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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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der Dauer der wiederholten Arbeitsprocesse, die erheischt sind um das
Produkt fertig zu liefern, es als Waare auf den Markt zu schicken, also
es aus produktivem Kapital in Waarenkapital zu verwandeln. Der Unter-
schied zwischen fixem und cirkulirendem Kapital hat hiermit nichts zu
thun. Der angegebne Unterschied würde bestehn, selbst wenn in beiden
Geschäftszweigen genau dieselben Proportionen von fixem und cirkuliren-
dem Kapital angewandt würden.

Diese Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts finden statt,
nicht nur zwischen verschiednen Produktionssphären, sondern auch inner-
halb derselben Produktionssphäre, je nach dem Umfang des zu liefernden
Produkts. Ein gewöhnliches Wohnhaus wird in kürzrer Zeit gebaut als
eine grössre Fabrik, und erfordert daher eine geringre Zahl kontinuirlicher
Arbeitsprocesse. Wenn der Bau einer Lokomotive drei Monate, kostet der
eines Panzerschiffs ein oder mehrere Jahre. Die Getreideproduktion nimmt
beinahe ein Jahr in Anspruch, die Produktion von Hornvieh mehrere
Jahre, die Holzzucht kann von 12 bis 100 Jahre umfassen; ein Land-
weg vielleicht in einigen Monaten gebaut werden, wo eine Eisenbahn
Jahre erfordert; ein gewöhnlicher Teppich vielleicht eine Woche, Gobelins
Jahre etc. Die Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts sind also
unendlich mannichfaltig.

Der Unterschied in der Dauer des Produktionsakts muss offenbar einen
Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags bei gleich grosser Ka-
pitalauslage erzeugen, also in den Zeiträumen, für welche ein gegebnes
Kapital vorgeschossen ist. Gesetzt, die Maschinenspinnerei und die Loko-
motivenfabrik wendeten gleich grosses Kapital an, die Theilung zwischen
konstantem und variablem Kapital sei dieselbe, auch die zwischen den
fixen und flüssigen Bestandtheilen des Kapitals, endlich sei der Arbeitstag
gleich gross und seine Theilung zwischen nothwendiger Arbeit und Mehr-
arbeit dieselbe. Um ferner alle aus dem Cirkulationsprocess entspringen-
den und diesem Fall äusserlichen Umstände zu beseitigen, wollen wir an-
nehmen, dass beide, Garn und Lokomotive, auf Bestellung fabricirt und
bei Lieferung des fertigen Produkts bezahlt werden. Nach Ende der
Woche, bei Ablieferung des fertigen Garns, erhält der Spinnfabrikant
(wir sehn hier vom Mehrwerth ab) das ausgelegte cirkulirende Kapital
zurück und ebenso den Verschleiss des fixen Kapitals, der im Garnwerth
steckt. Er kann also mit demselben Kapital denselben Kreislauf von

der Dauer der wiederholten Arbeitsprocesse, die erheischt sind um das
Produkt fertig zu liefern, es als Waare auf den Markt zu schicken, also
es aus produktivem Kapital in Waarenkapital zu verwandeln. Der Unter-
schied zwischen fixem und cirkulirendem Kapital hat hiermit nichts zu
thun. Der angegebne Unterschied würde bestehn, selbst wenn in beiden
Geschäftszweigen genau dieselben Proportionen von fixem und cirkuliren-
dem Kapital angewandt würden.

Diese Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts finden statt,
nicht nur zwischen verschiednen Produktionssphären, sondern auch inner-
halb derselben Produktionssphäre, je nach dem Umfang des zu liefernden
Produkts. Ein gewöhnliches Wohnhaus wird in kürzrer Zeit gebaut als
eine grössre Fabrik, und erfordert daher eine geringre Zahl kontinuirlicher
Arbeitsprocesse. Wenn der Bau einer Lokomotive drei Monate, kostet der
eines Panzerschiffs ein oder mehrere Jahre. Die Getreideproduktion nimmt
beinahe ein Jahr in Anspruch, die Produktion von Hornvieh mehrere
Jahre, die Holzzucht kann von 12 bis 100 Jahre umfassen; ein Land-
weg vielleicht in einigen Monaten gebaut werden, wo eine Eisenbahn
Jahre erfordert; ein gewöhnlicher Teppich vielleicht eine Woche, Gobelins
Jahre etc. Die Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts sind also
unendlich mannichfaltig.

