Dieselben Dinge bilden Bestandtheil des flüssigen oder des fixen Kapitals, je nachdem sie andre Funktion im Arbeitsprocess vollziehn. Z. B. ein Vieh, als Arbeitsvieh (Arbeitsmittel) bildet stoffliche Existenz- weise des fixen Kapitals, dagegen als Mastvieh (Rohmaterial) Bestandtheil des cirkulirenden Kapitals des Pächters. Andrerseits kann dasselbe Ding bald als Bestandtheil des produktiven Kapitals fungiren, bald zum un- mittelbaren Konsumtionsfonds gehören. Ein Haus z. B., wenn als Arbeits- lokal fungirend, ist fixer Bestandtheil des produktiven Kapitals; wenn als Wohnhaus, gar keine Form des Kapitals qua Wohnhaus. Dieselben Ar- beitsmittel können in vielen Fällen bald als Produktionsmittel, bald als Konsumtionsmittel fungiren.
Es war dies der eine der Irrthümer, die aus der Smith'schen Auf- fassung folgen: die Charaktere von fixem und cirkulirendem Kapital als den Dingen zukommende Charaktere zu fassen. Schon die Analyse des Arbeitsprocesses (Buch I, Kap. V) zeigt, wie die Bestimmungen von Ar- beitsmittel, Arbeitsmaterial, Produkt wechseln, je nach der verschiednen Rolle, die ein und dasselbe Ding im Process einnimmt. Die Bestim- mungen von fixem und nichtfixem Kapital sind aber ihrerseits aufgebaut auf die bestimmten Rollen, welche diese Elemente im Arbeitsprocess und daher auch im Werthbildungsprocess spielen.
Zweitens aber, bei Aufzählung der Dinge, woraus fixes und cirku- lirendes Kapital bestehn, kommt ganz zum Ausbruch, dass Smith den nur in Bezug auf das produktive Kapital (das Kapital in seiner produk- tiven Form) gültigen und Sinn habenden Unterschied von fixen und flüs- sigen Bestandtheilen desselben zusammenwirft mit dem Unterschied zwi- schen produktiven Kapital und den, dem Kapital in seinem Cirkulations- process angehörigen Formen: Waarenkapital und Geldkapital. Er sagt an derselben Stelle (pp. 187, 188): "The circulating capital consists ... of the provisions, materials, and finished work of all kinds that are in the hands of their respective dealers, and of the money that is neces- sary for circulating and distributing them etc." -- In der That, wenn wir näher zusehn, so ist hier, in Gegensatz zum Frühern, cirkulirendes Kapital wieder gleichgesetzt mit Waarenkapital und Geldkapital, also mit zwei Formen des Kapitals, die gar nicht dem Produktionsprocess ange- hören, die nicht cirkulirendes (flüssiges) Kapital im Gegensatz zum fixen, sondern Cirkulationskapital im Gegensatz zum produktiven Kapital bilden.
Dieselben Dinge bilden Bestandtheil des flüssigen oder des fixen Kapitals, je nachdem sie andre Funktion im Arbeitsprocess vollziehn. Z. B. ein Vieh, als Arbeitsvieh (Arbeitsmittel) bildet stoffliche Existenz- weise des fixen Kapitals, dagegen als Mastvieh (Rohmaterial) Bestandtheil des cirkulirenden Kapitals des Pächters. Andrerseits kann dasselbe Ding bald als Bestandtheil des produktiven Kapitals fungiren, bald zum un- mittelbaren Konsumtionsfonds gehören. Ein Haus z. B., wenn als Arbeits- lokal fungirend, ist fixer Bestandtheil des produktiven Kapitals; wenn als Wohnhaus, gar keine Form des Kapitals qua Wohnhaus. Dieselben Ar- beitsmittel können in vielen Fällen bald als Produktionsmittel, bald als Konsumtionsmittel fungiren.
Es war dies der eine der Irrthümer, die aus der Smith’schen Auf- fassung folgen: die Charaktere von fixem und cirkulirendem Kapital als den Dingen zukommende Charaktere zu fassen. Schon die Analyse des Arbeitsprocesses (Buch I, Kap. V) zeigt, wie die Bestimmungen von Ar- beitsmittel, Arbeitsmaterial, Produkt wechseln, je nach der verschiednen Rolle, die ein und dasselbe Ding im Process einnimmt. Die Bestim- mungen von fixem und nichtfixem Kapital sind aber ihrerseits aufgebaut auf die bestimmten Rollen, welche diese Elemente im Arbeitsprocess und daher auch im Werthbildungsprocess spielen.
