Der wachsende Umfang der individuellen Kapitalmassen wird zur mate- riellen Basis einer beständigen Umwälzung der Produktionsweise selbst. Fortwährend erobert die kapitalistische Produktionsweise ihr noch gar nicht, oder nur sporadisch, oder nur formell unterworfene Arbeitszweige. Da- neben erwachsen auf ihrem Boden neue, ihr von vorn herein angehörige Arbeitszweige. Endlich wird in den bereits kapitalistisch betriebenen Arbeits- zweigen die Produktivkraft der Arbeit treibhausmässig gereift. In allen diesen Fällen sinkt die Arbeiterzahl verhältnissmässig zur Masse der von ihr verarbeiteten Produktionsmittel. Ein stets grösserer Theil des Kapitals wird in Produktionsmittel umgesetzt, ein stets kleinerer in Arbeitskraft. Mit dem Umfang, der Koncentration und der technischen Wirksamkeit der Produktionsmittel vermindert sich progressiv der Grad, worin sie Beschäftigungs mittel der Arbeiter sind. Ein Dampfpflug ist ein ungleich wirksameres Produktionsmittel als der gewöhnliche Pflug, aber der in ihm ausgelegte Kapitalwerth ist ein ungleich geringeres Be- schäftigungsmittel, als wenn er in gewöhnlichen Pflügen realisirt wäre. Zunächst ist es grade die Zufügung von neuem Kapital zum alten, welche die gegenständlichen Bedingungen des Produktionsprozesses auszuweiten und technologisch umzuwälzen erlaubt. Bald aber ergreift die veränderte Zusammensetzung und technologische Umgestaltung mehr oder minder alles alte Kapital, das seinen Reproduktionstermin er- reicht hat und daher neu ersetzt wird. Diese Metamorphose des alten Kapitals ist vom absoluten Wachsthum des gesell- schaftlichen Kapitals zu gewissem Grad unabhängig, wie es die Koncentra- tion ist. Letztre aber, welche vorhandnes gesellschaftliches Kapital nur anders vertheilt und viele alte Kapitale in eins verschmilzt, wirkt wieder als mächtiges Agens in dieser Metamorphose des alten Kapitals.
Einerseits attrahirt also das im Fortgang der Accumulation gebildete Zuschusskapital, verhältnissmässig zu seiner Grösse, weniger und weniger Arbeiter. Andrerseits repellirt das in neuer Zusammensetzung reprodu- cirte alte Kapital mehr und mehr früher von ihm beschäftigte Arbeiter.
Die Accumulation des Kapitals, welche ursprünglich nur als seine quantitative Erweiterung erscheint, vollzieht sich also in fortwährendem qualitativen Wechsel seiner Zusammensetzung, in bestän- diger Zunahme seines constanten auf Kosten seines variablen Bestandtheils.
Die specifisch kapitalistische Produktionsweise, die ihr entsprechende
Der wachsende Umfang der individuellen Kapitalmassen wird zur mate- riellen Basis einer beständigen Umwälzung der Produktionsweise selbst. Fortwährend erobert die kapitalistische Produktionsweise ihr noch gar nicht, oder nur sporadisch, oder nur formell unterworfene Arbeitszweige. Da- neben erwachsen auf ihrem Boden neue, ihr von vorn herein angehörige Arbeitszweige. Endlich wird in den bereits kapitalistisch betriebenen Arbeits- zweigen die Produktivkraft der Arbeit treibhausmässig gereift. In allen diesen Fällen sinkt die Arbeiterzahl verhältnissmässig zur Masse der von ihr verarbeiteten Produktionsmittel. Ein stets grösserer Theil des Kapitals wird in Produktionsmittel umgesetzt, ein stets kleinerer in Arbeitskraft. Mit dem Umfang, der Koncentration und der technischen Wirksamkeit der Produktionsmittel vermindert sich progressiv der Grad, worin sie Beschäftigungs mittel der Arbeiter sind. Ein Dampfpflug ist ein ungleich wirksameres Produktionsmittel als der gewöhnliche Pflug, aber der in ihm ausgelegte Kapitalwerth ist ein ungleich geringeres Be- schäftigungsmittel, als wenn er in gewöhnlichen Pflügen realisirt wäre. Zunächst ist es grade die Zufügung von neuem Kapital zum alten, welche die gegenständlichen Bedingungen des Produktionsprozesses auszuweiten und technologisch umzuwälzen erlaubt. Bald aber ergreift die veränderte Zusammensetzung und technologische Umgestaltung mehr oder minder alles alte Kapital, das seinen Reproduktionstermin er- reicht hat und daher neu ersetzt wird. Diese Metamorphose des alten Kapitals ist vom absoluten Wachsthum des gesell- schaftlichen Kapitals zu gewissem Grad unabhängig, wie es die Koncentra- tion ist. Letztre aber, welche vorhandnes gesellschaftliches Kapital nur anders vertheilt und viele alte Kapitale in eins verschmilzt, wirkt wieder als mächtiges Agens in dieser Metamorphose des alten Kapitals.
