das Beispiel von andren befolgt; man liess, wie man sagte, der Maschine die Zügel schiessen und änderte die Haupträder des Ueber- tragungsgeschirrs derart ab, dass die Dampfmaschine 300 Fuss und mehr per Minute machen konnte, während die Maschinerie auf ihrer frühern Geschwindigkeit gehalten wurde ... Diese Be- schleunigung der Dampfmaschine ist jetzt fast allgemein, weil es sich zeigte, dass nicht nur aus derselben Maschine mehr verwend- bare Kraft gewonnen wurde, sondern die Bewegung auch, in Folge des grössern Moments des Schwungrads, viel regelmäßiger war. Bei gleichbleibendem Dampfdruck und gleichbleibendem Vakuum im Kondenser erhielt man mehr Kraft durch einfache Beschleunigung des Kolbenhubs. Können wir z. B. eine Dampfmaschine, die bei 200 Fuss per Minute 40 Pferdekraft gibt, durch passende Aenderung dahin bringen, dass sie, bei gleichem Dampfdruck und Vakuum, 400 Fuss per Minute macht, so werden wir genau die doppelte Kraft haben; und da Dampfdruck und Vakuum in beiden Fällen dieselben sind, so wird die Anstrengung der einzelnen Maschinen- theile, und damit die Gefahr von Unfällen mit der vermehrten Ge- schwindigkeit nicht wesentlich vermehrt. Der ganze Unterschied ist, dass wir mehr Dampf konsumiren im Verhältniss zur be- schleunigten Kolbenbewegung, oder annähernd; und ferner tritt etwas rascherer Verschleiss der Lager oder Reibungstheile ein, aber kaum der Rede werth ... Aber um von derselben Maschine mehr Kraft durch beschleunigte Kolbenbewegung zu erlangen, muss mehr Kohle unter demselben Dampfkessel verbrannt, oder ein Kessel von grössrer Verdunstungsfähigkeit angewandt, kurz mehr Dampf er- zeugt werden. Dies geschah, und Kessel mit grössrer Fähigkeit der Dampferzeugung wurden bei den alten "beschleunigten" Ma- schinen angelegt; diese lieferten so in vielen Fällen 100 % mehr Arbeit. Gegen 1842 begann die ausserordentlich wohlfeile Kraft- erzeugung der Dampfmaschinen in den Bergwerken von Cornwall Aufmerksamkeit zu erregen; die Konkurrenz in der Baumwoll- spinnerei zwang die Fabrikanten, die Hauptquelle ihres Profits in Ersparnissen zu suchen; der merkwürdige Unterschied im Kohlen- verbrauch per Stunde und Pferdekraft, den die cornischen Maschinen aufzeigten, und ebenso die ausserordentlich ökonomischen Leistungen der Woolffschen Doppelcylindermaschinen brachten auch in unsrer Gegend die Ersparung an Heizstoff in den Vordergrund. Die cornischen und die Doppelcylindermaschinen lieferten eine Pferde- kraft per Stunde für je 31/2 bis 4 Pfund Kohlen, während die Ma- schinen in den Baumwolldistrikten allgemein 8 oder 12 Pfund per
das Beispiel von andren befolgt; man liess, wie man sagte, der Maschine die Zügel schiessen und änderte die Haupträder des Ueber- tragungsgeschirrs derart ab, dass die Dampfmaschine 300 Fuss und mehr per Minute machen konnte, während die Maschinerie auf ihrer frühern Geschwindigkeit gehalten wurde … Diese Be- schleunigung der Dampfmaschine ist jetzt fast allgemein, weil es sich zeigte, dass nicht nur aus derselben Maschine mehr verwend- bare Kraft gewonnen wurde, sondern die Bewegung auch, in Folge des grössern Moments des Schwungrads, viel regelmäßiger war. Bei gleichbleibendem Dampfdruck und gleichbleibendem Vakuum im Kondenser erhielt man mehr Kraft durch einfache Beschleunigung des Kolbenhubs. Können wir z. B. eine Dampfmaschine, die bei 200 Fuss per Minute 40 Pferdekraft gibt, durch passende Aenderung dahin bringen, dass sie, bei gleichem Dampfdruck und Vakuum, 400 Fuss per Minute macht, so werden wir genau die doppelte Kraft haben; und da Dampfdruck und Vakuum in beiden Fällen