Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

pitalisten annimmt, können natürlich diese, keinen Werth schaffende, son-
dern nur Formwechsel des Werths vermittelnde Arbeit nicht in werth-
schaffende verwandeln. Ebensowenig kann das Mirakel dieser Transsubstan-
tiation durch eine Transposition vorgehn, d. h. dadurch, dass die indus-
triellen Kapitalisten, statt selbst jene "Verbrennungsarbeit" zu vollziehn,
sie zum ausschliesslichen Geschäft dritter von ihnen bezahlter Personen
machen. Diese dritten Personen werden ihnen natürlich nicht aus Liebe
für ihre beaux yeux ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Dem
Rentenkollekteur eines Grundbesitzers oder dem Hausknecht einer Bank
ist es ebenfalls gleichgültig, dass ihre Arbeit die Werthgrösse weder der
Rente, noch der zu einer andern Bank sackweise getragnen Goldstücke
um keinen Deut vermehrt.]10)

Für den Kapitalisten, der Andre für sich arbeiten lässt, wird Kauf
und Verkauf eine Hauptfunktion. Da er das Produkt Vieler auf grössrem
gesellschaftlichen Mafsstab aneignet, so hat er es auch auf solchem zu
verkaufen und später wieder aus Geld in die Produktionselemente zurück-
zuverwandeln. Nach wie vor schafft Kauf und Verkaufszeit keinen Werth.
Eine Illusion kommt herein durch die Funktion des Kaufmannskapitals.
Aber, ohne hier noch näher darauf einzugehn, ist so viel von vornherein
klar: Wenn durch Theilung der Arbeit eine Funktion, die an und für sich
unproduktiv, aber ein nothwendiges Moment der Reproduktion ist, aus
einer Nebenverrichtung Vieler in die ausschliessliche Verrichtung Weniger
verwandelt wird, in ihr besondres Geschäft, so verwandelt sich nicht der
Charakter der Funktion selbst. Ein Kaufmann (hier als blosser Agent
der Formverwandlung der Waaren, als blosser Käufer und Verkäufer be-
trachtet) mag durch seine Operationen die Kauf- und Verkaufszeit für
viele Producenten abkürzen. Er ist dann als eine Maschine zu betrachten,
die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produktionszeit freisetzen
hilft.11)


10) Das Eingeklammerte aus einer Note am Schluss von Ms. VIII.
11) Les frais de commerce, quoique necessaires, doivent etre regardes
comme une depense onereuse. (Quesnay, Analyse du Tableau Economique,
in Daire, Physiocrates, le. partie, Paris 1846, p. 71). -- Nach Quesnay ist
der "profit", den die Konkurrenz unter den Kaufleuten hervorbringt, näm-
lich dass sie dieselben nöthigt "a mettre leur retribution ou leur gain au
rabais ... n'est serieusement parlant qu'une privation de perte pour le

pitalisten annimmt, können natürlich diese, keinen Werth schaffende, son-
dern nur Formwechsel des Werths vermittelnde Arbeit nicht in werth-
schaffende verwandeln. Ebensowenig kann das Mirakel dieser Transsubstan-
tiation durch eine Transposition vorgehn, d. h. dadurch, dass die indus-
triellen Kapitalisten, statt selbst jene „Verbrennungsarbeit“ zu vollziehn,
sie zum ausschliesslichen Geschäft dritter von ihnen bezahlter Personen
machen. Diese dritten Personen werden ihnen natürlich nicht aus Liebe
für ihre beaux yeux ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Dem
Rentenkollekteur eines Grundbesitzers oder dem Hausknecht einer Bank
ist es ebenfalls gleichgültig, dass ihre Arbeit die Werthgrösse weder der
Rente, noch der zu einer andern Bank sackweise getragnen Goldstücke
um keinen Deut vermehrt.]10)

