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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Folge und nie Grund der entsprechenden Ab- oder Zu-
nahme des Werths der Arbeitskraft
10).

Da der Arbeitstag von constanter Grösse ist, sich in einer constanten
Werthgrösse darstellt, jedem Grössenwechsel des Mehrwerths ein umge-
kehrter Grössenwechsel im Werth der Arbeitskraft entspricht und der Werth
der Arbeitskraft nur wechseln kann mit einem Wechsel in der Produktiv-
kraft der Arbeit, folgt unter diesen Bedingungen offenbar, dass jeder
Grössenwechsel des Mehrwerths aus einem Grössenwechsel im Werth der
Arbeitskraft entspringt. Wenn man daher gesehn, dass kein absoluter
Grössenwechsel
im Werth der Arbeitskraft und des Mehrwerths
möglich ist ohne einen Wechsel ihrer relativen Grössen, so folgt jetzt,
dass kein Wechsel ihrer relativen Werthgrössen möglich ist
ohne einen Wechsel der absoluten Werthgrösse der Arbeits-
kraft
.

Ricardo hat die eben aufgestellten drei Gesetze zuerst streng for-
mulirt. Die Mängel seiner Darstellung sind, 1) dass er die besondern
Bedingungen, innerhalb deren jene Gesetze gelten, als sich von selbst ver-
stehende allgemeine und ausschliessliche Bedingungen der kapi-
talistischen Produktion voraussetzt; 2), und diess verfälscht seine Analyse
in viel höherem Grad, dass er überhaupt den Mehrwerth nicht rein dar-
stellt, d. h. nicht unabhängig von seinen besondern Formen, wie Profit, Grund-
rente u. s. w. Er wirft daher die Gesetze über die Rate des
Mehrwerths
unmittelbar zusammen mit den Gesetzen der Profit-
rate
. Ich werde später, im 3. Buch dieser Schrift beweisen, dass die-
selbe Rate des Mehrwerths sich in den verschiedensten
Profitraten
und verschiedne Raten des Mehrwerths, unter

10) Zu diesem dritten Gesetz hat Mac Culloch u. A. den abgeschmackten
Zusatz gemacht, dass der Mehrwerth ohne Fall im Werth der Arbeitskraft steigen
kann durch Abschaffung von Steuern, die der Kapitalist früher zu zahlen hatte.
Die Abschaffung solcher Steuern ändert absolut nichts an dem Quantum Mehr-
werth, das der industrielle Kapitalist in erster Hand dem Arbeiter auspumpt. Sie
ändert nur die Proportion, worin er diesen Mehrwerth in seine eigne Tasche steckt
oder mit dritten Personen theilen muss. Sie ändert also nichts an dem Verhältniss
zwischen Werth der Arbeitskraft und Mehrwerth. Die "Ausnahme" des Mac
Culloch beweist also nur sein Missverständniss der Regel, ein Malheur, das ihm
in der Vulgarisation Ricardo's eben so oft passirt als dem J. B. Say in der Vul-
garisation A. Smith's.

Folge und nie Grund der entsprechenden Ab- oder Zu-
nahme des Werths der Arbeitskraft
10).

Da der Arbeitstag von constanter Grösse ist, sich in einer constanten
Werthgrösse darstellt, jedem Grössenwechsel des Mehrwerths ein umge-
kehrter Grössenwechsel im Werth der Arbeitskraft entspricht und der Werth
der Arbeitskraft nur wechseln kann mit einem Wechsel in der Produktiv-
kraft der Arbeit, folgt unter diesen Bedingungen offenbar, dass jeder
Grössenwechsel des Mehrwerths aus einem Grössenwechsel im Werth der
Arbeitskraft entspringt. Wenn man daher gesehn, dass kein absoluter
Grössenwechsel
im Werth der Arbeitskraft und des Mehrwerths
möglich ist ohne einen Wechsel ihrer relativen Grössen, so folgt jetzt,
dass kein Wechsel ihrer relativen Werthgrössen möglich ist
ohne einen Wechsel der absoluten Werthgrösse der Arbeits-
kraft
.

