Kapital. Sie werden Kapital nur unter Bedingungen, worin sie zu- gleich als Exploitations- und Beherrschungsmittel des Arbeiters dienen. Diese ihre kapitalistische Seele ist aber im Kopfe des politischen Oekonomen so innig mit ihrer stofflichen Substanz ver- mählt, dass er sie unter allen Umständen Kapital tauft, auch wo sie das grade Gegentheil sind. So bei Wakefield. Ferner: die Zersplitterung der Produktionsmittel als individuelles Eigenthum vieler von einander unabhängiger, selbstwirthschaftender Arbeiter nennt er gleiche Thei- lung des Kapitals. Es geht dem politischen Oekonomen, wie dem feudalen Juristen. Letzterer klebte auch auf reine Geldverhältnisse seine feudalen Rechtsetiquetten.
"Wäre", sagt Wakefield, "das Kapital unter alle Mitglieder der Ge- sellschaft in gleiche Portionen getheilt, so hätte kein Mensch ein Interesse mehr Kapital zu accumuliren als er mit seinen eignen Händen anwenden kann. Diess ist in gewissem Grad der Fall in neuen amerikanischen Kolonien, wo die Leidenschaft für Grundeigenthum die Existenz einer Klasse von Lohn- arbeitern verhindert"258). So lange also der Arbeiter für sich selbst accumuliren kann, und das kann er, so lange er Eigenthümer seiner Produktionsmittel bleibt, ist die kapitalistische Accumulation und die kapitalistische Produktionsweise unmöglich. Die dazu unentbehrliche Klasse der Lohnarbeiter fehlt. Wie wurde nun im alten Europa die Expropriation des Arbeiters von seinen Arbeitsbedingungen, daher Kapital und Lohnarbeit, her- gestellt? Durch einen contrat social ganz origineller Art. "Die Mensch- heit adoptirte eine einfache Methode zur Förderung der Accumula- tion des Kapitals", die ihr natürlich seit Adams Zeiten als letzter und einziger Zweck ihres Daseins vorschwebte; "sie theilte sich in Eigner von Kapital und Eigner von Arbeit ... diese Thei- lung war das Resultat freiwilliger Verständigung und Kombination"259). Mit einem Wort: die Masse der Menschheit expropriirte sich selbst zu Ehren der "Accumulation des Kapi- tals". Nun sollte man glauben, der Instinkt dieses selbstentsagenden
258) l. c. v. I, p. 17, 18.
259) l. c. p. 81.
Kapital. Sie werden Kapital nur unter Bedingungen, worin sie zu- gleich als Exploitations- und Beherrschungsmittel des Arbeiters dienen. Diese ihre kapitalistische Seele ist aber im Kopfe des politischen Oekonomen so innig mit ihrer stofflichen Substanz ver- mählt, dass er sie unter allen Umständen Kapital tauft, auch wo sie das grade Gegentheil sind. So bei Wakefield. Ferner: die Zersplitterung der Produktionsmittel als individuelles Eigenthum vieler von einander unabhängiger, selbstwirthschaftender Arbeiter nennt er gleiche Thei- lung des Kapitals. Es geht dem politischen Oekonomen, wie dem feudalen Juristen. Letzterer klebte auch auf reine Geldverhältnisse seine feudalen Rechtsetiquetten.
„Wäre“, sagt Wakefield, „das Kapital unter alle Mitglieder der Ge- sellschaft in gleiche Portionen getheilt, so hätte kein Mensch ein Interesse mehr Kapital zu accumuliren als er mit seinen eignen Händen anwenden kann. Diess ist in gewissem Grad der Fall in neuen amerikanischen Kolonien, wo die Leidenschaft für Grundeigenthum die Existenz einer Klasse von Lohn- arbeitern verhindert“258). So lange also der Arbeiter für sich selbst accumuliren kann, und das kann er, so lange er Eigenthümer seiner Produktionsmittel bleibt, ist die kapitalistische Accumulation und die kapitalistische Produktionsweise unmöglich. Die dazu unentbehrliche Klasse der Lohnarbeiter fehlt. Wie wurde nun im alten Europa die Expropriation des Arbeiters von seinen Arbeitsbedingungen, daher Kapital und Lohnarbeit, her- gestellt? Durch einen contrat social ganz origineller Art. „Die Mensch- heit adoptirte eine einfache Methode zur Förderung der Accumula- tion des Kapitals“, die ihr natürlich seit Adams Zeiten als letzter und einziger Zweck ihres Daseins vorschwebte; „sie theilte sich in Eigner von Kapital und Eigner von Arbeit … diese Thei- lung war das Resultat freiwilliger Verständigung und Kombination“259). Mit einem Wort: die Masse der Menschheit expropriirte sich selbst zu Ehren der „Accumulation des Kapi- tals“. Nun sollte man glauben, der Instinkt dieses selbstentsagenden
258) l. c. v. I, p. 17, 18.
259) l. c. p. 81.
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Kapital. Sie werden Kapital nur unter Bedingungen, worin sie zu-
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Arbeiters dienen. Diese ihre kapitalistische Seele ist aber im Kopfe
des politischen Oekonomen so innig mit ihrer stofflichen Substanz ver-
mählt, dass er sie unter allen Umständen Kapital tauft, auch wo sie das
grade Gegentheil sind. So bei Wakefield. Ferner: die Zersplitterung
der Produktionsmittel als individuelles Eigenthum vieler von einander
unabhängiger, selbstwirthschaftender Arbeiter nennt er gleiche Thei-
lung des Kapitals. Es geht dem politischen Oekonomen, wie dem
feudalen Juristen. Letzterer klebte auch auf reine Geldverhältnisse seine
feudalen Rechtsetiquetten.
„Wäre“, sagt Wakefield, „das Kapital unter alle Mitglieder der Ge-
sellschaft in gleiche Portionen getheilt, so hätte kein Mensch ein
Interesse mehr Kapital zu accumuliren als er mit seinen
eignen Händen anwenden kann. Diess ist in gewissem Grad
der Fall in neuen amerikanischen Kolonien, wo die Leidenschaft
für Grundeigenthum die Existenz einer Klasse von Lohn-
arbeitern verhindert“ 258). So lange also der Arbeiter für sich
selbst accumuliren kann, und das kann er, so lange er Eigenthümer seiner
Produktionsmittel bleibt, ist die kapitalistische Accumulation
und die kapitalistische Produktionsweise unmöglich. Die
dazu unentbehrliche Klasse der Lohnarbeiter fehlt. Wie wurde
nun im alten Europa die Expropriation des Arbeiters von
seinen Arbeitsbedingungen, daher Kapital und Lohnarbeit, her-
gestellt? Durch einen contrat social ganz origineller Art. „Die Mensch-
heit adoptirte eine einfache Methode zur Förderung der Accumula-
tion des Kapitals“, die ihr natürlich seit Adams Zeiten als letzter und
einziger Zweck ihres Daseins vorschwebte; „sie theilte sich in
Eigner von Kapital und Eigner von Arbeit … diese Thei-
lung war das Resultat freiwilliger Verständigung und
Kombination“ 259). Mit einem Wort: die Masse der Menschheit
expropriirte sich selbst zu Ehren der „Accumulation des Kapi-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/767>, abgerufen am 25.11.2024.
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