Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.Fristen nach festen Sätzen geliefert, womit er dann auszukommen Aristoteles: O gar despotes ouk en to ktasthai tous doulous, Dass die Herrschaft, wie im politischen, so im ökonomischen Die Arbeit der Leitung und Oberaufsicht, soweit sie nicht eine 24*
Fristen nach festen Sätzen geliefert, womit er dann auszukommen Aristoteles: Ὁ γὰϱ δεσπότης οὔϰ ἐν τῷ ϰτᾶσϑαι τοὺς δούλους, Dass die Herrschaft, wie im politischen, so im ökonomischen Die Arbeit der Leitung und Oberaufsicht, soweit sie nicht eine 24*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0405" n="371"/> Fristen nach festen Sätzen geliefert, womit er dann auszukommen<lb/> hatte.... Die Quantität richtete sich nach der Arbeit, weshalb<lb/> z. B. der Wirthschafter, der leichtere Arbeit hatte als die Knechte,<lb/> knapperes Maß als diese empfing.“ (Mommsen, Römische Geschichte.<lb/> Zweite Auflage. 1856, I, p. 808—810.)</p><lb/> <p>Aristoteles: <hi rendition="#i">Ὁ γὰϱ δεσπότης οὔϰ ἐν τῷ ϰτᾶσϑαι τοὺς δούλους,<lb/> ἄλλ᾽ ἐν τῷ χϱῆσϑαι δούλους.</hi> [Denn der Herr — Kapitalist —<lb/> bethätigt sich als solcher nicht im Erwerben der Sklaven — dem<lb/> Kapitaleigenthum, das die Macht gibt Arbeit zu kaufen — sondern<lb/> im Benutzen der Sklaven — der Verwendung von Arbeitern —<lb/> heute Lohnarbeitern im Produktionsprocess]. <hi rendition="#i">Ἔστι δὲ αὐτῆ ἡ<lb/> ἐπιστήμη οὐδὲν μέγα ἔχουσα οὐδὲ σεμνόν·</hi> [es ist aber mit dieser<lb/> Wissenschaft nichts Grosses oder Erhabnes] <hi rendition="#i">ἃ γὰϱ τὸν δοῦλον<lb/> επίστασϑαι δεῖ ποιεῖν</hi>, <hi rendition="#i">ἐϰεῖνον δεῖ ταῦτα επίστασϑαι επιτάττειν.</hi><lb/> [Was nämlich der Sklave zu verrichten verstehn muss, das soll<lb/> jener verstehn zu befehlen.] <hi rendition="#i">Διὸ ὅσοις ἐξουσία μὴ αὐτοὺς ϰαϰο-<lb/> παϑεῖν, ἐπίτϱοπος λαμβάνει ταυτὴν τὴν τιμήν, αὐτοὶ δὲ πολιτεύ-<lb/> ονται ἢ φιλοσοφοῦσιν.</hi> [Wo die Herren sich selbst damit zu<lb/> placken nicht nöthig haben, da übernimmt der Aufseher <hi rendition="#g">diese<lb/> Ehre</hi>, sie selbst aber treiben Staatsgeschäfte oder philosophiren.<lb/> (Arist. Respubl. ed. Bekker lib. I, 7.)</p><lb/> <p>Dass die Herrschaft, wie im politischen, so im ökonomischen<lb/> Gebiet, den Gewalthabern die Funktionen des Herrschens auflegt,<lb/> d. h. auf ökonomischem Gebiet also, dass sie verstehn müssen, die<lb/> Arbeitskraft zu konsumiren — sagt Aristoteles mit dürren Worten<lb/> und fügt hinzu, dass kein grosses Wesen mit dieser Aufsichts-<lb/> arbeit zu machen sei, weshalb der Herr, sobald er vermögend<lb/> genug ist, die „Ehre“ dieser Plackerei einem Aufseher überlässt.</p><lb/> <p>Die Arbeit der Leitung und Oberaufsicht, soweit sie nicht eine<lb/> besondre, aus der Natur aller kombinirten gesellschaftlichen Arbeit<lb/> hervorgehende Funktion ist, sondern aus dem Gegensatz zwischen<lb/> dem Eigenthümer der Produktionsmittel und dem Eigenthümer der<lb/> blossen Arbeitskraft entspringt — sei es nun, dass die letztere mit<lb/> dem Arbeiter selbst gekauft wird, wie im Sklavensystem, oder<lb/> dass der Arbeiter selbst seine Arbeitskraft verkauft und der Pro-<lb/> duktionsprocess daher zugleich als der Konsumtionsprocess seiner<lb/> Arbeit durch das Kapital erscheint — diese aus der Knechtschaft<lb/> des unmittelbaren Producenten entspringende Funktion ist oft genug<lb/> zum Rechtfertigungsgrund dieses Verhältnisses selbst gemacht, und<lb/> die Exploitation, die Aneignung fremder unbezahlter Arbeit ist<lb/> ebenso oft, als der dem Eigenthümer des Kapitals gebührende<lb/> <fw place="bottom" type="sig">24*</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [371/0405]
Fristen nach festen Sätzen geliefert, womit er dann auszukommen
hatte.... Die Quantität richtete sich nach der Arbeit, weshalb
z. B. der Wirthschafter, der leichtere Arbeit hatte als die Knechte,
knapperes Maß als diese empfing.“ (Mommsen, Römische Geschichte.
