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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Ich bemerke, Sie (im Text steht immer Your Lordship) sagten,
dass Geld das Instrument sei um Kapital zu erhalten." [Dies ist
eben die Verkehrtheit, es als Instrument zu fassen; es ist Form
des Kapitals.] "Bei Abnahme des Goldschatzes [der Bank von
England] besteht nicht die grosse Schwierigkeit umgekehrt darin,
dass Kapitalisten kein Geld erhalten können? -- [Overstone:]
Nein; es sind nicht die Kapitalisten, es sind die Nichtkapitalisten
die Geld zu erlangen suchen; und warum suchen sie Geld zu er-
langen? ... Weil vermittelst des Geldes sie das Kommando über
das Kapital des Kapitalisten erlangen, um das Geschäft von Leuten
zu führen, die keine Kapitalisten sind." -- Hier erklärt er geradezu,
dass Fabrikanten und Kaufleute keine Kapitalisten sind, und dass
das Kapital des Kapitalisten nur Geldkapital ist. -- "3737. Sind
denn die Leute, die Wechsel ziehn, keine Kapitalisten? -- Die
Leute, die Wechsel ziehn, sind möglicherweise Kapitalisten, und
möglicherweise auch nicht." Hier sitzt er fest.

Er wird nun gefragt, ob die Wechsel der Kaufleute nicht die
Waaren repräsentiren, die sie verkauft oder verschifft haben. Er
leugnet, dass diese Wechsel den Werth der Waaren ganz so reprä-
sentiren, wie die Banknote das Gold. (3740, 41.) Dies ist etwas
unverschämt.

"3742. Ist nicht der Zweck des Kaufmanns Geld zu erhalten? --
Nein; Geld zu erhalten ist nicht der Zweck beim Ziehen des
Wechsels; Geld zu erhalten ist der Zweck beim Diskontiren des
Wechsels." Wechsel-Ziehen ist Verwandlung von Waare in eine
Form von Kreditgeld, wie Wechsel-Diskontiren Verwandlung dieses
Kreditgelds in andres, nämlich Banknoten. Jedenfalls gibt Herr
Overstone hier zu, dass der Zweck des Diskontirens ist, Geld zu
erhalten. Vorher liess er nur diskontiren, nicht um Kapital aus
einer Form in die andre zu verwandeln, sondern um Zusatzkapital
zu erhalten.

"3743. Was ist der grosse Wunsch der Geschäftswelt, unter
dem Druck einer Panik, wie sie nach Ihrer Aussage 1825, 1837
und 1839 vorgekommen ist; bezwecken sie in den Besitz von
Kapital zu kommen oder von gesetzmäßigem Zahlungsgeld? --
Sie bezwecken das Kommando über Kapital zu erhalten, um ihr
Geschäft fortzuführen." -- Ihr Zweck ist, Zahlungsmittel für ver-
fallende Wechsel auf sie selbst zu erhalten, wegen des eingetretnen
Kreditmangels, und um nicht ihre Waaren unter dem Preis los-
schlagen zu müssen. Haben sie selbst überhaupt kein Kapital, so
erhalten sie mit den Zahlungsmitteln natürlich zugleich Kapital,

Ich bemerke, Sie (im Text steht immer Your Lordship) sagten,
dass Geld das Instrument sei um Kapital zu erhalten.“ [Dies ist
eben die Verkehrtheit, es als Instrument zu fassen; es ist Form
des Kapitals.] „Bei Abnahme des Goldschatzes [der Bank von
England] besteht nicht die grosse Schwierigkeit umgekehrt darin,
dass Kapitalisten kein Geld erhalten können? — [Overstone:]
Nein; es sind nicht die Kapitalisten, es sind die Nichtkapitalisten
die Geld zu erlangen suchen; und warum suchen sie Geld zu er-
langen? … Weil vermittelst des Geldes sie das Kommando über
das Kapital des Kapitalisten erlangen, um das Geschäft von Leuten
zu führen, die keine Kapitalisten sind.“ — Hier erklärt er geradezu,
dass Fabrikanten und Kaufleute keine Kapitalisten sind, und dass
das Kapital des Kapitalisten nur Geldkapital ist. — „3737. Sind
denn die Leute, die Wechsel ziehn, keine Kapitalisten? — Die
Leute, die Wechsel ziehn, sind möglicherweise Kapitalisten, und
möglicherweise auch nicht.“ Hier sitzt er fest.

Er wird nun gefragt, ob die Wechsel der Kaufleute nicht die
Waaren repräsentiren, die sie verkauft oder verschifft haben. Er
leugnet, dass diese Wechsel den Werth der Waaren ganz so reprä-
sentiren, wie die Banknote das Gold. (3740, 41.) Dies ist etwas
unverschämt.