dieselben sind, so wird die Anstrengung der einzelnen Maschinen- theile, und damit die Gefahr von Unfällen mit der vermehrten Ge- schwindigkeit nicht wesentlich vermehrt. Der ganze Unterschied ist, dass wir mehr Dampf konsumiren im Verhältniss zur be- schleunigten Kolbenbewegung, oder annähernd; und ferner tritt etwas rascherer Verschleiss der Lager oder Reibungstheile ein, aber kaum der Rede werth … Aber um von derselben Maschine mehr Kraft durch beschleunigte Kolbenbewegung zu erlangen, muss mehr Kohle unter demselben Dampfkessel verbrannt, oder ein Kessel von grössrer Verdunstungsfähigkeit angewandt, kurz mehr Dampf er- zeugt werden. Dies geschah, und Kessel mit grössrer Fähigkeit der Dampferzeugung wurden bei den alten „beschleunigten“ Ma- schinen angelegt; diese lieferten so in vielen Fällen 100 % mehr Arbeit. Gegen 1842 begann die ausserordentlich wohlfeile Kraft- erzeugung der Dampfmaschinen in den Bergwerken von Cornwall Aufmerksamkeit zu erregen; die Konkurrenz in der Baumwoll- spinnerei zwang die Fabrikanten, die Hauptquelle ihres Profits in Ersparnissen zu suchen; der merkwürdige Unterschied im Kohlen- verbrauch per Stunde und Pferdekraft, den die cornischen Maschinen aufzeigten, und ebenso die ausserordentlich ökonomischen Leistungen der Woolffschen Doppelcylindermaschinen brachten auch in unsrer Gegend die Ersparung an Heizstoff in den Vordergrund. Die cornischen und die Doppelcylindermaschinen lieferten eine Pferde- kraft per Stunde für je 3½ bis 4 Pfund Kohlen, während die Ma- schinen in den Baumwolldistrikten allgemein 8 oder 12 Pfund per
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0107"n="73"/>
das Beispiel von andren befolgt; man liess, wie man sagte, der<lb/>
Maschine die Zügel schiessen und änderte die Haupträder des Ueber-<lb/>
tragungsgeschirrs derart ab, dass die Dampfmaschine 300 Fuss und<lb/>
mehr per Minute machen konnte, während die Maschinerie auf<lb/>
ihrer frühern Geschwindigkeit gehalten wurde … Diese Be-<lb/>
schleunigung der Dampfmaschine ist jetzt fast allgemein, weil es<lb/>
sich zeigte, dass nicht nur aus derselben Maschine mehr verwend-<lb/>
bare Kraft gewonnen wurde, sondern die Bewegung auch, in Folge<lb/>
des grössern Moments des Schwungrads, viel regelmäßiger war.<lb/>
Bei gleichbleibendem Dampfdruck und gleichbleibendem Vakuum<lb/>
im Kondenser erhielt man mehr Kraft durch einfache Beschleunigung<lb/>
des Kolbenhubs. Können wir z. B. eine Dampfmaschine, die bei<lb/>
200 Fuss per Minute 40 Pferdekraft gibt, durch passende Aenderung<lb/>
dahin bringen, dass sie, bei gleichem Dampfdruck und Vakuum,<lb/>
400 Fuss per Minute macht, so werden wir genau die doppelte<lb/>
Kraft haben; und da Dampfdruck und Vakuum in beiden Fällen<lb/>
dieselben sind, so wird die Anstrengung der einzelnen Maschinen-<lb/>
theile, und damit die Gefahr von Unfällen mit der vermehrten Ge-<lb/>
schwindigkeit nicht wesentlich vermehrt. Der ganze Unterschied<lb/>
ist, dass wir mehr Dampf konsumiren im Verhältniss zur be-<lb/>
schleunigten Kolbenbewegung, oder annähernd; und ferner tritt<lb/>
etwas rascherer Verschleiss der Lager oder Reibungstheile ein, aber<lb/>
kaum der Rede werth … Aber um von derselben Maschine mehr<lb/>
Kraft durch beschleunigte Kolbenbewegung zu erlangen, muss mehr<lb/>
Kohle unter demselben Dampfkessel verbrannt, oder ein Kessel von<lb/>
grössrer Verdunstungsfähigkeit angewandt, kurz mehr Dampf er-<lb/>
zeugt werden. Dies geschah, und Kessel mit grössrer Fähigkeit<lb/>
der Dampferzeugung wurden bei den alten „beschleunigten“ Ma-<lb/>
schinen angelegt; diese lieferten so in vielen Fällen 100 % mehr<lb/>
