die eine Funktion des Geldes, als Erscheinungsform des Waarenwerths zu dienen oder als das Material, worin die Werthgrössen der Waaren sich gesellschaftlich ausdrücken. Adäquate Erscheinungsform von Werth oder Materiatur abstrakter und daher gleicher menschlicher Arbeit kann nur eine Materie sein, deren sämmtliche Exemplare dieselbe gleichförmige Qualität besitzen. Andrerseits, da der Unterschied der Werthgrössen rein quantitativ ist, verschiedne Quanta geronnener Arbeitszeit aus- drückt, muss die Geldwaare rein quantitativer Unterschiede fähig, also nach Willkühr theilbar und aus ihren Theilen wieder zusammensetzbar sein. Gold und Silber besitzen aber diese Eigenschaften von Natur.
Der Gebrauchswerth der Geldwaare verdoppelt sich. Neben ihrem besondern Gebrauchswerth als Waare, wie Gold z. B. zum Aus- stopfen hohler Zähne, Rohmaterial von Luxusartikeln u. s. w. dient, er- hält sie einen formalen Gebrauchswerth, der aus ihren specifischen gesell- schaftlichen Funktionen entspringt.
Da alle andern Waaren nur besondere Aequivalente des Geldes, das Geld ihr allgemeines Aequivalent, verhalten sie sich als besondre Waaren zum Geld als der allgemeinen Waare39).
Man hat gesehn, dass die Geldform nur der an einer Waare fest- haftende Reflex der Beziehungen aller andern Waaren. Dass Geld Waare ist40), ist also nur eine Entdeckung für den, der von seiner fer- tigen Gestalt ausgeht, um sie hinterher zu analysiren. Der Austausch- prozess giebt der Waare, die er in Geld verwandelt, nicht ihren Werth,
39) "Il danaro e la merce universale." (Verri l. c. p. 16.)
40) "Silver and gold themselves, which we may call by the general name of Bullion, are ... commodities ... raising and falling in .. value ... Bullion then may be reckoned to be of higher value, where the smaller weight will pur- chase the greater quantity of the product or manufacture of the country etc." ("A Discourse of the General Notions of Money, Trade, and Exchange, as they stand in relations to eachother. By a Mer- chant. Lond. 1695", p. 7.) "Silver and gold, coined or uncoined, tho' they are used for a measure of all other things, are no less a commodity than wine, oyl, tobacco, cloth or stuffs." ("A Discourse concerning Trade, and that in particular of the East-Indies etc., London 1689", p. 2.) "The stock and riches of the kingdom cannot properly be confined to money, nor ought gold and silver to be excluded from being merchandize." ("The East India Trade a most Profitable Trade. London 1677", p. 4.)
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die eine Funktion des Geldes, als Erscheinungsform des Waarenwerths zu dienen oder als das Material, worin die Werthgrössen der Waaren sich gesellschaftlich ausdrücken. Adäquate Erscheinungsform von Werth oder Materiatur abstrakter und daher gleicher menschlicher Arbeit kann nur eine Materie sein, deren sämmtliche Exemplare dieselbe gleichförmige Qualität besitzen. Andrerseits, da der Unterschied der Werthgrössen rein quantitativ ist, verschiedne Quanta geronnener Arbeitszeit aus- drückt, muss die Geldwaare rein quantitativer Unterschiede fähig, also nach Willkühr theilbar und aus ihren Theilen wieder zusammensetzbar sein. Gold und Silber besitzen aber diese Eigenschaften von Natur.
Der Gebrauchswerth der Geldwaare verdoppelt sich. Neben ihrem besondern Gebrauchswerth als Waare, wie Gold z. B. zum Aus- stopfen hohler Zähne, Rohmaterial von Luxusartikeln u. s. w. dient, er- hält sie einen formalen Gebrauchswerth, der aus ihren specifischen gesell- schaftlichen Funktionen entspringt.
Da alle andern Waaren nur besondere Aequivalente des Geldes, das Geld ihr allgemeines Aequivalent, verhalten sie sich als besondre Waaren zum Geld als der allgemeinen Waare39).
