Zinsfuss; ist der Zinsfuss gegeben, so durch die allgemeine Profit- rate. Und ferner: wie immer der Bruttoprofit, die wirkliche Werthgrösse des Gesammtprofits, in jedem einzelnen Fall abweichen mag von dem Durchschnittsprofit: der Theil, der dem fungirenden Kapitalisten gehört, ist bestimmt durch den Zins, da dieser durch den allgemeinen Zinsfuss (abgesehn von besondren juristischen Stipulationen) fixirt und als vorweg genommen vorausgesetzt ist, bevor der Produktionsprocess beginnt, also bevor dessen Resultat, der Bruttoprofit erzielt ist. Wir haben gesehn, dass das eigent- liche specifische Produkt des Kapitals der Mehrwerth, näher be- stimmt der Profit ist. Aber für den Kapitalisten, der mit ge- borgtem Kapital arbeitet, ist es nicht der Profit, sondern der Profit minus dem Zins, der Theil des Profits, der ihm übrig bleibt nach Zahlung des Zinses. Dieser Theil des Profits erscheint ihm also nothwendig als Produkt des Kapitals, soweit es fungirt; und dies ist für ihn wirklich, denn er vertritt das Kapital nur als fungi- rendes. Er ist seine Personifikation, soweit es fungirt, und es fungirt, soweit es profitbringend in der Industrie oder im Handel angelegt wird und mit ihm, durch seinen Anwender, die Opera- tionen vorgenommen werden, die durch den jedesmaligen Geschäfts- zweig vorgeschrieben sind. Im Gegensatz zum Zins, den er aus dem Bruttoprofit an den Verleiher wegzuzahlen hat, nimmt der ihm zufallende noch übrige Theil des Profits also nothwendig die Form des industriellen resp. kommerciellen Profits an, oder, um ihn mit einem deutschen Ausdruck zu bezeichnen, der beides ein- schliesst, die Gestalt des Unternehmergewinns. Ist der Brutto- profit gleich dem Durchschnittsprofit, so wird die Grösse dieses Unternehmergewinns ausschliesslich bestimmt durch den Zinsfuss. Weicht der Bruttoprofit ab vom Durchschnittsprofit, so ist die Differenz desselben vom Durchschnittsprofit (nach beiderseitigem Abzug des Zinses) durch alle die Konjunkturen bestimmt, welche eine zeitweilige Abweichung verursachen, sei es der Profitrate in einer besondren Produktionssphäre von der allgemeinen Profitrate, sei es des Profits, den ein einzelner Kapitalist in einer bestimmten Sphäre macht, vom Durchschnittsprofit dieser besondren Sphäre. Nun hat man aber gesehn, dass die Profitrate, innerhalb des Pro- duktionsprocesses selbst, nicht nur vom Mehrwerth abhängt, sondern von vielen andren Umständen: von den Einkaufspreisen der Pro- duktionsmittel, von mehr als durchschnittlich produktiven Methoden, von Oekonomisirung des konstanten Kapitals etc. Und abgesehn vom Produktionspreis, hängt es von besondren Konjunkturen, und
Zinsfuss; ist der Zinsfuss gegeben, so durch die allgemeine Profit- rate. Und ferner: wie immer der Bruttoprofit, die wirkliche Werthgrösse des Gesammtprofits, in jedem einzelnen Fall abweichen mag von dem Durchschnittsprofit: der Theil, der dem fungirenden Kapitalisten gehört, ist bestimmt durch den Zins, da dieser durch den allgemeinen Zinsfuss (abgesehn von besondren juristischen Stipulationen) fixirt und als vorweg genommen vorausgesetzt ist, bevor der Produktionsprocess beginnt, also bevor dessen Resultat, der Bruttoprofit erzielt ist. Wir haben gesehn, dass das eigent- liche specifische Produkt des Kapitals der Mehrwerth, näher be- stimmt der Profit ist. Aber für den Kapitalisten, der mit ge- borgtem Kapital arbeitet, ist es nicht der Profit, sondern der Profit minus dem Zins, der Theil des Profits, der ihm übrig bleibt nach Zahlung des Zinses. Dieser Theil des Profits erscheint ihm also nothwendig als Produkt des Kapitals, soweit es fungirt; und dies ist für ihn wirklich, denn er vertritt das Kapital nur als fungi- rendes. Er ist seine Personifikation, soweit es fungirt, und es fungirt, soweit es profitbringend in der Industrie oder im Handel angelegt wird und mit ihm, durch seinen Anwender, die Opera- tionen vorgenommen werden, die durch den jedesmaligen Geschäfts- zweig vorgeschrieben sind. Im Gegensatz zum Zins, den er aus dem Bruttoprofit an den Verleiher wegzuzahlen hat, nimmt der