weniger Mehrarbeit lieferte, sodass die Rate des Mehrwerths nied- riger wäre. Arbeitete z. B. im minder fortgeschrittnen Land der Arbeiter 2/3 des Arbeitstags für sich selbst und 1/3 für den Kapi- talisten, so würde unter der Voraussetzung des obigen Beispiels dieselbe Arbeitskraft bezahlt mit 133 1/3 und lieferte einen Ueber- schuss von nur 66 2/3 . Dem variablen Kapital von 133 1/3 ent- spräche ein konstantes Kapital von 50. Die Mehrwerthsrate be- trüge also nun 133 1/3 : 66 2/3 = 50 %, und die Profitrate 183 1/3 : 66 2/3 , oder ungefähr 361/2 %.
Da wir bisher die verschiednen Bestandtheile, worin sich der Profit spaltet, noch nicht untersucht haben, sie also noch nicht für uns existiren, so wird Folgendes nur zur Vermeidung von Missverständnissen im voraus bemerkt: Bei der Vergleichung von Ländern verschiedner Entwicklungsstufen -- namentlich solcher von entwickelter kapitalistischer Produktion und solcher, wo die Arbeit noch nicht förmlich unter das Kapital subsumirt ist, ob- gleich der Arbeiter in Wirklichkeit vom Kapitalisten ausgebeutet wird (z. B. in Indien, wo der Ryot als selbständiger Bauer wirth- schaftet, seine Produktion als solche also noch nicht unter das Kapital subsumirt ist, obgleich der Wucherer ihm unter der Form des Zinses nicht nur seine ganze Mehrarbeit, sondern selbst -- kapitalistisch gesprochen -- einen Theil seines Arbeitslohns ab- zwacken mag) wäre es sehr falsch, wollte man etwa an der Höhe des nationalen Zinsfusses die Höhe der nationalen Profitrate messen. In jenem Zins ist der ganze Profit und mehr als der Profit ein- geschlossen, statt dass er nur, wie in Ländern entwickelter kapi- talistischer Produktion, einen aliquoten Theil des producirten Mehr- werths, resp. Profits ausdrückte. Andrerseits ist hier der Zinsfuss überwiegend bestimmt durch Verhältnisse (Vorschüsse der Wucherer an die Grossen, die Besitzer der Grundrente), die gar nichts zu thun haben mit dem Profit, vielmehr nur darstellen, in welchem Verhältniss der Wucher sich die Grundrente aneignet.
In Ländern von verschiedner Entwicklungsstufe der kapitalistischen Produktion und daher von verschiedner organischer Zusammen- setzung des Kapitals, kann die Rate des Mehrwerths (der eine Faktor, der die Profitrate bestimmt) höher stehn in dem Lande, wo der normale Arbeitstag kürzer ist als in dem, wo er länger. Erstens: Wenn der englische Arbeitstag von 10 Stunden seiner höhern Intensität wegen gleich ist einem österreichischen Arbeits- tag von 14 Stunden, können bei gleicher Theilung des Arbeitstags 5 Stunden Mehrarbeit dort einen höhern Werth auf dem Welt-
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weniger Mehrarbeit lieferte, sodass die Rate des Mehrwerths nied- riger wäre. Arbeitete z. B. im minder fortgeschrittnen Land der Arbeiter ⅔ des Arbeitstags für sich selbst und ⅓ für den Kapi- talisten, so würde unter der Voraussetzung des obigen Beispiels dieselbe Arbeitskraft bezahlt mit 133⅓ und lieferte einen Ueber- schuss von nur 66⅔. Dem variablen Kapital von 133⅓ ent- spräche ein konstantes Kapital von 50. Die Mehrwerthsrate be- trüge also nun 133⅓ : 66⅔ = 50 %, und die Profitrate 183⅓ : 66⅔, oder ungefähr 36½ %.
Da wir bisher die verschiednen Bestandtheile, worin sich der Profit spaltet, noch nicht untersucht haben, sie also noch nicht für uns existiren, so wird Folgendes nur zur Vermeidung von Missverständnissen im voraus bemerkt: Bei der Vergleichung von Ländern verschiedner Entwicklungsstufen — namentlich solcher von entwickelter kapitalistischer Produktion und solcher, wo die Arbeit noch nicht förmlich unter das Kapital subsumirt ist, ob- gleich der Arbeiter in Wirklichkeit vom Kapitalisten ausgebeutet wird (z. B. in Indien, wo der Ryot als selbständiger Bauer wirth- schaftet, seine Produktion als solche also noch nicht unter das Kapital subsumirt ist, obgleich der Wucherer ihm unter der Form des Zinses nicht nur seine ganze Mehrarbeit, sondern selbst — kapitalistisch gesprochen — einen Theil seines Arbeitslohns ab- zwacken mag) wäre es sehr falsch, wollte man etwa an der Höhe des nationalen Zinsfusses die Höhe der nationalen Profitrate messen. In jenem Zins ist der ganze Profit und mehr als der Profit ein- geschlossen, statt dass er nur, wie in Ländern entwickelter kapi- talistischer Produktion, einen aliquoten Theil des producirten Mehr- werths, resp. Profits ausdrückte. Andrerseits ist hier der Zinsfuss überwiegend bestimmt durch Verhältnisse (Vorschüsse der Wucherer an die Grossen, die Besitzer der Grundrente), die gar nichts zu thun haben mit dem Profit, vielmehr nur darstellen, in welchem Verhältniss der Wucher sich die Grundrente aneignet.