Für den Kapitalisten, der Andre für sich arbeiten lässt, wird Kauf
und Verkauf eine Hauptfunktion. Da er das Produkt Vieler auf grössrem
gesellschaftlichen Mafsstab aneignet, so hat er es auch auf solchem zu
verkaufen und später wieder aus Geld in die Produktionselemente zurück-
zuverwandeln. Nach wie vor schafft Kauf und Verkaufszeit keinen Werth.
Eine Illusion kommt herein durch die Funktion des Kaufmannskapitals.
Aber, ohne hier noch näher darauf einzugehn, ist so viel von vornherein
klar: Wenn durch Theilung der Arbeit eine Funktion, die an und für sich
unproduktiv, aber ein nothwendiges Moment der Reproduktion ist, aus
einer Nebenverrichtung Vieler in die ausschliessliche Verrichtung Weniger
verwandelt wird, in ihr besondres Geschäft, so verwandelt sich nicht der
Charakter der Funktion selbst. Ein Kaufmann (hier als blosser Agent
der Formverwandlung der Waaren, als blosser Käufer und Verkäufer be-
trachtet) mag durch seine Operationen die Kauf- und Verkaufszeit für
viele Producenten abkürzen. Er ist dann als eine Maschine zu betrachten,
die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produktionszeit freisetzen
hilft.11)


