scholastische Bestimmung, die zu Widersprüchen und Konfusion führt. Ganz wie beim Arbeitsprocess (Buch I, Kap. V) nachgewiesen wurde, dass es ganz von der jedesmaligen Rolle abhängt, welche die gegenständ- lichen Bestandtheile in einem bestimmten Arbeitsprocess spielen, von ihrer Funktion, ob sie als Arbeitsmittel, Arbeitsmaterial oder Produkt fungiren, -- ganz ebenso sind Arbeitsmittel nur da fixes Kapital, wo der Produk- tionsprocess überhaupt kapitalistischer Produktionsprocess und daher die Produktionsmittel überhaupt Kapital sind, die ökonomische Bestimmtheit, den gesellschaftlichen Charakter von Kapital besitzen; und zweitens sind sie fixes Kapital nur, wenn sie ihren Werth in einer besondern Weise auf das Produkt übertragen. Weun nicht, bleiben sie Arbeitsmittel, ohne fixes Kapital zu sein. Ebenso Hülfsstoffe, wie Dünger, wenn sie in der- selben besondern Art Werth abgeben, wie der grösste Theil der Arbeits- mittel, werden fixes Kapital, obgleich sie keine Arbeitsmittel sind. Es handelt sich hier nicht um Definitionen, unter welchen die Dinge sub- sumirt werden. Es handelt sich um bestimmte Funktionen, welche in bestimmten Kategorien ausgedrückt werden.
Gilt es für eine den Lebensmitteln an sich, unter allen Umständen zukommende Eigenschaft, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital zu sein, so wird es auch Charakter dieses "cirkulirenden" Kapitals "die Arbeit zu erhalten", to support labour [Ricardo, p. 25]. Wären die Lebensmittel nicht "Kapital", so würden sie also nicht die Arbeitskraft erhalten; wäh- rend ihr Kapitalcharakter ihnen gerade die Eigenschaft gibt, das Kapi- tal zu erhalten durch fremde Arbeit.
Sind Lebensmittel an sich cirkulirendes Kapital -- nachdem dieses verwandelt in Arbeitslohn -- so ergibt sich ferner, dass die Grösse des Arbeitslohns abhängt von dem Verhältniss der Arbeiterzahl zu der ge- gebnen Masse des cirkulirenden Kapitals -- ein beliebter ökonomischer Satz -- während in der That die Masse der Lebensmittel, die der Ar- beiter dem Markt entzieht, und die Masse der Lebensmittel, worüber der Kapitalist zu seinem Konsum verfügt, abhängt vom Verhältniss des Mehr- werths zum Preis der Arbeit.
Ricardo wie Barton29) verwechselt überall das Verhältniss des va-
29) Observations on the Circumstances which influence the Condition of the Labonring Classes of Society. London 1817. Eine einschlägige Stelle ist citirt Buch I, S. 655, Note 79.
scholastische Bestimmung, die zu Widersprüchen und Konfusion führt. Ganz wie beim Arbeitsprocess (Buch I, Kap. V) nachgewiesen wurde, dass es ganz von der jedesmaligen Rolle abhängt, welche die gegenständ- lichen Bestandtheile in einem bestimmten Arbeitsprocess spielen, von ihrer Funktion, ob sie als Arbeitsmittel, Arbeitsmaterial oder Produkt fungiren, — ganz ebenso sind Arbeitsmittel nur da fixes Kapital, wo der Produk- tionsprocess überhaupt kapitalistischer Produktionsprocess und daher die Produktionsmittel überhaupt Kapital sind, die ökonomische Bestimmtheit, den gesellschaftlichen Charakter von Kapital besitzen; und zweitens sind sie fixes Kapital nur, wenn sie ihren Werth in einer besondern Weise auf das Produkt übertragen. Weun nicht, bleiben sie Arbeitsmittel, ohne fixes Kapital zu sein. Ebenso Hülfsstoffe, wie Dünger, wenn sie in der- selben besondern Art Werth abgeben, wie der grösste Theil der Arbeits- mittel, werden fixes Kapital, obgleich sie keine Arbeitsmittel sind. Es handelt sich hier nicht um Definitionen, unter welchen die Dinge sub- sumirt werden. Es handelt sich um bestimmte Funktionen, welche in bestimmten Kategorien ausgedrückt werden.
