verwandt; es ist gerade so, als ob man die Ausdehnung des bebauten Landes um ein Drittel vermehrt hätte." Neben Wurzelgewächsen wird hierzu auch Klee und andre Futterkräuter verwandt. "Der Ackerbau, so auf einen Punkt getrieben wo er in Gartenbau übergeht, erfordert begreif- licher Weise ein verhältnissmäßig beträchtliches Anlagekapital. In Eng- land rechnet man 250 Franken Anlagekapital auf die Hektare. In Flan- dern werden unsere Bauern ein Anlagekapital von 500 Franken per Hektare wahrscheinlich viel zu niedrig finden." (Essais sur l'Economie Ru- rale de la Belgique par Emile de Laveleye. Paris 1863. p. 59, 60, 63.)
Nehmen wir schliesslich die Holzzucht. -- "Die Holzproduktion unter- scheidet sich von den meisten übrigen Produktionen wesentlich dadurch, dass bei ihr die Naturkraft selbständig wirkt und bei natürlicher Verjüngung der Menschen- und Kapitalkraft nicht bedarf. Uebrigens ist auch selbst da, wo die Wälder künstlich verjüngt werden, der Aufwand von Menschen- und Kapitalkraft neben dem Wirken der Naturkräfte nur gering. Ausser- dem findet der Wald noch auf Bodenarten und in Lagen Gedeihen, wo das Getreide nicht mehr fortkommt, oder dessen Produktion doch nicht mehr lohnt. Der Waldbau erfordert aber auch, zu einer regelmäßigen Wirthschaft, einen größren Flächenraum als die Getreidekultur, indem bei kleinren Parcellen keine forstwirthschaftliche Schlagführung ausführbar ist, die Nebennutzungen meist verloren gehn, der Forstschutz schwerer zu handhaben ist u. s. w. Der Produktionsprocess ist aber auch an so lange Zeiträume gebunden, dass er über die Pläne einer Privatwirth- schaft, einzeln sogar über die Zeit eines Menschenlebens hinausgeht. Das für Erwerbung des Landbodens angelegte Kapital" [bei Gemeinproduktion fällt dieses Kapital fort und ist die Frage nur, wie viel Boden die Ge- meinde für Waldproduktion dem Acker- und Weideboden entziehn kann] "trägt nämlich erst nach langer Zeit lohnende Früchte und schlägt nur theilweise, vollständig aber erst bei manchen Holzarten in Forsten, bis zu 150 Jahren um. Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jährlichen Nutzung beträgt. Wer daher nicht noch andres Einkommen hat und bedeutende Waldstrecken besitzt, kann keine regelmäßige Wald- wirthschaft führen." (Kirchhof, p. 58.)
Die lange Produktionszeit (die einen relativ nur geringen Umfang der Arbeitszeit einschliesst), daher die Länge ihrer Umschlagsperioden,
verwandt; es ist gerade so, als ob man die Ausdehnung des bebauten Landes um ein Drittel vermehrt hätte.“ Neben Wurzelgewächsen wird hierzu auch Klee und andre Futterkräuter verwandt. „Der Ackerbau, so auf einen Punkt getrieben wo er in Gartenbau übergeht, erfordert begreif- licher Weise ein verhältnissmäßig beträchtliches Anlagekapital. In Eng- land rechnet man 250 Franken Anlagekapital auf die Hektare. In Flan- dern werden unsere Bauern ein Anlagekapital von 500 Franken per Hektare wahrscheinlich viel zu niedrig finden.“ (Essais sur l’Économie Ru- rale de la Belgique par Emile de Laveleye. Paris 1863. p. 59, 60, 63.)
