die produktive Konsumtion bestimmt, existirt es grossentheils in Natural- formen, die von selbst die individuelle Konsumtion ausschliessen.
Hat die Produktion kapitalistische Form, so die Reproduktion. Wie in der kapitalistischen Produktionsweise der Arbeitsprozess nur als ein Mittel für den Verwerthungsprozess erscheint, so die Reproduktion nur als ein Mittel den vorgeschossnen Werth als Kapital zu reproduciren, d. h. als sich erhaltenden und verwerthenden Werth. Die ökonomische Charak- termaske des Kapitalisten hängt nur dadurch an einem Menschen fest, dass sein Geld fortwährend als Kapital funktionirt. Hat z. B. die vorgeschossne Geldsumme von 100 Pfd. St. sich dieses Jahr in Kapital verwandelt und einen Mehrwerth von 20 Pfd. St. producirt, so muss sie das nächste Jahr u. s. f. dieselbe Operation wiederholen. Als periodi- sches Increment des Kapitalwerths, oder periodische Frucht des prozessirenden Kapitals, erhält der Mehrwerth die Form einer aus dem Kapital entspringenden Revenue1).
Dient diese Revenue dem Kapitalisten nur als Konsumtionsfonds oder wird sie ebenso periodisch von ihm verzehrt wie gewonnen, so findet, unter sonst gleichbleibenden Umständen, einfache Reproduktion statt. Obgleich letztere nun blosse Wiederholung des Produktions- prozesses auf derselben Stufenleiter, drückt die blosse Wieder- holung oder Kontinuität dem Prozesse gewisse neue Charaktere auf oder löst vielmehr die Scheincharaktere seines nur vereinzelten Vorgangs auf.
Der Produktionsprozess wird eingeleitet mit dem Kauf der Arbeits- kraft für eine bestimmte Zeit und diese Einleitung erneuert sich beständig, sobald der Verkaufstermin der Arbeit fällig und damit eine bestimmte Pro- duktionsperiode, Woche, Monat u. s. w. abgelaufen ist. Gezahlt wird der Arbeiter aber erst, nachdem seine Arbeitskraft gewirkt und sowohl ihren eignen Werth, als den Mehrwerth, in Waaren realisirt hat. Er hat
1) "Die Reichen, welche die Produkte der Arbeit Andrer verzehren, erhalten sie nur durch Austauschakte (Waarenkäufe). Sie sind daher einer beständigen Erschöpfung ihrer Fonds ausgesetzt ... Aber in der gesellschaftlichen Ordnung hat der Reichthum die Kraft erhalten, sich durch fremde Arbeit zu repro- duciren . . . . Der Reichthum, wie die Arbeit, und durch die Arbeit, liefert eine jährliche Frucht, welche jedes Jahr vernichtet werden kann, ohne dass der Reiche ärmer wird. Die Frucht ist die Revenue, die aus dem Kapital ent- springt." (Sismondi: "Nouv. Princ. d'Econ. Pol." t. I, p. 82.)
die produktive Konsumtion bestimmt, existirt es grossentheils in Natural- formen, die von selbst die individuelle Konsumtion ausschliessen.
Hat die Produktion kapitalistische Form, so die Reproduktion. Wie in der kapitalistischen Produktionsweise der Arbeitsprozess nur als ein Mittel für den Verwerthungsprozess erscheint, so die Reproduktion nur als ein Mittel den vorgeschossnen Werth als Kapital zu reproduciren, d. h. als sich erhaltenden und verwerthenden Werth. Die ökonomische Charak- termaske des Kapitalisten hängt nur dadurch an einem Menschen fest, dass sein Geld fortwährend als Kapital funktionirt. Hat z. B. die vorgeschossne Geldsumme von 100 Pfd. St. sich dieses Jahr in Kapital verwandelt und einen Mehrwerth von 20 Pfd. St. producirt, so muss sie das nächste Jahr u. s. f. dieselbe Operation wiederholen. Als periodi- sches Increment des Kapitalwerths, oder periodische Frucht des prozessirenden Kapitals, erhält der Mehrwerth die Form einer aus dem Kapital entspringenden Revenue1).
Dient diese Revenue dem Kapitalisten nur als Konsumtionsfonds oder wird sie ebenso periodisch von ihm verzehrt wie gewonnen, so findet, unter sonst gleichbleibenden Umständen, einfache Reproduktion statt. Obgleich letztere nun blosse Wiederholung des Produktions- prozesses auf derselben Stufenleiter, drückt die blosse Wieder- holung oder Kontinuität dem Prozesse gewisse neue Charaktere auf oder löst vielmehr die Scheincharaktere seines nur vereinzelten Vorgangs auf.