Gilt es für eine den Lebensmitteln an sich, unter allen Umständen zukommende Eigenschaft, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital zu sein, so wird es auch Charakter dieses „cirkulirenden“ Kapitals „die Arbeit zu erhalten“, to support labour [Ricardo, p. 25]. Wären die Lebensmittel nicht „Kapital“, so würden sie also nicht die Arbeitskraft erhalten; wäh- rend ihr Kapitalcharakter ihnen gerade die Eigenschaft gibt, das Kapi- tal zu erhalten durch fremde Arbeit.
Sind Lebensmittel an sich cirkulirendes Kapital — nachdem dieses verwandelt in Arbeitslohn — so ergibt sich ferner, dass die Grösse des Arbeitslohns abhängt von dem Verhältniss der Arbeiterzahl zu der ge- gebnen Masse des cirkulirenden Kapitals — ein beliebter ökonomischer Satz — während in der That die Masse der Lebensmittel, die der Ar- beiter dem Markt entzieht, und die Masse der Lebensmittel, worüber der Kapitalist zu seinem Konsum verfügt, abhängt vom Verhältniss des Mehr- werths zum Preis der Arbeit.
Ricardo wie Barton29) verwechselt überall das Verhältniss des va-
29) Observations on the Circumstances which influence the Condition of the Labonring Classes of Society. London 1817. Eine einschlägige Stelle ist citirt Buch I, S. 655, Note 79.
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dass es ganz von der jedesmaligen Rolle abhängt, welche die gegenständ-
lichen Bestandtheile in einem bestimmten Arbeitsprocess spielen, von ihrer
Funktion, ob sie als Arbeitsmittel, Arbeitsmaterial oder Produkt fungiren,
— ganz ebenso sind Arbeitsmittel nur da fixes Kapital, wo der Produk-
tionsprocess überhaupt kapitalistischer Produktionsprocess und daher die
Produktionsmittel überhaupt Kapital sind, die ökonomische Bestimmtheit,
den gesellschaftlichen Charakter von Kapital besitzen; und zweitens sind
sie fixes Kapital nur, wenn sie ihren Werth in einer besondern Weise
auf das Produkt übertragen. Weun nicht, bleiben sie Arbeitsmittel, ohne
fixes Kapital zu sein. Ebenso Hülfsstoffe, wie Dünger, wenn sie in der-
selben besondern Art Werth abgeben, wie der grösste Theil der Arbeits-
mittel, werden fixes Kapital, obgleich sie keine Arbeitsmittel sind. Es
handelt sich hier nicht um Definitionen, unter welchen die Dinge sub-
sumirt werden. Es handelt sich um bestimmte Funktionen, welche in
bestimmten Kategorien ausgedrückt werden.
Gilt es für eine den Lebensmitteln an sich, unter allen Umständen
zukommende Eigenschaft, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital zu sein, so
wird es auch Charakter dieses „cirkulirenden“ Kapitals „die Arbeit zu
erhalten“, to support labour [Ricardo, p. 25]. Wären die Lebensmittel
nicht „Kapital“, so würden sie also nicht die Arbeitskraft erhalten; wäh-
rend ihr Kapitalcharakter ihnen gerade die Eigenschaft gibt, das Kapi-
tal zu erhalten durch fremde Arbeit.
Sind Lebensmittel an sich cirkulirendes Kapital — nachdem dieses
verwandelt in Arbeitslohn — so ergibt sich ferner, dass die Grösse des
Arbeitslohns abhängt von dem Verhältniss der Arbeiterzahl zu der ge-
gebnen Masse des cirkulirenden Kapitals — ein beliebter ökonomischer
Satz — während in der That die Masse der Lebensmittel, die der Ar-
beiter dem Markt entzieht, und die Masse der Lebensmittel, worüber der
Kapitalist zu seinem Konsum verfügt, abhängt vom Verhältniss des Mehr-
werths zum Preis der Arbeit.
Ricardo wie Barton 29) verwechselt überall das Verhältniss des va-
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citirt Buch I, S. 655, Note 79.
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/241>, abgerufen am 06.01.2025.
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