Das Verharren des Waarenkapitals als Waarenvorrath auf dem Markt erheischt Baulichkeiten, Magazine, Reservoirs der Waaren, Waarenlager, also Auslage von konstantem Kapital; ebenso Zahlung von Arbeitskräften zur Einmagazinirung der Waaren in ihre Reservoirs. Ausserdem ver- derben die Waaren und sind schädlichen elementaren Einflüssen ausgesetzt. Zum Schutz davor ist zusätzliches Kapital auszulegen, theils in Arbeits- mitteln, in gegenständlicher Form, theils in Arbeitskraft.14)
Das Dasein des Kapitals in seiner Form als Waarenkapital und daher als Waarenvorrath verursacht also Kosten, die, da sie nicht der Pro- duktionssphäre angehören, zu den Cirkulationskosten zählen. Diese Cir- kulationskosten unterscheiden sich von den sub I aufgeführten dadurch, dass sie in gewissem Umfang in den Werth der Waaren eingehn, also die Waare vertheuern. Unter allen Umständen sind Kapital und Arbeits- kraft, die zur Erhaltung und Aufbewahrung des Waarenvorraths dienen, dem direkten Produktionsprocess entzogen. Andrerseits müssen die hier angewandten Kapitale, Arbeitskraft eingerechnet als Bestandtheil des Ka- pitals, aus dem gesellschaftlichen Produkt ersetzt werden. Ihre Auslage wirkt daher wie eine Verminderung der Produktionskraft der Arbeit, so- dass ein grösseres Quantum Kapital und Arbeit erheischt ist, um einen bestimmten Nutzeffekt zu erzielen. Es sind Unkosten.
Soweit nun die, durch die Bildung des Waarenvorraths bedingten Cirkulationskosten nur aus der Zeitdauer der Verwandlung vorhandner Werthe aus Waarenform in Geldform, also nur aus der bestimmten ge- sellschaftlichen Form des Produktionsprocesses entspringen (nur daraus, dass das Produkt als Waare producirt wird und daher auch die Verwand- lung in Geld durchmachen muss) -- theilen sie ganz den Charakter der
14) Corbet berechnet 1841 die Kosten der Weizen-Aufspeicherung für eine Saison von 9 Monaten auf 1/2 % Verlust an Quantität, 3 % für Zins auf den Weizenpreis, 2 % für Lagermiethe, 1 % Schütteln und Fuhrlohn, 1/2 % Ablieferungs-Arbeit, zusammen 7 % oder bei einem Weizenpreis von 50 sh., 3 sh. 6 d. per Quarter. (Th. Corbet, An Inquiry into the Causes and Modes of the Wealth of Individuals etc. London 1841.) Nach den Aussagen von Liverpooler Kaufleuten vor der Eisenbahnkommission betrugen die (reinen) Unkosten der Getreide-Aufspeicherung 1865 monatlich 2 d. per Quarter oder 9--10 d. per Tonne. (Royal Commission on Railways. 1867. Evidence, p. 19, Nr. 331.)
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Das Verharren des Waarenkapitals als Waarenvorrath auf dem Markt erheischt Baulichkeiten, Magazine, Reservoirs der Waaren, Waarenlager, also Auslage von konstantem Kapital; ebenso Zahlung von Arbeitskräften zur Einmagazinirung der Waaren in ihre Reservoirs. Ausserdem ver- derben die Waaren und sind schädlichen elementaren Einflüssen ausgesetzt. Zum Schutz davor ist zusätzliches Kapital auszulegen, theils in Arbeits- mitteln, in gegenständlicher Form, theils in Arbeitskraft.14)
Das Dasein des Kapitals in seiner Form als Waarenkapital und daher als Waarenvorrath verursacht also Kosten, die, da sie nicht der Pro- duktionssphäre angehören, zu den Cirkulationskosten zählen. Diese Cir- kulationskosten unterscheiden sich von den sub I aufgeführten dadurch, dass sie in gewissem Umfang in den Werth der Waaren eingehn, also die Waare vertheuern. Unter allen Umständen sind Kapital und Arbeits- kraft, die zur Erhaltung und Aufbewahrung des Waarenvorraths dienen, dem direkten Produktionsprocess entzogen. Andrerseits müssen die hier angewandten Kapitale, Arbeitskraft eingerechnet als Bestandtheil des Ka- pitals, aus dem gesellschaftlichen Produkt ersetzt werden. Ihre Auslage wirkt daher wie eine Verminderung der Produktionskraft der Arbeit, so- dass ein grösseres Quantum Kapital und Arbeit erheischt ist, um einen bestimmten Nutzeffekt zu erzielen. Es sind Unkosten.
