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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Ebensowohl kann G Waaren vorstellen, die gleichzeitig mit dem W,
dessen Geldausdruck es ist, producirt werden. Z. B. in dem Umsatz
G -- W (Ankauf von Produktionsmitteln) können die Kohlen gekauft
werden, ehe sie aus der Grube gehoben sind. Soweit g als Geldakkumu-
lation figurirt, nicht als Revenue verausgabt wird, kann es Baumwolle
vorstellen, die erst nächstes Jahr producirt wird. Ebenso bei der Veraus-
gabung von Revenue des Kapitalisten, g -- w. Ebenso der Arbeitslohn
A = 50 £; es ist dies Geld nicht nur Geldform der vergangnen Arbeit
der Arbeiter, sondern zugleich Anweisung auf gleichzeitige oder zukünf-
tige Arbeit, die sich erst realisirt, oder in Zukunft realisiren soll. Der
Arbeiter mag damit einen Rock kaufen, der erst in nächster Woche ge-
macht wird. Namentlich ist dies der Fall mit Bezug auf die sehr grosse
Zahl nothwendiger Lebensmittel, die beinahe unmittelbar im Augenblick
ihrer Produktion konsumirt werden müssen, sollen sie nicht verderben.
So erhält der Arbeiter in dem Geld, worin er seinen Arbeitslohn aus-
bezahlt erhält, die verwandelte Form seiner eignen zukünftigen Arbeit
oder der andrer Arbeiter. Mit einem Theil seiner vergangnen Arbeit gibt
ihm der Kapitalist Anweisung auf seine eigne künftige Arbeit. Es ist
seine eigne gleichzeitige oder künftige Arbeit, die den noch nicht vor-
handnen Vorrath bildet, womit ihm seine vergangne Arbeit bezahlt wird.
Hier verschwindet die Vorstellung der Vorrathbildung ganz.

Zweitens: In der Cirkulation W -- wechselt das-
selbe Geld zweimal die Stelle; der Kapitalist erhält es erst als Verkäufer
und gibt es fort als Käufer; die Verwandlung von Waare in Geldform
dient nur dazu, sie aus Geldform wieder in Waarenform zu verwandeln;
die Geldform des Kapitals, sein Dasein als Geldkapital, ist daher in dieser
Bewegung nur verschwindendes Moment; oder das Geldkapital, soweit die
Bewegung flüssig, erscheint nur als Cirkulationsmittel wenn es als Kauf-
mittel dient; als eigentliches Zahlungsmittel erscheint es wenn Kapitalisten
gegenseitig von einander kaufen, daher nur Zahlungsbilanz zu saldiren ist.

Drittens: Die Funktion des Geldkapitals, ob es als blosses Cirku-
lationsmittel oder als Zahlungsmittel diene, vermittelt nur den Ersatz
von W durch A und Pm, d. h. den Ersatz des Garns, des Waarenprodukts,
worin das produktive Kapital resultirt (nach Abzug des als Revenue zu
verwendenden Mehrwerths) durch seine Produktionselemente, also Rückver-
wandlung des Kapitalwerths aus seiner Form als Waare in die Bildungs-

Ebensowohl kann G Waaren vorstellen, die gleichzeitig mit dem W,
dessen Geldausdruck es ist, producirt werden. Z. B. in dem Umsatz
G — W (Ankauf von Produktionsmitteln) können die Kohlen gekauft
werden, ehe sie aus der Grube gehoben sind. Soweit g als Geldakkumu-
lation figurirt, nicht als Revenue verausgabt wird, kann es Baumwolle
vorstellen, die erst nächstes Jahr producirt wird. Ebenso bei der Veraus-
gabung von Revenue des Kapitalisten, g — w. Ebenso der Arbeitslohn
A = 50 £; es ist dies Geld nicht nur Geldform der vergangnen Arbeit
der Arbeiter, sondern zugleich Anweisung auf gleichzeitige oder zukünf-
tige Arbeit, die sich erst realisirt, oder in Zukunft realisiren soll. Der
Arbeiter mag damit einen Rock kaufen, der erst in nächster Woche ge-
macht wird. Namentlich ist dies der Fall mit Bezug auf die sehr grosse
Zahl nothwendiger Lebensmittel, die beinahe unmittelbar im Augenblick
ihrer Produktion konsumirt werden müssen, sollen sie nicht verderben.
So erhält der Arbeiter in dem Geld, worin er seinen Arbeitslohn aus-
bezahlt erhält, die verwandelte Form seiner eignen zukünftigen Arbeit
oder der andrer Arbeiter. Mit einem Theil seiner vergangnen Arbeit gibt
ihm der Kapitalist Anweisung auf seine eigne künftige Arbeit. Es ist
seine eigne gleichzeitige oder künftige Arbeit, die den noch nicht vor-
handnen Vorrath bildet, womit ihm seine vergangne Arbeit bezahlt wird.
Hier verschwindet die Vorstellung der Vorrathbildung ganz.

