dern Waare sein Gold. Das sinnfällige Phänomen ist der Hände- oder Stellenwechsel von Waare und Gold, von 20 Ellen Leinwand und 2 Pfd. St., d. h. ihr Austausch. Aber womit tauscht sich die Waare aus? Mit ihrer eignen allgemeinen Werthgestalt. Und womit das Gold? Mit einer besondern Gestalt seines Gebrauchswerths. Warum tritt Gold der Leinwand als Geld gegenüber? Weil ihr Preis von 2 Pfd. St. oder ihr Geldname sie bereits auf Gold als Geld bezieht. Die Entäusserung der ursprünglichen Waarenform vollzieht sich durch die Veräusserung der Waare, d. h. in dem Augenblicke, wo ihr Ge- brauchswerth das in ihrem Preis nur vorgestellte Gold wirklich anzieht. Die Realisirung des Preises oder der nur ideellen Werthform der Waare ist daher zugleich umgekehrt Realisirung des nur ideellen Ge- brauchswerths des Geldes, die Verwandlung von Waare in Geld zugleich Verwandlung von Geld in Waare. Der eine Prozess ist zweiseitiger Prozess, vom Pol des Waarenbesitzers Verkauf, vom Gegenpol des Geldbesitzers Kauf. Oder Verkauf ist Kauf, W -- G zugleich G -- W51).
Wir kennen bisher kein andres ökonomisches Verhältniss der Men- schen zu einander ausser dem von Waarenbesitzern, ein Verhältniss, worin sie fremdes Arbeitsprodukt nur aneignen, indem sie eignes entfremden. Einem Waarenbesitzer kann der andre daher nur als Geldbesitzer gegenüber- treten, entweder weil sein Arbeitsprodukt von Natur die Geldform besitzt, also Geldmaterial ist, Gold u. s. w., oder weil seine eigne Waare sich bereits gehäutet und ihre ursprüngliche Gebrauchsform abgestreift hat. Um als Geld zu funktioniren, muss das Gold natürlich an irgend einem Punkt in den Waaren- markt eintreten. Dieser Punkt liegt an seiner Produktionsquelle, wo es sich als unmittelbares Arbeitsprodukt mit anderm Arbeitsprodukt von demselben Werth austauscht. Aber von diesem Augenblick funktionirt es nur als wirkliches Geld, weil es beständig realisirter Waarenpreis ist52).
51) "Toute vente est achat" (Dr. Quesnay: "Dialogues sur le Com- merce et les Travaux des Artisans". Physiocrates, ed. Daire, I. Partie, Paris 1846, p. 170), oder, wie Quesnay in seinen "Maximes Generales" sagt: "Vendre est acheter."
52) "Le prix d'une marchandise ne pouvant pas etre paye que par le prix d'une autre marchandise." (Mercier de la Riviere: "L'Ordre na-
dern Waare sein Gold. Das sinnfällige Phänomen ist der Hände- oder Stellenwechsel von Waare und Gold, von 20 Ellen Leinwand und 2 Pfd. St., d. h. ihr Austausch. Aber womit tauscht sich die Waare aus? Mit ihrer eignen allgemeinen Werthgestalt. Und womit das Gold? Mit einer besondern Gestalt seines Gebrauchswerths. Warum tritt Gold der Leinwand als Geld gegenüber? Weil ihr Preis von 2 Pfd. St. oder ihr Geldname sie bereits auf Gold als Geld bezieht. Die Entäusserung der ursprünglichen Waarenform vollzieht sich durch die Veräusserung der Waare, d. h. in dem Augenblicke, wo ihr Ge- brauchswerth das in ihrem Preis nur vorgestellte Gold wirklich anzieht. Die Realisirung des Preises oder der nur ideellen Werthform der Waare ist daher zugleich umgekehrt Realisirung des nur ideellen Ge- brauchswerths des Geldes, die Verwandlung von Waare in Geld zugleich Verwandlung von Geld in Waare. Der eine Prozess ist zweiseitiger Prozess, vom Pol des Waarenbesitzers Verkauf, vom Gegenpol des Geldbesitzers Kauf. Oder Verkauf ist Kauf, W — G zugleich G — W51).
