Die laufende Vorstellung, wodurch ein Theil der politischen Oeko- nomen sich die theoretische Schwierigkeit, d. h. das Verständniss des realen Zusammenhangs, vom Hals zu schaffen sucht, -- dass, was für den Einen Kapital, für den Andren Revenue ist, und umgekehrt, -- ist theilweise richtig, und wird ganz falsch (enthält also ein völliges Miss- verständniss des ganzen Umsetzungsprocesses, der mit der jährlichen Re- produktion vorgeht, also auch ein Missverständniss über die thatsächliche Grundlage des theilweis Richtigen), sobald sie allgemein aufgestellt wird.
Wir stellen jetzt die thatsächlichen Verhältnisse zusammen, worauf die theilweise Richtigkeit dieser Vorstellung beruht, wobei sich zugleich die falsche Auffassung dieser Verhältnisse zeigen wird.
1) Das variable Kapital fungirt als Kapital in der Hand des Kapi- talisten und fungirt als Revenue in der Hand des Lohnarbeiters.
Das variable Kapital existirt zunächst in der Hand des Kapitalisten als Geldkapital; es fungirt als Geldkapital, indem er damit Arbeits- kraft kauft. So lange es in seiner Hand in Geldform verharrt, ist es nichts als in Geldform existirender gegebner Werth, also eine konstante und keine variable Größe. Es ist nur potentiell variables Kapital -- eben durch seine Umsatzfähigkeit in Arbeitskraft. Wirkliches variables Kapital wird es nur nach Abstreifung seiner Geldform, nachdem es in Arbeitskraft umgesetzt worden und diese als Bestandtheil des produktiven Kapitals im kapitalistischen Process fungirt.
Das Geld, das zuerst als Geldform des variablen Kapitals für den Kapitalisten fungirte, fungirt nun in der Hand des Arbeiters als Geld- form seines Arbeitslohns, den er in Lebensmittel umsetzt; also als Geld- form der Revenue, die er aus dem stets wiederholten Verkauf seiner Arbeitskraft bezieht.
Hier haben wir nur die einfache Thatsache, dass das Geld des Käufers, hier des Kapitalisten, aus seiner Hand in die Hand des Ver- käufers, hier des Verkäufers der Arbeitskraft, des Arbeiters, geht. Es ist nicht das variable Kapital, das doppelt fungirt, als Kapital für den Kapitalisten und als Revenue für den Arbeiter, sondern es ist dasselbe Geld, das erst in der Hand des Kapitalisten als Geldform seines variablen Kapitals, daher als potentielles variables Kapital existirt, und das, sobald der Kapitalist es umgesetzt in Arbeitskraft, in der Hand des Arbeiters als Aequivalent für verkaufte Arbeitskraft dient. Dass aber dasselbe Geld
Die laufende Vorstellung, wodurch ein Theil der politischen Oeko- nomen sich die theoretische Schwierigkeit, d. h. das Verständniss des realen Zusammenhangs, vom Hals zu schaffen sucht, — dass, was für den Einen Kapital, für den Andren Revenue ist, und umgekehrt, — ist theilweise richtig, und wird ganz falsch (enthält also ein völliges Miss- verständniss des ganzen Umsetzungsprocesses, der mit der jährlichen Re- produktion vorgeht, also auch ein Missverständniss über die thatsächliche Grundlage des theilweis Richtigen), sobald sie allgemein aufgestellt wird.
Wir stellen jetzt die thatsächlichen Verhältnisse zusammen, worauf die theilweise Richtigkeit dieser Vorstellung beruht, wobei sich zugleich die falsche Auffassung dieser Verhältnisse zeigen wird.
1) Das variable Kapital fungirt als Kapital in der Hand des Kapi- talisten und fungirt als Revenue in der Hand des Lohnarbeiters.
Das variable Kapital existirt zunächst in der Hand des Kapitalisten als Geldkapital; es fungirt als Geldkapital, indem er damit Arbeits- kraft kauft. So lange es in seiner Hand in Geldform verharrt, ist es nichts als in Geldform existirender gegebner Werth, also eine konstante und keine variable Größe. Es ist nur potentiell variables Kapital — eben durch seine Umsatzfähigkeit in Arbeitskraft. Wirkliches variables Kapital wird es nur nach Abstreifung seiner Geldform, nachdem es in Arbeitskraft umgesetzt worden und diese als Bestandtheil des produktiven Kapitals im kapitalistischen Process fungirt.