Man hat gesehn, dass die Geldform nur der an einer Waare fest- haftende Reflex der Beziehungen aller andern Waaren. Dass Geld Waare ist40), ist also nur eine Entdeckung für den, der von seiner fer- tigen Gestalt ausgeht, um sie hinterher zu analysiren. Der Austausch- prozess giebt der Waare, die er in Geld verwandelt, nicht ihren Werth,
39) „Il danaro è la merce universale.“ (Verri l. c. p. 16.)
40) „Silver and gold themselves, which we may call by the general name of Bullion, are … commodities … raising and falling in ‥ value … Bullion then may be reckoned to be of higher value, where the smaller weight will pur- chase the greater quantity of the product or manufacture of the country etc.“ („A Discourse of the General Notions of Money, Trade, and Exchange, as they stand in relations to eachother. By a Mer- chant. Lond. 1695“, p. 7.) „Silver and gold, coined or uncoined, tho’ they are used for a measure of all other things, are no less a commodity than wine, oyl, tobacco, cloth or stuffs.“ („A Discourse concerning Trade, and that in particular of the East-Indies etc., London 1689“, p. 2.) „The stock and riches of the kingdom cannot properly be confined to money, nor ought gold and silver to be excluded from being merchandize.“ („The East India Trade a most Profitable Trade. London 1677“, p. 4.)
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die eine Funktion des Geldes, als Erscheinungsform des Waarenwerths
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sich gesellschaftlich ausdrücken. Adäquate Erscheinungsform von Werth
oder Materiatur abstrakter und daher gleicher menschlicher Arbeit kann
nur eine Materie sein, deren sämmtliche Exemplare dieselbe gleichförmige
Qualität besitzen. Andrerseits, da der Unterschied der Werthgrössen
rein quantitativ ist, verschiedne Quanta geronnener Arbeitszeit aus-
drückt, muss die Geldwaare rein quantitativer Unterschiede fähig, also
nach Willkühr theilbar und aus ihren Theilen wieder zusammensetzbar
sein. Gold und Silber besitzen aber diese Eigenschaften von Natur.
Der Gebrauchswerth der Geldwaare verdoppelt sich. Neben
ihrem besondern Gebrauchswerth als Waare, wie Gold z. B. zum Aus-
stopfen hohler Zähne, Rohmaterial von Luxusartikeln u. s. w. dient, er-
hält sie einen formalen Gebrauchswerth, der aus ihren specifischen gesell-
schaftlichen Funktionen entspringt.
Da alle andern Waaren nur besondere Aequivalente des Geldes, das
Geld ihr allgemeines Aequivalent, verhalten sie sich als besondre
Waaren zum Geld als der allgemeinen Waare 39).
Man hat gesehn, dass die Geldform nur der an einer Waare fest-
haftende Reflex der Beziehungen aller andern Waaren. Dass Geld
Waare ist 40), ist also nur eine Entdeckung für den, der von seiner fer-
tigen Gestalt ausgeht, um sie hinterher zu analysiren. Der Austausch-
prozess giebt der Waare, die er in Geld verwandelt, nicht ihren Werth,
39) „Il danaro è la merce universale.“ (Verri l. c. p. 16.)
40) „Silver and gold themselves, which we may call by the general name of
Bullion, are … commodities … raising and falling in ‥ value … Bullion
then may be reckoned to be of higher value, where the smaller weight will pur-
chase the greater quantity of the product or manufacture of the country etc.“
(„A Discourse of the General Notions of Money, Trade, and
Exchange, as they stand in relations to eachother. By a Mer-
chant. Lond. 1695“, p. 7.) „Silver and gold, coined or uncoined, tho’ they
are used for a measure of all other things, are no less a commodity than wine,
oyl, tobacco, cloth or stuffs.“ („A Discourse concerning Trade, and
that in particular of the East-Indies etc., London 1689“, p. 2.) „The
stock and riches of the kingdom cannot properly be confined to money, nor ought
gold and silver to be excluded from being merchandize.“ („The East
India Trade a most Profitable Trade. London 1677“, p. 4.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/70>, abgerufen am 22.07.2024.
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