Ricardo hat die eben aufgestellten drei Gesetze zuerst streng for-
mulirt. Die Mängel seiner Darstellung sind, 1) dass er die besondern
Bedingungen, innerhalb deren jene Gesetze gelten, als sich von selbst ver-
stehende allgemeine und ausschliessliche Bedingungen der kapi-
talistischen Produktion voraussetzt; 2), und diess verfälscht seine Analyse
in viel höherem Grad, dass er überhaupt den Mehrwerth nicht rein dar-
stellt, d. h. nicht unabhängig von seinen besondern Formen, wie Profit, Grund-
rente u. s. w. Er wirft daher die Gesetze über die Rate des
Mehrwerths
unmittelbar zusammen mit den Gesetzen der Profit-
rate
. Ich werde später, im 3. Buch dieser Schrift beweisen, dass die-
selbe Rate des Mehrwerths sich in den verschiedensten
Profitraten
und verschiedne Raten des Mehrwerths, unter

10) Zu diesem dritten Gesetz hat Mac Culloch u. A. den abgeschmackten
Zusatz gemacht, dass der Mehrwerth ohne Fall im Werth der Arbeitskraft steigen
kann durch Abschaffung von Steuern, die der Kapitalist früher zu zahlen hatte.
Die Abschaffung solcher Steuern ändert absolut nichts an dem Quantum Mehr-
werth, das der industrielle Kapitalist in erster Hand dem Arbeiter auspumpt. Sie
ändert nur die Proportion, worin er diesen Mehrwerth in seine eigne Tasche steckt
oder mit dritten Personen theilen muss. Sie ändert also nichts an dem Verhältniss
zwischen Werth der Arbeitskraft und Mehrwerth. Die „Ausnahme“ des Mac
Culloch beweist also nur sein Missverständniss der Regel, ein Malheur, das ihm
in der Vulgarisation Ricardo’s eben so oft passirt als dem J. B. Say in der Vul-
garisation A. Smith’s.
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[508/0527] Folge und nie Grund der entsprechenden Ab- oder Zu- nahme des Werths der Arbeitskraft 10). Da der Arbeitstag von constanter Grösse ist, sich in einer constanten Werthgrösse darstellt, jedem Grössenwechsel des Mehrwerths ein umge- kehrter Grössenwechsel im Werth der Arbeitskraft entspricht und der Werth der Arbeitskraft nur wechseln kann mit einem Wechsel in der Produktiv- kraft der Arbeit, folgt unter diesen Bedingungen offenbar, dass jeder Grössenwechsel des Mehrwerths aus einem Grössenwechsel im Werth der Arbeitskraft entspringt. Wenn man daher gesehn, dass kein absoluter Grössenwechsel im Werth der Arbeitskraft und des Mehrwerths möglich ist ohne einen Wechsel ihrer relativen Grössen, so folgt jetzt, dass kein Wechsel ihrer relativen Werthgrössen möglich ist ohne einen Wechsel der absoluten Werthgrösse der Arbeits- kraft. Ricardo hat die eben aufgestellten drei Gesetze zuerst streng for- mulirt. Die Mängel seiner Darstellung sind, 1) dass er die besondern Bedingungen, innerhalb deren jene Gesetze gelten, als sich von selbst ver- stehende allgemeine und ausschliessliche Bedingungen der kapi- talistischen Produktion voraussetzt; 2), und diess verfälscht seine Analyse in viel höherem Grad, dass er überhaupt den Mehrwerth nicht rein dar- stellt, d. h. nicht unabhängig von seinen besondern Formen, wie Profit, Grund- rente u. s. w. Er wirft daher die Gesetze über die Rate des Mehrwerths unmittelbar zusammen mit den Gesetzen der Profit- rate. Ich werde später, im 3. Buch dieser Schrift beweisen, dass die- selbe Rate des Mehrwerths sich in den verschiedensten Profitraten und verschiedne Raten des Mehrwerths, unter 10) Zu diesem dritten Gesetz hat Mac Culloch u. A. den abgeschmackten Zusatz gemacht, dass der Mehrwerth ohne Fall im Werth der Arbeitskraft steigen kann durch Abschaffung von Steuern, die der Kapitalist früher zu zahlen hatte. Die Abschaffung solcher Steuern ändert absolut nichts an dem Quantum Mehr- werth, das der industrielle Kapitalist in erster Hand dem Arbeiter auspumpt. Sie ändert nur die Proportion, worin er diesen Mehrwerth in seine eigne Tasche steckt oder mit dritten Personen theilen muss. Sie ändert also nichts an dem Verhältniss zwischen Werth der Arbeitskraft und Mehrwerth. Die „Ausnahme“ des Mac Culloch beweist also nur sein Missverständniss der Regel, ein Malheur, das ihm in der Vulgarisation Ricardo’s eben so oft passirt als dem J. B. Say in der Vul- garisation A. Smith’s.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/527>, abgerufen am 21.11.2024.