Zweite Auflage. 1856, I, p. 808—810.)
Aristoteles: Ὁ γὰϱ δεσπότης οὔϰ ἐν τῷ ϰτᾶσϑαι τοὺς δούλους,
ἄλλ᾽ ἐν τῷ χϱῆσϑαι δούλους. [Denn der Herr — Kapitalist —
bethätigt sich als solcher nicht im Erwerben der Sklaven — dem
Kapitaleigenthum, das die Macht gibt Arbeit zu kaufen — sondern
im Benutzen der Sklaven — der Verwendung von Arbeitern —
heute Lohnarbeitern im Produktionsprocess]. Ἔστι δὲ αὐτῆ ἡ
ἐπιστήμη οὐδὲν μέγα ἔχουσα οὐδὲ σεμνόν· [es ist aber mit dieser
Wissenschaft nichts Grosses oder Erhabnes] ἃ γὰϱ τὸν δοῦλον
επίστασϑαι δεῖ ποιεῖν, ἐϰεῖνον δεῖ ταῦτα επίστασϑαι επιτάττειν.
[Was nämlich der Sklave zu verrichten verstehn muss, das soll
jener verstehn zu befehlen.] Διὸ ὅσοις ἐξουσία μὴ αὐτοὺς ϰαϰο-
παϑεῖν, ἐπίτϱοπος λαμβάνει ταυτὴν τὴν τιμήν, αὐτοὶ δὲ πολιτεύ-
ονται ἢ φιλοσοφοῦσιν. [Wo die Herren sich selbst damit zu
placken nicht nöthig haben, da übernimmt der Aufseher diese
Ehre, sie selbst aber treiben Staatsgeschäfte oder philosophiren.
(Arist. Respubl. ed. Bekker lib. I, 7.)
Dass die Herrschaft, wie im politischen, so im ökonomischen
Gebiet, den Gewalthabern die Funktionen des Herrschens auflegt,
d. h. auf ökonomischem Gebiet also, dass sie verstehn müssen, die
Arbeitskraft zu konsumiren — sagt Aristoteles mit dürren Worten
und fügt hinzu, dass kein grosses Wesen mit dieser Aufsichts-
arbeit zu machen sei, weshalb der Herr, sobald er vermögend
genug ist, die „Ehre“ dieser Plackerei einem Aufseher überlässt.
Die Arbeit der Leitung und Oberaufsicht, soweit sie nicht eine
besondre, aus der Natur aller kombinirten gesellschaftlichen Arbeit
hervorgehende Funktion ist, sondern aus dem Gegensatz zwischen
dem Eigenthümer der Produktionsmittel und dem Eigenthümer der
blossen Arbeitskraft entspringt — sei es nun, dass die letztere mit
dem Arbeiter selbst gekauft wird, wie im Sklavensystem, oder
dass der Arbeiter selbst seine Arbeitskraft verkauft und der Pro-
duktionsprocess daher zugleich als der Konsumtionsprocess seiner
Arbeit durch das Kapital erscheint — diese aus der Knechtschaft
des unmittelbaren Producenten entspringende Funktion ist oft genug
zum Rechtfertigungsgrund dieses Verhältnisses selbst gemacht, und
die Exploitation, die Aneignung fremder unbezahlter Arbeit ist
ebenso oft, als der dem Eigenthümer des Kapitals gebührende
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