Soweit nun die, durch die Bildung des Waarenvorraths bedingten Cirkulationskosten nur aus der Zeitdauer der Verwandlung vorhandner Werthe aus Waarenform in Geldform, also nur aus der bestimmten ge- sellschaftlichen Form des Produktionsprocesses entspringen (nur daraus, dass das Produkt als Waare producirt wird und daher auch die Verwand- lung in Geld durchmachen muss) — theilen sie ganz den Charakter der
14) Corbet berechnet 1841 die Kosten der Weizen-Aufspeicherung für eine Saison von 9 Monaten auf ½ % Verlust an Quantität, 3 % für Zins auf den Weizenpreis, 2 % für Lagermiethe, 1 % Schütteln und Fuhrlohn, ½ % Ablieferungs-Arbeit, zusammen 7 % oder bei einem Weizenpreis von 50 sh., 3 sh. 6 d. per Quarter. (Th. Corbet, An Inquiry into the Causes and Modes of the Wealth of Individuals etc. London 1841.) Nach den Aussagen von Liverpooler Kaufleuten vor der Eisenbahnkommission betrugen die (reinen) Unkosten der Getreide-Aufspeicherung 1865 monatlich 2 d. per Quarter oder 9—10 d. per Tonne. (Royal Commission on Railways. 1867. Evidence, p. 19, Nr. 331.)
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Das Verharren des Waarenkapitals als Waarenvorrath auf dem Markt
erheischt Baulichkeiten, Magazine, Reservoirs der Waaren, Waarenlager,
also Auslage von konstantem Kapital; ebenso Zahlung von Arbeitskräften
zur Einmagazinirung der Waaren in ihre Reservoirs. Ausserdem ver-
derben die Waaren und sind schädlichen elementaren Einflüssen ausgesetzt.
Zum Schutz davor ist zusätzliches Kapital auszulegen, theils in Arbeits-
mitteln, in gegenständlicher Form, theils in Arbeitskraft. 14)
Das Dasein des Kapitals in seiner Form als Waarenkapital und daher
als Waarenvorrath verursacht also Kosten, die, da sie nicht der Pro-
duktionssphäre angehören, zu den Cirkulationskosten zählen. Diese Cir-
kulationskosten unterscheiden sich von den sub I aufgeführten dadurch,
dass sie in gewissem Umfang in den Werth der Waaren eingehn, also
die Waare vertheuern. Unter allen Umständen sind Kapital und Arbeits-
kraft, die zur Erhaltung und Aufbewahrung des Waarenvorraths dienen,
dem direkten Produktionsprocess entzogen. Andrerseits müssen die hier
angewandten Kapitale, Arbeitskraft eingerechnet als Bestandtheil des Ka-
pitals, aus dem gesellschaftlichen Produkt ersetzt werden. Ihre Auslage
wirkt daher wie eine Verminderung der Produktionskraft der Arbeit, so-
dass ein grösseres Quantum Kapital und Arbeit erheischt ist, um einen
bestimmten Nutzeffekt zu erzielen. Es sind Unkosten.
Soweit nun die, durch die Bildung des Waarenvorraths bedingten
Cirkulationskosten nur aus der Zeitdauer der Verwandlung vorhandner
Werthe aus Waarenform in Geldform, also nur aus der bestimmten ge-
sellschaftlichen Form des Produktionsprocesses entspringen (nur daraus,
dass das Produkt als Waare producirt wird und daher auch die Verwand-
lung in Geld durchmachen muss) — theilen sie ganz den Charakter der
14) Corbet berechnet 1841 die Kosten der Weizen-Aufspeicherung für
eine Saison von 9 Monaten auf ½ % Verlust an Quantität, 3 % für Zins
auf den Weizenpreis, 2 % für Lagermiethe, 1 % Schütteln und Fuhrlohn,
½ % Ablieferungs-Arbeit, zusammen 7 % oder bei einem Weizenpreis
von 50 sh., 3 sh. 6 d. per Quarter. (Th. Corbet, An Inquiry into
the Causes and Modes of the Wealth of Individuals etc. London 1841.)
Nach den Aussagen von Liverpooler Kaufleuten vor der Eisenbahnkommission
betrugen die (reinen) Unkosten der Getreide-Aufspeicherung 1865 monatlich
2 d. per Quarter oder 9—10 d. per Tonne. (Royal Commission on Railways.
1867. Evidence, p. 19, Nr. 331.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/149>, abgerufen am 16.02.2025.
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