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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Waare ist gleich dem Werth des in ihr enthaltnen konstanten
Kapitals, plus dem Werth des in ihr reproducirten variablen
Kapitals, plus dem Inkrement dieses variablen Kapitals, dem pro-
ducirten Mehrwerth. Bei gleicher Rate des Mehrwerths hängt
seine Masse offenbar ab von der Masse des variablen Kapitals.
Der Werth des Produkts des Kapitals von 100 ist in dem einen
Fall 90c + 10v + 10m = 110; im andern Fall 10c + 90v + 90m
= 190. Werden die Waaren zu ihren Werthen verkauft, so das
erste Produkt zu 110, wovon 10 Mehrwerth oder unbezahlte Arbeit
darstellt; das zweite Produkt dagegen zu 190, wovon 90 Mehr-
werth oder unbezahlte Arbeit.

Es ist dies namentlich wichtig, wenn internationale Profitraten
mit einander verglichen werden. In einem europäischen Land sei
die Rate dss Mehrwerths 100 %, d. h. der Arbeiter arbeite den
halben Tag für sich und den halben Tag für seinen Beschäftiger;
in einem asiatischen Land sei sie = 25 %, d. h. der Arbeiter arbeite
4/5 des Tages für sich und 1/5 für seinen Beschäftiger. In dem
europäischen Land aber sei die Zusammensetzung des nationalen
Kapitals 84c + 16v, und im asiatischen Land, wo wenig Maschi-
nerie etc. angewandt, und in einer gegebnen Zeit von einer gegebnen
Menge Arbeitskraft relativ wenig Rohmaterial produktiv konsumirt
wird, sei die Zusammensetzung 16c + 84v. Wir haben dann
folgende Rechnung:

Im europäischen Land Produktwerth = 84c + 16v + 16m = 116
Profitrate = = 16 %.

Im asiatischen Land Produktwerth = 16c + 84v + 21m = 121;
Profitrate = = 21 %.

Die Profitrate ist also im asiatischen Land um mehr als 25 %
grösser als im europäischen, obgleich die Mehrwerthsrate in jenem
viermal kleiner ist als in diesem. Die Careys, Bastiats und tutti
quanti werden gerade auf das Umgekehrte schliessen.

Dies beiläufig; verschiedne nationale Profitraten werden meist
auf verschiednen nationalen Mehrwerthsraten beruhen; wir ver-
gleichen aber in diesem Kapitel ungleiche Profitraten, die aus einer
und derselben Mehrwerthsrate entspringen.

Ausser der verschiednen organischen Zusammensetzung der Kapi-
tale, also ausser den verschiednen Massen von Arbeit und damit
auch, bei sonst gleichen Umständen, von Mehrarbeit, die Kapitale
von gleicher Grösse in verschiednen Produktionssphären in Be-
wegung setzen, besteht noch eine andre Quelle der Ungleichheit
der Profitraten: die Verschiedenheit in der Länge des Umschlags

Marx, Kapital III. 9

Waare ist gleich dem Werth des in ihr enthaltnen konstanten
Kapitals, plus dem Werth des in ihr reproducirten variablen
Kapitals, plus dem Inkrement dieses variablen Kapitals, dem pro-
ducirten Mehrwerth. Bei gleicher Rate des Mehrwerths hängt
seine Masse offenbar ab von der Masse des variablen Kapitals.
Der Werth des Produkts des Kapitals von 100 ist in dem einen
Fall 90c + 10v + 10m = 110; im andern Fall 10c + 90v + 90m
= 190. Werden die Waaren zu ihren Werthen verkauft, so das
erste Produkt zu 110, wovon 10 Mehrwerth oder unbezahlte Arbeit
darstellt; das zweite Produkt dagegen zu 190, wovon 90 Mehr-
werth oder unbezahlte Arbeit.

Es ist dies namentlich wichtig, wenn internationale Profitraten
mit einander verglichen werden. In einem europäischen Land sei
die Rate dss Mehrwerths 100 %, d. h. der Arbeiter arbeite den
halben Tag für sich und den halben Tag für seinen Beschäftiger;
in einem asiatischen Land sei sie = 25 %, d. h. der Arbeiter arbeite
⅘ des Tages für sich und ⅕ für seinen Beschäftiger. In dem
europäischen Land aber sei die Zusammensetzung des nationalen
Kapitals 84c + 16v, und im asiatischen Land, wo wenig Maschi-
nerie etc. angewandt, und in einer gegebnen Zeit von einer gegebnen
Menge Arbeitskraft relativ wenig Rohmaterial produktiv konsumirt
wird, sei die Zusammensetzung 16c + 84v. Wir haben dann
folgende Rechnung:

Im europäischen Land Produktwerth = 84c + 16v + 16m = 116
Profitrate = = 16 %.

