Pferd und Stunde verbrauchten. Ein so bedeutender Unterschied bewog die Fabrikanten und Maschinenbauer unsers Bezirks, durch ähnliche Mittel solche ausserordentlich ökonomische Ergebnisse zu erreichen, wie sie in Cornwall und Frankreich bereits gewöhnlich waren, da dort der hohe Kohlenpreis die Fabrikanten gezwungen hatte, diesen kostspieligen Zweig ihres Geschäfts möglichst einzu- schränken. Dies führte zu sehr wichtigen Resultaten. Erstens: Viele Kessel, deren halbe Oberfläche in der guten alten Zeit hoher Profite der kalten Aussenluft ausgesetzt blieb, wurden jetzt mit dicken Filzlagen, oder Ziegeln und Mörtel, und andern Mitteln eingedeckt, wodurch die Ausstrahlung der mit so viel Kosten er- zeugten Hitze verhindert wurde. Dampfröhren wurden in derselben Weise geschützt, ebenso der Cylinder mit Filz und Holz umgeben. Zweitens kam die Anwendung des Hochdrucks. Bisher war die Sicherheitsklappe nur soweit beschwert worden, dass sie schon bei 4, 6 oder 8 Lb Dampfdruck auf den Quadratzoll sich öffnete; jetzt fand man, dass durch Erhöhung des Drucks auf 14 oder 20 Lb ... eine sehr bedeutende Kohlenersparniss erreicht wurde; in andern Worten, die Arbeit der Fabrik wurde durch einen bedeutend ge- ringern Kohlenverbrauch geleistet ... Diejenigen, die die Mittel und die Kühnheit dazu hatten, führten das System des vermehrten Drucks und der Expansion in seiner vollen Ausdehnung aus, und wandten zweckmässig konstruirte Dampfkessel an, die Dampf von einem Druck von 30, 40, 60 und 70 Lb per Quadratzoll lieferten; ein Druck, bei dem ein Ingenieur der alten Schule vor Schrecken umgefallen wäre. Aber da das ökonomische Ergebniss dieses ge- steigerten Dampfdrucks ... sich sehr bald kundgab in der nicht misszuverstehenden Form von Pfunden, Schillingen und Pence, wurden die Hochdruckkessel bei Kondensirmaschinen fast allgemein. Diejenigen, die die Reform radikal durchführten, wandten die Woolf- schen Maschinen an, und dies geschah in den meisten der neuer- dings gebauten Maschinen; nämlich die Woolfschen Maschinen mit 2 Cylindern, in deren einem der Dampf aus dem Kessel Kraft leistet vermöge des Ueberschusses des Druckes über den der Atmosphäre, worauf er dann, statt wie früher nach jedem Kolbenhub in die freie Luft zu entweichen, in einen Niederdruck-Cylinder von ungefähr vierfach grösserm Rauminhalt tritt und, nachdem er dort weitre Expansion geleistet, in den Kondensator geleitet wird. Das ökono- mische Resultat, das man bei solchen Maschinen erhält, ist die Leistung einer Pferdekraft für eine Stunde, für jede 31/2--4 Lb Kohlen; während bei den Maschinen alten Systems hierzu 12 bis
Pferd und Stunde verbrauchten. Ein so bedeutender Unterschied bewog die Fabrikanten und Maschinenbauer unsers Bezirks, durch ähnliche Mittel solche ausserordentlich ökonomische Ergebnisse zu erreichen, wie sie in Cornwall und Frankreich bereits gewöhnlich waren, da dort der hohe Kohlenpreis die Fabrikanten gezwungen hatte, diesen kostspieligen Zweig ihres Geschäfts möglichst einzu- schränken. Dies führte zu sehr wichtigen Resultaten. Erstens: Viele Kessel, deren halbe Oberfläche in der guten alten Zeit hoher Profite der kalten Aussenluft ausgesetzt blieb, wurden jetzt mit dicken Filzlagen, oder Ziegeln und Mörtel, und andern Mitteln eingedeckt, wodurch die Ausstrahlung der mit so viel Kosten er- zeugten Hitze verhindert wurde. Dampfröhren wurden in derselben Weise geschützt, ebenso der Cylinder mit Filz und Holz umgeben. Zweitens kam die Anwendung des Hochdrucks. Bisher war die Sicherheitsklappe nur soweit beschwert worden, dass sie schon bei 4, 6 oder 8 ℔ Dampfdruck auf den Quadratzoll sich öffnete; jetzt fand man, dass