Zweitens: In der Cirkulation W — wechselt das-
selbe Geld zweimal die Stelle; der Kapitalist erhält es erst als Verkäufer
und gibt es fort als Käufer; die Verwandlung von Waare in Geldform
dient nur dazu, sie aus Geldform wieder in Waarenform zu verwandeln;
die Geldform des Kapitals, sein Dasein als Geldkapital, ist daher in dieser
Bewegung nur verschwindendes Moment; oder das Geldkapital, soweit die
Bewegung flüssig, erscheint nur als Cirkulationsmittel wenn es als Kauf-
mittel dient; als eigentliches Zahlungsmittel erscheint es wenn Kapitalisten
gegenseitig von einander kaufen, daher nur Zahlungsbilanz zu saldiren ist.

Drittens: Die Funktion des Geldkapitals, ob es als blosses Cirku-
lationsmittel oder als Zahlungsmittel diene, vermittelt nur den Ersatz
von W durch A und Pm, d. h. den Ersatz des Garns, des Waarenprodukts,
worin das produktive Kapital resultirt (nach Abzug des als Revenue zu
verwendenden Mehrwerths) durch seine Produktionselemente, also Rückver-
wandlung des Kapitalwerths aus seiner Form als Waare in die Bildungs-

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[47/0081] Ebensowohl kann G Waaren vorstellen, die gleichzeitig mit dem W, dessen Geldausdruck es ist, producirt werden. Z. B. in dem Umsatz G — W (Ankauf von Produktionsmitteln) können die Kohlen gekauft werden, ehe sie aus der Grube gehoben sind. Soweit g als Geldakkumu- lation figurirt, nicht als Revenue verausgabt wird, kann es Baumwolle vorstellen, die erst nächstes Jahr producirt wird. Ebenso bei der Veraus- gabung von Revenue des Kapitalisten, g — w. Ebenso der Arbeitslohn A = 50 £; es ist dies Geld nicht nur Geldform der vergangnen Arbeit der Arbeiter, sondern zugleich Anweisung auf gleichzeitige oder zukünf- tige Arbeit, die sich erst realisirt, oder in Zukunft realisiren soll. Der Arbeiter mag damit einen Rock kaufen, der erst in nächster Woche ge- macht wird. Namentlich ist dies der Fall mit Bezug auf die sehr grosse Zahl nothwendiger Lebensmittel, die beinahe unmittelbar im Augenblick ihrer Produktion konsumirt werden müssen, sollen sie nicht verderben. So erhält der Arbeiter in dem Geld, worin er seinen Arbeitslohn aus- bezahlt erhält, die verwandelte Form seiner eignen zukünftigen Arbeit oder der andrer Arbeiter. Mit einem Theil seiner vergangnen Arbeit gibt ihm der Kapitalist Anweisung auf seine eigne künftige Arbeit. Es ist seine eigne gleichzeitige oder künftige Arbeit, die den noch nicht vor- handnen Vorrath bildet, womit ihm seine vergangne Arbeit bezahlt wird. Hier verschwindet die Vorstellung der Vorrathbildung ganz. Zweitens: In der Cirkulation W — [FORMEL] wechselt das- selbe Geld zweimal die Stelle; der Kapitalist erhält es erst als Verkäufer und gibt es fort als Käufer; die Verwandlung von Waare in Geldform dient nur dazu, sie aus Geldform wieder in Waarenform zu verwandeln; die Geldform des Kapitals, sein Dasein als Geldkapital, ist daher in dieser Bewegung nur verschwindendes Moment; oder das Geldkapital, soweit die Bewegung flüssig, erscheint nur als Cirkulationsmittel wenn es als Kauf- mittel dient; als eigentliches Zahlungsmittel erscheint es wenn Kapitalisten gegenseitig von einander kaufen, daher nur Zahlungsbilanz zu saldiren ist. Drittens: Die Funktion des Geldkapitals, ob es als blosses Cirku- lationsmittel oder als Zahlungsmittel diene, vermittelt nur den Ersatz von W durch A und Pm, d. h. den Ersatz des Garns, des Waarenprodukts, worin das produktive Kapital resultirt (nach Abzug des als Revenue zu verwendenden Mehrwerths) durch seine Produktionselemente, also Rückver- wandlung des Kapitalwerths aus seiner Form als Waare in die Bildungs-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/81>, abgerufen am 26.04.2024.