Nehmen wir schliesslich die Holzzucht. — „Die Holzproduktion unter- scheidet sich von den meisten übrigen Produktionen wesentlich dadurch, dass bei ihr die Naturkraft selbständig wirkt und bei natürlicher Verjüngung der Menschen- und Kapitalkraft nicht bedarf. Uebrigens ist auch selbst da, wo die Wälder künstlich verjüngt werden, der Aufwand von Menschen- und Kapitalkraft neben dem Wirken der Naturkräfte nur gering. Ausser- dem findet der Wald noch auf Bodenarten und in Lagen Gedeihen, wo das Getreide nicht mehr fortkommt, oder dessen Produktion doch nicht mehr lohnt. Der Waldbau erfordert aber auch, zu einer regelmäßigen Wirthschaft, einen größren Flächenraum als die Getreidekultur, indem bei kleinren Parcellen keine forstwirthschaftliche Schlagführung ausführbar ist, die Nebennutzungen meist verloren gehn, der Forstschutz schwerer zu handhaben ist u. s. w. Der Produktionsprocess ist aber auch an so lange Zeiträume gebunden, dass er über die Pläne einer Privatwirth- schaft, einzeln sogar über die Zeit eines Menschenlebens hinausgeht. Das für Erwerbung des Landbodens angelegte Kapital“ [bei Gemeinproduktion fällt dieses Kapital fort und ist die Frage nur, wie viel Boden die Ge- meinde für Waldproduktion dem Acker- und Weideboden entziehn kann] „trägt nämlich erst nach langer Zeit lohnende Früchte und schlägt nur theilweise, vollständig aber erst bei manchen Holzarten in Forsten, bis zu 150 Jahren um. Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jährlichen Nutzung beträgt. Wer daher nicht noch andres Einkommen hat und bedeutende Waldstrecken besitzt, kann keine regelmäßige Wald- wirthschaft führen.“ (Kirchhof, p. 58.)
Die lange Produktionszeit (die einen relativ nur geringen Umfang der Arbeitszeit einschliesst), daher die Länge ihrer Umschlagsperioden,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0260"n="226"/>
verwandt; es ist gerade so, als ob man die Ausdehnung des bebauten<lb/>
Landes um ein Drittel vermehrt hätte.“ Neben Wurzelgewächsen wird<lb/>
hierzu auch Klee und andre Futterkräuter verwandt. „Der Ackerbau, so<lb/>
auf einen Punkt getrieben wo er in Gartenbau übergeht, erfordert begreif-<lb/>
licher Weise ein verhältnissmäßig beträchtliches Anlagekapital. In Eng-<lb/>
land rechnet man 250 Franken Anlagekapital auf die Hektare. In Flan-<lb/>
dern werden unsere Bauern ein Anlagekapital von 500 Franken per<lb/>
Hektare wahrscheinlich viel zu niedrig finden.“ (Essais sur l’Économie Ru-<lb/>
rale de la Belgique par Emile de Laveleye. Paris 1863. p. 59, 60, 63.)</p><lb/><p>Nehmen wir schliesslich die Holzzucht. —„Die Holzproduktion unter-<lb/>
scheidet sich von den meisten übrigen Produktionen wesentlich dadurch,<lb/>
dass bei ihr die Naturkraft selbständig wirkt und bei natürlicher Verjüngung<lb/>
der Menschen- und Kapitalkraft nicht bedarf. Uebrigens ist auch selbst<lb/>
da, wo die Wälder künstlich verjüngt werden, der Aufwand von Menschen-<lb/>
und Kapitalkraft neben dem Wirken der Naturkräfte nur gering. Ausser-<lb/>
dem findet der Wald noch auf Bodenarten und in Lagen Gedeihen, wo<lb/>
das Getreide nicht mehr fortkommt, oder dessen Produktion doch nicht<lb/>
mehr lohnt. Der Waldbau erfordert aber auch, zu einer regelmäßigen<lb/>
Wirthschaft, einen größren Flächenraum als die Getreidekultur, indem<lb/>
bei kleinren Parcellen keine forstwirthschaftliche Schlagführung ausführbar<lb/>
ist, die Nebennutzungen meist verloren gehn, der Forstschutz schwerer zu<lb/>
handhaben ist u. s. w. Der Produktionsprocess ist aber auch an so<lb/>
lange Zeiträume gebunden, dass er über die Pläne einer Privatwirth-<lb/>
