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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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sie begleitende Revolution der Agrikultur so akut auf die Ackerbauar-
beiter
, dass, nach Eden selbst, zwischen 1765 und 1780 ihr Lohn anfing
unter das Minimum zu fallen und durch officielle Armenunterstützung
ergänzt zu werden. Ihr Arbeitslohn, sagt er, "genügte nicht mehr für die
absoluten Lebensbedürfnisse."

Hören wir noch einen Augenblick einen Vertheidiger der enclosures
und Gegner des Dr. Price. "Es ist ein durchaus falscher Schluss, dass
Entvölkerung vorhanden, weil man Leute nicht länger ihre Arbeit im
offnen Feld verwüsten sieht. Sind ihrer jetzt weniger auf dem Land,
so sind ihrer desto mehr in den Städten ... Wenn nach Verwandlung
kleiner Bauern in Leute, die für andere arbeiten müssen, mehr
Arbeit flüssig gemacht wird
, so ist das ja ein Vortheil, den die
Nation
(wozu die Verwandelten natürlich nicht gehören) wünschen
muss ... Das Produkt wird grösser sein, wenn ihre kombinirte Arbeit
auf einer Pacht angewandt wird: so wird Surplusprodukt für die Manu-
fakturen gebildet, und dadurch werden Manufakturen, eine der Minen die-
ser Nation, im Verhältniss zum producirten Kornquantum vermehrt"212).

Die stoische Seelenruhe, womit der politische Oekonom frechste Schän
dung des "heiligen Rechts des Eigenthums" und gröbste Gewaltthat wider Per-
sonen betrachtet, soweit sie erheischt sind, um die Grundlage der kapita-
listischen Produktionsweise herzustellen
, zeigt uns u.a. der über-
dem noch torystisch gefärbte und "philanthropische" Sir F. M. Eden. Die
ganze Reihe von Raubthaten, Greueln und Volkselend, welche die gewaltsame
Volksexpropriation vom letzten Drittel des 15. bis zum Ende des 18. Jahrh.
begleiten, treibt ihn nur zur "comfortablen" Schlussreflexion: "Die rich-
tige (due) Proportion zwischen Acker- und Viehland musste
hergestellt werden
. Noch im ganzen 14. und grössten Theil des 15.
Jahrh. kam 1 Acre Viehweide auf 2, 3, und selbst 4 Acres Ackerland. In der

wodurch Karl der Grosse die Verwandlung freier deutscher Bauern in Leibeigne
treibhausmässig förderte.
212) "An Inquiry into the Connection between the present
Prices of Provision
etc.", p. 124, 129. Aehnlich, aber mit entgegengesetzter
Tendenz: "Working men are driven from their cottages, and forced into the
towns to seek for employment; -- but then a larger surplus is obtained, and
thus Capital is augmented." (The Perils of the Nation. 2nd ed.
Lond
. 1843, p. XIV.)

sie begleitende Revolution der Agrikultur so akut auf die Ackerbauar-
beiter
, dass, nach Eden selbst, zwischen 1765 und 1780 ihr Lohn anfing
unter das Minimum zu fallen und durch officielle Armenunterstützung
ergänzt zu werden. Ihr Arbeitslohn, sagt er, „genügte nicht mehr für die
absoluten Lebensbedürfnisse.“

Hören wir noch einen Augenblick einen Vertheidiger der enclosures
und Gegner des Dr. Price. „Es ist ein durchaus falscher Schluss, dass
Entvölkerung vorhanden, weil man Leute nicht länger ihre Arbeit im
offnen Feld verwüsten sieht. Sind ihrer jetzt weniger auf dem Land,
so sind ihrer desto mehr in den Städten … Wenn nach Verwandlung
kleiner Bauern in Leute, die für andere arbeiten müssen, mehr
Arbeit flüssig gemacht wird
, so ist das ja ein Vortheil, den die
Nation
(wozu die Verwandelten natürlich nicht gehören) wünschen
muss … Das Produkt wird grösser sein, wenn ihre kombinirte Arbeit
auf einer Pacht angewandt wird: so wird Surplusprodukt für die Manu-
fakturen gebildet, und dadurch werden Manufakturen, eine der Minen die-
ser Nation, im Verhältniss zum producirten Kornquantum vermehrt“212).

