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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Man hat ferner gesehn (Kap. VI), wie mit Bezug auf den Einkauf
der Waaren die Kaufzeit, die grössre oder geringre Entfernung von den
Hauptbezugsquellen des Rohmaterials es nöthig macht, für längre Perioden
Rohmaterial einzukaufen und in der Form von produktivem Vorrath, laten-
tem oder potentiellem produktivem Kapital, verwendbar zu halten; dass
sie also die Masse des Kapitals, das auf einmal vorgeschossen werden
muss, und die Zeit, für die es vorgeschossen werden muss, bei sonst
gleicher Stufenleiter der Produktion vergrössert.

Aehnlich wirken in verschiednen Geschäftszweigen die Perioden --
kürzre oder längre -- worin grössre Massen Rohmaterial auf den Markt
geworfen werden. So finden z. B. in London alle drei Monate grosse
Wollversteigrungen statt, die den Wollmarkt beherrschen; während der
Baumwollmarkt von Ernte zu Ernte im ganzen kontinuirlich, wenn auch
nicht immer gleichmäßig, erneuert wird. Solche Perioden bestimmen die
Haupteinkaufstermine dieser Rohstoffe und wirken namentlich auch auf
die spekulativen, längre oder kürzre Vorschüsse in diesen Produktions-
elementen bedingenden Einkäufe, ganz wie die Natur der producirten
Waaren auf die spekulative, absichtliche, längre oder kürzre Zurückhaltung
des Produkts in der Form von potentiellem Waarenkapital wirkt. "Der
Landwirth muss also auch bis zu einem gewissen Grade Spekulant sein
und daher nach Maßgabe der Zeitverhältnisse mit dem Verkauf seiner
Produkte zurückhalten" . . . . Folgen einige allgemeine Regeln. . . . .
"Indessen kommt doch bei dem Absatz der Produkte das meiste auf die
Person, auf das Produkt selbst und auf die Lokalität an. Wer bei Ge-
schick und Glück (!) mit hinreichendem Betriebskapital versehn ist, wird
nicht zu tadeln sein, wenn er seine gewonnene Fruchternte bei unge-
wöhnlich niedrigem Preise einmal ein Jahr liegen lässt; wem es dagegen
an Betriebskapital oder überhaupt (!) an Spekulationsgeist fehlt, der wird
die laufenden Durchschnittspreise zu erreichen suchen und also absetzen
müssen, sobald und so oft er dazu Gelegenheit hat. Wolle länger als
ein Jahr liegen zu lassen, wird fast immer nur Schaden bringen; während
Getreidefrüchte und Oelsaat ein paar Jahre ohne Nachtheil für Beschaffenheit
und Güte aufbewahrt werden können. Solche Produkte, welche für ge-
wöhnlich einem grossen Steigen und Fallen in kurzen Zeiträumen unter-
worfen sind, wie z. B. Oelsaat, Hopfen, Karden u. dergl. lässt man mit
Recht in den Jahren liegen, wo der Preis weit unter den Produktions-

Man hat ferner gesehn (Kap. VI), wie mit Bezug auf den Einkauf
der Waaren die Kaufzeit, die grössre oder geringre Entfernung von den
Hauptbezugsquellen des Rohmaterials es nöthig macht, für längre Perioden
Rohmaterial einzukaufen und in der Form von produktivem Vorrath, laten-
tem oder potentiellem produktivem Kapital, verwendbar zu halten; dass
sie also die Masse des Kapitals, das auf einmal vorgeschossen werden
muss, und die Zeit, für die es vorgeschossen werden muss, bei sonst
gleicher Stufenleiter der Produktion vergrössert.

