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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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ser der Druck der Arbeiter auf ihre Beschäftigungsmittel
und desto prekärer die Existenzbedingung des Lohnarbeiters, Verkauf
seiner Arbeitskraft
zur Vermehrung des fremden Reichthums oder
Selbstverwerthung des Kapitals. Rascheres Wachsthum der Pro-
duktionsmittel und der Produktivkraft der Arbeit als der
produktiven Bevölkerung drücktsich kapitalistisch
um-
gekehrt darin aus, dass die Arbeiterbevölkerung stets rascher
wächst als das Verwerthungsbedürfniss des Kapitals
.

Es zeigte sich im vierten Kapitel bei Analyse der Produktion des
relativen Mehrwerths, dass alle Methoden zur Steigerung der gesellschaft-
lichen Produktivkraft der Arbeit in der kapitalistischen Form sich auf
Kosten des individuellen Arbeiters entwickeln, dass alle Mittel zur Berei-
cherung der Produktion in Beherrschungs- und Exploitationsmittel des
Producenten umschlagen, dass sie den Arbeiter in einen Theilmenschen
verstümmeln, ihn zum Anhängsel der Maschine entwürdigen, mit der Qual
der Arbeit ihren Inhalt vernichten, ihm die geistigen Potenzen des Arbeits-
prozesses entfremden, im selben Masse, worin derselbe sich die Wissen-
schaft als selbstständige Potenz einverleibt, die Bedingungen, innerhalb
deren er arbeitet, beständig anormaler machen, ihn während des Arbeits-
prozesses der kleinlichst gehässigen Despotie unterwerfen, seine Lebens-
zeit in Arbeitszeit verwandeln, sein Weib und Kind unter das Juggernaut-
rad des Kapitals schleudern. Aber alle Methoden zur Produktion des Mehr-
werths sind zugleich Methoden der Accumulation und jede Ausdehnung der Ac-
cumulation wird umgekehrt Mittel zur Entwicklung jener Methoden. Es folgt
daher, dass im Masse wie Kapital accumulirt, die Lage des Arbeiters, wel-
ches immer seine Zahlung
, sich verschlechtert. Das Gesetz endlich,
welches die relativeSurpluspopulation oder industrielle Re-
servearmee stets mit Umfang und Energie der Accumu-
lation in Gleichgewicht hält
, schmiedet den Arbeiter fester an
das Kapital als den Prometheus die Keile des Hephästos an den Felsen.
Es bedingt eine der Accumulation von Kapital entsprechende Ac-
cumulation von Elend
. Die Accumulation von Reichthum auf dem
einen Pol ist also zugleich Accumulation von Elend, Arbeitsqual, Skla-
verei, Unwissenheit, Brutalisirung und moralischer Degradation auf dem
Gegenpol, d. h. auf Seite der Klasse, die ihr eignes Produkt als
Kapital producirt
.


ser der Druck der Arbeiter auf ihre Beschäftigungsmittel
und desto prekärer die Existenzbedingung des Lohnarbeiters, Verkauf
seiner Arbeitskraft
zur Vermehrung des fremden Reichthums oder
Selbstverwerthung des Kapitals. Rascheres Wachsthum der Pro-
duktionsmittel und der Produktivkraft der Arbeit als der
produktiven Bevölkerung drücktsich kapitalistisch
um-
gekehrt darin aus, dass die Arbeiterbevölkerung stets rascher
wächst als das Verwerthungsbedürfniss des Kapitals
.