durch Erhöhung des Drucks auf 14 oder 20 ℔ … eine sehr bedeutende Kohlenersparniss erreicht wurde; in andern Worten, die Arbeit der Fabrik wurde durch einen bedeutend ge- ringern Kohlenverbrauch geleistet … Diejenigen, die die Mittel und die Kühnheit dazu hatten, führten das System des vermehrten Drucks und der Expansion in seiner vollen Ausdehnung aus, und wandten zweckmässig konstruirte Dampfkessel an, die Dampf von einem Druck von 30, 40, 60 und 70 ℔ per Quadratzoll lieferten; ein Druck, bei dem ein Ingenieur der alten Schule vor Schrecken umgefallen wäre. Aber da das ökonomische Ergebniss dieses ge- steigerten Dampfdrucks … sich sehr bald kundgab in der nicht misszuverstehenden Form von Pfunden, Schillingen und Pence, wurden die Hochdruckkessel bei Kondensirmaschinen fast allgemein. Diejenigen, die die Reform radikal durchführten, wandten die Woolf- schen Maschinen an, und dies geschah in den meisten der neuer- dings gebauten Maschinen; nämlich die Woolfschen Maschinen mit 2 Cylindern, in deren einem der Dampf aus dem Kessel Kraft leistet vermöge des Ueberschusses des Druckes über den der Atmosphäre, worauf er dann, statt wie früher nach jedem Kolbenhub in die freie Luft zu entweichen, in einen Niederdruck-Cylinder von ungefähr vierfach grösserm Rauminhalt tritt und, nachdem er dort weitre Expansion geleistet, in den Kondensator geleitet wird. Das ökono- mische Resultat, das man bei solchen Maschinen erhält, ist die Leistung einer Pferdekraft für eine Stunde, für jede 3½—4 ℔ Kohlen; während bei den Maschinen alten Systems hierzu 12 bis
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0108"n="74"/>
Pferd und Stunde verbrauchten. Ein so bedeutender Unterschied<lb/>
bewog die Fabrikanten und Maschinenbauer unsers Bezirks, durch<lb/>
ähnliche Mittel solche ausserordentlich ökonomische Ergebnisse zu<lb/>
erreichen, wie sie in Cornwall und Frankreich bereits gewöhnlich<lb/>
waren, da dort der hohe Kohlenpreis die Fabrikanten gezwungen<lb/>
hatte, diesen kostspieligen Zweig ihres Geschäfts möglichst einzu-<lb/>
schränken. Dies führte zu sehr wichtigen Resultaten. Erstens:<lb/>
Viele Kessel, deren halbe Oberfläche in der guten alten Zeit hoher<lb/>
Profite der kalten Aussenluft ausgesetzt blieb, wurden jetzt mit<lb/>
dicken Filzlagen, oder Ziegeln und Mörtel, und andern Mitteln<lb/>
eingedeckt, wodurch die Ausstrahlung der mit so viel Kosten er-<lb/>
zeugten Hitze verhindert wurde. Dampfröhren wurden in derselben<lb/>
Weise geschützt, ebenso der Cylinder mit Filz und Holz umgeben.<lb/>
Zweitens kam die Anwendung des Hochdrucks. Bisher war die<lb/>
Sicherheitsklappe nur soweit beschwert worden, dass sie schon bei<lb/>
4, 6 oder 8 <hirendition="#i">℔</hi> Dampfdruck auf den Quadratzoll sich öffnete; jetzt<lb/>
fand man, dass durch Erhöhung des Drucks auf 14 oder 20 <hirendition="#i">℔</hi>…<lb/>
eine sehr bedeutende Kohlenersparniss erreicht wurde; in andern<lb/>
Worten, die Arbeit der Fabrik wurde durch einen bedeutend ge-<lb/>
ringern Kohlenverbrauch geleistet … Diejenigen, die die Mittel<lb/>
und die Kühnheit dazu hatten, führten das System des vermehrten<lb/>
Drucks und der Expansion in seiner vollen Ausdehnung aus, und<lb/>
wandten zweckmässig konstruirte Dampfkessel an, die Dampf von<lb/>
einem Druck von 30, 40, 60 und 70 <hirendition="#i">℔</hi> per Quadratzoll lieferten;<lb/>
ein Druck, bei dem ein Ingenieur der alten Schule vor Schrecken<lb/>
umgefallen wäre. Aber da das ökonomische Ergebniss dieses ge-<lb/>
steigerten Dampfdrucks … sich sehr bald kundgab in der nicht<lb/>
misszuverstehenden Form von Pfunden, Schillingen und Pence,<lb/>
wurden die Hochdruckkessel bei Kondensirmaschinen fast allgemein.<lb/>
