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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Die Produktionszeit umschliesst natürlich die Periode des Arbeits-
processes, aber sie ist nicht von ihr umschlossen. Zunächst erinnert man
sich, dass ein Theil des konstanten Kapitals in Arbeitsmitteln, wie Ma-
schinen, Baulichkeiten u. s. w., existirt, die bis an ihr Lebensende in
denselben stets neu wiederholten Arbeitsprocessen dienen. Periodische
Unterbrechung des Arbeitsprocesses, Nachts z. B., unterbricht zwar die
Funktion dieser Arbeitsmittel, aber nicht ihren Aufenthalt in der Pro-
duktionsstätte. Ihr gehören sie an, nicht nur während sie fungiren, son-
dern auch während sie nicht fungiren. Andrerseits muss der Kapitalist
einen bestimmten Vorrath von Rohmaterial und Hülfsstoffen bereit halten,
damit der Produktionsprocess auf vorher bestimmter Stufenleiter während
kürzrer oder längrer Abschnitte vorgehe. ohne von den Zufällen täglicher
Zufuhr vom Markt abzuhängen. Dieser Vorrath von Rohstoffen u. s. w.
wird nur nach und nach produktiv konsumirt. Es findet daher Differenz
statt zwischen seiner Produktionszeit9) und seiner Funktionszeit. Die
Produktionszeit der Produktionsmittel überhaupt umfasst also 1) die Zeit,
während deren sie als Produktionsmittel fungiren, also im Produktions-
processe dienen, 2) die Pausen, während deren der Produktionsprocess,
also auch die Funktion der ihm einverleibten Produktionsmittel unter-
brochen ist, 3) die Zeit, während deren sie zwar als Bedingungen des
Processes bereit liegen, also schon produktives Kapital darstellen, aber
noch nicht in den Produktionsprocess eingegangen sind.

Die bisher betrachtete Differenz ist jedesmal Differenz zwischen der Auf-
enthaltszeit des produktiven Kapitals in der Produktionssphäre und derjenigen im
Produktionsprocess. Aber der Produktionsprocess selbst kann Unterbrechungen
des Arbeitsprocesses und daher der Arbeitszeit bedingen, Zwischenräume, worin
der Arbeitsgegenstand der Einwirkung physischer Processe ohne weitre Zuthat
menschlicher Arbeit anheimgegeben wird. Der Produktionsprocess, daher
die Funktion der Produktionsmittel, dauert fort in diesem Fall, obgleich der Ar-
beitsprocess, und daher die Funktion der Produktionsmittel als Arbeitsmittel,
unterbrochen ist. So z. B. das Korn, das gesät ist, der Wein, der im Keller gährt,
Arbeitsmaterial vieler Manufakturen, wie z. B. Gerbereien, das chemischen
Processen anheimfällt. Die Produktionszeit ist hier grösser als die Ar-

9) Produktionszeit hier aktiv genommen: Die Produktionszeit der Pro-
duktionsmittel ist hier die Zeit, nicht in der sie producirt werden, sondern
in der sie am Produktionsprocess eines Waarenprodukts sich betheiligen.--F. E.

Die Produktionszeit umschliesst natürlich die Periode des Arbeits-
processes, aber sie ist nicht von ihr umschlossen. Zunächst erinnert man
sich, dass ein Theil des konstanten Kapitals in Arbeitsmitteln, wie Ma-
schinen, Baulichkeiten u. s. w., existirt, die bis an ihr Lebensende in
denselben stets neu wiederholten Arbeitsprocessen dienen. Periodische
Unterbrechung des Arbeitsprocesses, Nachts z. B., unterbricht zwar die
Funktion dieser Arbeitsmittel, aber nicht ihren Aufenthalt in der Pro-
duktionsstätte. Ihr gehören sie an, nicht nur während sie fungiren, son-
dern auch während sie nicht fungiren. Andrerseits muss der Kapitalist
einen bestimmten Vorrath von Rohmaterial und Hülfsstoffen bereit halten,
damit der Produktionsprocess auf vorher bestimmter Stufenleiter während
kürzrer oder längrer Abschnitte vorgehe. ohne von den Zufällen täglicher
Zufuhr vom Markt abzuhängen. Dieser Vorrath von Rohstoffen u. s. w.
wird nur nach und nach produktiv konsumirt. Es findet daher Differenz
statt zwischen seiner Produktionszeit9) und seiner Funktionszeit. Die
Produktionszeit der Produktionsmittel überhaupt umfasst also 1) die Zeit,
während deren sie als Produktionsmittel fungiren, also im Produktions-
processe dienen, 2) die Pausen, während deren der Produktionsprocess,
also auch die Funktion der ihm einverleibten Produktionsmittel unter-
brochen ist, 3) die Zeit, während deren sie zwar als Bedingungen des
Processes bereit liegen, also schon produktives Kapital darstellen, aber
noch nicht in den Produktionsprocess eingegangen sind.

