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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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sie nicht so rasch zurückfliessen. Deshalb würde es einigen"
[welche Bestimmtheit!] "Unterschied machen, ob die 6 Mill. hier
im Lande ausgelegt werden oder ob sie ganz herausgeschickt werden."
Was soll das heissen, dass die 6 Mill. sofort zurückfliessen würden?
Soweit die 6. Mill. £ in England verausgabt sind, existiren sie
in Schienen, Lokomotiven etc., die nach Indien geschickt werden,
von wo sie nicht zurückkehren, und ihr Werth erst durch Amor-
tisation, also sehr langsam, während die 6 Mill. Edelmetall viel-
leicht sehr rasch in natura retourniren. Soweit die 6 Mill. in
Arbeitslohn verausgabt sind, sind sie aufgegessen; aber das Geld,
worin sie vorgeschossen waren, cirkulirt nach wie vor im Lande
oder bildet Reserve. Dasselbe gilt von den Profiten der Schienen-
producenten und dem Theil der 6 Mill., der ihr konstantes Kapital
ersetzt. Die zweideutige Phrase vom Rückfluss wird also von
Newmarch nur gebraucht, um nicht direkt zu sagen: Das Geld ist
im Lande geblieben, und soweit es als leihbares Geldkapital fungirt,
ist der Unterschied für den Geldmarkt (abgesehn davon, dass etwa
die Cirkulation mehr Hartgeld verschluckt haben könnte) nur der,
dass es für Rechnung von A, statt von B verausgabt wird. An-
lage dieser Art, wo das Kapital in Waaren, nicht in Edelmetall
in fremde Länder übertragen wird, kann nur auf die Wechselkurse
wirken (und zwar nicht mit dem Land, worin angelegt wird), soweit
die Produktion dieser exportirten Waaren Extra-Import andrer aus-
wärtiger Waaren erheischt. Diese Produktion ist dann nicht be-
stimmt, diesen Extra-Import zu liquidiren. Dasselbe findet aber
bei jedem Export auf Kredit statt, einerlei ob als Kapitalanlage
oder für gewöhnliche Handelszwecke. Ausserdem kann dieser Extra-
Import auch rückwirkend Extranachfrage nach englischen Waaren
z. B. auf Seiten der Kolonien oder der Vereinigten Staaten hervorrufen.



Vorher sagte Newmarch, in Folge der Tratten der ostindischen
Kompagnie seien die Ausfuhren von England nach Indien grösser
als die Einfuhren. Sir Charles Wood nimmt ihn über diesen Punkt
ins Kreuzverhör. Dieser Ueberschuss englischer Ausfuhr nach, über
die Einfuhr von, Indien wird thatsächlich zu Stande gebracht durch
eine Einfuhr von Indien, wofür England kein Aequivalent zahlt:
die Tratten der ostindischen Kompagnie (jetzt der ostindischen
Regierung) lösen sich auf in einen Tribut, der von Indien erhoben
wird. Z. B. 1855: die Einfuhr von Indien nach England von
12670000 £; die englischen Ausfuhren nach Indien 10350000 £.
Bilanz zu Gunsten Indiens 2250000 £. "Wenn hiermit die Sach-

sie nicht so rasch zurückfliessen. Deshalb würde es einigen“
[welche Bestimmtheit!] „Unterschied machen, ob die 6 Mill. hier
im Lande ausgelegt werden oder ob sie ganz herausgeschickt werden.“
Was soll das heissen, dass die 6 Mill. sofort zurückfliessen würden?
Soweit die 6. Mill. £ in England verausgabt sind, existiren sie
in Schienen, Lokomotiven etc., die nach Indien geschickt werden,
von wo sie nicht zurückkehren, und ihr Werth erst durch Amor-
tisation, also sehr langsam, während die 6 Mill. Edelmetall viel-
leicht sehr rasch in natura retourniren. Soweit die 6 Mill. in
Arbeitslohn verausgabt sind, sind sie aufgegessen; aber das Geld,
worin sie vorgeschossen waren, cirkulirt nach wie vor im Lande
oder bildet Reserve. Dasselbe gilt von den Profiten der Schienen-
producenten und dem Theil der 6 Mill., der ihr konstantes Kapital
ersetzt. Die zweideutige Phrase vom Rückfluss wird also von
Newmarch nur gebraucht, um nicht direkt zu sagen: Das Geld ist
im Lande geblieben, und soweit es als leihbares Geldkapital fungirt,
ist der Unterschied für den Geldmarkt (abgesehn davon, dass etwa
die Cirkulation mehr Hartgeld verschluckt haben könnte) nur der,
dass es für Rechnung von A, statt von B verausgabt wird. An-
lage dieser Art, wo das Kapital in Waaren, nicht in Edelmetall
in fremde Länder übertragen wird, kann nur auf die Wechselkurse
wirken (und zwar nicht mit dem Land, worin angelegt wird), soweit
die Produktion dieser exportirten Waaren Extra-Import andrer aus-
wärtiger Waaren erheischt. Diese Produktion ist dann nicht be-
stimmt, diesen Extra-Import zu liquidiren. Dasselbe findet aber
bei jedem Export auf Kredit statt, einerlei ob als Kapitalanlage
oder für gewöhnliche Handelszwecke. Ausserdem kann dieser Extra-
Import auch rückwirkend Extranachfrage nach englischen Waaren
z. B. auf Seiten der Kolonien oder der Vereinigten Staaten hervorrufen.



