sagen "spiegelt sich wieder", weil die Abnahme des variablen Kapitaltheils gegenüber dem constanten, oder die veränderte Zusammensetzung des Kapitalwerths, nur annähernd den Wechsel in der Zusam- mensetzung seiner stofflichen Bestandtheile anzeigt. Wenn z. B. heute der in der Spinnerei angelegte Kapitalwerth zu 7/8 constant und 1/8 vari- abel ist, während er Anfang des 18. Jahrhunderts 1/2 constant und 1/2 variabel war, so ist dagegen die Masse von Rohstoff, Arbeitsmitteln u. s. w., die ein bestimmtes Quantum Spinnarbeit heute produktiv konsumirt, viel hundertmal grösser als im Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Grund ist einfach der, dass mit der wachsenden Produktivität der Arbeit nicht nur der Umfang der von ihr vernutzten Produktionsmittel steigt, sondern deren Werth, verglichen mit ihrem Umfang, fällt. Ihr Werth steigt also absolut, aber nicht propor- tionell mit ihrem Umfang. Das Wachsthum der Differenz zwischen constantem und variablem Kapitaltheil ist daher viel kleiner als das der Differenz zwischen der Masse der Produktionsmittel, worin das con- stante, und der Masse Arbeitskraft, worin das variable Kapital umgesetzt wird. Die erstere Differenz nimmt zu mit der letzteren, aber in viel geringerem Grad. Es giebt andre Umstände, welche das Verhältniss zwischen Werth der Produktionsmittel und Werth der sie bewegenden Arbeits- kraft von dem technologischen Verhältniss ihrer Massen abweichen machen. Diese modificirenden Umstände können wir erst im Dritten Buch betrachten. Die Rücksichtnahme darauf ist hier aber auch überflüssig, da die Abnahme des variablen Kapitaltheils gegen den constanten im Grossen und Ganzen, wenn auch nur andeutungsweise, die Zunahme der von derselben Masse Arbeitskraft in Bewegung gesetzten oder produktiv konsumirten Masse von Produktionsmitteln ausdrückt.
Im vierten Kapitel wurde gezeigt, wie die Entwicklung der gesell- schaftlichen Produktivkraft der Arbeit Cooperation auf grosser Stufenleiter voraussetzt, wie nur unter dieser Voraussetzung Theilung und Kombina- tion der Arbeit organisirt, Produktionsmittel durch massenhafte Koncen- tration ökonomisirt, schon stofflich nur gemeinsam anwendbare Arbeits- mittel, z. B. System der Maschinerie u. s. w., ins Leben gerufen, unge- heure Naturkräfte in den Dienst der Produktion gepresst und die Ver- wandlung des Produktionsprozesses in technologische Anwendung der Wis- senschaft vollzogen werden können. Auf Grundlage der Waaren- produktion, wo die Produktionsmittel Eigenthum von Privatpersonen
sagen „spiegelt sich wieder“, weil die Abnahme des variablen Kapitaltheils gegenüber dem constanten, oder die veränderte Zusammensetzung des Kapitalwerths, nur annähernd den Wechsel in der Zusam- mensetzung seiner stofflichen Bestandtheile anzeigt. Wenn z. B. heute der in der Spinnerei angelegte Kapitalwerth zu ⅞ constant und ⅛ vari- abel ist, während er Anfang des 18. Jahrhunderts ½ constant und ½ variabel war, so ist dagegen die Masse von Rohstoff, Arbeitsmitteln u. s. w., die ein bestimmtes Quantum Spinnarbeit heute produktiv konsumirt, viel hundertmal grösser als im Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Grund ist einfach der, dass mit der wachsenden Produktivität der Arbeit nicht nur der Umfang der von ihr vernutzten Produktionsmittel steigt, sondern deren Werth, verglichen mit ihrem Umfang, fällt. Ihr Werth steigt also absolut, aber nicht propor- tionell mit ihrem Umfang. Das Wachsthum der Differenz zwischen constantem und variablem Kapitaltheil ist daher viel kleiner als das der Differenz zwischen der Masse der Produktionsmittel, worin das con- stante, und der Masse Arbeitskraft, worin das variable Kapital umgesetzt wird. Die erstere Differenz nimmt zu mit der letzteren, aber in viel geringerem Grad. Es giebt andre Umstände, welche das Verhältniss zwischen Werth der Produktionsmittel und Werth der sie bewegenden Arbeits- kraft von dem technologischen Verhältniss ihrer Massen abweichen machen. Diese modificirenden Umstände können wir erst im Dritten Buch betrachten. Die Rücksichtnahme darauf ist hier aber auch überflüssig, da die Abnahme des variablen Kapitaltheils gegen den constanten im Grossen und Ganzen, wenn auch nur andeutungsweise, die Zunahme der von derselben Masse Arbeitskraft in Bewegung gesetzten oder produktiv konsumirten Masse von Produktionsmitteln ausdrückt.
