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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Um als Waare auf dem Markt verkauft zu werden, müsste die Arbeit
jedenfalls existiren, bevor sie verkauft wird. Könnte der Arbeiter ihr
aber eine selbstständige Existenz geben, so würde er Waare verkaufen
und nicht Arbeit22).

Von diesen Widersprüchen abgesehn, würde ein direkter Austausch
von Geld, d. h. vergegenständlichter Arbeit, mit lebendiger Arbeit entweder
das Werthgesetz aufheben, welches sich grade erst auf Grundlage
der kapitalistischen Produktion frei entwickelt, oder die kapitalistische
Produktion selbst
aufheben, welche grade auf der Lohnarbeit
beruht. Der Arbeitstag von 12 Stunden stellt sich z. B. in einem Geldwerth
von 6 sh. dar. Werden Aequivalente ausgetauscht, so erhält der Arbeiter
für zwölfstündige Arbeit 6 sh. Der Preis seiner Arbeit wäre gleich dem
Preis seines Produkts. In diesem Fall producirte er keinen Mehrwerth
für den Käufer seiner Arbeit, die 6 sh. verwandelten sich nicht in Kapital,
die Grundlage der kapitalistischen Produktion verschwände, aber grade
auf dieser Grundlage verkauft er seine Arbeit und ist seine Arbeit
wesentlich Lohnarbeit. Oder er erhält für 12 Stunden Arbeit weniger
als 6 sh., d. h. weniger als 12 Stunden Arbeit. Zwölf Stunden Arbeit
tauschen sich aus gegen 10, 6 u. s. w. Stunden Arbeit. Diese Gleichsetzung
ungleicher Grössen hebt nicht nur die Werthbestimmung auf. Ein

that the value of labour depends of the quantity of labour em-
ployed in producing it
-- which is evidently absurd. By a dexterous turn,
therefore, Mr. Ricardo makes the value of labour depend on the quantity of labour
required to produce wages, or, to give him the benefit of his own language, he
maintains, that the value of labour is to be estimated by the quantity of labour
required to produce wages; by which he means the quantity of labour required to
produce the money or commodities given to the labourer. This is similar to
saying, that the value of cloth is estimated, not by the quantity of labour bestowed
on its production, but by the quantity of labour bestowed on the production of
the silver, for which the cloth is exchanged." ("A Critical Dissertation on
the Nature etc. of Value
", p. 50, 51.)
22) "If you call labour a commodity, it is not like a commodity which is
first produced in order to exchange, and then brought to market where it must
exchange with other commodities according to the respective quantities of each
which there may be at the market in the time; labour is created at the moment
it is brought to market; nay, it is brought to market before it is created."
("Observations on some verbal disputes etc.", p. 75, 76.)

Um als Waare auf dem Markt verkauft zu werden, müsste die Arbeit
jedenfalls existiren, bevor sie verkauft wird. Könnte der Arbeiter ihr
aber eine selbstständige Existenz geben, so würde er Waare verkaufen
und nicht Arbeit22).

Von diesen Widersprüchen abgesehn, würde ein direkter Austausch
von Geld, d. h. vergegenständlichter Arbeit, mit lebendiger Arbeit entweder
das Werthgesetz aufheben, welches sich grade erst auf Grundlage
der kapitalistischen Produktion frei entwickelt, oder die kapitalistische
Produktion selbst
aufheben, welche grade auf der Lohnarbeit
beruht. Der Arbeitstag von 12 Stunden stellt sich z. B. in einem Geldwerth
von 6 sh. dar. Werden Aequivalente ausgetauscht, so erhält der Arbeiter
für zwölfstündige Arbeit 6 sh. Der Preis seiner Arbeit wäre gleich dem
Preis seines Produkts. In diesem Fall producirte er keinen Mehrwerth
für den Käufer seiner Arbeit, die 6 sh. verwandelten sich nicht in Kapital,
die Grundlage der kapitalistischen Produktion verschwände, aber grade
auf dieser Grundlage verkauft er seine Arbeit und ist seine Arbeit
wesentlich Lohnarbeit. Oder er erhält für 12 Stunden Arbeit weniger
als 6 sh., d. h. weniger als 12 Stunden Arbeit. Zwölf Stunden Arbeit
tauschen sich aus gegen 10, 6 u. s. w. Stunden Arbeit. Diese Gleichsetzung
ungleicher Grössen hebt nicht nur die Werthbestimmung auf. Ein