Die stoische Seelenruhe, womit der politische Oekonom frechste Schän
dung des „heiligen Rechts des Eigenthums“ und gröbste Gewaltthat wider Per-
sonen betrachtet, soweit sie erheischt sind, um die Grundlage der kapita-
listischen Produktionsweise herzustellen
, zeigt uns u.a. der über-
dem noch torystisch gefärbte und „philanthropische“ Sir F. M. Eden. Die
ganze Reihe von Raubthaten, Greueln und Volkselend, welche die gewaltsame
Volksexpropriation vom letzten Drittel des 15. bis zum Ende des 18. Jahrh.
begleiten, treibt ihn nur zur „comfortablen“ Schlussreflexion: „Die rich-
tige (due) Proportion zwischen Acker- und Viehland musste
hergestellt werden
. Noch im ganzen 14. und grössten Theil des 15.
Jahrh. kam 1 Acre Viehweide auf 2, 3, und selbst 4 Acres Ackerland. In der

wodurch Karl der Grosse die Verwandlung freier deutscher Bauern in Leibeigne
treibhausmässig förderte.
212)An Inquiry into the Connection between the present
Prices of Provision
etc.“, p. 124, 129. Aehnlich, aber mit entgegengesetzter
Tendenz: „Working men are driven from their cottages, and forced into the
towns to seek for employment; — but then a larger surplus is obtained, and
thus Capital is augmented.“ (The Perils of the Nation. 2nd ed.
Lond
. 1843, p. XIV.)
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[713/0732] sie begleitende Revolution der Agrikultur so akut auf die Ackerbauar- beiter, dass, nach Eden selbst, zwischen 1765 und 1780 ihr Lohn anfing unter das Minimum zu fallen und durch officielle Armenunterstützung ergänzt zu werden. Ihr Arbeitslohn, sagt er, „genügte nicht mehr für die absoluten Lebensbedürfnisse.“ Hören wir noch einen Augenblick einen Vertheidiger der enclosures und Gegner des Dr. Price. „Es ist ein durchaus falscher Schluss, dass Entvölkerung vorhanden, weil man Leute nicht länger ihre Arbeit im offnen Feld verwüsten sieht. Sind ihrer jetzt weniger auf dem Land, so sind ihrer desto mehr in den Städten … Wenn nach Verwandlung kleiner Bauern in Leute, die für andere arbeiten müssen, mehr Arbeit flüssig gemacht wird, so ist das ja ein Vortheil, den die Nation (wozu die Verwandelten natürlich nicht gehören) wünschen muss … Das Produkt wird grösser sein, wenn ihre kombinirte Arbeit auf einer Pacht angewandt wird: so wird Surplusprodukt für die Manu- fakturen gebildet, und dadurch werden Manufakturen, eine der Minen die- ser Nation, im Verhältniss zum producirten Kornquantum vermehrt“ 212). Die stoische Seelenruhe, womit der politische Oekonom frechste Schän dung des „heiligen Rechts des Eigenthums“ und gröbste Gewaltthat wider Per- sonen betrachtet, soweit sie erheischt sind, um die Grundlage der kapita- listischen Produktionsweise herzustellen, zeigt uns u.a. der über- dem noch torystisch gefärbte und „philanthropische“ Sir F. M. Eden. Die ganze Reihe von Raubthaten, Greueln und Volkselend, welche die gewaltsame Volksexpropriation vom letzten Drittel des 15. bis zum Ende des 18. Jahrh. begleiten, treibt ihn nur zur „comfortablen“ Schlussreflexion: „Die rich- tige (due) Proportion zwischen Acker- und Viehland musste hergestellt werden. Noch im ganzen 14. und grössten Theil des 15. Jahrh. kam 1 Acre Viehweide auf 2, 3, und selbst 4 Acres Ackerland. In der 211) 212) „An Inquiry into the Connection between the present Prices of Provision etc.“, p. 124, 129. Aehnlich, aber mit entgegengesetzter Tendenz: „Working men are driven from their cottages, and forced into the towns to seek for employment; — but then a larger surplus is obtained, and thus Capital is augmented.“ (The Perils of the Nation. 2nd ed. Lond. 1843, p. XIV.) 211) wodurch Karl der Grosse die Verwandlung freier deutscher Bauern in Leibeigne treibhausmässig förderte.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/732>, abgerufen am 23.11.2024.