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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Pfundes bleibe, obgleich ich mich desselben zum Bezug der Waaren vor-
übergehend entäussere. Der Kapitalist erhält beständig dies Geld zurück
als Versilberung von Mehrwerth, der ihm nichts gekostet hat.

Wir sahn, dass bei A. Smith der gesammte gesellschaftliche Produkten-
werth sich auflöst in Revenue, in v + m, dass also der konstante Ka-
pitalwerth gleich Null gesetzt wird. Es folgt daher nothwendig, dass
das zur Cirkulation der jährlichen Revenue erforderliche Geld auch hin-
reichend ist zur Cirkulation des gesammten jährlichen Produkts; dass also,
in unserm Fall, das zur Cirkulation der Konsumtionsmittel zum Werth
von 3000 nöthige Geld hinreicht zur Cirkulation des gesammten Jahres-
produkts zum Werth von 9000. Dies ist in der That A. Smith's An-
sicht, und sie wird von Th. Tooke wiederholt. Diese falsche Vorstellung
vom Verhältniss der zur Versilbrung der Revenue erforderlichen Geldmasse
zur Geldmasse, welche das gesammte gesellschaftliche Produkt cirkulirt,
ist ein nothwendiges Resultat der nicht begriffnen, gedankenlos vorge-
stellten Art und Weise, wie die verschiednen stofflichen und Werthele-
mente des jährlichen Gesammtprodukts sich reproduciren und jährlich er-
setzt werden. Sie ist daher bereits widerlegt.

Hören wir Smith und Tooke selbst.

Smith sagt, Book II, ch. 2: "Die Cirkulation jedes Landes kann in
zwei Theile geschieden werden: die Cirkulation der Händler untereinander
und die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten. Wenn auch
dieselben Geldstücke, Papier oder Metall, bald in der einen, bald in der
andern Cirkulation verwandt werden mögen, so gehn doch beide fort-
während gleichzeitig neben einander vor, und jede von beiden bedarf
daher einer bestimmten Geldmasse dieser oder jener Art, um in Gang zu
bleiben. Der Werth der zwischen den verschiednen Händlern cirkulirten
Waaren kann nie den Werth der zwischen den Händlern und den Kon-
sumenten cirkulirten Waaren übersteigen; denn was die Händler auch
immer kaufen, muss doch schliesslich an die Konsumenten verkauft werden.
Da die Cirkulation zwischen den Händlern en gros geschieht, erfordert sie
im Allgemeinen eine ziemlich grosse Summe für jeden einzelnen Umsatz.
Die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten dagegen geschieht
meist en detail, und erfordert oft nur sehr kleine Geldbeträge; ein Schil-
ling oder selbst ein halber Penny genügt manchmal. Aber kleine Summen
cirkuliren weit rascher als grosse ... Obgleich die jährlichen Käufe

Pfundes bleibe, obgleich ich mich desselben zum Bezug der Waaren vor-
übergehend entäussere. Der Kapitalist erhält beständig dies Geld zurück
als Versilberung von Mehrwerth, der ihm nichts gekostet hat.

Wir sahn, dass bei A. Smith der gesammte gesellschaftliche Produkten-
werth sich auflöst in Revenue, in v + m, dass also der konstante Ka-
pitalwerth gleich Null gesetzt wird. Es folgt daher nothwendig, dass
das zur Cirkulation der jährlichen Revenue erforderliche Geld auch hin-
reichend ist zur Cirkulation des gesammten jährlichen Produkts; dass also,
in unserm Fall, das zur Cirkulation der Konsumtionsmittel zum Werth
von 3000 nöthige Geld hinreicht zur Cirkulation des gesammten Jahres-
produkts zum Werth von 9000. Dies ist in der That A. Smith’s An-
sicht, und sie wird von Th. Tooke wiederholt. Diese falsche Vorstellung
vom Verhältniss der zur Versilbrung der Revenue erforderlichen Geldmasse
zur Geldmasse, welche das gesammte gesellschaftliche Produkt cirkulirt,
ist ein nothwendiges Resultat der nicht begriffnen, gedankenlos vorge-
stellten Art und Weise, wie die verschiednen stofflichen und Werthele-
mente des jährlichen Gesammtprodukts sich reproduciren und jährlich er-
setzt werden. Sie ist daher bereits widerlegt.

