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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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nicht den Produktionsprozess bemeistert, gelten ihrem bürgerlichen Be-
wusstsein für eben so selbstverständliche Naturnothwendigkeit als die pro-
duktive Arbeit selbst. Vorbürgerliche Formen des gesellschaftlichen Pro-
duktionsorganismus werden daher von ihr behandelt, wie etwa von den
Kirchenvätern vorchristliche Religionen28).

Wie sehr ein Theil der Oekonomen von dem der Waarenwelt ankle-
benden Fetischismus oder dem gegenständlichen Schein der gesell-
schaftlichen
Arbeitsbestimmungen getäuscht wird, beweist u. a. der
langweilig abgeschmackte Zank über die Rolle der Natur in der Bil-
dung des Tauschwerths. Da Tauschwerth eine bestimmte gesellschaft-

28) "Les economistes ont une singuliere maniere de proceder. Il n'y a
pour eux que deux sortes d'institution, celles de l'art et celles de la nature. Les
institutions de la feodalite sont des institutions artificielles, celles de la bour-
geoisie sont des institutions naturelles. Ils ressemblent en' ceci aux theologiens,
qui eux aussi etablissent deux sortes de religion. Toute religion qui n'est pas la
leur est une invention des hommes, tandis que leur propre religion est une emana-
tion de dieu. -- Ainsi il y a eu de l'histoire, mais il n'y en a plus." (Karl
Marx
: "Misere de la Philosophie. Reponse a la Philosophie
de la Misere par M. Proudhon
. 1847", p. 113.) Wahrhaft drollig ist
Herr Bastiat, der sich einbildet, die alten Griechen und Römer hätten nur von
Raub gelebt. Wenn man aber viele Jahrhunderte durch von Raub lebt, muss
doch beständig etwas zu rauben da sein oder der Gegenstand des Raubes sich
fortwährend reproduciren. Es scheint daher, dass auch Griechen und Römer einen
Produktionsprozess hatten, also eine Oekonomie, welche ganz so die materielle
Grundlage ihrer Welt bildete, wie die bürgerliche Oekonomie die der heutigen
Welt. Oder meint Bastiat etwa, dass eine Produktionsweise, die auf der Sklaven-
arbeit
beruht, auf einem Raubsystem ruht? Er stellt sich dann auf gefähr-
lichen Boden. Wenn ein Denkriese wie Aristoteles in seiner Würdigung
der Sklavenarbeit irrte, warum sollte ein Zwergökonom, wie Bastiat, in
seiner Würdigung der Lohnarbeit richtig gehn? -- Ich ergreife diese Gelegen-
heit, um einen Einwand, der mir beim Erscheinen meiner Schrift "Zur Kritik
der Pol. Oekonomie
. 1859" von einem deutsch-amerikanischen Blatte gemacht
wurde, kurz abzuweisen. Es sagte, meine Ansicht, dass die bestimmte Produk-
tionsweise und die ihr jedesmal entsprechenden Produktionsverhältnisse, kurz "die
ökonomische Struktur der Gesellschaft die reale Basis sei, worauf sich ein juristi-
scher und politischer Ueberbau erhebe, und welcher bestimmte gesellschaftliche
Bewusstseinsformen entsprächen", dass "die Produktionsweise des materiellen
Lebens den socialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt bedinge",
-- alles diess sei zwar richtig für die heutige Welt, wo die materiellen Interessen,
aber nicht für das Mittelalter, wo der Katholicismus, und für Athen und Rom, wo

nicht den Produktionsprozess bemeistert, gelten ihrem bürgerlichen Be-
wusstsein für eben so selbstverständliche Naturnothwendigkeit als die pro-
duktive Arbeit selbst. Vorbürgerliche Formen des gesellschaftlichen Pro-
duktionsorganismus werden daher von ihr behandelt, wie etwa von den
Kirchenvätern vorchristliche Religionen28).

Wie sehr ein Theil der Oekonomen von dem der Waarenwelt ankle-
benden Fetischismus oder dem gegenständlichen Schein der gesell-
schaftlichen
Arbeitsbestimmungen getäuscht wird, beweist u. a. der
langweilig abgeschmackte Zank über die Rolle der Natur in der Bil-
dung des Tauschwerths. Da Tauschwerth eine bestimmte gesellschaft-