Im asiatischen Land Produktwerth = 16c + 84v + 21m = 121;
Profitrate = = 21 %.

Die Profitrate ist also im asiatischen Land um mehr als 25 %
grösser als im europäischen, obgleich die Mehrwerthsrate in jenem
viermal kleiner ist als in diesem. Die Careys, Bastiats und tutti
quanti werden gerade auf das Umgekehrte schliessen.

Dies beiläufig; verschiedne nationale Profitraten werden meist
auf verschiednen nationalen Mehrwerthsraten beruhen; wir ver-
gleichen aber in diesem Kapitel ungleiche Profitraten, die aus einer
und derselben Mehrwerthsrate entspringen.

Ausser der verschiednen organischen Zusammensetzung der Kapi-
tale, also ausser den verschiednen Massen von Arbeit und damit
auch, bei sonst gleichen Umständen, von Mehrarbeit, die Kapitale
von gleicher Grösse in verschiednen Produktionssphären in Be-
wegung setzen, besteht noch eine andre Quelle der Ungleichheit
der Profitraten: die Verschiedenheit in der Länge des Umschlags

Marx, Kapital III. 9
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[129/0163] Waare ist gleich dem Werth des in ihr enthaltnen konstanten Kapitals, plus dem Werth des in ihr reproducirten variablen Kapitals, plus dem Inkrement dieses variablen Kapitals, dem pro- ducirten Mehrwerth. Bei gleicher Rate des Mehrwerths hängt seine Masse offenbar ab von der Masse des variablen Kapitals. Der Werth des Produkts des Kapitals von 100 ist in dem einen Fall 90c + 10v + 10m = 110; im andern Fall 10c + 90v + 90m = 190. Werden die Waaren zu ihren Werthen verkauft, so das erste Produkt zu 110, wovon 10 Mehrwerth oder unbezahlte Arbeit darstellt; das zweite Produkt dagegen zu 190, wovon 90 Mehr- werth oder unbezahlte Arbeit. Es ist dies namentlich wichtig, wenn internationale Profitraten mit einander verglichen werden. In einem europäischen Land sei die Rate dss Mehrwerths 100 %, d. h. der Arbeiter arbeite den halben Tag für sich und den halben Tag für seinen Beschäftiger; in einem asiatischen Land sei sie = 25 %, d. h. der Arbeiter arbeite ⅘ des Tages für sich und ⅕ für seinen Beschäftiger. In dem europäischen Land aber sei die Zusammensetzung des nationalen Kapitals 84c + 16v, und im asiatischen Land, wo wenig Maschi- nerie etc. angewandt, und in einer gegebnen Zeit von einer gegebnen Menge Arbeitskraft relativ wenig Rohmaterial produktiv konsumirt wird, sei die Zusammensetzung 16c + 84v. Wir haben dann folgende Rechnung: Im europäischen Land Produktwerth = 84c + 16v + 16m = 116 Profitrate = [FORMEL] = 16 %. Im asiatischen Land Produktwerth = 16c + 84v + 21m = 121; Profitrate = [FORMEL] = 21 %. Die Profitrate ist also im asiatischen Land um mehr als 25 % grösser als im europäischen, obgleich die Mehrwerthsrate in jenem viermal kleiner ist als in diesem. Die Careys, Bastiats und tutti quanti werden gerade auf das Umgekehrte schliessen. Dies beiläufig; verschiedne nationale Profitraten werden meist auf verschiednen nationalen Mehrwerthsraten beruhen; wir ver- gleichen aber in diesem Kapitel ungleiche Profitraten, die aus einer und derselben Mehrwerthsrate entspringen. Ausser der verschiednen organischen Zusammensetzung der Kapi- tale, also ausser den verschiednen Massen von Arbeit und damit auch, bei sonst gleichen Umständen, von Mehrarbeit, die Kapitale von gleicher Grösse in verschiednen Produktionssphären in Be- wegung setzen, besteht noch eine andre Quelle der Ungleichheit der Profitraten: die Verschiedenheit in der Länge des Umschlags Marx, Kapital III. 9

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/163>, abgerufen am 24.11.2024.