that the value of labour depends of the quantity of labour em-
ployed in producing it
— which is evidently absurd. By a dexterous turn,
therefore, Mr. Ricardo makes the value of labour depend on the quantity of labour
required to produce wages, or, to give him the benefit of his own language, he
maintains, that the value of labour is to be estimated by the quantity of labour
required to produce wages; by which he means the quantity of labour required to
produce the money or commodities given to the labourer. This is similar to
saying, that the value of cloth is estimated, not by the quantity of labour bestowed
on its production, but by the quantity of labour bestowed on the production of
the silver, for which the cloth is exchanged.“ („A Critical Dissertation on
the Nature etc. of Value
“, p. 50, 51.)
22) „If you call labour a commodity, it is not like a commodity which is
first produced in order to exchange, and then brought to market where it must
exchange with other commodities according to the respective quantities of each
which there may be at the market in the time; labour is created at the moment
it is brought to market; nay, it is brought to market before it is created.“
(„Observations on some verbal disputes etc.“, p. 75, 76.)
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[521/0540] Um als Waare auf dem Markt verkauft zu werden, müsste die Arbeit jedenfalls existiren, bevor sie verkauft wird. Könnte der Arbeiter ihr aber eine selbstständige Existenz geben, so würde er Waare verkaufen und nicht Arbeit 22). Von diesen Widersprüchen abgesehn, würde ein direkter Austausch von Geld, d. h. vergegenständlichter Arbeit, mit lebendiger Arbeit entweder das Werthgesetz aufheben, welches sich grade erst auf Grundlage der kapitalistischen Produktion frei entwickelt, oder die kapitalistische Produktion selbst aufheben, welche grade auf der Lohnarbeit beruht. Der Arbeitstag von 12 Stunden stellt sich z. B. in einem Geldwerth von 6 sh. dar. Werden Aequivalente ausgetauscht, so erhält der Arbeiter für zwölfstündige Arbeit 6 sh. Der Preis seiner Arbeit wäre gleich dem Preis seines Produkts. In diesem Fall producirte er keinen Mehrwerth für den Käufer seiner Arbeit, die 6 sh. verwandelten sich nicht in Kapital, die Grundlage der kapitalistischen Produktion verschwände, aber grade auf dieser Grundlage verkauft er seine Arbeit und ist seine Arbeit wesentlich Lohnarbeit. Oder er erhält für 12 Stunden Arbeit weniger als 6 sh., d. h. weniger als 12 Stunden Arbeit. Zwölf Stunden Arbeit tauschen sich aus gegen 10, 6 u. s. w. Stunden Arbeit. Diese Gleichsetzung ungleicher Grössen hebt nicht nur die Werthbestimmung auf. Ein 21) 22) „If you call labour a commodity, it is not like a commodity which is first produced in order to exchange, and then brought to market where it must exchange with other commodities according to the respective quantities of each which there may be at the market in the time; labour is created at the moment it is brought to market; nay, it is brought to market before it is created.“ („Observations on some verbal disputes etc.“, p. 75, 76.) 21) that the value of labour depends of the quantity of labour em- ployed in producing it — which is evidently absurd. By a dexterous turn, therefore, Mr. Ricardo makes the value of labour depend on the quantity of labour required to produce wages, or, to give him the benefit of his own language, he maintains, that the value of labour is to be estimated by the quantity of labour required to produce wages; by which he means the quantity of labour required to produce the money or commodities given to the labourer. This is similar to saying, that the value of cloth is estimated, not by the quantity of labour bestowed on its production, but by the quantity of labour bestowed on the production of the silver, for which the cloth is exchanged.“ („A Critical Dissertation on the Nature etc. of Value“, p. 50, 51.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/540>, abgerufen am 22.11.2024.