Die bisher betrachtete Differenz ist jedesmal Differenz zwischen der Auf-
enthaltszeit des produktiven Kapitals in der Produktionssphäre und derjenigen im
Produktionsprocess. Aber der Produktionsprocess selbst kann Unterbrechungen
des Arbeitsprocesses und daher der Arbeitszeit bedingen, Zwischenräume, worin
der Arbeitsgegenstand der Einwirkung physischer Processe ohne weitre Zuthat
menschlicher Arbeit anheimgegeben wird. Der Produktionsprocess, daher
die Funktion der Produktionsmittel, dauert fort in diesem Fall, obgleich der Ar-
beitsprocess, und daher die Funktion der Produktionsmittel als Arbeitsmittel,
unterbrochen ist. So z. B. das Korn, das gesät ist, der Wein, der im Keller gährt,
Arbeitsmaterial vieler Manufakturen, wie z. B. Gerbereien, das chemischen
Processen anheimfällt. Die Produktionszeit ist hier grösser als die Ar-

9) Produktionszeit hier aktiv genommen: Die Produktionszeit der Pro-
duktionsmittel ist hier die Zeit, nicht in der sie producirt werden, sondern
in der sie am Produktionsprocess eines Waarenprodukts sich betheiligen.—F. E.
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[98/0132] Die Produktionszeit umschliesst natürlich die Periode des Arbeits- processes, aber sie ist nicht von ihr umschlossen. Zunächst erinnert man sich, dass ein Theil des konstanten Kapitals in Arbeitsmitteln, wie Ma- schinen, Baulichkeiten u. s. w., existirt, die bis an ihr Lebensende in denselben stets neu wiederholten Arbeitsprocessen dienen. Periodische Unterbrechung des Arbeitsprocesses, Nachts z. B., unterbricht zwar die Funktion dieser Arbeitsmittel, aber nicht ihren Aufenthalt in der Pro- duktionsstätte. Ihr gehören sie an, nicht nur während sie fungiren, son- dern auch während sie nicht fungiren. Andrerseits muss der Kapitalist einen bestimmten Vorrath von Rohmaterial und Hülfsstoffen bereit halten, damit der Produktionsprocess auf vorher bestimmter Stufenleiter während kürzrer oder längrer Abschnitte vorgehe. ohne von den Zufällen täglicher Zufuhr vom Markt abzuhängen. Dieser Vorrath von Rohstoffen u. s. w. wird nur nach und nach produktiv konsumirt. Es findet daher Differenz statt zwischen seiner Produktionszeit 9) und seiner Funktionszeit. Die Produktionszeit der Produktionsmittel überhaupt umfasst also 1) die Zeit, während deren sie als Produktionsmittel fungiren, also im Produktions- processe dienen, 2) die Pausen, während deren der Produktionsprocess, also auch die Funktion der ihm einverleibten Produktionsmittel unter- brochen ist, 3) die Zeit, während deren sie zwar als Bedingungen des Processes bereit liegen, also schon produktives Kapital darstellen, aber noch nicht in den Produktionsprocess eingegangen sind. Die bisher betrachtete Differenz ist jedesmal Differenz zwischen der Auf- enthaltszeit des produktiven Kapitals in der Produktionssphäre und derjenigen im Produktionsprocess. Aber der Produktionsprocess selbst kann Unterbrechungen des Arbeitsprocesses und daher der Arbeitszeit bedingen, Zwischenräume, worin der Arbeitsgegenstand der Einwirkung physischer Processe ohne weitre Zuthat menschlicher Arbeit anheimgegeben wird. Der Produktionsprocess, daher die Funktion der Produktionsmittel, dauert fort in diesem Fall, obgleich der Ar- beitsprocess, und daher die Funktion der Produktionsmittel als Arbeitsmittel, unterbrochen ist. So z. B. das Korn, das gesät ist, der Wein, der im Keller gährt, Arbeitsmaterial vieler Manufakturen, wie z. B. Gerbereien, das chemischen Processen anheimfällt. Die Produktionszeit ist hier grösser als die Ar- 9) Produktionszeit hier aktiv genommen: Die Produktionszeit der Pro- duktionsmittel ist hier die Zeit, nicht in der sie producirt werden, sondern in der sie am Produktionsprocess eines Waarenprodukts sich betheiligen.—F. E.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/132>, abgerufen am 19.04.2024.