Der Produktionsprozess wird eingeleitet mit dem Kauf der Arbeits- kraft für eine bestimmte Zeit und diese Einleitung erneuert sich beständig, sobald der Verkaufstermin der Arbeit fällig und damit eine bestimmte Pro- duktionsperiode, Woche, Monat u. s. w. abgelaufen ist. Gezahlt wird der Arbeiter aber erst, nachdem seine Arbeitskraft gewirkt und sowohl ihren eignen Werth, als den Mehrwerth, in Waaren realisirt hat. Er hat
1) „Die Reichen, welche die Produkte der Arbeit Andrer verzehren, erhalten sie nur durch Austauschakte (Waarenkäufe). Sie sind daher einer beständigen Erschöpfung ihrer Fonds ausgesetzt … Aber in der gesellschaftlichen Ordnung hat der Reichthum die Kraft erhalten, sich durch fremde Arbeit zu repro- duciren . . . . Der Reichthum, wie die Arbeit, und durch die Arbeit, liefert eine jährliche Frucht, welche jedes Jahr vernichtet werden kann, ohne dass der Reiche ärmer wird. Die Frucht ist die Revenue, die aus dem Kapital ent- springt.“ (Sismondi: „Nouv. Princ. d’Écon. Pol.“ t. I, p. 82.)
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[553/0572]
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in der kapitalistischen Produktionsweise der Arbeitsprozess nur als ein
Mittel für den Verwerthungsprozess erscheint, so die Reproduktion nur als
ein Mittel den vorgeschossnen Werth als Kapital zu reproduciren, d. h.
als sich erhaltenden und verwerthenden Werth. Die ökonomische Charak-
termaske des Kapitalisten hängt nur dadurch an einem Menschen fest,
dass sein Geld fortwährend als Kapital funktionirt. Hat z. B. die
vorgeschossne Geldsumme von 100 Pfd. St. sich dieses Jahr in Kapital
verwandelt und einen Mehrwerth von 20 Pfd. St. producirt, so muss sie
das nächste Jahr u. s. f. dieselbe Operation wiederholen. Als periodi-
sches Increment des Kapitalwerths, oder periodische Frucht
des prozessirenden Kapitals, erhält der Mehrwerth die Form einer aus
dem Kapital entspringenden Revenue 1).
Dient diese Revenue dem Kapitalisten nur als Konsumtionsfonds oder
wird sie ebenso periodisch von ihm verzehrt wie gewonnen, so findet, unter
sonst gleichbleibenden Umständen, einfache Reproduktion statt.
Obgleich letztere nun blosse Wiederholung des Produktions-
prozesses auf derselben Stufenleiter, drückt die blosse Wieder-
holung oder Kontinuität dem Prozesse gewisse neue Charaktere auf oder
löst vielmehr die Scheincharaktere seines nur vereinzelten Vorgangs auf.
Der Produktionsprozess wird eingeleitet mit dem Kauf der Arbeits-
kraft für eine bestimmte Zeit und diese Einleitung erneuert sich beständig,
sobald der Verkaufstermin der Arbeit fällig und damit eine bestimmte Pro-
duktionsperiode, Woche, Monat u. s. w. abgelaufen ist. Gezahlt wird
der Arbeiter aber erst, nachdem seine Arbeitskraft gewirkt und sowohl
ihren eignen Werth, als den Mehrwerth, in Waaren realisirt hat. Er hat
1) „Die Reichen, welche die Produkte der Arbeit Andrer verzehren, erhalten
sie nur durch Austauschakte (Waarenkäufe). Sie sind daher einer beständigen
Erschöpfung ihrer Fonds ausgesetzt … Aber in der gesellschaftlichen Ordnung
hat der Reichthum die Kraft erhalten, sich durch fremde Arbeit zu repro-
duciren . . . . Der Reichthum, wie die Arbeit, und durch die Arbeit,
liefert eine jährliche Frucht, welche jedes Jahr vernichtet werden kann, ohne dass
der Reiche ärmer wird. Die Frucht ist die Revenue, die aus dem Kapital ent-
springt.“ (Sismondi: „Nouv. Princ. d’Écon. Pol.“ t. I, p. 82.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/572>, abgerufen am 22.11.2024.
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