der Nahrung gerichtet ist. (Das Thier gibt ja
zugleich Fell zum Wärmen in kälterm Klima; ausserdem Höhlen-
wohnungen etc.)

Dieselbe Konfusion zwischen Mehrprodukt und Bodenrente findet
sich anders ausgedrückt bei Herrn Dove. Ursprünglich sind Acker-
bauarbeit und industrielle Arbeit nicht getrennt; die zweite schliesst
sich an die erste an. Die Mehrarbeit und das Mehrprodukt des
ackerbauenden Stamms, der Hausgemeinde oder Familie umfasst
sowohl agrikole wie industrielle Arbeit. Beide gehn Hand in Hand.
Jagd, Fischerei, Ackerbau sind unmöglich ohne entsprechende In-
strumente. Weben, Spinnen etc. werden zuerst betrieben als agri-
kole Nebenarbeiten.

Wir haben früher gezeigt, dass wie die Arbeit des einzelnen Arbeiters
in nothwendige und Mehrarbeit zerfällt, so man die Gesammt-
arbeit der Arbeiterklasse derart theilen kann, dass der Theil, der
die Gesammtlebensmittel für die Arbeiterklasse producirt (einge-
schlossen die hierfür erheischten Produktionsmittel) die nothwen-
dige Arbeit für die ganze Gesellschaft verrichtet. Die von dem
ganzen übrigen Theil der Arbeiterklasse verrichtete Arbeit kann
als Mehrarbeit betrachtet werden. Aber die nothwendige Arbeit
schliesst keineswegs bloss agrikole Arbeit ein, sondern auch die
Arbeit, die alle übrigen Produkte producirt, die in den Durch-
schnittskonsum des Arbeiters nothwendig eingehn. Auch ver-
richten die einen, gesellschaftlich gesprochen, bloss nothwendige

ihre Mattigkeit — denn auch unter ihnen ist Mattigkeit, aber es
ist die Mattigkeit des Ueberdrusses — und sehn Sie, wie sie von
Ort zu Ort eilen, als ob es nur gelte neue Vergnügen zu ent-
decken.“ (Morning Star, 15. December 1865.)

Es ist im Nachfolgenden gezeigt, wie Mehrarbeit und daher
Mehrprodukt überhaupt mit Grundrente, diesem wenigstens auf
Basis der kapitalistischen Produktionsweise, quantitativ und quali-
tativ specifisch bestimmten Theil des Mehrprodukts verwechselt
wird. Die natürwüchsige Basis der Mehrarbeit überhaupt, d. h.
eine Naturbedingung, ohne welche sie nicht möglich ist, ist die,
dass die Natur, — sei es in Produkten des Landes, pflanzlichen
oder thierischen, sei es in Fischereien etc. — die nöthigen Unter-
naltsmittel gewährt bei Anwendung einer Arbeitszeit, die nicht den
ganzen Arbeitstag verschlingt. Diese naturwüchsigc Produktivität
der agrikolen Arbeit (worin hier einfach sammelnde, jagende,
fischende, Vieh züchtende eingeschlossen) ist die Basis aller Mehr-
arbeit; wie alle Arbeit zunächst und ursprünglich auf Aneignung
und Produktion der Nahrung gerichtet ist. (Das Thier gibt ja
zugleich Fell zum Wärmen in kälterm Klima; ausserdem Höhlen-
wohnungen etc.)

Dieselbe Konfusion zwischen Mehrprodukt und Bodenrente findet
sich anders ausgedrückt bei Herrn Dove. Ursprünglich sind Acker-
bauarbeit und industrielle Arbeit nicht getrennt; die zweite schliesst
sich an die erste an. Die Mehrarbeit und das Mehrprodukt des
ackerbauenden Stamms, der Hausgemeinde oder Familie umfasst
sowohl agrikole wie industrielle Arbeit. Beide gehn Hand in Hand.
Jagd, Fischerei, Ackerbau sind unmöglich ohne entsprechende In-
strumente. Weben, Spinnen etc. werden zuerst betrieben als agri-
kole Nebenarbeiten.