Diejenigen, die die Reform radikal durchführten, wandten die Woolf-<lb/>
schen Maschinen an, und dies geschah in den meisten der neuer-<lb/>
dings gebauten Maschinen; nämlich die Woolfschen Maschinen mit<lb/>
2 Cylindern, in deren einem der Dampf aus dem Kessel Kraft leistet<lb/>
vermöge des Ueberschusses des Druckes über den der Atmosphäre,<lb/>
worauf er dann, statt wie früher nach jedem Kolbenhub in die freie<lb/>
Luft zu entweichen, in einen Niederdruck-Cylinder von ungefähr<lb/>
vierfach grösserm Rauminhalt tritt und, nachdem er dort weitre<lb/>
Expansion geleistet, in den Kondensator geleitet wird. Das ökono-<lb/>
mische Resultat, das man bei solchen Maschinen erhält, ist die<lb/>
Leistung einer Pferdekraft für eine Stunde, für jede 3½—4 <hirendition="#i">℔</hi><lb/>
Kohlen; während bei den Maschinen alten Systems hierzu 12 bis<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[74/0108]
Pferd und Stunde verbrauchten. Ein so bedeutender Unterschied
bewog die Fabrikanten und Maschinenbauer unsers Bezirks, durch
ähnliche Mittel solche ausserordentlich ökonomische Ergebnisse zu
erreichen, wie sie in Cornwall und Frankreich bereits gewöhnlich
waren, da dort der hohe Kohlenpreis die Fabrikanten gezwungen
hatte, diesen kostspieligen Zweig ihres Geschäfts möglichst einzu-
schränken. Dies führte zu sehr wichtigen Resultaten. Erstens:
Viele Kessel, deren halbe Oberfläche in der guten alten Zeit hoher
Profite der kalten Aussenluft ausgesetzt blieb, wurden jetzt mit
dicken Filzlagen, oder Ziegeln und Mörtel, und andern Mitteln
eingedeckt, wodurch die Ausstrahlung der mit so viel Kosten er-
zeugten Hitze verhindert wurde. Dampfröhren wurden in derselben
Weise geschützt, ebenso der Cylinder mit Filz und Holz umgeben.
Zweitens kam die Anwendung des Hochdrucks. Bisher war die
Sicherheitsklappe nur soweit beschwert worden, dass sie schon bei
4, 6 oder 8 ℔ Dampfdruck auf den Quadratzoll sich öffnete; jetzt
fand man, dass durch Erhöhung des Drucks auf 14 oder 20 ℔ …
eine sehr bedeutende Kohlenersparniss erreicht wurde; in andern
Worten, die Arbeit der Fabrik wurde durch einen bedeutend ge-
ringern Kohlenverbrauch geleistet … Diejenigen, die die Mittel
und die Kühnheit dazu hatten, führten das System des vermehrten
Drucks und der Expansion in seiner vollen Ausdehnung aus, und
wandten zweckmässig konstruirte Dampfkessel an, die Dampf von
einem Druck von 30, 40, 60 und 70 ℔ per Quadratzoll lieferten;
ein Druck, bei dem ein Ingenieur der alten Schule vor Schrecken
umgefallen wäre. Aber da das ökonomische Ergebniss dieses ge-
steigerten Dampfdrucks … sich sehr bald kundgab in der nicht
misszuverstehenden Form von Pfunden, Schillingen und Pence,
wurden die Hochdruckkessel bei Kondensirmaschinen fast allgemein.
Diejenigen, die die Reform radikal durchführten, wandten die Woolf-
schen Maschinen an, und dies geschah in den meisten der neuer-
dings gebauten Maschinen; nämlich die Woolfschen Maschinen mit
2 Cylindern, in deren einem der Dampf aus dem Kessel Kraft leistet
vermöge des Ueberschusses des Druckes über den der Atmosphäre,
worauf er dann, statt wie früher nach jedem Kolbenhub in die freie
Luft zu entweichen, in einen Niederdruck-Cylinder von ungefähr
vierfach grösserm Rauminhalt tritt und, nachdem er dort weitre
Expansion geleistet, in den Kondensator geleitet wird. Das ökono-
mische Resultat, das man bei solchen Maschinen erhält, ist die
Leistung einer Pferdekraft für eine Stunde, für jede 3½—4 ℔
Kohlen; während bei den Maschinen alten Systems hierzu 12 bis
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/108>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.