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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Betrachtet man aber nicht den vereinzelten Produktionsprozess der
Waare, sondern den kapitalistischen Produktionsprozess in seinem zu-
sammenhängenden Fluss und in seinem gesellschaftlichen Umfang, so
bleibt auch die individuelle Konsumtion des Arbeiters ein
Moment der Produktion und Reproduktion des Kapitals, ob sie innerhalb
oder ausserhalb der Werkstatt, Fabrik u. s. w., innerhalb oder ausserhalb
des Arbeitsprozesses vorgeht, ganz wie die Reinigung der Maschine, ob sie
während des Arbeitsprozesses oder bestimmter Pausen desselben geschieht.
Es thut nichts zur Sache, dass der Arbeiter diese Konsumtion sich selbst
und nicht dem Kapitalisten zu lieb vollzieht. So bleibt der Konsum des
Lastviehs nicht minder ein nothwendiges Moment des Produktionsprozesses,
weil das Vieh selbst geniesst, was es frisst. Die beständige Erhaltung
und Reproduktion der Arbeiterklasse bleibt beständige Bedingung für die
Reproduktion des Kapitals. Der Kapitalist kann ihre Erfüllung getrost
dem Selbsterhaltungs- und Fortpflanzungstrieb der Arbeiter überlassen.
Er sorgt nur dafür ihre individuelle Konsumtion so viel als möglich auf
das Nothwendige einzuschränken und ist himmelweit entfernt von jener
südamerikanischen Rohheit, die den Arbeiter zwingt substantiellere statt
weniger substantieller Nahrungsmittel einzunehmen8).

Durch den Umsatz eines Kapitaltheils in Arbeitskraft schlägt der
Kapitalist zwei Fliegen mit einer Klappe. Er verwandelt dadurch einen
Theil seines Kapitals in variables Kapital und verwerthet so sein Gesammt-
kapital. Er einverleibt die Arbeitskraft seinen Produktionsmitteln. Er
verzehrt die Arbeitskraft produktiv, indem er den Arbeiter die Produktions-
mittel durch seine Arbeit produktiv verzehren lässt. Andrerseits verwandeln
sich die Lebensmittel oder der an den Arbeiter veräusserte Theil des Kapitals
in Muskel, Nerven, Knochen, Hirn u.s.w. von Arbeitern. Innerhalb ih-
rer nothwendigen Grenzen
ist daher die individuelle Konsumtion der

8) "Die Arbeiter in den Bergwerken Südamerika's, deren tägliches Geschäft
(das schwerste vielleicht in der Welt) darin besteht, eine Last Erz, im Gewicht
von 180--200 Pfund, aus einer Tiefe von 450 Fuss, auf ihren Schultern zu Tage
zu fördern, leben nur von Brod und Bohnen, sie würden das Brod allein zur Nah-
rung vorziehn, allein ihre Herrn, welche gefunden haben, dass sie mit Brod
nicht so stark arbeiten können
, behandeln sie wie Pferde, und zwingen
sie die Bohnen zu essen; die Bohnen sind aber verhältnissmässig an Knochenerde
weit reicher als das Brod." (Liebig l. c. 1. Theil, p. 194, Note.)

Betrachtet man aber nicht den vereinzelten Produktionsprozess der
Waare, sondern den kapitalistischen Produktionsprozess in seinem zu-
sammenhängenden Fluss und in seinem gesellschaftlichen Umfang, so
bleibt auch die individuelle Konsumtion des Arbeiters ein
Moment der Produktion und Reproduktion des Kapitals, ob sie innerhalb
oder ausserhalb der Werkstatt, Fabrik u. s. w., innerhalb oder ausserhalb
des Arbeitsprozesses vorgeht, ganz wie die Reinigung der Maschine, ob sie
während des Arbeitsprozesses oder bestimmter Pausen desselben geschieht.
Es thut nichts zur Sache, dass der Arbeiter diese Konsumtion sich selbst
und nicht dem Kapitalisten zu lieb vollzieht. So bleibt der Konsum des
Lastviehs nicht minder ein nothwendiges Moment des Produktionsprozesses,
weil das Vieh selbst geniesst, was es frisst. Die beständige Erhaltung
und Reproduktion der Arbeiterklasse bleibt beständige Bedingung für die
Reproduktion des Kapitals. Der Kapitalist kann ihre Erfüllung getrost
dem Selbsterhaltungs- und Fortpflanzungstrieb der Arbeiter überlassen.
Er sorgt nur dafür ihre individuelle Konsumtion so viel als möglich auf
das Nothwendige einzuschränken und ist himmelweit entfernt von jener
südamerikanischen Rohheit, die den Arbeiter zwingt substantiellere statt
weniger substantieller Nahrungsmittel einzunehmen8).

