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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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ter giebt's keine sinnreichere Methode, sein Arbeiterpersonal tief unter dem
normalen Niveau zu halten und dennoch für alles Extrawerk stets die
Extrahand bereit zu haben, mit möglichst wenig Geld möglichst viel
Arbeit herauszuschlagen178) und den erwachsnen männlichen Arbeiter
"überzählig" zu machen. Nach der frühern Auseinandersetzung versteht
man, wenn einerseits die grössere oder geringere Beschäftigungslosigkeit
des Landmanns zugestanden, andrerseits zugleich das Gangsystem wegen
Mangels an männlicher Arbeit und ihrer Wanderung nach den Städten für
"nothwendig" erklärt wird179). Das unkrautreine Feld und das
Menschenunkraut von Lincolnshire u. s. w. sind Pol und Gegenpol der
kapitalistischen Produktion180).


178) "Gangarbeit ist wohlfeiler als andre Arbeit, das ist die Ursache, warum
sie angewandt wird", sagt ein ehemaliger Gangmeister. (l. c. p. 17, n. 11.)
"Das Gangsystem ist entschieden das wohlfeilste für den Pächter und eben so ent-
schieden das verderblichste für die Kinder", sagt ein Pächter. (l. c. p. 16, n. 4.)
179) "Zweifelsohne vieles jetzt von den Kindern in Gängen verrichtete Werk
wurde früher von Männern und Weibern verrichtet. Wo Weiber und Kinder an-
gewandt werden, sind jetzt mehr Männer arbeitslos ("more men are out of work")
als früher." (l. c. p. 43, n. 202.) Dagegen u. a.: "Die Arbeitsfrage
(labour question) in vielen Agrikulturdistrikten, besonders den kornproduciren-
den, wird so ernsthaft in Folge der Auswanderung und der Leichtigkeit, welche
die Eisenbahnen zur Entfernung nach den grossen Städten bieten, dass ich (das
"Ich" ist das des Landagenten eines grossen Herrn) die Kinderdienste für absolut
unentbehrlich halte." (l. c. p. 80, n. 180.) The Labour Question (die
Arbeitsfrage) bedeutet nämlich in den englischen Agrikulturdistrikten, im Unter-
schied von der übrigen civilisirten Welt, the landlords' and farmers'
Question
(Landlords- und Pächterfrage), wie, trotz stets vermehrtem Abzug der
Landleute, eine genügende "relative Uebervölkerung" auf dem Land und dadurch
das "Minimum des Arbeitslohns" für den Landarbeiter zu verewigen sei?
180) Der früher von mir citirte "Public Health Report", worin bei Gelegen-
heit der Kindersterblichkeit vorübergehend vom Gangsystem gehandelt wird, blieb
der Presse und daher dem englischen Publikum unbekannt. Dagegen bot der
neuliche Bericht der "Child. Empl. Comm." willkommenes "sensational"
Pressfutter. Während die liberale Presse frug, wie doch die feinen Gentlemen
und Ladies und Staatskirchpfründner, womit Lincolnshire schwärmt, ein solches
System auf ihren Gütern, unter ihren Augen aufwachsen lassen konnten, Perso-
nagen, die eigne "Missionen zur Sittenverbesserung der Südseewilden" nach den
Antipoden entsenden, stellte die feinere Presse ausschliesslich Betrachtungen über
die rohe Verdorbenheit der Landleute an, die fähig sind, ihre Kinder in

ter giebt’s keine sinnreichere Methode, sein Arbeiterpersonal tief unter dem
normalen Niveau zu halten und dennoch für alles Extrawerk stets die
Extrahand bereit zu haben, mit möglichst wenig Geld möglichst viel
Arbeit herauszuschlagen178) und den erwachsnen männlichen Arbeiter
„überzählig“ zu machen. Nach der frühern Auseinandersetzung versteht
man, wenn einerseits die grössere oder geringere Beschäftigungslosigkeit
des Landmanns zugestanden, andrerseits zugleich das Gangsystem wegen
Mangels an männlicher Arbeit und ihrer Wanderung nach den Städten für
nothwendig“ erklärt wird179). Das unkrautreine Feld und das
Menschenunkraut von Lincolnshire u. s. w. sind Pol und Gegenpol der
kapitalistischen Produktion180).