28) „Les économistes ont une singulière manière de procéder. Il n’y a
pour eux que deux sortes d’institution, celles de l’art et celles de la nature. Les
institutions de la féodalité sont des institutions artificielles, celles de la bour-
geoisie sont des institutions naturelles. Ils ressemblent en’ ceci aux théologiens,
qui eux aussi établissent deux sortes de religion. Toute religion qui n’est pas la
leur est une invention des hommes, tandis que leur propre religion est une émana-
tion de dieu. — Ainsi il y a eu de l’histoire, mais il n’y en a plus.“ (Karl
Marx
: „Misère de la Philosophie. Réponse à la Philosophie
de la Misère par M. Proudhon
. 1847“, p. 113.) Wahrhaft drollig ist
Herr Bastiat, der sich einbildet, die alten Griechen und Römer hätten nur von
Raub gelebt. Wenn man aber viele Jahrhunderte durch von Raub lebt, muss
doch beständig etwas zu rauben da sein oder der Gegenstand des Raubes sich
fortwährend reproduciren. Es scheint daher, dass auch Griechen und Römer einen
Produktionsprozess hatten, also eine Oekonomie, welche ganz so die materielle
Grundlage ihrer Welt bildete, wie die bürgerliche Oekonomie die der heutigen
Welt. Oder meint Bastiat etwa, dass eine Produktionsweise, die auf der Sklaven-
arbeit
beruht, auf einem Raubsystem ruht? Er stellt sich dann auf gefähr-
lichen Boden. Wenn ein Denkriese wie Aristoteles in seiner Würdigung
der Sklavenarbeit irrte, warum sollte ein Zwergökonom, wie Bastiat, in
seiner Würdigung der Lohnarbeit richtig gehn? — Ich ergreife diese Gelegen-
heit, um einen Einwand, der mir beim Erscheinen meiner Schrift „Zur Kritik
der Pol. Oekonomie
. 1859“ von einem deutsch-amerikanischen Blatte gemacht
wurde, kurz abzuweisen. Es sagte, meine Ansicht, dass die bestimmte Produk-
tionsweise und die ihr jedesmal entsprechenden Produktionsverhältnisse, kurz „die
ökonomische Struktur der Gesellschaft die reale Basis sei, worauf sich ein juristi-
scher und politischer Ueberbau erhebe, und welcher bestimmte gesellschaftliche
Bewusstseinsformen entsprächen“, dass „die Produktionsweise des materiellen
Lebens den socialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt bedinge“,
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aber nicht für das Mittelalter, wo der Katholicismus, und für Athen und Rom, wo
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[42/0061] nicht den Produktionsprozess bemeistert, gelten ihrem bürgerlichen Be- wusstsein für eben so selbstverständliche Naturnothwendigkeit als die pro- duktive Arbeit selbst. Vorbürgerliche Formen des gesellschaftlichen Pro- duktionsorganismus werden daher von ihr behandelt, wie etwa von den Kirchenvätern vorchristliche Religionen 28). Wie sehr ein Theil der Oekonomen von dem der Waarenwelt ankle- benden Fetischismus oder dem gegenständlichen Schein der gesell- schaftlichen Arbeitsbestimmungen getäuscht wird, beweist u. a. der langweilig abgeschmackte Zank über die Rolle der Natur in der Bil- dung des Tauschwerths. Da Tauschwerth eine bestimmte gesellschaft- 28) „Les économistes ont une singulière manière de procéder. Il n’y a pour eux que deux sortes d’institution, celles de l’art et celles de la nature. Les institutions de la féodalité sont des institutions artificielles, celles de la bour- geoisie sont des institutions naturelles. Ils ressemblent en’ ceci aux théologiens, qui eux aussi établissent deux sortes de religion. Toute religion qui n’est pas la leur est une invention des hommes, tandis que leur propre religion est une émana- tion de dieu. — Ainsi il y a eu de l’histoire, mais il n’y en a plus.“ (Karl Marx: „Misère de la Philosophie. Réponse à la Philosophie de la Misère par M. Proudhon. 1847“, p. 113.) Wahrhaft drollig ist Herr Bastiat, der sich einbildet, die alten Griechen und Römer hätten nur von Raub gelebt. Wenn man aber viele Jahrhunderte durch von Raub lebt, muss doch beständig etwas zu rauben da sein oder der Gegenstand des Raubes sich fortwährend reproduciren. Es scheint daher, dass auch Griechen und Römer einen Produktionsprozess hatten, also eine Oekonomie, welche ganz so die materielle Grundlage ihrer Welt bildete, wie die bürgerliche Oekonomie die der heutigen Welt. Oder meint Bastiat etwa, dass eine Produktionsweise, die auf der Sklaven- arbeit beruht, auf einem Raubsystem ruht? Er stellt sich dann auf gefähr- lichen Boden. Wenn ein Denkriese wie Aristoteles in seiner Würdigung der Sklavenarbeit irrte, warum sollte ein Zwergökonom, wie Bastiat, in seiner Würdigung der Lohnarbeit richtig gehn? — Ich ergreife diese Gelegen- heit, um einen Einwand, der mir beim Erscheinen meiner Schrift „Zur Kritik der Pol. Oekonomie. 1859“ von einem deutsch-amerikanischen Blatte gemacht wurde, kurz abzuweisen. Es sagte, meine Ansicht, dass die bestimmte Produk- tionsweise und die ihr jedesmal entsprechenden Produktionsverhältnisse, kurz „die ökonomische Struktur der Gesellschaft die reale Basis sei, worauf sich ein juristi- scher und politischer Ueberbau erhebe, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen entsprächen“, dass „die Produktionsweise des materiellen Lebens den socialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt bedinge“, — alles diess sei zwar richtig für die heutige Welt, wo die materiellen Interessen, aber nicht für das Mittelalter, wo der Katholicismus, und für Athen und Rom, wo

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/61>, abgerufen am 24.11.2024.