Durch den Umsatz eines Kapitaltheils in Arbeitskraft schlägt der
Kapitalist zwei Fliegen mit einer Klappe. Er verwandelt dadurch einen
Theil seines Kapitals in variables Kapital und verwerthet so sein Gesammt-
kapital. Er einverleibt die Arbeitskraft seinen Produktionsmitteln. Er
verzehrt die Arbeitskraft produktiv, indem er den Arbeiter die Produktions-
mittel durch seine Arbeit produktiv verzehren lässt. Andrerseits verwandeln
sich die Lebensmittel oder der an den Arbeiter veräusserte Theil des Kapitals
in Muskel, Nerven, Knochen, Hirn u.s.w. von Arbeitern. Innerhalb ih-
rer nothwendigen Grenzen
ist daher die individuelle Konsumtion der

8) „Die Arbeiter in den Bergwerken Südamerika’s, deren tägliches Geschäft
(das schwerste vielleicht in der Welt) darin besteht, eine Last Erz, im Gewicht
von 180—200 Pfund, aus einer Tiefe von 450 Fuss, auf ihren Schultern zu Tage
zu fördern, leben nur von Brod und Bohnen, sie würden das Brod allein zur Nah-
rung vorziehn, allein ihre Herrn, welche gefunden haben, dass sie mit Brod
nicht so stark arbeiten können
, behandeln sie wie Pferde, und zwingen
sie die Bohnen zu essen; die Bohnen sind aber verhältnissmässig an Knochenerde
weit reicher als das Brod.“ (Liebig l. c. 1. Theil, p. 194, Note.)
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[559/0578] Betrachtet man aber nicht den vereinzelten Produktionsprozess der Waare, sondern den kapitalistischen Produktionsprozess in seinem zu- sammenhängenden Fluss und in seinem gesellschaftlichen Umfang, so bleibt auch die individuelle Konsumtion des Arbeiters ein Moment der Produktion und Reproduktion des Kapitals, ob sie innerhalb oder ausserhalb der Werkstatt, Fabrik u. s. w., innerhalb oder ausserhalb des Arbeitsprozesses vorgeht, ganz wie die Reinigung der Maschine, ob sie während des Arbeitsprozesses oder bestimmter Pausen desselben geschieht. Es thut nichts zur Sache, dass der Arbeiter diese Konsumtion sich selbst und nicht dem Kapitalisten zu lieb vollzieht. So bleibt der Konsum des Lastviehs nicht minder ein nothwendiges Moment des Produktionsprozesses, weil das Vieh selbst geniesst, was es frisst. Die beständige Erhaltung und Reproduktion der Arbeiterklasse bleibt beständige Bedingung für die Reproduktion des Kapitals. Der Kapitalist kann ihre Erfüllung getrost dem Selbsterhaltungs- und Fortpflanzungstrieb der Arbeiter überlassen. Er sorgt nur dafür ihre individuelle Konsumtion so viel als möglich auf das Nothwendige einzuschränken und ist himmelweit entfernt von jener südamerikanischen Rohheit, die den Arbeiter zwingt substantiellere statt weniger substantieller Nahrungsmittel einzunehmen 8). Durch den Umsatz eines Kapitaltheils in Arbeitskraft schlägt der Kapitalist zwei Fliegen mit einer Klappe. Er verwandelt dadurch einen Theil seines Kapitals in variables Kapital und verwerthet so sein Gesammt- kapital. Er einverleibt die Arbeitskraft seinen Produktionsmitteln. Er verzehrt die Arbeitskraft produktiv, indem er den Arbeiter die Produktions- mittel durch seine Arbeit produktiv verzehren lässt. Andrerseits verwandeln sich die Lebensmittel oder der an den Arbeiter veräusserte Theil des Kapitals in Muskel, Nerven, Knochen, Hirn u.s.w. von Arbeitern. Innerhalb ih- rer nothwendigen Grenzen ist daher die individuelle Konsumtion der 8) „Die Arbeiter in den Bergwerken Südamerika’s, deren tägliches Geschäft (das schwerste vielleicht in der Welt) darin besteht, eine Last Erz, im Gewicht von 180—200 Pfund, aus einer Tiefe von 450 Fuss, auf ihren Schultern zu Tage zu fördern, leben nur von Brod und Bohnen, sie würden das Brod allein zur Nah- rung vorziehn, allein ihre Herrn, welche gefunden haben, dass sie mit Brod nicht so stark arbeiten können, behandeln sie wie Pferde, und zwingen sie die Bohnen zu essen; die Bohnen sind aber verhältnissmässig an Knochenerde weit reicher als das Brod.“ (Liebig l. c. 1. Theil, p. 194, Note.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/578>, abgerufen am 22.11.2024.