betrieben wird, um einen solchen Dirigenten (manager) zu zahlen, obgleich desswegen unsre industriellen Kapitalisten noch lange nicht "Staatsgeschäfte treiben oder philosophiren."
Dass nicht die industriellen Kapitalisten, sondern die industriellen managers "die Seele unsres Industriesystems" sind, hat schon Herr Ure bemerkt.75) Was den merkantilen Theil des Geschäfts angeht, so ist das Nöthige darüber bereits im vorigen Abschnitt gesagt.
Die kapitalistische Produktion selbst hat es dahin gebracht, dass die Arbeit der Oberleitung, ganz getrennt vom Kapitaleigenthum, auf der Strasse herumläuft. Es ist daher nutzlos geworden, dass diese Arbeit der Oberleitung vom Kapitalisten ausgeübt werde. Ein Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigenthümer der In- strumente des Orchesters zu sein, noch gehört es zu seiner Funktion als Dirigent, dass er irgend etwas mit dem "Lohn" der übrigen Musikanten zu thun hat. Die Kooperativ-Fabriken liefern den Be- weis, dass der Kapitalist als Funktionär der Produktion ebenso überflüssig geworden, wie er selbst, in seiner höchsten Ausbildung, den Grossgrundbesitzer überflüssig findet. Soweit die Arbeit des Kapitalisten nicht aus dem Produktionsprocess als bloss kapita- listischem hervorgeht, also mit dem Kapital von selbst aufhört; soweit sie sich nicht auf die Funktion beschränkt, fremde Arbeit zu exploitiren; soweit sie also aus der Form der Arbeit als gesell- schaftlicher hervorgeht, aus der Kombination und Kooperation Vieler zu einem gemeinsamen Resultat, ist sie ganz ebenso unab- hängig vom Kapital, wie diese Form selbst, sobald sie die kapi- talistische Hülle gesprengt hat. Sagen, dass diese Arbeit, als kapitalistische Arbeit, als Funktion des Kapitalisten nothwendig sei, heisst nichts, als dass sich der Vulgus die im Schoss der kapitalistischen Produktionsweise entwickelten Formen nicht vor- stellen kann, getrennt und befreit von ihrem gegensätzlichen kapi- talistischen Charakter. Dem Geldkapitalisten gegenüber ist der industrielle Kapitalist Arbeiter, aber Arbeiter als Kapitalist, d. h. als Exploiteur fremder Arbeit. Der Lohn, den er für diese Arbeit beansprucht und bezieht, ist genau gleich dem angeeigneten Quantum fremder Arbeit und hängt direkt ab, soweit er sich der nothwendigen Mühe der Exploitation unterzieht, vom Ausbeutungs- grad dieser Arbeit, nicht aber vom Grad der Anstrengung, die
75) A. Ure, Philos. of Manufactures. Franz. Uebers. 1836, I, p. 68, wo dieser Pindar der Fabrikanten diesen zugleich das Zeugniss ausstellt, dass die meisten von ihnen von dem Mechanismus, den sie anwenden, nicht die leiseste Vorstel- lung haben.
betrieben wird, um einen solchen Dirigenten (manager) zu zahlen, obgleich desswegen unsre industriellen Kapitalisten noch lange nicht „Staatsgeschäfte treiben oder philosophiren.“
Dass nicht die industriellen Kapitalisten, sondern die industriellen managers „die Seele unsres Industriesystems“ sind, hat schon Herr Ure bemerkt.75) Was den merkantilen Theil des Geschäfts angeht, so ist das Nöthige darüber bereits im vorigen Abschnitt gesagt.