„3742. Ist nicht der Zweck des Kaufmanns Geld zu erhalten? —
Nein; Geld zu erhalten ist nicht der Zweck beim Ziehen des
Wechsels; Geld zu erhalten ist der Zweck beim Diskontiren des
Wechsels.“ Wechsel-Ziehen ist Verwandlung von Waare in eine
Form von Kreditgeld, wie Wechsel-Diskontiren Verwandlung dieses
Kreditgelds in andres, nämlich Banknoten. Jedenfalls gibt Herr
Overstone hier zu, dass der Zweck des Diskontirens ist, Geld zu
erhalten. Vorher liess er nur diskontiren, nicht um Kapital aus
einer Form in die andre zu verwandeln, sondern um Zusatzkapital
zu erhalten.

„3743. Was ist der grosse Wunsch der Geschäftswelt, unter
dem Druck einer Panik, wie sie nach Ihrer Aussage 1825, 1837
und 1839 vorgekommen ist; bezwecken sie in den Besitz von
Kapital zu kommen oder von gesetzmäßigem Zahlungsgeld? —
Sie bezwecken das Kommando über Kapital zu erhalten, um ihr
Geschäft fortzuführen.“ — Ihr Zweck ist, Zahlungsmittel für ver-
fallende Wechsel auf sie selbst zu erhalten, wegen des eingetretnen
Kreditmangels, und um nicht ihre Waaren unter dem Preis los-
schlagen zu müssen. Haben sie selbst überhaupt kein Kapital, so
erhalten sie mit den Zahlungsmitteln natürlich zugleich Kapital,

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[413/0447] Ich bemerke, Sie (im Text steht immer Your Lordship) sagten, dass Geld das Instrument sei um Kapital zu erhalten.“ [Dies ist eben die Verkehrtheit, es als Instrument zu fassen; es ist Form des Kapitals.] „Bei Abnahme des Goldschatzes [der Bank von England] besteht nicht die grosse Schwierigkeit umgekehrt darin, dass Kapitalisten kein Geld erhalten können? — [Overstone:] Nein; es sind nicht die Kapitalisten, es sind die Nichtkapitalisten die Geld zu erlangen suchen; und warum suchen sie Geld zu er- langen? … Weil vermittelst des Geldes sie das Kommando über das Kapital des Kapitalisten erlangen, um das Geschäft von Leuten zu führen, die keine Kapitalisten sind.“ — Hier erklärt er geradezu, dass Fabrikanten und Kaufleute keine Kapitalisten sind, und dass das Kapital des Kapitalisten nur Geldkapital ist. — „3737. Sind denn die Leute, die Wechsel ziehn, keine Kapitalisten? — Die Leute, die Wechsel ziehn, sind möglicherweise Kapitalisten, und möglicherweise auch nicht.“ Hier sitzt er fest. Er wird nun gefragt, ob die Wechsel der Kaufleute nicht die Waaren repräsentiren, die sie verkauft oder verschifft haben. Er leugnet, dass diese Wechsel den Werth der Waaren ganz so reprä- sentiren, wie die Banknote das Gold. (3740, 41.) Dies ist etwas unverschämt. „3742. Ist nicht der Zweck des Kaufmanns Geld zu erhalten? — Nein; Geld zu erhalten ist nicht der Zweck beim Ziehen des Wechsels; Geld zu erhalten ist der Zweck beim Diskontiren des Wechsels.“ Wechsel-Ziehen ist Verwandlung von Waare in eine Form von Kreditgeld, wie Wechsel-Diskontiren Verwandlung dieses Kreditgelds in andres, nämlich Banknoten. Jedenfalls gibt Herr Overstone hier zu, dass der Zweck des Diskontirens ist, Geld zu erhalten. Vorher liess er nur diskontiren, nicht um Kapital aus einer Form in die andre zu verwandeln, sondern um Zusatzkapital zu erhalten. „3743. Was ist der grosse Wunsch der Geschäftswelt, unter dem Druck einer Panik, wie sie nach Ihrer Aussage 1825, 1837 und 1839 vorgekommen ist; bezwecken sie in den Besitz von Kapital zu kommen oder von gesetzmäßigem Zahlungsgeld? — Sie bezwecken das Kommando über Kapital zu erhalten, um ihr Geschäft fortzuführen.“ — Ihr Zweck ist, Zahlungsmittel für ver- fallende Wechsel auf sie selbst zu erhalten, wegen des eingetretnen Kreditmangels, und um nicht ihre Waaren unter dem Preis los- schlagen zu müssen. Haben sie selbst überhaupt kein Kapital, so erhalten sie mit den Zahlungsmitteln natürlich zugleich Kapital,

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/447>, abgerufen am 24.11.2024.