Hören wir Smith und Tooke selbst.

Smith sagt, Book II, ch. 2: „Die Cirkulation jedes Landes kann in
zwei Theile geschieden werden: die Cirkulation der Händler untereinander
und die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten. Wenn auch
dieselben Geldstücke, Papier oder Metall, bald in der einen, bald in der
andern Cirkulation verwandt werden mögen, so gehn doch beide fort-
während gleichzeitig neben einander vor, und jede von beiden bedarf
daher einer bestimmten Geldmasse dieser oder jener Art, um in Gang zu
bleiben. Der Werth der zwischen den verschiednen Händlern cirkulirten
Waaren kann nie den Werth der zwischen den Händlern und den Kon-
sumenten cirkulirten Waaren übersteigen; denn was die Händler auch
immer kaufen, muss doch schliesslich an die Konsumenten verkauft werden.
Da die Cirkulation zwischen den Händlern en gros geschieht, erfordert sie
im Allgemeinen eine ziemlich grosse Summe für jeden einzelnen Umsatz.
Die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten dagegen geschieht
meist en detail, und erfordert oft nur sehr kleine Geldbeträge; ein Schil-
ling oder selbst ein halber Penny genügt manchmal. Aber kleine Summen
cirkuliren weit rascher als grosse … Obgleich die jährlichen Käufe

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[475/0509] Pfundes bleibe, obgleich ich mich desselben zum Bezug der Waaren vor- übergehend entäussere. Der Kapitalist erhält beständig dies Geld zurück als Versilberung von Mehrwerth, der ihm nichts gekostet hat. Wir sahn, dass bei A. Smith der gesammte gesellschaftliche Produkten- werth sich auflöst in Revenue, in v + m, dass also der konstante Ka- pitalwerth gleich Null gesetzt wird. Es folgt daher nothwendig, dass das zur Cirkulation der jährlichen Revenue erforderliche Geld auch hin- reichend ist zur Cirkulation des gesammten jährlichen Produkts; dass also, in unserm Fall, das zur Cirkulation der Konsumtionsmittel zum Werth von 3000 nöthige Geld hinreicht zur Cirkulation des gesammten Jahres- produkts zum Werth von 9000. Dies ist in der That A. Smith’s An- sicht, und sie wird von Th. Tooke wiederholt. Diese falsche Vorstellung vom Verhältniss der zur Versilbrung der Revenue erforderlichen Geldmasse zur Geldmasse, welche das gesammte gesellschaftliche Produkt cirkulirt, ist ein nothwendiges Resultat der nicht begriffnen, gedankenlos vorge- stellten Art und Weise, wie die verschiednen stofflichen und Werthele- mente des jährlichen Gesammtprodukts sich reproduciren und jährlich er- setzt werden. Sie ist daher bereits widerlegt. Hören wir Smith und Tooke selbst. Smith sagt, Book II, ch. 2: „Die Cirkulation jedes Landes kann in zwei Theile geschieden werden: die Cirkulation der Händler untereinander und die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten. Wenn auch dieselben Geldstücke, Papier oder Metall, bald in der einen, bald in der andern Cirkulation verwandt werden mögen, so gehn doch beide fort- während gleichzeitig neben einander vor, und jede von beiden bedarf daher einer bestimmten Geldmasse dieser oder jener Art, um in Gang zu bleiben. Der Werth der zwischen den verschiednen Händlern cirkulirten Waaren kann nie den Werth der zwischen den Händlern und den Kon- sumenten cirkulirten Waaren übersteigen; denn was die Händler auch immer kaufen, muss doch schliesslich an die Konsumenten verkauft werden. Da die Cirkulation zwischen den Händlern en gros geschieht, erfordert sie im Allgemeinen eine ziemlich grosse Summe für jeden einzelnen Umsatz. Die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten dagegen geschieht meist en detail, und erfordert oft nur sehr kleine Geldbeträge; ein Schil- ling oder selbst ein halber Penny genügt manchmal. Aber kleine Summen cirkuliren weit rascher als grosse … Obgleich die jährlichen Käufe

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/509>, abgerufen am 22.11.2024.