10) Das Eingeklammerte aus einer Note am Schluss von Ms. VIII.
11) Les frais de commerce, quoique nécessaires, doivent être regardés
comme une dépense onéreuse. (Quesnay, Analyse du Tableau Économique,
in Daire, Physiocrates, le. partie, Paris 1846, p. 71). — Nach Quesnay ist
der „profit“, den die Konkurrenz unter den Kaufleuten hervorbringt, näm-
lich dass sie dieselben nöthigt „a mettre leur rétribution ou leur gain au
rabais … n’est sérieusement parlant qu’une privation de perte pour le
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0141" n="107"/>
pitalisten annimmt, können natürlich diese, keinen Werth schaffende, son-<lb/>
dern nur Formwechsel des Werths vermittelnde Arbeit nicht in werth-<lb/>
schaffende verwandeln. Ebensowenig kann das Mirakel dieser Transsubstan-<lb/>
tiation durch eine Transposition vorgehn, d. h. dadurch, dass die indus-<lb/>
triellen Kapitalisten, statt selbst jene &#x201E;Verbrennungsarbeit&#x201C; zu vollziehn,<lb/>
sie zum ausschliesslichen Geschäft dritter von ihnen bezahlter Personen<lb/>
machen. Diese dritten Personen werden ihnen natürlich nicht aus Liebe<lb/>
für ihre beaux yeux ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Dem<lb/>
Rentenkollekteur eines Grundbesitzers oder dem Hausknecht einer Bank<lb/>
ist es ebenfalls gleichgültig, dass ihre Arbeit die Werthgrösse weder der<lb/>
Rente, noch der zu einer andern Bank sackweise getragnen Goldstücke<lb/>
um keinen Deut vermehrt.]<note place="foot" n="10)">Das Eingeklammerte aus einer Note am Schluss von Ms. VIII.</note></p><lb/>
                <p>Für den Kapitalisten, der Andre für sich arbeiten lässt, wird Kauf<lb/>
und Verkauf eine Hauptfunktion. Da er das Produkt Vieler auf grössrem<lb/>
gesellschaftlichen Mafsstab aneignet, so hat er es auch auf solchem zu<lb/>
verkaufen und später wieder aus Geld in die Produktionselemente zurück-<lb/>
zuverwandeln. Nach wie vor schafft Kauf und Verkaufszeit keinen Werth.<lb/>
Eine Illusion kommt herein durch die Funktion des Kaufmannskapitals.<lb/>
Aber, ohne hier noch näher darauf einzugehn, ist so viel von vornherein<lb/>
klar: Wenn durch Theilung der Arbeit eine Funktion, die an und für sich<lb/>
unproduktiv, aber ein nothwendiges Moment der Reproduktion ist, aus<lb/>
einer Nebenverrichtung Vieler in die ausschliessliche Verrichtung Weniger<lb/>
verwandelt wird, in ihr besondres Geschäft, so verwandelt sich nicht der<lb/>
Charakter der Funktion selbst. <hi rendition="#g">Ein</hi> Kaufmann (hier als blosser Agent<lb/>
der Formverwandlung der Waaren, als blosser Käufer und Verkäufer be-<lb/>
trachtet) mag durch seine Operationen die Kauf- und Verkaufszeit für<lb/>
viele Producenten abkürzen. Er ist dann als eine Maschine zu betrachten,<lb/>
die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produktionszeit freisetzen<lb/>
hilft.<note xml:id="seg2pn_1_1" next="#seg2pn_1_2" place="foot" n="11)">Les frais de commerce, quoique nécessaires, doivent être regardés<lb/>
comme une dépense onéreuse. (Quesnay, Analyse du Tableau Économique,<lb/>
in Daire, Physiocrates, le. partie, Paris 1846, p. 71). &#x2014; Nach Quesnay ist<lb/>
der &#x201E;profit&#x201C;, den die Konkurrenz unter den Kaufleuten hervorbringt, näm-<lb/>
lich dass sie dieselben nöthigt &#x201E;a mettre leur rétribution ou leur gain au<lb/>
rabais &#x2026; n&#x2019;est sérieusement parlant qu&#x2019;une <hi rendition="#g">privation de perte</hi> pour le</note></p><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0141] pitalisten annimmt, können natürlich diese, keinen Werth schaffende, son- dern nur Formwechsel des Werths vermittelnde Arbeit nicht in werth- schaffende verwandeln. Ebensowenig kann das Mirakel dieser Transsubstan- tiation durch eine Transposition vorgehn, d. h. dadurch, dass die indus- triellen Kapitalisten, statt selbst jene „Verbrennungsarbeit“ zu vollziehn, sie zum ausschliesslichen Geschäft dritter von ihnen bezahlter Personen machen. Diese dritten Personen werden ihnen natürlich nicht aus Liebe für ihre beaux yeux ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Dem Rentenkollekteur eines Grundbesitzers oder dem Hausknecht einer Bank ist es ebenfalls gleichgültig, dass ihre Arbeit die Werthgrösse weder der Rente, noch der zu einer andern Bank sackweise getragnen Goldstücke um keinen Deut vermehrt.] 10) Für den Kapitalisten, der Andre für sich arbeiten lässt, wird Kauf und Verkauf eine Hauptfunktion. Da er das Produkt Vieler auf grössrem gesellschaftlichen Mafsstab aneignet, so hat er es auch auf solchem zu verkaufen und später wieder aus Geld in die Produktionselemente zurück- zuverwandeln. Nach wie vor schafft Kauf und Verkaufszeit keinen Werth. Eine Illusion kommt herein durch die Funktion des Kaufmannskapitals. Aber, ohne hier noch näher darauf einzugehn, ist so viel von vornherein klar: Wenn durch Theilung der Arbeit eine Funktion, die an und für sich unproduktiv, aber ein nothwendiges Moment der Reproduktion ist, aus einer Nebenverrichtung Vieler in die ausschliessliche Verrichtung Weniger verwandelt wird, in ihr besondres Geschäft, so verwandelt sich nicht der Charakter der Funktion selbst. Ein Kaufmann (hier als blosser Agent der Formverwandlung der Waaren, als blosser Käufer und Verkäufer be- trachtet) mag durch seine Operationen die Kauf- und Verkaufszeit für viele Producenten abkürzen. Er ist dann als eine Maschine zu betrachten, die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produktionszeit freisetzen hilft. 11) 10) Das Eingeklammerte aus einer Note am Schluss von Ms. VIII. 11) Les frais de commerce, quoique nécessaires, doivent être regardés comme une dépense onéreuse. (Quesnay, Analyse du Tableau Économique, in Daire, Physiocrates, le. partie, Paris 1846, p. 71). — Nach Quesnay ist der „profit“, den die Konkurrenz unter den Kaufleuten hervorbringt, näm- lich dass sie dieselben nöthigt „a mettre leur rétribution ou leur gain au rabais … n’est sérieusement parlant qu’une privation de perte pour le

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/141
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/141>, abgerufen am 29.03.2024.