Wir kennen bisher kein andres ökonomisches Verhältniss der Men- schen zu einander ausser dem von Waarenbesitzern, ein Verhältniss, worin sie fremdes Arbeitsprodukt nur aneignen, indem sie eignes entfremden. Einem Waarenbesitzer kann der andre daher nur als Geldbesitzer gegenüber- treten, entweder weil sein Arbeitsprodukt von Natur die Geldform besitzt, also Geldmaterial ist, Gold u. s. w., oder weil seine eigne Waare sich bereits gehäutet und ihre ursprüngliche Gebrauchsform abgestreift hat. Um als Geld zu funktioniren, muss das Gold natürlich an irgend einem Punkt in den Waaren- markt eintreten. Dieser Punkt liegt an seiner Produktionsquelle, wo es sich als unmittelbares Arbeitsprodukt mit anderm Arbeitsprodukt von demselben Werth austauscht. Aber von diesem Augenblick funktionirt es nur als wirkliches Geld, weil es beständig realisirter Waarenpreis ist52).
51) „Toute vente est achat“ (Dr. Quesnay: „Dialogues sur le Com- merce et les Travaux des Artisans“. Physiocrates, ed. Daire, I. Partie, Paris 1846, p. 170), oder, wie Quesnay in seinen „Maximes Générales“ sagt: „Vendre est acheter.“
52) „Le prix d’une marchandise ne pouvant pas être payé que par le prix d’une autre marchandise.“ (Mercier de la Rivière: „L’Ordre na-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0087"n="68"/>
dern Waare sein Gold. Das <hirendition="#g">sinnfällige</hi> Phänomen ist der <hirendition="#g">Hände-<lb/>
oder Stellenwechsel</hi> von Waare und Gold, von 20 Ellen Leinwand<lb/>
und 2 Pfd. St., d. h. ihr <hirendition="#g">Austausch</hi>. Aber <hirendition="#g">womit</hi> tauscht sich die<lb/>
Waare aus? Mit ihrer eignen allgemeinen Werthgestalt. Und womit das<lb/>
Gold? Mit einer <hirendition="#g">besondern</hi> Gestalt seines Gebrauchswerths. Warum<lb/>
tritt <hirendition="#g">Gold</hi> der Leinwand als <hirendition="#g">Geld</hi> gegenüber? Weil ihr <hirendition="#g">Preis</hi> von<lb/>
2 Pfd. St. oder ihr Geldname sie bereits auf <hirendition="#g">Gold als Geld</hi> bezieht.<lb/>
Die <hirendition="#g">Entäusserung</hi> der ursprünglichen Waarenform vollzieht sich durch<lb/>
die <hirendition="#g">Veräusserung</hi> der Waare, d. h. in dem Augenblicke, wo ihr Ge-<lb/>
brauchswerth das in ihrem Preis nur vorgestellte Gold wirklich anzieht.<lb/>
Die <hirendition="#g">Realisirung des Preises</hi> oder der nur ideellen Werthform der<lb/>
Waare ist daher zugleich umgekehrt Realisirung des nur ideellen Ge-<lb/>
brauchswerths des Geldes, die Verwandlung von Waare in Geld zugleich<lb/>
Verwandlung von Geld in Waare. Der <hirendition="#g">eine</hi> Prozess ist <hirendition="#g">zweiseitiger<lb/>
Prozess</hi>, vom Pol des Waarenbesitzers <hirendition="#g">Verkauf</hi>, vom Gegenpol des<lb/>
Geldbesitzers Kauf. Oder <hirendition="#g">Verkauf ist Kauf</hi>, W — G zugleich<lb/>
G — W<noteplace="foot"n="51)">„Toute vente est achat“ (Dr. <hirendition="#g">Quesnay: „Dialogues sur le Com-<lb/>
merce et les Travaux des Artisans“. Physiocrates, ed. Daire,<lb/>
I. Partie, Paris</hi> 1846, p. 170), oder, wie Quesnay in seinen „<hirendition="#g">Maximes<lb/>
Générales</hi>“ sagt: „Vendre est acheter.“</note>.</p><lb/><p>Wir kennen bisher kein andres ökonomisches Verhältniss der Men-<lb/>
schen zu einander ausser dem von Waarenbesitzern, ein Verhältniss, worin<lb/>
sie fremdes Arbeitsprodukt nur aneignen, indem sie eignes entfremden.<lb/>
Einem Waarenbesitzer kann der andre daher nur als Geldbesitzer gegenüber-<lb/>
