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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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neuem wiederholen. Es hat seinen Umschlag vollbracht. Der Lokomotiv-
fabrikant dagegen muss während der drei Monate Woche für Woche immer
neues Kapital in Arbeitslohn und Rohmaterial auslegen, und erst nach
drei Monaten, nach Ablieferung der Lokomotive, befindet sich das während
dieser Zeit in einem und demselben Produktionsakt, zur Herstellung einer
und derselben Waare, nach und nach ausgelegte cirkulirende Kapital wie-
der in einer Form, worin es seinen Kreislauf von neuem beginnen kann;
ebenso wird ihm der Verschleiss der Maschinerie während dieser drei
Monate erst jetzt ersetzt. Die Auslage des Einen ist die für eine Woche,
die des Andren ist die Wochenauslage multiplicirt mit 12. Alle andren
Umstände gleich vorausgesetzt, muss der Eine zwölfmal mehr cirkulirendes
Kapital zur Verfügung haben als der Andre.

Dass die wöchentlich vorgeschossnen Kapitale gleich sind, ist hier
jedoch ein gleichgültiger Umstand. Welches immer die Gröfse des vor-
geschossnen Kapitals, in dem einen Fall ist es nur für eine Woche, in
dem andren für zwölf Wochen vorgeschossen, bevor von neuem damit
operirt, dieselbe Operation damit wiederholt oder eine andersartige damit
begonnen werden kann.

Der Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags oder der Zeit-
länge, für welche das einzelne Kapital vorgeschossen werden muss, bevor
derselbe Kapitalwerth wieder zu einem neuen Arbeits- oder Verwerthungs-
process dienen kann, entspringt hier daraus:

Nehmen wir an, der Bau der Lokomotive oder irgend einer Maschine
koste 100 Arbeitstage. Mit Bezug auf die in Spinnerei und Maschinenbau
beschäftigten Arbeiter bilden die 100 Arbeitstage gleichmässig eine dis-
kontinuirliche (diskrete) Grösse, nach der Unterstellung aus 100 aufein-
ander folgenden, separaten zehnstündigen Arbeitsprocessen bestehend. Aber
mit Bezug auf das Produkt -- die Maschine -- bilden die 100 Arbeitstage
eine kontinuirliche Größe, einen Arbeitstag von 1000 Arbeitsstunden, einen
einzigen zusammenhängenden Produktionsakt. Einen solchen Arbeitstag,
der durch die Aufeinanderfolge mehr oder minder zahlreicher zusammen-
hängender Arbeitstage gebildet ist, nenne ich eine Arbeitsperiode.
Sprechen wir vom Arbeitstag, so meinen wir die Länge der Arbeitszeit,
während deren der Arbeiter seine Arbeitskraft täglich verausgaben, täglich
arbeiten muss. Sprechen wir dagegen von der Arbeitsperiode, so bedeutet
das die Zahl zusammenhängender Arbeitstage, die in einem bestimmten

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neuem wiederholen. Es hat seinen Umschlag vollbracht. Der Lokomotiv-
fabrikant dagegen muss während der drei Monate Woche für Woche immer
neues Kapital in Arbeitslohn und Rohmaterial auslegen, und erst nach
drei Monaten, nach Ablieferung der Lokomotive, befindet sich das während
dieser Zeit in einem und demselben Produktionsakt, zur Herstellung einer
und derselben Waare, nach und nach ausgelegte cirkulirende Kapital wie-
der in einer Form, worin es seinen Kreislauf von neuem beginnen kann;
ebenso wird ihm der Verschleiss der Maschinerie während dieser drei
Monate erst jetzt ersetzt. Die Auslage des Einen ist die für eine Woche,
die des Andren ist die Wochenauslage multiplicirt mit 12. Alle andren
Umstände gleich vorausgesetzt, muss der Eine zwölfmal mehr cirkulirendes
Kapital zur Verfügung haben als der Andre.

Dass die wöchentlich vorgeschossnen Kapitale gleich sind, ist hier
jedoch ein gleichgültiger Umstand. Welches immer die Gröfse des vor-
geschossnen Kapitals, in dem einen Fall ist es nur für eine Woche, in
dem andren für zwölf Wochen vorgeschossen, bevor von neuem damit
operirt, dieselbe Operation damit wiederholt oder eine andersartige damit
begonnen werden kann.