Der Unterschied in der Dauer des Produktionsakts muss offenbar einen
Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags bei gleich grosser Ka-
pitalauslage erzeugen, also in den Zeiträumen, für welche ein gegebnes
Kapital vorgeschossen ist. Gesetzt, die Maschinenspinnerei und die Loko-
motivenfabrik wendeten gleich grosses Kapital an, die Theilung zwischen
konstantem und variablem Kapital sei dieselbe, auch die zwischen den
fixen und flüssigen Bestandtheilen des Kapitals, endlich sei der Arbeitstag
gleich gross und seine Theilung zwischen nothwendiger Arbeit und Mehr-
arbeit dieselbe. Um ferner alle aus dem Cirkulationsprocess entspringen-
den und diesem Fall äusserlichen Umstände zu beseitigen, wollen wir an-
nehmen, dass beide, Garn und Lokomotive, auf Bestellung fabricirt und
bei Lieferung des fertigen Produkts bezahlt werden. Nach Ende der
Woche, bei Ablieferung des fertigen Garns, erhält der Spinnfabrikant
(wir sehn hier vom Mehrwerth ab) das ausgelegte cirkulirende Kapital
zurück und ebenso den Verschleiss des fixen Kapitals, der im Garnwerth
steckt. Er kann also mit demselben Kapital denselben Kreislauf von

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[210/0244] der Dauer der wiederholten Arbeitsprocesse, die erheischt sind um das Produkt fertig zu liefern, es als Waare auf den Markt zu schicken, also es aus produktivem Kapital in Waarenkapital zu verwandeln. Der Unter- schied zwischen fixem und cirkulirendem Kapital hat hiermit nichts zu thun. Der angegebne Unterschied würde bestehn, selbst wenn in beiden Geschäftszweigen genau dieselben Proportionen von fixem und cirkuliren- dem Kapital angewandt würden. Diese Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts finden statt, nicht nur zwischen verschiednen Produktionssphären, sondern auch inner- halb derselben Produktionssphäre, je nach dem Umfang des zu liefernden Produkts. Ein gewöhnliches Wohnhaus wird in kürzrer Zeit gebaut als eine grössre Fabrik, und erfordert daher eine geringre Zahl kontinuirlicher Arbeitsprocesse. Wenn der Bau einer Lokomotive drei Monate, kostet der eines Panzerschiffs ein oder mehrere Jahre. Die Getreideproduktion nimmt beinahe ein Jahr in Anspruch, die Produktion von Hornvieh mehrere Jahre, die Holzzucht kann von 12 bis 100 Jahre umfassen; ein Land- weg vielleicht in einigen Monaten gebaut werden, wo eine Eisenbahn Jahre erfordert; ein gewöhnlicher Teppich vielleicht eine Woche, Gobelins Jahre etc. Die Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts sind also unendlich mannichfaltig. Der Unterschied in der Dauer des Produktionsakts muss offenbar einen Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags bei gleich grosser Ka- pitalauslage erzeugen, also in den Zeiträumen, für welche ein gegebnes Kapital vorgeschossen ist. Gesetzt, die Maschinenspinnerei und die Loko- motivenfabrik wendeten gleich grosses Kapital an, die Theilung zwischen konstantem und variablem Kapital sei dieselbe, auch die zwischen den fixen und flüssigen Bestandtheilen des Kapitals, endlich sei der Arbeitstag gleich gross und seine Theilung zwischen nothwendiger Arbeit und Mehr- arbeit dieselbe. Um ferner alle aus dem Cirkulationsprocess entspringen- den und diesem Fall äusserlichen Umstände zu beseitigen, wollen wir an- nehmen, dass beide, Garn und Lokomotive, auf Bestellung fabricirt und bei Lieferung des fertigen Produkts bezahlt werden. Nach Ende der Woche, bei Ablieferung des fertigen Garns, erhält der Spinnfabrikant (wir sehn hier vom Mehrwerth ab) das ausgelegte cirkulirende Kapital zurück und ebenso den Verschleiss des fixen Kapitals, der im Garnwerth steckt. Er kann also mit demselben Kapital denselben Kreislauf von

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/244>, abgerufen am 29.03.2024.