Das Geld, das zuerst als Geldform des variablen Kapitals für den Kapitalisten fungirte, fungirt nun in der Hand des Arbeiters als Geld- form seines Arbeitslohns, den er in Lebensmittel umsetzt; also als Geld- form der Revenue, die er aus dem stets wiederholten Verkauf seiner Arbeitskraft bezieht.
Hier haben wir nur die einfache Thatsache, dass das Geld des Käufers, hier des Kapitalisten, aus seiner Hand in die Hand des Ver- käufers, hier des Verkäufers der Arbeitskraft, des Arbeiters, geht. Es ist nicht das variable Kapital, das doppelt fungirt, als Kapital für den Kapitalisten und als Revenue für den Arbeiter, sondern es ist dasselbe Geld, das erst in der Hand des Kapitalisten als Geldform seines variablen Kapitals, daher als potentielles variables Kapital existirt, und das, sobald der Kapitalist es umgesetzt in Arbeitskraft, in der Hand des Arbeiters als Aequivalent für verkaufte Arbeitskraft dient. Dass aber dasselbe Geld
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Die laufende Vorstellung, wodurch ein Theil der politischen Oeko-
nomen sich die theoretische Schwierigkeit, d. h. das Verständniss des
realen Zusammenhangs, vom Hals zu schaffen sucht, — dass, was für
den Einen Kapital, für den Andren Revenue ist, und umgekehrt, — ist
theilweise richtig, und wird ganz falsch (enthält also ein völliges Miss-
verständniss des ganzen Umsetzungsprocesses, der mit der jährlichen Re-
produktion vorgeht, also auch ein Missverständniss über die thatsächliche
Grundlage des theilweis Richtigen), sobald sie allgemein aufgestellt wird.
Wir stellen jetzt die thatsächlichen Verhältnisse zusammen, worauf
die theilweise Richtigkeit dieser Vorstellung beruht, wobei sich zugleich
die falsche Auffassung dieser Verhältnisse zeigen wird.
1) Das variable Kapital fungirt als Kapital in der Hand des Kapi-
talisten und fungirt als Revenue in der Hand des Lohnarbeiters.
Das variable Kapital existirt zunächst in der Hand des Kapitalisten
als Geldkapital; es fungirt als Geldkapital, indem er damit Arbeits-
kraft kauft. So lange es in seiner Hand in Geldform verharrt, ist es
nichts als in Geldform existirender gegebner Werth, also eine konstante
und keine variable Größe. Es ist nur potentiell variables Kapital —
eben durch seine Umsatzfähigkeit in Arbeitskraft. Wirkliches variables
Kapital wird es nur nach Abstreifung seiner Geldform, nachdem es in
Arbeitskraft umgesetzt worden und diese als Bestandtheil des produktiven
Kapitals im kapitalistischen Process fungirt.
Das Geld, das zuerst als Geldform des variablen Kapitals für den
Kapitalisten fungirte, fungirt nun in der Hand des Arbeiters als Geld-
form seines Arbeitslohns, den er in Lebensmittel umsetzt; also als Geld-
form der Revenue, die er aus dem stets wiederholten Verkauf seiner
Arbeitskraft bezieht.
Hier haben wir nur die einfache Thatsache, dass das Geld des
Käufers, hier des Kapitalisten, aus seiner Hand in die Hand des Ver-
käufers, hier des Verkäufers der Arbeitskraft, des Arbeiters, geht. Es ist
nicht das variable Kapital, das doppelt fungirt, als Kapital für den
Kapitalisten und als Revenue für den Arbeiter, sondern es ist dasselbe
Geld, das erst in der Hand des Kapitalisten als Geldform seines variablen
Kapitals, daher als potentielles variables Kapital existirt, und das, sobald
der Kapitalist es umgesetzt in Arbeitskraft, in der Hand des Arbeiters
als Aequivalent für verkaufte Arbeitskraft dient. Dass aber dasselbe Geld
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/471>, abgerufen am 22.11.2024.
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