Arbeit. Gegen 1842 begann die ausserordentlich wohlfeile Kraft-<lb/>
erzeugung der Dampfmaschinen in den Bergwerken von Cornwall<lb/>
Aufmerksamkeit zu erregen; die Konkurrenz in der Baumwoll-<lb/>
spinnerei zwang die Fabrikanten, die Hauptquelle ihres Profits in<lb/>
Ersparnissen zu suchen; der merkwürdige Unterschied im Kohlen-<lb/>
verbrauch per Stunde und Pferdekraft, den die cornischen Maschinen<lb/>
aufzeigten, und ebenso die ausserordentlich ökonomischen Leistungen<lb/>
der Woolffschen Doppelcylindermaschinen brachten auch in unsrer<lb/>
Gegend die Ersparung an Heizstoff in den Vordergrund. Die<lb/>
cornischen und die Doppelcylindermaschinen lieferten eine Pferde-<lb/>
kraft per Stunde für je 3½ bis 4 Pfund Kohlen, während die Ma-<lb/>
schinen in den Baumwolldistrikten allgemein 8 oder 12 Pfund per<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[73/0107]
das Beispiel von andren befolgt; man liess, wie man sagte, der
Maschine die Zügel schiessen und änderte die Haupträder des Ueber-
tragungsgeschirrs derart ab, dass die Dampfmaschine 300 Fuss und
mehr per Minute machen konnte, während die Maschinerie auf
ihrer frühern Geschwindigkeit gehalten wurde … Diese Be-
schleunigung der Dampfmaschine ist jetzt fast allgemein, weil es
sich zeigte, dass nicht nur aus derselben Maschine mehr verwend-
bare Kraft gewonnen wurde, sondern die Bewegung auch, in Folge
des grössern Moments des Schwungrads, viel regelmäßiger war.
Bei gleichbleibendem Dampfdruck und gleichbleibendem Vakuum
im Kondenser erhielt man mehr Kraft durch einfache Beschleunigung
des Kolbenhubs. Können wir z. B. eine Dampfmaschine, die bei
200 Fuss per Minute 40 Pferdekraft gibt, durch passende Aenderung
dahin bringen, dass sie, bei gleichem Dampfdruck und Vakuum,
400 Fuss per Minute macht, so werden wir genau die doppelte
Kraft haben; und da Dampfdruck und Vakuum in beiden Fällen
dieselben sind, so wird die Anstrengung der einzelnen Maschinen-
theile, und damit die Gefahr von Unfällen mit der vermehrten Ge-
schwindigkeit nicht wesentlich vermehrt. Der ganze Unterschied
ist, dass wir mehr Dampf konsumiren im Verhältniss zur be-
schleunigten Kolbenbewegung, oder annähernd; und ferner tritt
etwas rascherer Verschleiss der Lager oder Reibungstheile ein, aber
kaum der Rede werth … Aber um von derselben Maschine mehr
Kraft durch beschleunigte Kolbenbewegung zu erlangen, muss mehr
Kohle unter demselben Dampfkessel verbrannt, oder ein Kessel von
grössrer Verdunstungsfähigkeit angewandt, kurz mehr Dampf er-
zeugt werden. Dies geschah, und Kessel mit grössrer Fähigkeit
der Dampferzeugung wurden bei den alten „beschleunigten“ Ma-
schinen angelegt; diese lieferten so in vielen Fällen 100 % mehr
Arbeit. Gegen 1842 begann die ausserordentlich wohlfeile Kraft-
erzeugung der Dampfmaschinen in den Bergwerken von Cornwall
Aufmerksamkeit zu erregen; die Konkurrenz in der Baumwoll-
spinnerei zwang die Fabrikanten, die Hauptquelle ihres Profits in
Ersparnissen zu suchen; der merkwürdige Unterschied im Kohlen-
verbrauch per Stunde und Pferdekraft, den die cornischen Maschinen
aufzeigten, und ebenso die ausserordentlich ökonomischen Leistungen
der Woolffschen Doppelcylindermaschinen brachten auch in unsrer
Gegend die Ersparung an Heizstoff in den Vordergrund. Die
cornischen und die Doppelcylindermaschinen lieferten eine Pferde-
kraft per Stunde für je 3½ bis 4 Pfund Kohlen, während die Ma-
schinen in den Baumwolldistrikten allgemein 8 oder 12 Pfund per
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/107>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.