Im vierten Kapitel wurde gezeigt, wie die Entwicklung der gesell- schaftlichen Produktivkraft der Arbeit Cooperation auf grosser Stufenleiter voraussetzt, wie nur unter dieser Voraussetzung Theilung und Kombina- tion der Arbeit organisirt, Produktionsmittel durch massenhafte Koncen- tration ökonomisirt, schon stofflich nur gemeinsam anwendbare Arbeits- mittel, z. B. System der Maschinerie u. s. w., ins Leben gerufen, unge- heure Naturkräfte in den Dienst der Produktion gepresst und die Ver- wandlung des Produktionsprozesses in technologische Anwendung der Wis- senschaft vollzogen werden können. Auf Grundlage der Waaren- produktion, wo die Produktionsmittel Eigenthum von Privatpersonen
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[610/0629]
sagen „spiegelt sich wieder“, weil die Abnahme des variablen Kapitaltheils
gegenüber dem constanten, oder die veränderte Zusammensetzung
des Kapitalwerths, nur annähernd den Wechsel in der Zusam-
mensetzung seiner stofflichen Bestandtheile anzeigt. Wenn z. B.
heute der in der Spinnerei angelegte Kapitalwerth zu ⅞ constant und ⅛ vari-
abel ist, während er Anfang des 18. Jahrhunderts ½ constant und ½ variabel
war, so ist dagegen die Masse von Rohstoff, Arbeitsmitteln u. s. w., die ein
bestimmtes Quantum Spinnarbeit heute produktiv konsumirt, viel hundertmal
grösser als im Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Grund ist einfach der, dass
mit der wachsenden Produktivität der Arbeit nicht nur der Umfang der von
ihr vernutzten Produktionsmittel steigt, sondern deren Werth, verglichen
mit ihrem Umfang, fällt. Ihr Werth steigt also absolut, aber nicht propor-
tionell mit ihrem Umfang. Das Wachsthum der Differenz zwischen
constantem und variablem Kapitaltheil ist daher viel kleiner als
das der Differenz zwischen der Masse der Produktionsmittel, worin das con-
stante, und der Masse Arbeitskraft, worin das variable Kapital umgesetzt wird.
Die erstere Differenz nimmt zu mit der letzteren, aber in viel geringerem
Grad. Es giebt andre Umstände, welche das Verhältniss zwischen
Werth der Produktionsmittel und Werth der sie bewegenden Arbeits-
kraft von dem technologischen Verhältniss ihrer Massen abweichen
machen. Diese modificirenden Umstände können wir erst im Dritten Buch
betrachten. Die Rücksichtnahme darauf ist hier aber auch überflüssig,
da die Abnahme des variablen Kapitaltheils gegen den constanten im
Grossen und Ganzen, wenn auch nur andeutungsweise, die Zunahme der
von derselben Masse Arbeitskraft in Bewegung gesetzten oder produktiv
konsumirten Masse von Produktionsmitteln ausdrückt.
Im vierten Kapitel wurde gezeigt, wie die Entwicklung der gesell-
schaftlichen Produktivkraft der Arbeit Cooperation auf grosser Stufenleiter
voraussetzt, wie nur unter dieser Voraussetzung Theilung und Kombina-
tion der Arbeit organisirt, Produktionsmittel durch massenhafte Koncen-
tration ökonomisirt, schon stofflich nur gemeinsam anwendbare Arbeits-
mittel, z. B. System der Maschinerie u. s. w., ins Leben gerufen, unge-
heure Naturkräfte in den Dienst der Produktion gepresst und die Ver-
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senschaft vollzogen werden können. Auf Grundlage der Waaren-
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/629>, abgerufen am 25.11.2024.
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