ihm zufallende noch übrige Theil des Profits also nothwendig die Form des industriellen resp. kommerciellen Profits an, oder, um ihn mit einem deutschen Ausdruck zu bezeichnen, der beides ein- schliesst, die Gestalt des Unternehmergewinns. Ist der Brutto- profit gleich dem Durchschnittsprofit, so wird die Grösse dieses Unternehmergewinns ausschliesslich bestimmt durch den Zinsfuss. Weicht der Bruttoprofit ab vom Durchschnittsprofit, so ist die Differenz desselben vom Durchschnittsprofit (nach beiderseitigem Abzug des Zinses) durch alle die Konjunkturen bestimmt, welche eine zeitweilige Abweichung verursachen, sei es der Profitrate in einer besondren Produktionssphäre von der allgemeinen Profitrate, sei es des Profits, den ein einzelner Kapitalist in einer bestimmten Sphäre macht, vom Durchschnittsprofit dieser besondren Sphäre. Nun hat man aber gesehn, dass die Profitrate, innerhalb des Pro- duktionsprocesses selbst, nicht nur vom Mehrwerth abhängt, sondern von vielen andren Umständen: von den Einkaufspreisen der Pro- duktionsmittel, von mehr als durchschnittlich produktiven Methoden, von Oekonomisirung des konstanten Kapitals etc. Und abgesehn vom Produktionspreis, hängt es von besondren Konjunkturen, und
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Zinsfuss; ist der Zinsfuss gegeben, so durch die allgemeine Profit-
rate. Und ferner: wie immer der Bruttoprofit, die wirkliche
Werthgrösse des Gesammtprofits, in jedem einzelnen Fall abweichen
mag von dem Durchschnittsprofit: der Theil, der dem fungirenden
Kapitalisten gehört, ist bestimmt durch den Zins, da dieser durch
den allgemeinen Zinsfuss (abgesehn von besondren juristischen
Stipulationen) fixirt und als vorweg genommen vorausgesetzt ist,
bevor der Produktionsprocess beginnt, also bevor dessen Resultat,
der Bruttoprofit erzielt ist. Wir haben gesehn, dass das eigent-
liche specifische Produkt des Kapitals der Mehrwerth, näher be-
stimmt der Profit ist. Aber für den Kapitalisten, der mit ge-
borgtem Kapital arbeitet, ist es nicht der Profit, sondern der Profit
minus dem Zins, der Theil des Profits, der ihm übrig bleibt nach
Zahlung des Zinses. Dieser Theil des Profits erscheint ihm also
nothwendig als Produkt des Kapitals, soweit es fungirt; und dies
ist für ihn wirklich, denn er vertritt das Kapital nur als fungi-
rendes. Er ist seine Personifikation, soweit es fungirt, und es
fungirt, soweit es profitbringend in der Industrie oder im Handel
angelegt wird und mit ihm, durch seinen Anwender, die Opera-
tionen vorgenommen werden, die durch den jedesmaligen Geschäfts-
zweig vorgeschrieben sind. Im Gegensatz zum Zins, den er aus
dem Bruttoprofit an den Verleiher wegzuzahlen hat, nimmt der
ihm zufallende noch übrige Theil des Profits also nothwendig die
Form des industriellen resp. kommerciellen Profits an, oder, um
ihn mit einem deutschen Ausdruck zu bezeichnen, der beides ein-
schliesst, die Gestalt des Unternehmergewinns. Ist der Brutto-
profit gleich dem Durchschnittsprofit, so wird die Grösse dieses
Unternehmergewinns ausschliesslich bestimmt durch den Zinsfuss.
Weicht der Bruttoprofit ab vom Durchschnittsprofit, so ist die
Differenz desselben vom Durchschnittsprofit (nach beiderseitigem
Abzug des Zinses) durch alle die Konjunkturen bestimmt, welche
eine zeitweilige Abweichung verursachen, sei es der Profitrate in
einer besondren Produktionssphäre von der allgemeinen Profitrate,
sei es des Profits, den ein einzelner Kapitalist in einer bestimmten
Sphäre macht, vom Durchschnittsprofit dieser besondren Sphäre.
Nun hat man aber gesehn, dass die Profitrate, innerhalb des Pro-
duktionsprocesses selbst, nicht nur vom Mehrwerth abhängt, sondern
von vielen andren Umständen: von den Einkaufspreisen der Pro-
duktionsmittel, von mehr als durchschnittlich produktiven Methoden,
von Oekonomisirung des konstanten Kapitals etc. Und abgesehn
vom Produktionspreis, hängt es von besondren Konjunkturen, und
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/392>, abgerufen am 24.11.2024.
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