Es zeigte sich im vierten Kapitel bei Analyse der Produktion des
relativen Mehrwerths, dass alle Methoden zur Steigerung der gesellschaft-
lichen Produktivkraft der Arbeit in der kapitalistischen Form sich auf
Kosten des individuellen Arbeiters entwickeln, dass alle Mittel zur Berei-
cherung der Produktion in Beherrschungs- und Exploitationsmittel des
Producenten umschlagen, dass sie den Arbeiter in einen Theilmenschen
verstümmeln, ihn zum Anhängsel der Maschine entwürdigen, mit der Qual
der Arbeit ihren Inhalt vernichten, ihm die geistigen Potenzen des Arbeits-
prozesses entfremden, im selben Masse, worin derselbe sich die Wissen-
schaft als selbstständige Potenz einverleibt, die Bedingungen, innerhalb
deren er arbeitet, beständig anormaler machen, ihn während des Arbeits-
prozesses der kleinlichst gehässigen Despotie unterwerfen, seine Lebens-
zeit in Arbeitszeit verwandeln, sein Weib und Kind unter das Juggernaut-
rad des Kapitals schleudern. Aber alle Methoden zur Produktion des Mehr-
werths sind zugleich Methoden der Accumulation und jede Ausdehnung der Ac-
cumulation wird umgekehrt Mittel zur Entwicklung jener Methoden. Es folgt
daher, dass im Masse wie Kapital accumulirt, die Lage des Arbeiters, wel-
ches immer seine Zahlung
, sich verschlechtert. Das Gesetz endlich,
welches die relativeSurpluspopulation oder industrielle Re-
servearmee stets mit Umfang und Energie der Accumu-
lation in Gleichgewicht hält
, schmiedet den Arbeiter fester an
das Kapital als den Prometheus die Keile des Hephästos an den Felsen.
Es bedingt eine der Accumulation von Kapital entsprechende Ac-
cumulation von Elend
. Die Accumulation von Reichthum auf dem
einen Pol ist also zugleich Accumulation von Elend, Arbeitsqual, Skla-
verei, Unwissenheit, Brutalisirung und moralischer Degradation auf dem
Gegenpol, d. h. auf Seite der Klasse, die ihr eignes Produkt als
Kapital producirt
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[632/0651] ser der Druck der Arbeiter auf ihre Beschäftigungsmittel und desto prekärer die Existenzbedingung des Lohnarbeiters, Verkauf seiner Arbeitskraft zur Vermehrung des fremden Reichthums oder Selbstverwerthung des Kapitals. Rascheres Wachsthum der Pro- duktionsmittel und der Produktivkraft der Arbeit als der produktiven Bevölkerung drücktsich kapitalistisch um- gekehrt darin aus, dass die Arbeiterbevölkerung stets rascher wächst als das Verwerthungsbedürfniss des Kapitals. Es zeigte sich im vierten Kapitel bei Analyse der Produktion des relativen Mehrwerths, dass alle Methoden zur Steigerung der gesellschaft- lichen Produktivkraft der Arbeit in der kapitalistischen Form sich auf Kosten des individuellen Arbeiters entwickeln, dass alle Mittel zur Berei- cherung der Produktion in Beherrschungs- und Exploitationsmittel des Producenten umschlagen, dass sie den Arbeiter in einen Theilmenschen verstümmeln, ihn zum Anhängsel der Maschine entwürdigen, mit der Qual der Arbeit ihren Inhalt vernichten, ihm die geistigen Potenzen des Arbeits- prozesses entfremden, im selben Masse, worin derselbe sich die Wissen- schaft als selbstständige Potenz einverleibt, die Bedingungen, innerhalb deren er arbeitet, beständig anormaler machen, ihn während des Arbeits- prozesses der kleinlichst gehässigen Despotie unterwerfen, seine Lebens- zeit in Arbeitszeit verwandeln, sein Weib und Kind unter das Juggernaut- rad des Kapitals schleudern. Aber alle Methoden zur Produktion des Mehr- werths sind zugleich Methoden der Accumulation und jede Ausdehnung der Ac- cumulation wird umgekehrt Mittel zur Entwicklung jener Methoden. Es folgt daher, dass im Masse wie Kapital accumulirt, die Lage des Arbeiters, wel- ches immer seine Zahlung, sich verschlechtert. Das Gesetz endlich, welches die relativeSurpluspopulation oder industrielle Re- servearmee stets mit Umfang und Energie der Accumu- lation in Gleichgewicht hält, schmiedet den Arbeiter fester an das Kapital als den Prometheus die Keile des Hephästos an den Felsen. Es bedingt eine der Accumulation von Kapital entsprechende Ac- cumulation von Elend. Die Accumulation von Reichthum auf dem einen Pol ist also zugleich Accumulation von Elend, Arbeitsqual, Skla- verei, Unwissenheit, Brutalisirung und moralischer Degradation auf dem Gegenpol, d. h. auf Seite der Klasse, die ihr eignes Produkt als Kapital producirt.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/651>, abgerufen am 16.06.2024.