treten, entweder weil sein Arbeitsprodukt <hirendition="#g">von Natur</hi> die Geldform besitzt,<lb/>
also Geldmaterial ist, Gold u. s. w., oder weil seine eigne Waare sich bereits<lb/>
gehäutet und ihre ursprüngliche Gebrauchsform abgestreift hat. Um als Geld<lb/>
zu funktioniren, muss das Gold natürlich an irgend einem Punkt in den Waaren-<lb/>
markt eintreten. Dieser Punkt liegt an seiner Produktionsquelle, wo es sich<lb/>
als unmittelbares Arbeitsprodukt mit anderm Arbeitsprodukt von demselben<lb/>
Werth austauscht. Aber von diesem Augenblick funktionirt es nur als<lb/>
wirkliches Geld, weil es beständig <hirendition="#g">realisirter Waarenpreis ist</hi><notexml:id="seg2pn_8_1"next="#seg2pn_8_2"place="foot"n="52)">„Le prix d’une marchandise ne pouvant pas être payé que par le prix<lb/>
d’une autre marchandise.“ (<hirendition="#g">Mercier de la Rivière: „L’Ordre na-</hi></note>.<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[68/0087]
dern Waare sein Gold. Das sinnfällige Phänomen ist der Hände-
oder Stellenwechsel von Waare und Gold, von 20 Ellen Leinwand
und 2 Pfd. St., d. h. ihr Austausch. Aber womit tauscht sich die
Waare aus? Mit ihrer eignen allgemeinen Werthgestalt. Und womit das
Gold? Mit einer besondern Gestalt seines Gebrauchswerths. Warum
tritt Gold der Leinwand als Geld gegenüber? Weil ihr Preis von
2 Pfd. St. oder ihr Geldname sie bereits auf Gold als Geld bezieht.
Die Entäusserung der ursprünglichen Waarenform vollzieht sich durch
die Veräusserung der Waare, d. h. in dem Augenblicke, wo ihr Ge-
brauchswerth das in ihrem Preis nur vorgestellte Gold wirklich anzieht.
Die Realisirung des Preises oder der nur ideellen Werthform der
Waare ist daher zugleich umgekehrt Realisirung des nur ideellen Ge-
brauchswerths des Geldes, die Verwandlung von Waare in Geld zugleich
Verwandlung von Geld in Waare. Der eine Prozess ist zweiseitiger
Prozess, vom Pol des Waarenbesitzers Verkauf, vom Gegenpol des
Geldbesitzers Kauf. Oder Verkauf ist Kauf, W — G zugleich
G — W 51).
Wir kennen bisher kein andres ökonomisches Verhältniss der Men-
schen zu einander ausser dem von Waarenbesitzern, ein Verhältniss, worin
sie fremdes Arbeitsprodukt nur aneignen, indem sie eignes entfremden.
Einem Waarenbesitzer kann der andre daher nur als Geldbesitzer gegenüber-
treten, entweder weil sein Arbeitsprodukt von Natur die Geldform besitzt,
also Geldmaterial ist, Gold u. s. w., oder weil seine eigne Waare sich bereits
gehäutet und ihre ursprüngliche Gebrauchsform abgestreift hat. Um als Geld
zu funktioniren, muss das Gold natürlich an irgend einem Punkt in den Waaren-
markt eintreten. Dieser Punkt liegt an seiner Produktionsquelle, wo es sich
als unmittelbares Arbeitsprodukt mit anderm Arbeitsprodukt von demselben
Werth austauscht. Aber von diesem Augenblick funktionirt es nur als
wirkliches Geld, weil es beständig realisirter Waarenpreis ist 52).
51) „Toute vente est achat“ (Dr. Quesnay: „Dialogues sur le Com-
merce et les Travaux des Artisans“. Physiocrates, ed. Daire,
I. Partie, Paris 1846, p. 170), oder, wie Quesnay in seinen „Maximes
Générales“ sagt: „Vendre est acheter.“
52) „Le prix d’une marchandise ne pouvant pas être payé que par le prix
d’une autre marchandise.“ (Mercier de la Rivière: „L’Ordre na-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/87>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.