schaft, einzeln sogar über die Zeit eines Menschenlebens hinausgeht. Das<lb/>
für Erwerbung des Landbodens angelegte Kapital“ [bei Gemeinproduktion<lb/>
fällt dieses Kapital fort und ist die Frage nur, wie viel Boden die Ge-<lb/>
meinde für Waldproduktion dem Acker- und Weideboden entziehn kann]<lb/>„trägt nämlich erst nach langer Zeit lohnende Früchte und schlägt nur<lb/>
theilweise, vollständig aber erst bei manchen Holzarten in Forsten, bis<lb/>
zu 150 Jahren um. Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion<lb/>
selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache<lb/>
der jährlichen Nutzung beträgt. Wer daher nicht noch andres Einkommen<lb/>
hat und bedeutende Waldstrecken besitzt, kann keine regelmäßige Wald-<lb/>
wirthschaft führen.“ (Kirchhof, p. 58.)</p><lb/><p>Die lange Produktionszeit (die einen relativ nur geringen Umfang<lb/>
der Arbeitszeit einschliesst), daher die Länge ihrer Umschlagsperioden,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[226/0260]
verwandt; es ist gerade so, als ob man die Ausdehnung des bebauten
Landes um ein Drittel vermehrt hätte.“ Neben Wurzelgewächsen wird
hierzu auch Klee und andre Futterkräuter verwandt. „Der Ackerbau, so
auf einen Punkt getrieben wo er in Gartenbau übergeht, erfordert begreif-
licher Weise ein verhältnissmäßig beträchtliches Anlagekapital. In Eng-
land rechnet man 250 Franken Anlagekapital auf die Hektare. In Flan-
dern werden unsere Bauern ein Anlagekapital von 500 Franken per
Hektare wahrscheinlich viel zu niedrig finden.“ (Essais sur l’Économie Ru-
rale de la Belgique par Emile de Laveleye. Paris 1863. p. 59, 60, 63.)
Nehmen wir schliesslich die Holzzucht. — „Die Holzproduktion unter-
scheidet sich von den meisten übrigen Produktionen wesentlich dadurch,
dass bei ihr die Naturkraft selbständig wirkt und bei natürlicher Verjüngung
der Menschen- und Kapitalkraft nicht bedarf. Uebrigens ist auch selbst
da, wo die Wälder künstlich verjüngt werden, der Aufwand von Menschen-
und Kapitalkraft neben dem Wirken der Naturkräfte nur gering. Ausser-
dem findet der Wald noch auf Bodenarten und in Lagen Gedeihen, wo
das Getreide nicht mehr fortkommt, oder dessen Produktion doch nicht
mehr lohnt. Der Waldbau erfordert aber auch, zu einer regelmäßigen
Wirthschaft, einen größren Flächenraum als die Getreidekultur, indem
bei kleinren Parcellen keine forstwirthschaftliche Schlagführung ausführbar
ist, die Nebennutzungen meist verloren gehn, der Forstschutz schwerer zu
handhaben ist u. s. w. Der Produktionsprocess ist aber auch an so
lange Zeiträume gebunden, dass er über die Pläne einer Privatwirth-
schaft, einzeln sogar über die Zeit eines Menschenlebens hinausgeht. Das
für Erwerbung des Landbodens angelegte Kapital“ [bei Gemeinproduktion
fällt dieses Kapital fort und ist die Frage nur, wie viel Boden die Ge-
meinde für Waldproduktion dem Acker- und Weideboden entziehn kann]
„trägt nämlich erst nach langer Zeit lohnende Früchte und schlägt nur
theilweise, vollständig aber erst bei manchen Holzarten in Forsten, bis
zu 150 Jahren um. Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion
selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache
der jährlichen Nutzung beträgt. Wer daher nicht noch andres Einkommen
hat und bedeutende Waldstrecken besitzt, kann keine regelmäßige Wald-
wirthschaft führen.“ (Kirchhof, p. 58.)
Die lange Produktionszeit (die einen relativ nur geringen Umfang
der Arbeitszeit einschliesst), daher die Länge ihrer Umschlagsperioden,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/260>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.