besitzt. Und wenn das Resultat des Produktionsprocesses als Ding auftritt, ist dies stets der Fall, selbst wo ein Theil des Produkts wieder als Ele- ment in die erneuerte Produktion eingeht. So dient Getreide als Aussaat zu seiner eignen Produktion; aber das Produkt besteht nur aus Getreide, hat also eine von den mitverwandten Elementen, der Arbeitskraft, den In- strumenten, dem Dünger, verschiedne Gestalt. Es giebt aber selbständige Industriezweige, wo das Produkt des Produktionsprocesses kein neues gegen- ständliches Produkt, keine Waare ist. Oekonomisch wichtig davon ist nur die Kommunikationsindustrie, sei sie eigentliche Transportindustrie für Waaren und Menschen, sei sie Uebertragung blos von Mittheilungen, Briefen, Telegrammen etc.
A. Cuprov 6) sagt darüber: "Der Fabrikant kann zuerst Artikel pro- duciren und dann Konsumenten dafür suchen" [sein Produkt, nachdem es als fertig aus dem Produktionsprocess ausgestossen, geht als von demselben getrennte Waare in die Cirkulation über]. "Produktion und Konsumtion erscheinen so als zwei, dem Raum und der Zeit nach getrennte Akte. In der Transportindustrie, die keine neuen Produkte schafft, sondern nur Menschen und Dinge versetzt, fallen diese beiden Akte zusammen; die Dienste" [die Ortsveränderung] "müssen in demselben Augenblick kon- sumirt werden, in dem sie producirt werden. Deshalb erstreckt sich der Rayon, aus dem die Eisenbahnen Kundschaft suchen können, auf höchstens 50 Werst (53 Km.) auf beiden Seiten."
Das Resultat -- ob Menschen oder Waaren transportirt werden -- ist ihr verändertes örtliches Dasein, z. B. dass das Garn sich jetzt in Indien befindet statt in England, wo es producirt worden.
Was aber die Transportindustrie verkauft, ist die Ortsveränderung selbst. Der hervorgebrachte Nutzeffekt ist untrennbar verbunden mit dem Transportprocess, d. h. dem Produktionsprocess der Transportindustrie. Menschen und Waare reisen mit dem Transportmittel, und sein Reisen, seine örtliche Bewegung, ist eben der durch es bewirkte Produktionspro- cess. Der Nutzeffekt ist nur konsumirbar während des Produktionspro- cesses; er existirt nicht als ein von diesem Process verschiednes Gebrauchs- ding, das erst nach seiner Produktion als Handelsartikel fungirt, als Waare cirkulirt. Der Tauschwerth dieses Nutzeffekts ist aber bestimmt,
6) A. Cuprov: Zeleznodoroznoje chozjajstvo. Moskva 1875, p. 75, 76.
besitzt. Und wenn das Resultat des Produktionsprocesses als Ding auftritt, ist dies stets der Fall, selbst wo ein Theil des Produkts wieder als Ele- ment in die erneuerte Produktion eingeht. So dient Getreide als Aussaat zu seiner eignen Produktion; aber das Produkt besteht nur aus Getreide, hat also eine von den mitverwandten Elementen, der Arbeitskraft, den In- strumenten, dem Dünger, verschiedne Gestalt. Es giebt aber selbständige Industriezweige, wo das Produkt des Produktionsprocesses kein neues gegen- ständliches Produkt, keine Waare ist. Oekonomisch wichtig davon ist nur die Kommunikationsindustrie, sei sie eigentliche Transportindustrie für Waaren und Menschen, sei sie Uebertragung blos von Mittheilungen, Briefen, Telegrammen etc.