Einerseits attrahirt also das im Fortgang der Accumulation gebildete Zuschusskapital, verhältnissmässig zu seiner Grösse, weniger und weniger Arbeiter. Andrerseits repellirt das in neuer Zusammensetzung reprodu- cirte alte Kapital mehr und mehr früher von ihm beschäftigte Arbeiter.
Die Accumulation des Kapitals, welche ursprünglich nur als seine quantitative Erweiterung erscheint, vollzieht sich also in fortwährendem qualitativen Wechsel seiner Zusammensetzung, in bestän- diger Zunahme seines constanten auf Kosten seines variablen Bestandtheils.
Die specifisch kapitalistische Produktionsweise, die ihr entsprechende
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0633"n="614"/><p>Der wachsende Umfang der individuellen Kapitalmassen wird zur mate-<lb/>
riellen Basis einer <hirendition="#g">beständigen Umwälzung der Produktionsweise</hi><lb/>
selbst. Fortwährend erobert die kapitalistische Produktionsweise ihr noch gar<lb/>
nicht, oder nur sporadisch, oder nur formell unterworfene Arbeitszweige. Da-<lb/>
neben erwachsen auf ihrem Boden neue, ihr von vorn herein angehörige<lb/>
Arbeitszweige. Endlich wird in den bereits kapitalistisch betriebenen Arbeits-<lb/>
zweigen die Produktivkraft der Arbeit treibhausmässig gereift. In allen<lb/>
diesen Fällen sinkt die Arbeiterzahl verhältnissmässig zur Masse der von ihr<lb/>
verarbeiteten Produktionsmittel. Ein stets grösserer Theil des Kapitals<lb/>
wird in Produktionsmittel umgesetzt, ein stets kleinerer in Arbeitskraft. Mit<lb/>
dem Umfang, der Koncentration und der technischen Wirksamkeit der<lb/><hirendition="#g">Produktionsmittel</hi> vermindert sich progressiv der Grad, worin sie<lb/><hirendition="#g">Beschäftigungs mittel der Arbeiter</hi> sind. Ein Dampfpflug ist ein<lb/>
ungleich wirksameres <hirendition="#g">Produktionsmittel</hi> als der gewöhnliche Pflug,<lb/>
aber der in ihm ausgelegte <hirendition="#g">Kapitalwerth</hi> ist ein ungleich geringeres <hirendition="#g">Be-<lb/>
schäftigungsmittel</hi>, als wenn er in gewöhnlichen Pflügen realisirt wäre.<lb/>
Zunächst ist es grade die Zufügung von neuem <hirendition="#g">Kapital</hi> zum alten, welche<lb/>
die gegenständlichen Bedingungen des Produktionsprozesses auszuweiten<lb/>
und technologisch umzuwälzen erlaubt. Bald aber ergreift die veränderte<lb/>
Zusammensetzung und technologische Umgestaltung mehr oder minder<lb/>
alles <hirendition="#g">alte Kapital</hi>, das <hirendition="#g">seinen Reproduktionstermin er-<lb/>
reicht hat</hi> und daher <hirendition="#g">neu ersetzt</hi> wird. <hirendition="#g">Diese Metamorphose<lb/>
des alten Kapitals</hi> ist vom <hirendition="#g">absoluten Wachsthum</hi> des gesell-<lb/>
schaftlichen Kapitals zu gewissem Grad unabhängig, wie es die Koncentra-<lb/>
tion ist. Letztre aber, welche vorhandnes gesellschaftliches Kapital nur<lb/>
anders vertheilt und viele alte Kapitale in eins verschmilzt, wirkt wieder<lb/>
als mächtiges Agens in dieser <hirendition="#g">Metamorphose des alten Kapitals</hi>.</p><lb/><p>Einerseits attrahirt also das im Fortgang der Accumulation gebildete<lb/>
Zuschusskapital, verhältnissmässig zu seiner Grösse, weniger und weniger<lb/>
Arbeiter. Andrerseits repellirt das in neuer Zusammensetzung reprodu-<lb/>