Vorher sagte Newmarch, in Folge der Tratten der ostindischen
Kompagnie seien die Ausfuhren von England nach Indien grösser
als die Einfuhren. Sir Charles Wood nimmt ihn über diesen Punkt
ins Kreuzverhör. Dieser Ueberschuss englischer Ausfuhr nach, über
die Einfuhr von, Indien wird thatsächlich zu Stande gebracht durch
eine Einfuhr von Indien, wofür England kein Aequivalent zahlt:
die Tratten der ostindischen Kompagnie (jetzt der ostindischen
Regierung) lösen sich auf in einen Tribut, der von Indien erhoben
wird. Z. B. 1855: die Einfuhr von Indien nach England von
12670000 £; die englischen Ausfuhren nach Indien 10350000 £.
Bilanz zu Gunsten Indiens 2250000 £. „Wenn hiermit die Sach-

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[121/0130] sie nicht so rasch zurückfliessen. Deshalb würde es einigen“ [welche Bestimmtheit!] „Unterschied machen, ob die 6 Mill. hier im Lande ausgelegt werden oder ob sie ganz herausgeschickt werden.“ Was soll das heissen, dass die 6 Mill. sofort zurückfliessen würden? Soweit die 6. Mill. £ in England verausgabt sind, existiren sie in Schienen, Lokomotiven etc., die nach Indien geschickt werden, von wo sie nicht zurückkehren, und ihr Werth erst durch Amor- tisation, also sehr langsam, während die 6 Mill. Edelmetall viel- leicht sehr rasch in natura retourniren. Soweit die 6 Mill. in Arbeitslohn verausgabt sind, sind sie aufgegessen; aber das Geld, worin sie vorgeschossen waren, cirkulirt nach wie vor im Lande oder bildet Reserve. Dasselbe gilt von den Profiten der Schienen- producenten und dem Theil der 6 Mill., der ihr konstantes Kapital ersetzt. Die zweideutige Phrase vom Rückfluss wird also von Newmarch nur gebraucht, um nicht direkt zu sagen: Das Geld ist im Lande geblieben, und soweit es als leihbares Geldkapital fungirt, ist der Unterschied für den Geldmarkt (abgesehn davon, dass etwa die Cirkulation mehr Hartgeld verschluckt haben könnte) nur der, dass es für Rechnung von A, statt von B verausgabt wird. An- lage dieser Art, wo das Kapital in Waaren, nicht in Edelmetall in fremde Länder übertragen wird, kann nur auf die Wechselkurse wirken (und zwar nicht mit dem Land, worin angelegt wird), soweit die Produktion dieser exportirten Waaren Extra-Import andrer aus- wärtiger Waaren erheischt. Diese Produktion ist dann nicht be- stimmt, diesen Extra-Import zu liquidiren. Dasselbe findet aber bei jedem Export auf Kredit statt, einerlei ob als Kapitalanlage oder für gewöhnliche Handelszwecke. Ausserdem kann dieser Extra- Import auch rückwirkend Extranachfrage nach englischen Waaren z. B. auf Seiten der Kolonien oder der Vereinigten Staaten hervorrufen. Vorher sagte Newmarch, in Folge der Tratten der ostindischen Kompagnie seien die Ausfuhren von England nach Indien grösser als die Einfuhren. Sir Charles Wood nimmt ihn über diesen Punkt ins Kreuzverhör. Dieser Ueberschuss englischer Ausfuhr nach, über die Einfuhr von, Indien wird thatsächlich zu Stande gebracht durch eine Einfuhr von Indien, wofür England kein Aequivalent zahlt: die Tratten der ostindischen Kompagnie (jetzt der ostindischen Regierung) lösen sich auf in einen Tribut, der von Indien erhoben wird. Z. B. 1855: die Einfuhr von Indien nach England von 12670000 £; die englischen Ausfuhren nach Indien 10350000 £. Bilanz zu Gunsten Indiens 2250000 £. „Wenn hiermit die Sach-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/130>, abgerufen am 23.11.2024.