A. Čuprov 6) sagt darüber: „Der Fabrikant kann zuerst Artikel pro- duciren und dann Konsumenten dafür suchen“ [sein Produkt, nachdem es als fertig aus dem Produktionsprocess ausgestossen, geht als von demselben getrennte Waare in die Cirkulation über]. „Produktion und Konsumtion erscheinen so als zwei, dem Raum und der Zeit nach getrennte Akte. In der Transportindustrie, die keine neuen Produkte schafft, sondern nur Menschen und Dinge versetzt, fallen diese beiden Akte zusammen; die Dienste“ [die Ortsveränderung] „müssen in demselben Augenblick kon- sumirt werden, in dem sie producirt werden. Deshalb erstreckt sich der Rayon, aus dem die Eisenbahnen Kundschaft suchen können, auf höchstens 50 Werst (53 Km.) auf beiden Seiten.“
Das Resultat — ob Menschen oder Waaren transportirt werden — ist ihr verändertes örtliches Dasein, z. B. dass das Garn sich jetzt in Indien befindet statt in England, wo es producirt worden.
Was aber die Transportindustrie verkauft, ist die Ortsveränderung selbst. Der hervorgebrachte Nutzeffekt ist untrennbar verbunden mit dem Transportprocess, d. h. dem Produktionsprocess der Transportindustrie. Menschen und Waare reisen mit dem Transportmittel, und sein Reisen, seine örtliche Bewegung, ist eben der durch es bewirkte Produktionspro- cess. Der Nutzeffekt ist nur konsumirbar während des Produktionspro- cesses; er existirt nicht als ein von diesem Process verschiednes Gebrauchs- ding, das erst nach seiner Produktion als Handelsartikel fungirt, als Waare cirkulirt. Der Tauschwerth dieses Nutzeffekts ist aber bestimmt,
6) A. C̆uprov: Z̆elĕznodorožnoje chozjajstvo. Moskva 1875, p. 75, 76.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0063"n="29"/>
besitzt. Und wenn das Resultat des Produktionsprocesses als Ding auftritt,<lb/>
ist dies stets der Fall, selbst wo ein Theil des Produkts wieder als Ele-<lb/>
ment in die erneuerte Produktion eingeht. So dient Getreide als Aussaat<lb/>
zu seiner eignen Produktion; aber das Produkt besteht nur aus Getreide,<lb/>
hat also eine von den mitverwandten Elementen, der Arbeitskraft, den In-<lb/>
strumenten, dem Dünger, verschiedne Gestalt. Es giebt aber selbständige<lb/>
Industriezweige, wo das Produkt des Produktionsprocesses kein neues gegen-<lb/>
ständliches Produkt, keine Waare ist. Oekonomisch wichtig davon ist nur<lb/>
die Kommunikationsindustrie, sei sie eigentliche Transportindustrie für<lb/>
Waaren und Menschen, sei sie Uebertragung blos von Mittheilungen,<lb/>
Briefen, Telegrammen etc.</p><lb/><p>A. Čuprov <noteplace="foot"n="6)">A. C̆uprov: Z̆elĕznodorožnoje chozjajstvo. Moskva 1875, p. 75, 76.</note> sagt darüber: „Der Fabrikant kann zuerst Artikel pro-<lb/>
duciren und dann Konsumenten dafür suchen“ [sein Produkt, nachdem es<lb/>
als fertig aus dem Produktionsprocess ausgestossen, geht als von demselben<lb/>
getrennte Waare in die Cirkulation über]. „Produktion und Konsumtion<lb/>
erscheinen so als zwei, dem Raum und der Zeit nach getrennte Akte.<lb/>
In der Transportindustrie, die keine neuen Produkte schafft, sondern nur<lb/>
Menschen und Dinge versetzt, fallen diese beiden Akte zusammen; die<lb/>
Dienste“ [die Ortsveränderung] „müssen in demselben Augenblick kon-<lb/>
sumirt werden, in dem sie producirt werden. Deshalb erstreckt sich der<lb/>
Rayon, aus dem die Eisenbahnen Kundschaft suchen können, auf höchstens<lb/>
50 Werst (53 Km.) auf beiden Seiten.“</p><lb/><p>Das Resultat — ob Menschen oder Waaren transportirt werden —<lb/>