Die kapitalistische Produktion selbst hat es dahin gebracht, dass die Arbeit der Oberleitung, ganz getrennt vom Kapitaleigenthum, auf der Strasse herumläuft. Es ist daher nutzlos geworden, dass diese Arbeit der Oberleitung vom Kapitalisten ausgeübt werde. Ein Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigenthümer der In- strumente des Orchesters zu sein, noch gehört es zu seiner Funktion als Dirigent, dass er irgend etwas mit dem „Lohn“ der übrigen Musikanten zu thun hat. Die Kooperativ-Fabriken liefern den Be- weis, dass der Kapitalist als Funktionär der Produktion ebenso überflüssig geworden, wie er selbst, in seiner höchsten Ausbildung, den Grossgrundbesitzer überflüssig findet. Soweit die Arbeit des Kapitalisten nicht aus dem Produktionsprocess als bloss kapita- listischem hervorgeht, also mit dem Kapital von selbst aufhört; soweit sie sich nicht auf die Funktion beschränkt, fremde Arbeit zu exploitiren; soweit sie also aus der Form der Arbeit als gesell- schaftlicher hervorgeht, aus der Kombination und Kooperation Vieler zu einem gemeinsamen Resultat, ist sie ganz ebenso unab- hängig vom Kapital, wie diese Form selbst, sobald sie die kapi- talistische Hülle gesprengt hat. Sagen, dass diese Arbeit, als kapitalistische Arbeit, als Funktion des Kapitalisten nothwendig sei, heisst nichts, als dass sich der Vulgus die im Schoss der kapitalistischen Produktionsweise entwickelten Formen nicht vor- stellen kann, getrennt und befreit von ihrem gegensätzlichen kapi- talistischen Charakter. Dem Geldkapitalisten gegenüber ist der industrielle Kapitalist Arbeiter, aber Arbeiter als Kapitalist, d. h. als Exploiteur fremder Arbeit. Der Lohn, den er für diese Arbeit beansprucht und bezieht, ist genau gleich dem angeeigneten Quantum fremder Arbeit und hängt direkt ab, soweit er sich der nothwendigen Mühe der Exploitation unterzieht, vom Ausbeutungs- grad dieser Arbeit, nicht aber vom Grad der Anstrengung, die
75) A. Ure, Philos. of Manufactures. Franz. Uebers. 1836, I, p. 68, wo dieser Pindar der Fabrikanten diesen zugleich das Zeugniss ausstellt, dass die meisten von ihnen von dem Mechanismus, den sie anwenden, nicht die leiseste Vorstel- lung haben.
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obgleich desswegen unsre industriellen Kapitalisten noch lange
nicht „Staatsgeschäfte treiben oder philosophiren.“
Dass nicht die industriellen Kapitalisten, sondern die industriellen
managers „die Seele unsres Industriesystems“ sind, hat schon Herr
Ure bemerkt. 75) Was den merkantilen Theil des Geschäfts angeht,
so ist das Nöthige darüber bereits im vorigen Abschnitt gesagt.
Die kapitalistische Produktion selbst hat es dahin gebracht, dass
die Arbeit der Oberleitung, ganz getrennt vom Kapitaleigenthum,
auf der Strasse herumläuft. Es ist daher nutzlos geworden, dass
diese Arbeit der Oberleitung vom Kapitalisten ausgeübt werde.
Ein Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigenthümer der In-
strumente des Orchesters zu sein, noch gehört es zu seiner Funktion
als Dirigent, dass er irgend etwas mit dem „Lohn“ der übrigen
Musikanten zu thun hat. Die Kooperativ-Fabriken liefern den Be-
weis, dass der Kapitalist als Funktionär der Produktion ebenso
überflüssig geworden, wie er selbst, in seiner höchsten Ausbildung,
den Grossgrundbesitzer überflüssig findet. Soweit die Arbeit des
Kapitalisten nicht aus dem Produktionsprocess als bloss kapita-
listischem hervorgeht, also mit dem Kapital von selbst aufhört;
soweit sie sich nicht auf die Funktion beschränkt, fremde Arbeit
zu exploitiren; soweit sie also aus der Form der Arbeit als gesell-
schaftlicher hervorgeht, aus der Kombination und Kooperation
Vieler zu einem gemeinsamen Resultat, ist sie ganz ebenso unab-
hängig vom Kapital, wie diese Form selbst, sobald sie die kapi-
talistische Hülle gesprengt hat. Sagen, dass diese Arbeit, als
kapitalistische Arbeit, als Funktion des Kapitalisten nothwendig
sei, heisst nichts, als dass sich der Vulgus die im Schoss der
kapitalistischen Produktionsweise entwickelten Formen nicht vor-
stellen kann, getrennt und befreit von ihrem gegensätzlichen kapi-
talistischen Charakter. Dem Geldkapitalisten gegenüber ist der
industrielle Kapitalist Arbeiter, aber Arbeiter als Kapitalist, d. h.
als Exploiteur fremder Arbeit. Der Lohn, den er für diese Arbeit
beansprucht und bezieht, ist genau gleich dem angeeigneten
Quantum fremder Arbeit und hängt direkt ab, soweit er sich der
nothwendigen Mühe der Exploitation unterzieht, vom Ausbeutungs-
grad dieser Arbeit, nicht aber vom Grad der Anstrengung, die
75) A. Ure, Philos. of Manufactures. Franz. Uebers. 1836, I, p. 68, wo dieser
Pindar der Fabrikanten diesen zugleich das Zeugniss ausstellt, dass die meisten
von ihnen von dem Mechanismus, den sie anwenden, nicht die leiseste Vorstel-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/407>, abgerufen am 24.11.2024.
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