Aehnlich wirken in verschiednen Geschäftszweigen die Perioden —
kürzre oder längre — worin grössre Massen Rohmaterial auf den Markt
geworfen werden. So finden z. B. in London alle drei Monate grosse
Wollversteigrungen statt, die den Wollmarkt beherrschen; während der
Baumwollmarkt von Ernte zu Ernte im ganzen kontinuirlich, wenn auch
nicht immer gleichmäßig, erneuert wird. Solche Perioden bestimmen die
Haupteinkaufstermine dieser Rohstoffe und wirken namentlich auch auf
die spekulativen, längre oder kürzre Vorschüsse in diesen Produktions-
elementen bedingenden Einkäufe, ganz wie die Natur der producirten
Waaren auf die spekulative, absichtliche, längre oder kürzre Zurückhaltung
des Produkts in der Form von potentiellem Waarenkapital wirkt. „Der
Landwirth muss also auch bis zu einem gewissen Grade Spekulant sein
und daher nach Maßgabe der Zeitverhältnisse mit dem Verkauf seiner
Produkte zurückhalten“ . . . . Folgen einige allgemeine Regeln. . . . .
„Indessen kommt doch bei dem Absatz der Produkte das meiste auf die
Person, auf das Produkt selbst und auf die Lokalität an. Wer bei Ge-
schick und Glück (!) mit hinreichendem Betriebskapital versehn ist, wird
nicht zu tadeln sein, wenn er seine gewonnene Fruchternte bei unge-
wöhnlich niedrigem Preise einmal ein Jahr liegen lässt; wem es dagegen
an Betriebskapital oder überhaupt (!) an Spekulationsgeist fehlt, der wird
die laufenden Durchschnittspreise zu erreichen suchen und also absetzen
müssen, sobald und so oft er dazu Gelegenheit hat. Wolle länger als
ein Jahr liegen zu lassen, wird fast immer nur Schaden bringen; während
Getreidefrüchte und Oelsaat ein paar Jahre ohne Nachtheil für Beschaffenheit
und Güte aufbewahrt werden können. Solche Produkte, welche für ge-
wöhnlich einem grossen Steigen und Fallen in kurzen Zeiträumen unter-
worfen sind, wie z. B. Oelsaat, Hopfen, Karden u. dergl. lässt man mit
Recht in den Jahren liegen, wo der Preis weit unter den Produktions-

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[238/0272] Man hat ferner gesehn (Kap. VI), wie mit Bezug auf den Einkauf der Waaren die Kaufzeit, die grössre oder geringre Entfernung von den Hauptbezugsquellen des Rohmaterials es nöthig macht, für längre Perioden Rohmaterial einzukaufen und in der Form von produktivem Vorrath, laten- tem oder potentiellem produktivem Kapital, verwendbar zu halten; dass sie also die Masse des Kapitals, das auf einmal vorgeschossen werden muss, und die Zeit, für die es vorgeschossen werden muss, bei sonst gleicher Stufenleiter der Produktion vergrössert. Aehnlich wirken in verschiednen Geschäftszweigen die Perioden — kürzre oder längre — worin grössre Massen Rohmaterial auf den Markt geworfen werden. So finden z. B. in London alle drei Monate grosse Wollversteigrungen statt, die den Wollmarkt beherrschen; während der Baumwollmarkt von Ernte zu Ernte im ganzen kontinuirlich, wenn auch nicht immer gleichmäßig, erneuert wird. Solche Perioden bestimmen die Haupteinkaufstermine dieser Rohstoffe und wirken namentlich auch auf die spekulativen, längre oder kürzre Vorschüsse in diesen Produktions- elementen bedingenden Einkäufe, ganz wie die Natur der producirten Waaren auf die spekulative, absichtliche, längre oder kürzre Zurückhaltung des Produkts in der Form von potentiellem Waarenkapital wirkt. „Der Landwirth muss also auch bis zu einem gewissen Grade Spekulant sein und daher nach Maßgabe der Zeitverhältnisse mit dem Verkauf seiner Produkte zurückhalten“ . . . . Folgen einige allgemeine Regeln. . . . . „Indessen kommt doch bei dem Absatz der Produkte das meiste auf die Person, auf das Produkt selbst und auf die Lokalität an. Wer bei Ge- schick und Glück (!) mit hinreichendem Betriebskapital versehn ist, wird nicht zu tadeln sein, wenn er seine gewonnene Fruchternte bei unge- wöhnlich niedrigem Preise einmal ein Jahr liegen lässt; wem es dagegen an Betriebskapital oder überhaupt (!) an Spekulationsgeist fehlt, der wird die laufenden Durchschnittspreise zu erreichen suchen und also absetzen müssen, sobald und so oft er dazu Gelegenheit hat. Wolle länger als ein Jahr liegen zu lassen, wird fast immer nur Schaden bringen; während Getreidefrüchte und Oelsaat ein paar Jahre ohne Nachtheil für Beschaffenheit und Güte aufbewahrt werden können. Solche Produkte, welche für ge- wöhnlich einem grossen Steigen und Fallen in kurzen Zeiträumen unter- worfen sind, wie z. B. Oelsaat, Hopfen, Karden u. dergl. lässt man mit Recht in den Jahren liegen, wo der Preis weit unter den Produktions-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/272>, abgerufen am 25.11.2024.