ist ihr verändertes örtliches Dasein, z. B. dass das Garn sich jetzt in<lb/>
Indien befindet statt in England, wo es producirt worden.</p><lb/><p>Was aber die Transportindustrie verkauft, ist die Ortsveränderung<lb/>
selbst. Der hervorgebrachte Nutzeffekt ist untrennbar verbunden mit dem<lb/>
Transportprocess, d. h. dem Produktionsprocess der Transportindustrie.<lb/>
Menschen und Waare reisen mit dem Transportmittel, und sein Reisen,<lb/>
seine örtliche Bewegung, ist eben der durch es bewirkte Produktionspro-<lb/>
cess. Der Nutzeffekt ist nur konsumirbar während des Produktionspro-<lb/>
cesses; er existirt nicht als ein von diesem Process verschiednes Gebrauchs-<lb/>
ding, das erst nach seiner Produktion als Handelsartikel fungirt, als<lb/>
Waare cirkulirt. Der Tauschwerth dieses Nutzeffekts ist aber bestimmt,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[29/0063]
besitzt. Und wenn das Resultat des Produktionsprocesses als Ding auftritt,
ist dies stets der Fall, selbst wo ein Theil des Produkts wieder als Ele-
ment in die erneuerte Produktion eingeht. So dient Getreide als Aussaat
zu seiner eignen Produktion; aber das Produkt besteht nur aus Getreide,
hat also eine von den mitverwandten Elementen, der Arbeitskraft, den In-
strumenten, dem Dünger, verschiedne Gestalt. Es giebt aber selbständige
Industriezweige, wo das Produkt des Produktionsprocesses kein neues gegen-
ständliches Produkt, keine Waare ist. Oekonomisch wichtig davon ist nur
die Kommunikationsindustrie, sei sie eigentliche Transportindustrie für
Waaren und Menschen, sei sie Uebertragung blos von Mittheilungen,
Briefen, Telegrammen etc.
A. Čuprov 6) sagt darüber: „Der Fabrikant kann zuerst Artikel pro-
duciren und dann Konsumenten dafür suchen“ [sein Produkt, nachdem es
als fertig aus dem Produktionsprocess ausgestossen, geht als von demselben
getrennte Waare in die Cirkulation über]. „Produktion und Konsumtion
erscheinen so als zwei, dem Raum und der Zeit nach getrennte Akte.
In der Transportindustrie, die keine neuen Produkte schafft, sondern nur
Menschen und Dinge versetzt, fallen diese beiden Akte zusammen; die
Dienste“ [die Ortsveränderung] „müssen in demselben Augenblick kon-
sumirt werden, in dem sie producirt werden. Deshalb erstreckt sich der
Rayon, aus dem die Eisenbahnen Kundschaft suchen können, auf höchstens
50 Werst (53 Km.) auf beiden Seiten.“
Das Resultat — ob Menschen oder Waaren transportirt werden —
ist ihr verändertes örtliches Dasein, z. B. dass das Garn sich jetzt in
Indien befindet statt in England, wo es producirt worden.
Was aber die Transportindustrie verkauft, ist die Ortsveränderung
selbst. Der hervorgebrachte Nutzeffekt ist untrennbar verbunden mit dem
Transportprocess, d. h. dem Produktionsprocess der Transportindustrie.
Menschen und Waare reisen mit dem Transportmittel, und sein Reisen,
seine örtliche Bewegung, ist eben der durch es bewirkte Produktionspro-
cess. Der Nutzeffekt ist nur konsumirbar während des Produktionspro-
cesses; er existirt nicht als ein von diesem Process verschiednes Gebrauchs-
ding, das erst nach seiner Produktion als Handelsartikel fungirt, als
Waare cirkulirt. Der Tauschwerth dieses Nutzeffekts ist aber bestimmt,
6) A. C̆uprov: Z̆elĕznodorožnoje chozjajstvo. Moskva 1875, p. 75, 76.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/63>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.