In Ländern von verschiedner Entwicklungsstufe der kapitalistischen Produktion und daher von verschiedner organischer Zusammen- setzung des Kapitals, kann die Rate des Mehrwerths (der eine Faktor, der die Profitrate bestimmt) höher stehn in dem Lande, wo der normale Arbeitstag kürzer ist als in dem, wo er länger. Erstens: Wenn der englische Arbeitstag von 10 Stunden seiner höhern Intensität wegen gleich ist einem österreichischen Arbeits- tag von 14 Stunden, können bei gleicher Theilung des Arbeitstags 5 Stunden Mehrarbeit dort einen höhern Werth auf dem Welt-
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weniger Mehrarbeit lieferte, sodass die Rate des Mehrwerths nied-
riger wäre. Arbeitete z. B. im minder fortgeschrittnen Land der
Arbeiter ⅔ des Arbeitstags für sich selbst und ⅓ für den Kapi-
talisten, so würde unter der Voraussetzung des obigen Beispiels
dieselbe Arbeitskraft bezahlt mit 133⅓ und lieferte einen Ueber-
schuss von nur 66⅔. Dem variablen Kapital von 133⅓ ent-
spräche ein konstantes Kapital von 50. Die Mehrwerthsrate be-
trüge also nun 133⅓ : 66⅔ = 50 %, und die Profitrate 183⅓ : 66⅔,
oder ungefähr 36½ %.
Da wir bisher die verschiednen Bestandtheile, worin sich der
Profit spaltet, noch nicht untersucht haben, sie also noch nicht
für uns existiren, so wird Folgendes nur zur Vermeidung von
Missverständnissen im voraus bemerkt: Bei der Vergleichung von
Ländern verschiedner Entwicklungsstufen — namentlich solcher
von entwickelter kapitalistischer Produktion und solcher, wo die
Arbeit noch nicht förmlich unter das Kapital subsumirt ist, ob-
gleich der Arbeiter in Wirklichkeit vom Kapitalisten ausgebeutet
wird (z. B. in Indien, wo der Ryot als selbständiger Bauer wirth-
schaftet, seine Produktion als solche also noch nicht unter das
Kapital subsumirt ist, obgleich der Wucherer ihm unter der Form
des Zinses nicht nur seine ganze Mehrarbeit, sondern selbst —
kapitalistisch gesprochen — einen Theil seines Arbeitslohns ab-
zwacken mag) wäre es sehr falsch, wollte man etwa an der Höhe
des nationalen Zinsfusses die Höhe der nationalen Profitrate messen.
In jenem Zins ist der ganze Profit und mehr als der Profit ein-
geschlossen, statt dass er nur, wie in Ländern entwickelter kapi-
talistischer Produktion, einen aliquoten Theil des producirten Mehr-
werths, resp. Profits ausdrückte. Andrerseits ist hier der Zinsfuss
überwiegend bestimmt durch Verhältnisse (Vorschüsse der Wucherer
an die Grossen, die Besitzer der Grundrente), die gar nichts zu
thun haben mit dem Profit, vielmehr nur darstellen, in welchem
Verhältniss der Wucher sich die Grundrente aneignet.
In Ländern von verschiedner Entwicklungsstufe der kapitalistischen
Produktion und daher von verschiedner organischer Zusammen-
setzung des Kapitals, kann die Rate des Mehrwerths (der eine
Faktor, der die Profitrate bestimmt) höher stehn in dem Lande,
wo der normale Arbeitstag kürzer ist als in dem, wo er länger.
Erstens: Wenn der englische Arbeitstag von 10 Stunden seiner
höhern Intensität wegen gleich ist einem österreichischen Arbeits-
tag von 14 Stunden, können bei gleicher Theilung des Arbeitstags
5 Stunden Mehrarbeit dort einen höhern Werth auf dem Welt-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/229>, abgerufen am 24.11.2024.
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