cirte alte Kapital mehr und mehr früher von ihm beschäftigte Arbeiter.</p><lb/><p>Die Accumulation des Kapitals, welche ursprünglich nur als seine<lb/><hirendition="#g">quantitative</hi> Erweiterung erscheint, vollzieht sich also in fortwährendem<lb/><hirendition="#g">qualitativen Wechsel seiner Zusammensetzung</hi>, in bestän-<lb/>
diger Zunahme seines constanten auf Kosten seines variablen Bestandtheils.</p><lb/><p>Die specifisch kapitalistische Produktionsweise, die ihr entsprechende<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[614/0633]
Der wachsende Umfang der individuellen Kapitalmassen wird zur mate-
riellen Basis einer beständigen Umwälzung der Produktionsweise
selbst. Fortwährend erobert die kapitalistische Produktionsweise ihr noch gar
nicht, oder nur sporadisch, oder nur formell unterworfene Arbeitszweige. Da-
neben erwachsen auf ihrem Boden neue, ihr von vorn herein angehörige
Arbeitszweige. Endlich wird in den bereits kapitalistisch betriebenen Arbeits-
zweigen die Produktivkraft der Arbeit treibhausmässig gereift. In allen
diesen Fällen sinkt die Arbeiterzahl verhältnissmässig zur Masse der von ihr
verarbeiteten Produktionsmittel. Ein stets grösserer Theil des Kapitals
wird in Produktionsmittel umgesetzt, ein stets kleinerer in Arbeitskraft. Mit
dem Umfang, der Koncentration und der technischen Wirksamkeit der
Produktionsmittel vermindert sich progressiv der Grad, worin sie
Beschäftigungs mittel der Arbeiter sind. Ein Dampfpflug ist ein
ungleich wirksameres Produktionsmittel als der gewöhnliche Pflug,
aber der in ihm ausgelegte Kapitalwerth ist ein ungleich geringeres Be-
schäftigungsmittel, als wenn er in gewöhnlichen Pflügen realisirt wäre.
Zunächst ist es grade die Zufügung von neuem Kapital zum alten, welche
die gegenständlichen Bedingungen des Produktionsprozesses auszuweiten
und technologisch umzuwälzen erlaubt. Bald aber ergreift die veränderte
Zusammensetzung und technologische Umgestaltung mehr oder minder
alles alte Kapital, das seinen Reproduktionstermin er-
reicht hat und daher neu ersetzt wird. Diese Metamorphose
des alten Kapitals ist vom absoluten Wachsthum des gesell-
schaftlichen Kapitals zu gewissem Grad unabhängig, wie es die Koncentra-
tion ist. Letztre aber, welche vorhandnes gesellschaftliches Kapital nur
anders vertheilt und viele alte Kapitale in eins verschmilzt, wirkt wieder
als mächtiges Agens in dieser Metamorphose des alten Kapitals.
Einerseits attrahirt also das im Fortgang der Accumulation gebildete
Zuschusskapital, verhältnissmässig zu seiner Grösse, weniger und weniger
Arbeiter. Andrerseits repellirt das in neuer Zusammensetzung reprodu-
cirte alte Kapital mehr und mehr früher von ihm beschäftigte Arbeiter.
Die Accumulation des Kapitals, welche ursprünglich nur als seine
quantitative Erweiterung erscheint, vollzieht sich also in fortwährendem
qualitativen Wechsel seiner Zusammensetzung, in bestän-
diger Zunahme seines constanten auf Kosten seines variablen Bestandtheils.
Die specifisch kapitalistische Produktionsweise, die ihr entsprechende
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/633>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.