Der Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags oder der Zeit-
länge, für welche das einzelne Kapital vorgeschossen werden muss, bevor
derselbe Kapitalwerth wieder zu einem neuen Arbeits- oder Verwerthungs-
process dienen kann, entspringt hier daraus:

Nehmen wir an, der Bau der Lokomotive oder irgend einer Maschine
koste 100 Arbeitstage. Mit Bezug auf die in Spinnerei und Maschinenbau
beschäftigten Arbeiter bilden die 100 Arbeitstage gleichmässig eine dis-
kontinuirliche (diskrete) Grösse, nach der Unterstellung aus 100 aufein-
ander folgenden, separaten zehnstündigen Arbeitsprocessen bestehend. Aber
mit Bezug auf das Produkt — die Maschine — bilden die 100 Arbeitstage
eine kontinuirliche Größe, einen Arbeitstag von 1000 Arbeitsstunden, einen
einzigen zusammenhängenden Produktionsakt. Einen solchen Arbeitstag,
der durch die Aufeinanderfolge mehr oder minder zahlreicher zusammen-
hängender Arbeitstage gebildet ist, nenne ich eine Arbeitsperiode.
Sprechen wir vom Arbeitstag, so meinen wir die Länge der Arbeitszeit,
während deren der Arbeiter seine Arbeitskraft täglich verausgaben, täglich
arbeiten muss. Sprechen wir dagegen von der Arbeitsperiode, so bedeutet
das die Zahl zusammenhängender Arbeitstage, die in einem bestimmten

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[211/0245] neuem wiederholen. Es hat seinen Umschlag vollbracht. Der Lokomotiv- fabrikant dagegen muss während der drei Monate Woche für Woche immer neues Kapital in Arbeitslohn und Rohmaterial auslegen, und erst nach drei Monaten, nach Ablieferung der Lokomotive, befindet sich das während dieser Zeit in einem und demselben Produktionsakt, zur Herstellung einer und derselben Waare, nach und nach ausgelegte cirkulirende Kapital wie- der in einer Form, worin es seinen Kreislauf von neuem beginnen kann; ebenso wird ihm der Verschleiss der Maschinerie während dieser drei Monate erst jetzt ersetzt. Die Auslage des Einen ist die für eine Woche, die des Andren ist die Wochenauslage multiplicirt mit 12. Alle andren Umstände gleich vorausgesetzt, muss der Eine zwölfmal mehr cirkulirendes Kapital zur Verfügung haben als der Andre. Dass die wöchentlich vorgeschossnen Kapitale gleich sind, ist hier jedoch ein gleichgültiger Umstand. Welches immer die Gröfse des vor- geschossnen Kapitals, in dem einen Fall ist es nur für eine Woche, in dem andren für zwölf Wochen vorgeschossen, bevor von neuem damit operirt, dieselbe Operation damit wiederholt oder eine andersartige damit begonnen werden kann. Der Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags oder der Zeit- länge, für welche das einzelne Kapital vorgeschossen werden muss, bevor derselbe Kapitalwerth wieder zu einem neuen Arbeits- oder Verwerthungs- process dienen kann, entspringt hier daraus: Nehmen wir an, der Bau der Lokomotive oder irgend einer Maschine koste 100 Arbeitstage. Mit Bezug auf die in Spinnerei und Maschinenbau beschäftigten Arbeiter bilden die 100 Arbeitstage gleichmässig eine dis- kontinuirliche (diskrete) Grösse, nach der Unterstellung aus 100 aufein- ander folgenden, separaten zehnstündigen Arbeitsprocessen bestehend. Aber mit Bezug auf das Produkt — die Maschine — bilden die 100 Arbeitstage eine kontinuirliche Größe, einen Arbeitstag von 1000 Arbeitsstunden, einen einzigen zusammenhängenden Produktionsakt. Einen solchen Arbeitstag, der durch die Aufeinanderfolge mehr oder minder zahlreicher zusammen- hängender Arbeitstage gebildet ist, nenne ich eine Arbeitsperiode. Sprechen wir vom Arbeitstag, so meinen wir die Länge der Arbeitszeit, während deren der Arbeiter seine Arbeitskraft täglich verausgaben, täglich arbeiten muss. Sprechen wir dagegen von der Arbeitsperiode, so bedeutet das die Zahl zusammenhängender Arbeitstage, die in einem bestimmten 14*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/245>, abgerufen am 29.03.2024.