Wir haben früher gezeigt, dass wie die Arbeit des einzelnen Arbeiters
in nothwendige und Mehrarbeit zerfällt, so man die Gesammt-
arbeit der Arbeiterklasse derart theilen kann, dass der Theil, der
die Gesammtlebensmittel für die Arbeiterklasse producirt (einge-
schlossen die hierfür erheischten Produktionsmittel) die nothwen-
dige Arbeit für die ganze Gesellschaft verrichtet. Die von dem
ganzen übrigen Theil der Arbeiterklasse verrichtete Arbeit kann
als Mehrarbeit betrachtet werden. Aber die nothwendige Arbeit
schliesst keineswegs bloss agrikole Arbeit ein, sondern auch die
Arbeit, die alle übrigen Produkte producirt, die in den Durch-
schnittskonsum des Arbeiters nothwendig eingehn. Auch ver-
richten die einen, gesellschaftlich gesprochen, bloss nothwendige

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[172/0181] ihre Mattigkeit — denn auch unter ihnen ist Mattigkeit, aber es ist die Mattigkeit des Ueberdrusses — und sehn Sie, wie sie von Ort zu Ort eilen, als ob es nur gelte neue Vergnügen zu ent- decken.“ (Morning Star, 15. December 1865.) Es ist im Nachfolgenden gezeigt, wie Mehrarbeit und daher Mehrprodukt überhaupt mit Grundrente, diesem wenigstens auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise, quantitativ und quali- tativ specifisch bestimmten Theil des Mehrprodukts verwechselt wird. Die natürwüchsige Basis der Mehrarbeit überhaupt, d. h. eine Naturbedingung, ohne welche sie nicht möglich ist, ist die, dass die Natur, — sei es in Produkten des Landes, pflanzlichen oder thierischen, sei es in Fischereien etc. — die nöthigen Unter- naltsmittel gewährt bei Anwendung einer Arbeitszeit, die nicht den ganzen Arbeitstag verschlingt. Diese naturwüchsigc Produktivität der agrikolen Arbeit (worin hier einfach sammelnde, jagende, fischende, Vieh züchtende eingeschlossen) ist die Basis aller Mehr- arbeit; wie alle Arbeit zunächst und ursprünglich auf Aneignung und Produktion der Nahrung gerichtet ist. (Das Thier gibt ja zugleich Fell zum Wärmen in kälterm Klima; ausserdem Höhlen- wohnungen etc.) Dieselbe Konfusion zwischen Mehrprodukt und Bodenrente findet sich anders ausgedrückt bei Herrn Dove. Ursprünglich sind Acker- bauarbeit und industrielle Arbeit nicht getrennt; die zweite schliesst sich an die erste an. Die Mehrarbeit und das Mehrprodukt des ackerbauenden Stamms, der Hausgemeinde oder Familie umfasst sowohl agrikole wie industrielle Arbeit. Beide gehn Hand in Hand. Jagd, Fischerei, Ackerbau sind unmöglich ohne entsprechende In- strumente. Weben, Spinnen etc. werden zuerst betrieben als agri- kole Nebenarbeiten. Wir haben früher gezeigt, dass wie die Arbeit des einzelnen Arbeiters in nothwendige und Mehrarbeit zerfällt, so man die Gesammt- arbeit der Arbeiterklasse derart theilen kann, dass der Theil, der die Gesammtlebensmittel für die Arbeiterklasse producirt (einge- schlossen die hierfür erheischten Produktionsmittel) die nothwen- dige Arbeit für die ganze Gesellschaft verrichtet. Die von dem ganzen übrigen Theil der Arbeiterklasse verrichtete Arbeit kann als Mehrarbeit betrachtet werden. Aber die nothwendige Arbeit schliesst keineswegs bloss agrikole Arbeit ein, sondern auch die Arbeit, die alle übrigen Produkte producirt, die in den Durch- schnittskonsum des Arbeiters nothwendig eingehn. Auch ver- richten die einen, gesellschaftlich gesprochen, bloss nothwendige

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/181>, abgerufen am 30.11.2024.