178) „Gangarbeit ist wohlfeiler als andre Arbeit, das ist die Ursache, warum
sie angewandt wird“, sagt ein ehemaliger Gangmeister. (l. c. p. 17, n. 11.)
„Das Gangsystem ist entschieden das wohlfeilste für den Pächter und eben so ent-
schieden das verderblichste für die Kinder“, sagt ein Pächter. (l. c. p. 16, n. 4.)
179) „Zweifelsohne vieles jetzt von den Kindern in Gängen verrichtete Werk
wurde früher von Männern und Weibern verrichtet. Wo Weiber und Kinder an-
gewandt werden, sind jetzt mehr Männer arbeitslos („more men are out of work“)
als früher.“ (l. c. p. 43, n. 202.) Dagegen u. a.: „Die Arbeitsfrage
(labour question) in vielen Agrikulturdistrikten, besonders den kornproduciren-
den, wird so ernsthaft in Folge der Auswanderung und der Leichtigkeit, welche
die Eisenbahnen zur Entfernung nach den grossen Städten bieten, dass ich (das
„Ich“ ist das des Landagenten eines grossen Herrn) die Kinderdienste für absolut
unentbehrlich halte.“ (l. c. p. 80, n. 180.) The Labour Question (die
Arbeitsfrage) bedeutet nämlich in den englischen Agrikulturdistrikten, im Unter-
schied von der übrigen civilisirten Welt, the landlords’ and farmers’
Question
(Landlords- und Pächterfrage), wie, trotz stets vermehrtem Abzug der
Landleute, eine genügende „relative Uebervölkerung“ auf dem Land und dadurch
das „Minimum des Arbeitslohns“ für den Landarbeiter zu verewigen sei?
180) Der früher von mir citirte „Public Health Report“, worin bei Gelegen-
heit der Kindersterblichkeit vorübergehend vom Gangsystem gehandelt wird, blieb
der Presse und daher dem englischen Publikum unbekannt. Dagegen bot der
neuliche Bericht der „Child. Empl. Comm.“ willkommenes „sensational“
Pressfutter. Während die liberale Presse frug, wie doch die feinen Gentlemen
und Ladies und Staatskirchpfründner, womit Lincolnshire schwärmt, ein solches
System auf ihren Gütern, unter ihren Augen aufwachsen lassen konnten, Perso-
nagen, die eigne „Missionen zur Sittenverbesserung der Südseewilden“ nach den
Antipoden entsenden, stellte die feinere Presse ausschliesslich Betrachtungen über
die rohe Verdorbenheit der Landleute an, die fähig sind, ihre Kinder in
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[687/0706] ter giebt’s keine sinnreichere Methode, sein Arbeiterpersonal tief unter dem normalen Niveau zu halten und dennoch für alles Extrawerk stets die Extrahand bereit zu haben, mit möglichst wenig Geld möglichst viel Arbeit herauszuschlagen 178) und den erwachsnen männlichen Arbeiter „überzählig“ zu machen. Nach der frühern Auseinandersetzung versteht man, wenn einerseits die grössere oder geringere Beschäftigungslosigkeit des Landmanns zugestanden, andrerseits zugleich das Gangsystem wegen Mangels an männlicher Arbeit und ihrer Wanderung nach den Städten für „nothwendig“ erklärt wird 179). Das unkrautreine Feld und das Menschenunkraut von Lincolnshire u. s. w. sind Pol und Gegenpol der kapitalistischen Produktion 180). 178) „Gangarbeit ist wohlfeiler als andre Arbeit, das ist die Ursache, warum sie angewandt wird“, sagt ein ehemaliger Gangmeister. (l. c. p. 17, n. 11.) „Das Gangsystem ist entschieden das wohlfeilste für den Pächter und eben so ent- schieden das verderblichste für die Kinder“, sagt ein Pächter. (l. c. p. 16, n. 4.) 179) „Zweifelsohne vieles jetzt von den Kindern in Gängen verrichtete Werk wurde früher von Männern und Weibern verrichtet. Wo Weiber und Kinder an- gewandt werden, sind jetzt mehr Männer arbeitslos („more men are out of work“) als früher.“ (l. c. p. 43, n. 202.) Dagegen u. a.: „Die Arbeitsfrage (labour question) in vielen Agrikulturdistrikten, besonders den kornproduciren- den, wird so ernsthaft in Folge der Auswanderung und der Leichtigkeit, welche die Eisenbahnen zur Entfernung nach den grossen Städten bieten, dass ich (das „Ich“ ist das des Landagenten eines grossen Herrn) die Kinderdienste für absolut unentbehrlich halte.“ (l. c. p. 80, n. 180.) The Labour Question (die Arbeitsfrage) bedeutet nämlich in den englischen Agrikulturdistrikten, im Unter- schied von der übrigen civilisirten Welt, the landlords’ and farmers’ Question (Landlords- und Pächterfrage), wie, trotz stets vermehrtem Abzug der Landleute, eine genügende „relative Uebervölkerung“ auf dem Land und dadurch das „Minimum des Arbeitslohns“ für den Landarbeiter zu verewigen sei? 180) Der früher von mir citirte „Public Health Report“, worin bei Gelegen- heit der Kindersterblichkeit vorübergehend vom Gangsystem gehandelt wird, blieb der Presse und daher dem englischen Publikum unbekannt. Dagegen bot der neuliche Bericht der „Child. Empl. Comm.“ willkommenes „sensational“ Pressfutter. Während die liberale Presse frug, wie doch die feinen Gentlemen und Ladies und Staatskirchpfründner, womit Lincolnshire schwärmt, ein solches System auf ihren Gütern, unter ihren Augen aufwachsen lassen konnten, Perso- nagen, die eigne „Missionen zur Sittenverbesserung der Südseewilden“ nach den Antipoden entsenden, stellte die feinere Presse ausschliesslich Betrachtungen über die rohe Verdorbenheit der Landleute an, die fähig sind, ihre Kinder in

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/706>, abgerufen am 22.11.2024.