Zweitens aber, bei Aufzählung der Dinge, woraus fixes und cirku- lirendes Kapital bestehn, kommt ganz zum Ausbruch, dass Smith den nur in Bezug auf das produktive Kapital (das Kapital in seiner produk- tiven Form) gültigen und Sinn habenden Unterschied von fixen und flüs- sigen Bestandtheilen desselben zusammenwirft mit dem Unterschied zwi- schen produktiven Kapital und den, dem Kapital in seinem Cirkulations- process angehörigen Formen: Waarenkapital und Geldkapital. Er sagt an derselben Stelle (pp. 187, 188): „The circulating capital consists … of the provisions, materials, and finished work of all kinds that are in the hands of their respective dealers, and of the money that is neces- sary for circulating and distributing them etc.“ — In der That, wenn wir näher zusehn, so ist hier, in Gegensatz zum Frühern, cirkulirendes Kapital wieder gleichgesetzt mit Waarenkapital und Geldkapital, also mit zwei Formen des Kapitals, die gar nicht dem Produktionsprocess ange- hören, die nicht cirkulirendes (flüssiges) Kapital im Gegensatz zum fixen, sondern Cirkulationskapital im Gegensatz zum produktiven Kapital bilden.
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Dieselben Dinge bilden Bestandtheil des flüssigen oder des fixen
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Z. B. ein Vieh, als Arbeitsvieh (Arbeitsmittel) bildet stoffliche Existenz-
weise des fixen Kapitals, dagegen als Mastvieh (Rohmaterial) Bestandtheil
des cirkulirenden Kapitals des Pächters. Andrerseits kann dasselbe Ding
bald als Bestandtheil des produktiven Kapitals fungiren, bald zum un-
mittelbaren Konsumtionsfonds gehören. Ein Haus z. B., wenn als Arbeits-
lokal fungirend, ist fixer Bestandtheil des produktiven Kapitals; wenn als
Wohnhaus, gar keine Form des Kapitals qua Wohnhaus. Dieselben Ar-
beitsmittel können in vielen Fällen bald als Produktionsmittel, bald als
Konsumtionsmittel fungiren.
Es war dies der eine der Irrthümer, die aus der Smith’schen Auf-
fassung folgen: die Charaktere von fixem und cirkulirendem Kapital als
den Dingen zukommende Charaktere zu fassen. Schon die Analyse des
Arbeitsprocesses (Buch I, Kap. V) zeigt, wie die Bestimmungen von Ar-
beitsmittel, Arbeitsmaterial, Produkt wechseln, je nach der verschiednen
Rolle, die ein und dasselbe Ding im Process einnimmt. Die Bestim-
mungen von fixem und nichtfixem Kapital sind aber ihrerseits aufgebaut
auf die bestimmten Rollen, welche diese Elemente im Arbeitsprocess und
daher auch im Werthbildungsprocess spielen.
Zweitens aber, bei Aufzählung der Dinge, woraus fixes und cirku-
lirendes Kapital bestehn, kommt ganz zum Ausbruch, dass Smith den
nur in Bezug auf das produktive Kapital (das Kapital in seiner produk-
tiven Form) gültigen und Sinn habenden Unterschied von fixen und flüs-
sigen Bestandtheilen desselben zusammenwirft mit dem Unterschied zwi-
schen produktiven Kapital und den, dem Kapital in seinem Cirkulations-
process angehörigen Formen: Waarenkapital und Geldkapital. Er sagt
an derselben Stelle (pp. 187, 188): „The circulating capital consists …
of the provisions, materials, and finished work of all kinds that are in
the hands of their respective dealers, and of the money that is neces-
sary for circulating and distributing them etc.“ — In der That, wenn
wir näher zusehn, so ist hier, in Gegensatz zum Frühern, cirkulirendes
Kapital wieder gleichgesetzt mit Waarenkapital und Geldkapital, also mit
zwei Formen des Kapitals, die gar nicht dem Produktionsprocess ange-
hören, die nicht cirkulirendes (flüssiges) Kapital im Gegensatz zum fixen,
sondern Cirkulationskapital im Gegensatz zum produktiven Kapital bilden.
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/217>, abgerufen am 06.01.2025.
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